Oh. Oooohh! Wie schrecklich. Ich legte mir einen Handrücken an die Stirn und die andere Hand über mein Herz, um eine höchst dramatische Pose einzunehmen. Du brichst mir das arme, kleine Herz. Ich dachte wir zwei hatten etwas besonderes. Du bist so grausam.

Ayumi hatte auf den Boden gestarrt und ich hatte kurz auf eine Reaktion gewartet. Diese kam dann auch indem sie ihren Arm hob und ihre Hand in die meine legte. Ich schloss meine Finger um ihre und zog sie mühelos wieder auf die Beine. Ein paar aus meiner Sicht viel zu kurze Sekunden zu lange hielt ich ihre Hand in meiner. Bevor ich sie wieder behutsam los ließ und sie schmal anlächelte.
"Kein Problem, Ayu."
Ich setzte mich langsam in Bewegung, wobei ich kurz stehen blieb, um zu sehen, ob sie mir auch folgte. Ayumi ging es offensichtlich überhaupt nicht gut, aber ich war wohl auch nicht derjenige der das besser machen konnte. Eher war ich wohl derjenige, der das Ganze überhaupt ausgelöst hatte. Ich wollte sie nicht gerne zurück lassen. Aber ich war mir auch nicht sicher ob ein Angebot wie sie zu tragen überhaupt angemessen war. Oder erwünscht.
"Ich kann dich tragen, wenn du nicht gehen möchtest."
Oder eher nicht gehen kannst. Man, es muss sie ganz schön erwischt haben. Ich hatte beschlossen es doch einfach zu riskieren. Meine Stimme war doch deutlich zaghafter als zuvor.

Ich bewegte mich nur langsam, alles kam mir so anstrengend vor, als würde ich durch Wasser waten müssen, so blieb ich auch entsprechend wieder hinter meinem Bruder zurück, bis er anhielt und auf mich wartete, denn da lief ich fast in ihn hinein. Ich blinzelte langsam und hob den Kopf um Kaito anzusehen. Würdest du? Gott bist du lächerlich, kannst du nicht einmal in dein Zimmer hinauf gehen? Aber trotz dieser Gedanken wollte ich gerne getragen werden, doch nicht nur, weil ich keine Energie hatte, mir war auch kalt und Kaitos Hand vorhin war so warm gewesen.

Mein Blick legte eine Wandlung von Zaghaftigtkeit zu weichen Zuneigung hin, denn ich würde Ayumi nur zu gerne tragen. Am Liebsten würde ich ihr sofort alles abnehmen, was es zu tun gab, was auch immer sie nicht tun wollte. Aber dafür waren wir noch lange nicht so weit. Ich nahm mir jedoch jetzt bereits fest vor so oft wie möglich sie zu fragen. Ob sie etwas brauchte konnte schließlich nur mir sie sagen. Sie sollte um nichts bitten müssen. Ich sollte der jenige sein der sich bemüht.
"Aber immer doch, Ayu."
Sanft lächelte ich sie an und trat dann auf sie zu. Kurze Zeit legte ich meine Hand auf ihre Schulter, um sie vorzuwarnen. Dann ließ ich meine Hand über ihre Schulterblätter zu ihrer mir gegenüberliegenden Schulter gleiten. Mit meinem anderen Arm fuhr ich unter ihre Kniekehlen. Kurz wartete ich und hob sie dann ohne große Mühen mit einem Mal auf meine Arme. Mein Körper war doch über die Jahre einiges muskulöser geworden, ich war nicht mehr ganz so schlank wie früher. Ayumi war jedoch so zierlich das sie überhaupt nicht schwer war.
"Alles an Bord des Kaito-Zuges!"
Ich hielt sie so dass sie ihren Kopf gut an meiner Schulter oder meiner Brust ablegen konnte.

Ich ließ mich wie ein leichter Sack Kartoffeln einfach aufheben, ohne jegliche Gegenwehr, aber auch ohne Mithilfe. So konnte Kaito sich mich ohne Probleme auf die Arme laden. Er war muskulöser geworden, das hatte ich bemerkt, und ich war auch wirklich nicht sehr schwer. Ich aß unregelmäßig, denn zum einen vergaß ich es oft und zum anderen hatte ich während meiner Tiefs einfach nie Hunger. mein kopf lehnte sich müde gegen Kaitos Schulter und ich schloss langsam die Augen. Danke Kai.

Ayumi sackte gegen mich, aber sie hatte offenbar nichts dagegen und das war bereits beruhigend genug. Ich erinnerte mich an früher als wir uns noch näher gewesen waren - und für jeden Unfug zu haben. Wir waren oft gemeinsam gewesen und Ayumi hatte sich aus meiner Sicht in den letzten Jahren auch nicht viel verändert. Nicht auf den ersten Blick auf jeden Fall. Aber dennoch hatte ich einiges verpasst. Ich war mir sicher das meiste würde ich auch erst später erfahren können. Noch war es viel zu früh um solche Aussagen zu treffen. Ich hoffte nur, dass ich ihr es auch beweisen konnte, dass ich bleiben würde. Ich bin nicht wie Keregi. Auch wenn ich es dachte so glaubte ich es mir doch selbst auch nicht vollkommen. Verdammt. Ich muss es doch beweisen können.
"Gar keine große Sache!"
Ich schenkte ihr ein möglichst tapferes Lächeln und begann dann mir den Weg zu ihrem Zimmer zu bahnen. Die Villa war noch immer so wie früher, voller Luxus, sie hatte sich nicht allzu viel verändert. Allerdings wunderte mich das auch wenig. Denn Adel veränderte sich kaum. Ich hatte auf meinen Reisen viele unterschiedliche Personen kennenlernen dürfen. Somit hatte ich auch andere Lebensweisen kennengelernt. Ich hatte mich doch sehr selbst gefunden. Aber zu welchem Preis?

> Ayumis Zimmer

Kaitos starke Beine gingen für mich und ich war einfach nur froh mich nicht bewegen zu müssen. Ich war furchtbar erschöpft und wollte am liebsten nur noch schlafen, aber ich war mir nicht sicher ob ich einschlafen konnte. Jetzt jedenfalls konnte ich es nicht, allerdings war Kaito schön warm und von ihm getragen zu werden war so vertraut, dass es mich fast wieder zum heulen brachte, wenn ich nur nicht so müde gewesen wäre.
(Ayumi's Zimmer)

Zitat von Mercutio im Beitrag #7231

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Oh. Oooohh! Wie schrecklich. Ich legte mir einen Handrücken an die Stirn und die andere Hand über mein Herz, um eine höchst dramatische Pose einzunehmen. Du brichst mir das arme, kleine Herz. Ich dachte wir zwei hatten etwas besonderes. Du bist so grausam.

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Das ist das schlimmste was passieren konnte. Ich verkrampfte meine Hand über meinem Herzen und schaffte es ein paar dramatische Tränchen zu produzieren. Ich wurde in die Friendzone verbannt, oh du grausame Welt!

Nun, ich musste mich wirklich bemühen, nicht darauf herein zu fallen, als er sogar ein paar Tränen zusammen brachte, und das alles sogar noch dramatischer wurde. Zum Glück waren wir hier nicht in der Öffentlichkeit. "Also, es ist nicht so, dass ich für dich mehr empfinde als Freundschaft, aber spätestens wenn doch, hätte Tybalt mich wirklich umgebracht", stellte ich kurz darauf trocken fest.

Ich wurde mit einem Schlag wieder normal und kicherte los. Vielleicht, aber Tybie vertraut mir, dass ich nicht untreu werde, du weißt schon, eine Standartvoraussetzung in einer guten Beziehung. Nicht, dass ich viel Ahnung von guten beziehungen hatte, aber das musste ich ja nicht extra erwähnen.

Mit einem Schlag begann er wieder zu kichern, das war mir definitiv lieber, als wenn er weiter so theatralisch einen auf gebrochenes Herz machte. Leicht zog ich die Augenbrauen hoch. "Autsch. Du weißt schon, dass das mir ebenso klar ist?", gab ich dann zurück, grinste ihn kurz darauf an. Nur... Vor Tybalt hatte ich wirklich Angst. Immer noch. "Aber lass uns mal los gehen, ich möchte gerade eher weniger über Beziehungen nachdenken."

=> Die Stadt Bordeaux - Caféhaus

Ich weiß ja nicht. Ich musterte Shion einmal von oben bis unten, als könnte ich so feststellen, ob er wirklich wusste, dass Vertrauen wichtig war, ehe ich lachend unseren Weg antrat. Mir unverständlich.

(Caféhaus)

Mit einem sanften Ruck kamen wir vor dem Haupteingang der Villa zu stehen und ich schaltete die Maschine ab, ehe ich darauf wartete, dass Kaito wieder abstieg, auch wenn ich den Körperkontakt schon wieder vermissen würde. Ich überlegte kurz ob ich nicht doch hinein gehen und Daphne Hallo sagen sollte, doch entschied mich dann dagegen, ich musste Nachhause bevor ich wieder müde wurde und ich hatte nicht mehr ewig Zeit.

< Wohnstraße

Wir parkten vor der Villa, und ich stieg selbstverständlich als Erstes von der Maschine, während ich zu Sandy sah, der noch am Motorrad sitzen blieb. Ich hatte meine Hände nur ganz langsam von ihm gelöst, meine Finger über seine Seiten streichen lassen, und nun stand ich vor ihm und betrachtete ihn kurz, bevor ich mit meinem Zeigefinger auf meinen Kinnriemen deutete. Er hat es immerhin versprochen... Ich grinste dabei nur.
"Nimmst du mir den für mich viel zu komplizierten Helm jetzt auch ab? Ein so ehrenhafter Polizist wie du kann doch nicht einfach sein Versprechen einem unschuldigen Zivilisten gegenüber brechen."
Ich atmete ganz schockiert ein und grinste dann breiter als je zuvor.
"Und deinen Helm bitte auch, ich will dich noch ordentlich knuddeln zum Abschluss!"
Ich wusste, dass ich gerade ein bisschen fordernd war, aber ich teste einfach wie zuvor nur wieder in aller Ruhe meine Grenzen aus. Noch wurde mir kein Riegel vorgeschoben. Vielleicht würde es Sandy auch gefallen, ich war auf jeden Fall sehr gespannt. Und zu einer Umarmung hat er bisher auch nicht Nein gesagt.