Ich wusste wie nervös die Zwillinge waren, aber früher oder später mussten sie da durch. Ich lächelte @Nekro an und machte ihm den Weg frei, ehe ich in Richtung Küche zeigte, aus der Nahuel gerade gekommen war, die beiden Jugendlichen waren dort drin, Nekro sollte zu ihnen gehen, auch wenn ich ihn im Auge behalten würde, ihn und seine Kinder, für den Fall, dass Letztere mich brauchten.

Ich neigte dankend meinen Kopf in Sandys Richtung, ehe ich mit zögernden Schritten auf die Küche zuging. Dabei warf ich Nahul einen leicht irritierten Blick zu, da ich diesen bisher ja nicht begegnet war, doch da er sich so frei in Sandys Wohnung bewegte, war er wohl ein Freund von diesem. Behutsam betrat ich die Küche und spürte wie beim Anblick meiner Kinder sich meine Kehle zuschnürte. Eli! Mash! Meine Stimme klang kratzig und in meinen Augen sammelten sich sichtbar Tränen. Vorsichtig breitete ich meine Arme aus und überließ die Entscheidung den beiden ob sie näher kommen wollten oder nicht. Das meine Wunde inzwischen stärker pochte machte die Situation nicht besser.

Meine Katzenohren zuckten leicht und ich war noch immer ein wenig nervös, was Begegnungen mit Leuten, die ich nicht kannte, anging. Doch es hatte sich dank Sandy bereits erheblich verbessert. Zum Gruß an Nekro hob ich die Hand, ließ ihnen ansonsten die Ruhe.

Unsicher blickte ich einen Moment zwischen Masch und Papa hin und her, ehe ich mich zögerlich in Bewegung setzte. Es war so viel passiert, dass ich nicht sagen konnte, ob Papa mich jemals wieder in den Arm nehmen würde, wenn er erfuhr, was ich eigentlich getan hatte.
Dennoch kam ich zu ihm in die Arme und umarmte ihn meinerseits. Immerhin war er jetzt hier. Irgendwie hatte ich gehofft, dass Mama sich auch um uns Sorgen würde, doch sie war nicht mit gekommen, wie ich gehofft hatte.

Ich lächelte Nahuel zu und lehnte mich in den Rahmen der Küchentür, nur um für alle Fälle die Situation im Auge behalten zu können. Eli brauchte kurz, doch nahm die angebotene Umarmung dann gleich an, während mein Blick zu Masch glitt und ich ihm ein bestärkendes Lächeln schenkte, ich wusste wie nervös er war, doch ich war sicher, dass er das alles schaffen konnte.

Ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange sah ich unseren Vater an, als er herein kam und uns eine Umarmung anbot. Meine Hände zitterten, ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Ich wollte schon mich so wie Elli der Umarmung anschließen, ich hatte unseren Vater immerhin sehr vermisst, doch ich hatte auch Angst, selbst wenn ich nicht recht wusste wovor genau. Mein Blick fing sich in dem von Sandy und ich schluckte kurz, ehe ich fast unmerklich nickte, aufstand und mich der Umarmung anschloss, wobei ich allerdings ziemlich angespannt und unsicher blieb.

Als Eli tatsächlich auf mich zukam schlug mir das Herz derart stark, das ich glaubte sein Pochen hören zu können. Als sich meine Tochter in einer Umarmung an mich drückte konnte ich wegen der Wunde ein leichtes zusammen zucken nicht verbergen, legte jedoch sanft eine Hand auf Elis Kopf und fuhr sachte durch ihre Haare. Hey, meine Große.. In dem Moment nahm ich eine weitere Bewegung wahr und sah wie auch Mash auf mich zukam, ehe er mich ebenfalls umarmte. Sanft legte ich eine Hand auf dessen Hinterkopf und neigte meinen Kopf leicht in Richtung der beiden. Ein leises Schluchzen entfuhr mir, während ich die Tränen nicht länger zurück halten konnte und meine Augen schloss. Es tut mir so leid.. Meine Stimme zitterte und wurde von einem leisen Wimmern begleitet. Ich ..ich hätte..hätte euch niemals allein lassen dürfen.. Was mochte den beiden in dem halben Jahr geschehen sein, während ich fort war und sie entschwanden? Es lag in ihrer Entscheidung, ob sie es mir erzählen würden oder nicht. Doch egal was es sein mochte, meine Liebe zu ihnen würde es niemals beeinflussen. Ich merkte kaum, dass ich zu zittern anfing, nicht zuletzt wegen der Anstrengung das irre Kichern, welches wegen der schmerzenden Wunde in meiner Kehle aufstieg, zu unterdrücken.

Ich bemerkte, wie er leicht zusammen zuckte, als ich mich für die Umarmung an ihn drückte und fragte mich einen Moment, ob alles in Ordnung war. "Hey... Papa", gab ich leise zurück.
Auch Masch kam schließlich zur Umarmung dazu, ich konnte an Papas Stimme hören, wie seine zitterte und dass er jedes Wort seiner Entschuldigung ernst meinte. "Ich kann... Nicht einfach sagen... Schon okay. Aber... Du bist da, Papa. Danke dafür. Das zählt jetzt", gab ich zurück und sah zu ihm hoch. Ich mochte es nicht, wenn jemand in meinem Umfeld traurig war und weinte.

Ich hörte wie unser Vater zu weiben begann und schwere Schuldgefühle stachen in mein Herz, obwohl ich logischerweise wusste, dass ich diese nicht zu haben brauchte, jedenfalls nicht meinem Vater gegenüber. Sicher, ich war verschwunden, doch zu der Zeit war er nicht da gewesen, wenn ich es logisch betrachtete hatte er vermutlich erst Gestern davon erfahren, es herrschte immerhin nie Kontakt zwischen ihm und uns, wenn er wieder einmal weg war. Trotzdem konnte ich das Stechen und das kleine Stimmchen, das mir immer wieder zuflüsterte Deine Schuld. Deine Schuld., nicht ausblenden. Ich sagte nichts, sondern verhakte meine Finger nur noch mehr in dem Oberteil meines Vaters, den Blick ohne etwas zu sehen über seine Schulter gerichtet.

Ich schüttelte leicht den Kopf, wodurch meine Stirn über Elis Schopf strich. Es ist NICHT okay. Als eure Mutter zum Hauptrudel aufbrach, habe ich ihr geschworen, immer für euch da zu sein und mich um euch zu kümmern. Ich..ich habe diesen Schwur gebrochen und euch damit in Gefahr gebracht. So sehr ich es auch versuchte, konnte ich nicht verhindern dass sich zwischen die Schluchzer, welche mir entglitten, immer wieder ein leises irres Kichern einschlich. Gerade schmerzte meine Seite besonders stark, doch statt meine Kinder von mir zu schieben, zog ich sie nur fester an mich und lehnte zitternd meine Stirn schließlich gegen Mashs Schulter. Ich..ich weiß, ich war nie besonders gut darin ein Vater zu sein. Aber..aber ich habe euch beide so wahnsinnig lieb! Sollte jemand meinen Kindern auch nur ein Haar gekrümmt haben, so würde ich denjenigen finden und töten, zumindest war dies etwas was mir mein Unterbewusstsein immer wieder zu schrie. Langsam, ja wie benommen hob ich meinen Kopf schließlich wieder und sah dann besorgt zwischen meinen Kindern hin und her. Geh..geht es euch denn soweit gut? meine Stimme zitterte noch immer, während mein Blick nach eventuellen Verletzungen bei den beiden suchte. Das Coki erst vor wenigen Stunden zurück gekehrt war würde ich den beiden später erzählen.

Einen Moment genoss ich einfach die Nähe zu Papa und zu Masch, solange ich es noch konnte. Ob sie mich hassen würden, wenn sie die Wahrheit erfahren hatten? Das irre klingende Kichern zwischen seinen Schluchzern hörte ich und besorgte mich leicht, doch gerade war es vor allem wichtig, dass er windach da war.
"Aber DU bist jetzt DA. Da liegt dann der Unterschied. Du versuchst wenigstens jetzt da zu sein", brachte ich dann entgegen, seine Frage, ob es uns gut ging, ließ mich kurz Stocken, "im Moment... Ja... Es ist viel passiert..." Mal sehen, ob er mich immer noch lieb hat, wenn er erfährt, was ich getan habe...

Ich mochte es nicht gerne an unsere Mutter erinnert zu werden, seit fünf Jahren hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie hatte gesagt, dass sie gehen müsse, doch wie erklärt man einem Zwölfjährigen, dass seine Mutter einfach nicht mehr da sein würde? Ich hatte mir immer verboten ihr irgendwie die Schuld an meiner Psyche zu geben, das selbe galt für unseren Vater, auch wenn mir Leute von außerhalb anderes gesagt hatten. Ich bemerkte das hin und wieder einfließende Kichern meines Vaters, doch was hätte ich dagegen tun sollen? Ich sah zur Seite als @Nekro uns ansah und mied zunächst seinen Blick, äußerlich war ich völlig in Ordnung, wenn man davon absah wie schmal ich war und unter einer Imunschwäche litt, Augenringe hatte ich auch, doch die hatte wohl jeder Jugendliche in meinem Alter, wenn auch aus anderen Gründen. Ich setzte schließlich ein Lächeln auf und sah meinen Vater doch an. Es ist okay, mir geht es gut. Eine Lüge, doch was sollte ich sonst sagen? 'Ja weißt du, die letzten Monate hab ich damit zugebracht mich mit Drogen vollzupumpen, mir geht es also entsprechend'? Nein, das ging nicht.

Mein väterlicher Instinkt schrille, als ich meinen Kindern zuhörte. Etwas sagte mir, dass sie mir nicht die Wahrheit sagten. Doch ich wollte sie nicht bedrängen, ich war mir sicher, dass sie sich sonst wieder von mir entfernen würden. Ich werde fortan immer für euch da sein. Entfuhr es mir in einem festen Ton, und sah die beiden entsprechend an. Ich war mir nicht sicher, in wie weit ich den beiden erzählen sollte oder könnte, was der Grund dafür war. Mashs Reaktion auf die Erwähnung von Coki war mir nicht entgangen. Selbst ich war nicht sicher gewesen, ob sie je zurück kommen würde. Doch sie war es. Es würde aber wohl dauern, bis unsere Kinder ihr und auch mir wieder vertrauen würden. Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder nach Hause kommt...wenn, wenn ihr das wollt, versteht sich.

Bei seinem Versprechen musste ich lächeln, ehe ich mich langsam doch von Papa löste. Leicht biss ich mir auf die Lippe. So gerne würde ich ihn alles erzählen, doch ich konnte ihm doch nicht einfach auf die Nase binden, dass ich mehrere Menschen ermordet hatte und langsam aber sicher das Gefühl hatte, den Verstand zu verlieren.
Mit Coki war es auch für mich schwierig. Beide waren einfach... Weg gewesen, doch ich hatte das Gefühl, dass Papa es wirklich versuchte, während es so wirkte, als habe sich Mama während der vergangenen fünf Jahre nicht einen Gedanken um ins gemacht, nicht eine Sekunde an uns gedacht. So als seien wir ihr vollkommen egal.
Seine Frage warf einen mulmigen und unentschlossen en Gesichtsausdruck auf. "Ich weiß nicht... Wir waren schon lange nicht mehr dort...", meinte ich zurück haltend, "Aber... Ich schließe mich Brüderchen an. Wo er hingeht, gehe ich auch hin." Kurz darauf sah ich zu meinem Bruderherz herüber.

Ich zog mir meine Kapuze noch etwas weiter über den Kopf und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jacke. Eine Entscheidung stand im Raum und Eli wollte, dass ich sie fällte, was mir so gar nicht behagte. Denn ich wollte schon wieder zur Normalität zurück kehren, doch ich wusste nicht ob ich das konnte. Viel lieber wollte ich mich weiter bei Sandy verstecken, doch das ging ja auch nicht auf ewig. Ich... ich weiß auch nicht. Ich wandte wieder den Blick ab und sah zu Boden, leicht hatte ich die Schultern hochgezogen, wie in einer Abwehrposition.