Ich persönlich war ziemlich schüchtern und unbeholfen, wenn es um Komplimente ging, ich war mir nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. Ich wusste, dass ich mich bedanken oder ein Kompliment erwidern sollte, aber es war angenehm und doch ein bisschen unangenehm zugleich. Ich hab nicht viel gemacht, es war keine große Sache., wehrte ich das Kompliment ein wenig ab, während ich nervös beobachtete, wie Ayumi die Pralinen und die Blumen der Dienerin übergab. Trotzdem lächelte ich Ayumi schüchtern an und nickte. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Wahrscheinlich war ich viel zu direkt, sofort färbten sich meine Wangen noch etwas dunkler, was bei mir zwar nicht viel hieß, aber ich sah schnell wieder auf meine Füße, die in den violetten hohen Schuhen steckten.

Ich finde schon. Ich lächelte Victorine an, denn ich fand wirklich, dass sie schon eine Menge getan hatte. Auf meinen Dates bisher hatte sich noch keiner die Mühe gemacht mir Pralinen mitzubringen. Victorines sehr direktes Kompliment brachte mich nun allerdings doch dazu verlegen zu reagieren, auch wenn ich angetan lächelte. Ich drehte eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger und sah einen Moment sogar zu Boden. Ach was, jetzt übertreibst du aber.

Das Lächeln löste ein Flattern in meiner Brust aus, das ich beinahe das Gefühl hatte, gleich vom Boden abzuheben, und das obwohl ich mich wie immer schwer auf meinen Gehstock stützte, besonders in den höheren Schuhen mit dem dünneren Absatz. Ich schüttelte aber sofort den Kopf, als Ayumi davon sprach, dass ich übertreiben würde, denn in aller Realität, konnte ich es gar nicht. Ich kann es gar nicht., antwortete ich vollkommen ehrlich und hielt ihr dann meinen Arm hin, zögerlich aber doch, Ich habe ein Auto für uns.

Ich spielte noch etwas mit meiner Haarsträhne und lächelte, ehe ich Victorine mit einem fast scheuen Augenaufschlag wieder ansah und dann gerne ihren schmalen Arm annahm. Es ist wirklich süß, dass du mich abholst, wie in diesen alten Filmen. Ich kicherte leise, als ich das sagte, denn diese Filme waren sicherlich nicht für Victorine alt gewesen, sie war am Leben gewesen, als sie gedreht worden waren.

Ich... war schon mehrere Jahrhunderte nicht mehr auf einem Date., gestand ich vollkommen ehrlich, ich hatte es auch nicht gerade so gehabt, dass es sich spontan irgendwie ergeben hätte, immerhin hatte ich mich von Vampiren und Menschen zugleich ferngehalten, wobei zumindest ersteres jetzt wohl nun gar nicht mehr möglich sein würde. Ich schaffte es aber trotzdem halbwegs sinnvoll Ayumi hinauszuführen, ohne mich dabei bei ihr abstützen zu müssen, ich war zum Glück mehr als geübt mit meinem Gehstock, wo auch bereits das Auto, das Mercutio irgendwie für uns besorgt hatte, parkte.

Das ist aber schade, mit wem auch immer du ausgegangen wärst, die Person wäre sicher über alle Maßen glücklich gewesen. Ich hätte Victorine zwar durchaus gerne gestützt, aber ich ließ ihr natürlich selbst die Wahl deswegen, ich kannte das ja von Sandy, man half nicht einfach, wenn die Person mit der Einschränkung nicht darum bat, oder sich selbst in Gefahr begab. Ich riss überrascht die Augen auf, als ich das Auto sah. es war schick und schwarz, kein Zweifel, aber alt. Nicht "oh nein, schon vier Jahre alt, Zeit für ein neues Auto"-alt, sondern wirklich alt, mehrere Jahrzehnte alt mindestens. Ich wusste gar nicht, dass solche Wägen heute noch fahren.

Das bezweifle- Weiter kam ich gar nicht, denn Ayumi wirkte sehr, sehr überrascht von der Wahl meines Gefährtes, ich sah sie etwas verlegen an, immerhin hatte ich auch nicht wirklich erfahren, woher Mercutio das Auto denn genau genommen hatte, nicht dass es wirklich relevant war. Ich habe meinen Führerschein damals im 19. Jahrhundert gemacht., erklärte ich mich, es war schon wirklich lange her, früher hatte man ganz ohne fahren dürfen, die Fahrerlaubnis, die ich damals gemacht hatte, lief auch nie ab, also... nun, ich hatte sie immer noch und bisher hatte nie jemand zu weit nachgefragt. Aber es fährt ohne Probleme.

Wow, das ist wirklich lange her. Ich sah Victorine staunend an und betrachtete dann auch den Wagen eingehend, der in einem sehr guten Zustand war. Poliert und alles. Ich war mir nicht sicher ob ich dieses Modell nicht schon mal gesehen hatte. In einem Museum vielleicht. Jetzt bin ich aber richtig gespannt, in sowas bin ich noch nie drin gesessen. Versteht sich. Ich grinste Victorine an und legte eine Hand auf ihren Arm, bei dem ich eingehakt war, und drückte ihn kurz, aber sehr sanft.

Ich war viel zu alt für Ayumi, zumindest war das mein erster Gedanke, aber ich schaffte es gerade noch so ihn nicht auszusprechen, denn der Gedanke störte mich, aus einem ganz bestimmten Grund um genau zu sein. Ihre Worte und der leichte Druck an meiner Hand holten mich allerdings wieder zurück und ich nickte Ayumi zu, bevor ich sie zum Auto führte. Dort entließ ich sie von meinem Arm und öffnete in einer eleganten und höflichen Bewegung die Tür zum Auto. Ich musste mein Gleichgewicht dazu mit dem Gehstock ausgleichen, aber ich war schließlich geübt darin.

Oh, vielen Dank. Ich musste etwas kichern, als Victorine mir die Wagentür auch noch öffnete. ich war immer wieder überrascht von ihren Gesten, sie wirkten so ungewöhnlich auf mich, aber doch so passend. Wie eben das Mitbringen von Blumen, das Anbieten des Arms und nun auch das öffnen der Wagentür, Gesten, die man in der heutigen Zeit kaum noch erlebte. Ich setzte mich möglichst galant in den Wagen hinein und strich mein Kleid glatt, damit es nicht zu sehr hochrutschte und am Ende unpassend auf Victorine wirkte.

Ayumi war unglaublich elegant, zumindest wirkte sie so auf mich, leichtfüßig und beinahe schwebend, wahrscheinlich auch dadurch geschuldet, dass sie gar keine Schuhe trug. Es war ungewöhnlich, aber das war ich auch, also störte ich mich nicht wirklich daran. Ich schloss die Autotür vorsichtig hinter ihr und ging dann mit schweren Schritten um das Auto herum. Ich öffnete dann die Fahrertür und verstaute zuerst einmal meinen Gehstock direkt hinter meinem Sitz. Ich musste dazu etwas balancieren, aber ich konnte das inzwischen ohne Probleme, ich stützte mich geschickt ab, bevor ich mich mit einem kleinen geübten Schwung und kräftigen Armen auch ohne Probleme hinsetzte, um dann die Tür hinter mir zu schließen. Ich sah kurz schüchtern zu Ayumi und los ging auch schon die Fahrt.

tbc: Die Stadt Bordeaux » Restaurant ,,Fermement la lumière"

ich beobachtete voller Faszination wie Victorine mit dem alten wagen umging, der für seine Verhältnisse wirklich gut zu laufen schien. Ich konnte zwar Autofahren, ich hatte einen Führerschein, aber ich fuhr nicht oft und in so einem Gefährt war ich nun wirklich noch nie gesessen.
(Restaurant ,,Fermement la lumière")

cf: Die Stadt Bordeaux » Restaurant "Fermement la lumière"

Nachdem wir wieder bei der Villa angekommen waren, die Angestellten des Restaurants hatten bei unserem verlassen des Gebäudes keinen einzigen Kommentar oder schiefen Blick mehr abgegeben, was auch besser so war, für sie, denn ich hätte nicht gezögert meinen Gehstock einzusetzen, auch auf eine andere Art und Weise als nur zur Unterstreichung meines Befehles von zuvor. Ich lieferte Ayumi also sicher bei der Villa wieder ab, wo ich mich mit einem sehr schüchternen Handkuss verabschiedete, und dann auf dem Absatz umdrehte, um zurück zu der Villa des Fichtenclans zu fahren.

tbc: Die Stadt Bordeaux » Kleiner Park mit großem Springbrunnen

Ich hatte leise über Victorines Handkuss gekichert und hatte ihr dann eine kleine Weile nachgesehen, ehe mich eine Dienerin ansprach, dass meine Mutter mich sehen wollte. Ich brach also gleich auf und wurde auf ihr Zimmer verwiesen, ausnahmsweise einmal nicht auf ihr Büro.
(Valentinas Zimmer)

< Kaitos Zimmer

Ich warf Sandy ein fast schüchternes Lächeln zu. Ehrlich gesagt hätte ich meinen rechten Arm und mein rechtes Bein dafür gegeben, die Uhr zurückzudrehen - einfach ein paar Stunden mehr mit ihm verbringen. Ich fühlte einfach diese Zufriedenheit in meiner Brust wie ein warmes Umarmungsgefühl, wenn ich ihm nahe wie jetzt war. Ich hatte vorhin sein Gesicht gesehen. Er scheint sich Sorgen um mich gemacht zu haben. Aber es ist keine schlechte Sache worüber ich nachgedacht habe.
"Ich dachte nur, wie viel Glück ich mit dir habe."
Reine Ehrlichkeit war immer noch meine beste Politik. Ich hoffe es stört ihn nicht.
"Ich hoffe wir können bald mehr Zeit miteinander verbringen, echt jetzt."
Natürlich wusste ich, dass wir gerade viel Zeit miteinander verbracht hatten. Fast den ganzen Tag. Trotzdem wünschte ich mir, als meine Beine mich zur Vordertür der Villa trugen, dass Sandy einfach hier bleiben könnte. Ich sehnte mich sehr nach Körperkontakt, es war wie dieses hohle Gefühl in meiner Brust. Ich war schon immer ein sehr körperlicher Mensch gewesen, sowohl mit meinen Freunden als auch mit meiner Familie, aber im Moment fühlte ich mich fast isoliert. Meine Freunde von meinen Reisen waren nicht bei mir und meine Familie war ohne mich zurecht gekommen. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Sie haben nur das getan, was ich nicht konnte. Hier zu bleiben.
Ich stoppte vor der Tür und zog langsam meinen Arm zurück und ließ meine Hand kurz über die andere ebenso muskulöse Schulter von Sandy streichen. Dann zog ich ihn wieder an mich und ließ ihn wieder an meiner Seite hängen. Ich habe immerhin auch noch Sachen zu tun. Ich versuchte unbeschwert zu lächeln, um Sandy nicht zu irritieren.
"Ich schätze, das ist jetzt auf Wiedersehen. Schreib mir, wenn du sicher nach Hause kommst."