Na dann sind wir wohl beide unhöflich. Ich grinste Radley frech an und lachte dann leicht auf. Ich war zwar gegen diese alten, dummen Normen, aber es machte doch manchmal Spaß sie auszupacken und bei Radley auch irgendwie passend, denn er war schon mehr als hundert Jahre alt und hatte damit auch während der Hochzeit von solchen Aussagen gelebt. Da bist du gegen mich ja schon wirklich alt, ich bin erst 21.

Das wäre furchtbar, aber ich glaube nicht, dass das passiert. Meine Mutter ist ja offiziell die jenige die die Entscheidungen trifft, ich habe vor erstmal schön im Hintergrund zu bleiben und von da aus Sachen zu verändern. Natürlich alles in Absprache mit meiner Mutter, denn sie musste die Sachen ja bewilligen und durchsetzen, aber das musste ich Radley ja nicht sagen. Auf seine folgende Frage hin begann ich breit zu grinsen und sah ihn herausfordernd an. Das sage ich dir nur, wenn du mir zuerst sagst wie alt du bist. Eine Dame fragt man schließlich eigentlich nicht nach ihrem Alter.

Oh ganz sicher, sich zusammenreißen kann jeder. Ich hatte mir nie die Frage stellen müssen ob einer und wenn welcher Clan für mich ideal wäre und ich war darum ehrlich gesagt recht froh. Ich war zufrieden da wo ich war, an der Seite meiner Mutter und nun auch wieder zusammen mit meinem Bruder. Was wollte ich mehr? Wenn man keine Lust auf etwas hat, such nur gerade in dem Moment, dann kann einem alles auf die Nerven gehen. Ich grinste Radley entspannt an. Glaub bloß nicht ich würde meinem Clan gegenüber unkritisch sein, ich habe einiges was ich ändern will, aber man muss mit gewisser Vorsicht an sowas heran gehen. Manche Traditionen und Ansichten existieren schon zu lange als dass man sie innerhalb eines Tages ändern könnte.

Na wenn du dir da so sicher bist... Ich schnaubte amüsiert, immerhin redeten genug Leute über Dinge von denen sie keine Ahnung hatten und bei denen sie auch nicht recht hatten. Man hat die Chance sich auszusuchen wen man haben will, aber die hat man auch, wenn gerade weniger Vampire in der Gegend ist, manchmal muss Standard eben gewahrt werden. Abgesehen natürlich davon, dass wirklich nicht jeder Charakter zu jedem Clan und dessen Mitgliedern passte. An den der am ehesten deiner Art entspricht, richtig. Radley hatte sicherlich eher gemeint, dass er sich vielmehr dem FichtenClan zuwenden sollte, doch meiner Meinung nach sollte man sich nicht immer den einfachsten Weg aussuchen, wenn einem ein anderer eigentlich besser gefallen würde. Auf Radleys letzte Worte hin zickte ich nonchalant mit den Schultern und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. In Wahrheit gibt es glaube ich niemandem der völlig ohne Traditionen lebt, bei den einen existieren die nur schon länger oder sind für mehr Leute wichtig als für andere. Wir sind alle Gewohnheitstiere und Gewohnheiten und Traditionen sind für mich praktisch das selbe unter einem anderen Namen.

Ich lachte wieder leicht auf, ich ließ mich nicht so leicht beleidigen und Radley ruderte auch sofort wieder zurück, denn er hatte recht, wir kannten uns kaum und ich hatte es immer dumm gefunden jemanden so schnell beurteilen zu wollen, das taten ja leider genügend Leute. Vielleicht hast du ein bisschen recht. Der SonnenClan hat seine Wurzeln im Adel und bleibt auch teilweise bei dessen Traditionen. Allerdings ist der FeuerClan auch nicht so viel besser, die haben auch mehr Regeln bei neuen Mitgliedern. Der FichtenClan nimmt dagegen glaube ich fast jeden auf.

Ich verlasse mich darauf. Amüsiert beobachtete ich die Wirkung, die mekne Enthüllung auf Radley gehabt hatte, denn natürlich sah man mir das nicht an. Jemanden in so einer Position stellte man sich entweder so furchteinflößend wie Tybalt vor, oder so eindrucksvoll wie meine Mutter. Victorine fiel da eher sehr aus dem Rahmen, aber das hatte der FichtenClan immer schon getan, Mercutio als ihr Stellvertreter war ja auch nicht besser. Aber ich hatte noch Zeit meinen eigenen Führungsstil zu entwickeln, es eilte nicht. Natürlich nicht, wozu denn? Du könntest das doch super leicht nachprüfen. Ich schüttelte amüsiert den Kopf, zog dann aber herausfordernd eine Augenbraue hoch, als Radley weiter sprach. Willst du mir damit sagen, dass du mich für eingebildet hältst?

Dann sind sie aber so geheim, dass du sie auch nicht finden wirst. Ich grinste Radley frech an und lachte dann wieder locker auf, ehe uch zustimmend nickte. Allerdings, eigentlich ist es super, aber es sind auch einige Verpflichtungen damit verbunden. Dass wir unserem jeweiligen Anführer völlig ergeben sein sollten zum Beispiel. Das ist richtig und nicht nur das, vor dir steht sogar die stellvertretende Anführerin des SonnenClans. Ich breitete dramatisch die Arme aus und grinste Radley wieder breit an.

Meine Annahme wurde bestätigt und ich war zufrieden damit, so konnte ich mich also wieder anderen Themen zuwenden. Sehr gerne. Ich wusste nichts über Radley, außer deinen Namen und seine Herkunft, aber das störte mich nicht sehr. Zum einen ließ sich das leicht ändern und zum anderen machte ich hier ja auch keine festen Zusagen. Ich lachte leicht auf, als Radley seine Frage stellte und hinter mir blühte ein Baum auf. Geheimgesellschaften? Du bist gut, dafür ist unsere Stadt viel zu ruhig. Es gibt hier nur drei Clans und die sind alles andere als geheim.

Ah, dann bist du ein Verwandelter? Ich selbst mochte zwar ein Reinblüter sein, aber es gab genug Mischlinge auf der Welt, ich sah das nicht so eng, anders als manche andere meiner Art. Es ist nicht so schlimm, ich komme normalerweise gut mit sowas klar. Ich hatte also doch recht gehabt, Radley, wie er sich gleich vorstellte, war tatsächlich aus Amerika. Nach Amerika wollte ich immer schon mal. Ich bin von hier, das ist richtig, ich wurde hier geboren. Ich heiße übrigens Ayumi.

Ich hörte hinter mir Schritte und drehte mich um, nur um dort einen Mann stehen zu sehen, der mich auch gleich darauf ansprach. Er schien etwa meine Größe zu haben und wirkte fast schon etwas kränklich mit seiner blassen Hautfarbe und dem wenigen Fleisch auf den Rippen. Ich lächelte und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken. Hallo auch. Du hast ganz recht, ich bin ein Vampir, du auch, richtig? Aber du bist nicht aus Frankreich, oder? Er hatte einen schweren Akzent, den ich nicht völlig einordnen konnte, vielleicht etwas in Richtung Amerika.

Endlich war ich wieder aus meinem Tief herausgekommen und hatte beschlossen sofort in den Wald zu gehen. Ich atmete tief die frische Waldluft ein und streckte genüsslich die Arme aus, während ich über den weichen Waldboden schritt und um mich herum Blumen wachsen ließ. Endlich wieder draußen.

(Wald)

Wenn du magst, Ayumi ist im Moment frei. Tybalt und Mercutio aber im großen und ganzen auch :D

Ich ließ mich, kaum, dass meine Zimmertüre ins Schloss gefallen war, einfach auf mein Bett fallen. Die Pflanzen, die mein Kleid gebildet hatten, verdorrten nun völlig und fielen von mir ab, so dass ich nur noch in Unterwäsche auf meiner weichen Decke lag. Ich hatte nicht einmal mehr die Energie mich unter sie zu verziehen, also blieb ich einfach liegen und starrte in die nächste Zimmerecke.

Ich nickte als Antwort nur stumm und selbst das schien mir schon fast zu anstrengend zu sein. Die Treppen hochzusteigen erschien mir wie eine unmögliche Aufgabe, doch ich musste sie wohl bewältigen, wenn ich nicht einfach vor meiner Mutter stehen bleiben wollte, das hätte nur Fragen gegeben für die ich einfach keine Energie hatte. Nach einer also etwas zu langen Pause bewegte ich endlich wieder meine Füße und begann mit schlurfenden und schweren Schritten den Aufstieg.

(Ayumi's Zimmer)

Auf dem Weg zur Villa hatte ich gespürt wie meine Füße immer schwerer und schwerer wurden, die Pflanzen meines Kleides begannen langsam zu welken und am liebsten wollte ich mich gerade einfach nur irgendwo zusammenrollen. Nekro erinnerte mich einfach an Keregi und Keregi hatte es immer gut geschafft mich in ein Tief zu stoßen. Und das obwohl er seit vielen Jahren gar nicht mehr in meinem Leben vorhanden war. Ich weiß es nicht. Ich seufzte leise noch während ich meiner Mutter antwortete und sah abwesend an ihr vorbei. Nein, gerade will ich einfach nur ins Bett, okay?

Dieser Idiot! Ich runzelte wütend die Stirn, doch folgte dann brav meiner Mutter, als sich diese in Bewegung setzte. Der arme Masch, und das nur wegen so einem Trottel von einem Vater. Schlechte Väter waren bei mir ganz ein übles Thema, das stieg mir einfach immer die Galle hoch und ich spürte wie meine Laune gefährlich zu schwanken begann.
(Villa)

Als wir nach draußen traten war von Kaito und Sandy nichts mehr zu sehen, auch Kaoru und Samuel waren verschwunden, es blieben nur noch Mercutio und Tybalt die sich ruhig am Rande der Terrasse weiter betranken. Ich beobachtete die beiden kurz amüsiert und wandte mich dann meiner Mutter zu, als diese wieder sprach, nur um genervt die Augen zu verdrehen. Na toll, also haben wir Masch umsonst aufgeregt. Das hätte er sich nicht schon früher überlegen können, was?

Ja klar, machen wir das. Nach Nekro zu schauen machte mir zwar überhaupt keine Lust, aber ich folgte meiner Mutter trotzdem hinaus. Ich hoffte Kaito würde bei Sandy sein und am besten bei ihm übernachten, dann wäre er sicher und außerdem gönnte ich meinem Bruder die Zeit mit seinem Freund.
(Terrasse)

Ich nickte mit einem Augenverdrehen, denn leider konnte ich mir nur zu gut ausmalen was mein geliebter Zwillingsbruder da draußen anstellte. Aber zum Glück war ja jetzt Sandy bei ihm, der würde ohne Zweifel die ganze Situation retten können, da war ich mir völlig sicher. Allerdings spürte ich dann plötzlich etwas zwischen meinen Lippen und nahm reflexartig einen Zug aus der Pfeife, die Victorine mir da auf ihre Art und Weise anbot. Ich hustete leicht, allerdings eher wegen dem Geschmack als wegen dem Nikotin, denn ich hatte durchaus schon an einigen Zigaretten gezogen, das passierte nun einmal, wenn man ausging, mir jedenfalls. Schnell war die Pfeife wieder weg und so auch Victroine, allerdings hinterließ sie den Geruch nach Tabak und ein etwas entspannteres Lächeln auf meinem Gesicht. Danke Vic. Ich wandte mich wieder meiner Mutter zu und nickte mit einem leisen Seufzen. Schauen wir mal was passiert und was er macht. Gehen wir heim?