Dann kann es ja nur gut werden. Ich strahlte so viel Sicherheit in dieser Sache aus, wie ich mich selbst vor Morgen fürchtete. Ein Teil meines Gehirns schrie mir in Angst all die Dinge zu die passieren könnten, Dinge die unser Vater sagen könnte, seine Enttäuschung, seine Wut, während die andere Seite, sehr viel leiser aber immer stärker werdend, mir verkündete, dass es ihn ohnehin nicht interessieren würde, dass ich nicht versuchen sollte so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, dass ich allen egal war. Mir waren starke Antidepressiva verordnet worden, doch ich hatte Angst sie zu nehmen, in der Klinik war jeder meiner Schritte, jede Tablette die ich eingenommen hatte, kontrolliert worden, hier tat das niemand mehr und das ängstigte mich so sehr, ich wollte nie wieder süchtig nach irgendetwas werden.

"Du hast recht. Solange wir beide uns wieder haben, kann es nur gut werden", meinte ich schließlich beruhigt, "und wenn nicht, werden Sandy und Nahuel uns ebenfalls helfen." Natürlich hatte ich keine Ahnung von den starken Antidepressiva, die ihm verschrieben worden waren, und dass er Angst hatte, diese zu nehmen. Tief atmete ich und seufzte leise. Wenn Mama und Papa uns allerdings wirklich lieb hatten, würden sie uns helfen, mit den aufgetretenen Problemen besser klar zu kommen. Sandy würde mir schließlich auch helfen, und Nahuel auch. Zwar hatte letzteres nichts dazu gesagt, aber wie ich ihn kannte, vertrat er die gleiche Meinung wie Sandy. Vielleicht würde ja wirklich endlich wieder alles gut werden.

Ganz bestimmt. Ich verstummte wieder und rollte mich noch etwas mehr um das Kissen herum zusammen, mir war plötzlich kalt geworden, obwohl ich unter der warmen Decke lag. Ich bin froh, dass Sandy und Nahuel da sind.

Langsam nickte ich, während ich beobachtete, wie er sich noch mehr zusammen rollte. "Ich auch. Aber ohne dich war es nur halb so schön. Ich bin vor allem froh, dass mein Brüderchen wieder da ist. Und um nichts in der Welt lasse ich zu, dass dir irgendwas passiert", sprudelte es dann aus mir heraus, "Ich hab dich lieb, Brüderchen." Entspannt streckte ich mich auf dem Bett aus, es war wirklich schön gemütlich.

Ich spürte wie meine Augen brannten als Eli weitersprach, ich wollte so gerne glauben, dass sie das ernst meinte, aber wer wusste was sie von mir halten würde, wenn sie wusste was ich in den letzten Monaten alles getan hatte. Ich hab dich auch lieb Schwesterchen, ich bin froh dich wieder zu haben.

Ein liebevolles Lächeln war auf meinen Lippen zu sehen, ehe ich ein leises Danke flüsterte. Es war so aufbauend, Masch, Sandy und Nahuel um mich herum zu haben, sodass ich in diesem Moment glaubte, Papa nach Brüderchen alles sagen zu können, dass alles einfach gut werden würde. "Lass uns schlafen, Brüderchen. Morgen wird ein langer, aufregender Tag", meinte ich dann lächelnd. Ich rutschte zu ihm rüber und gab ihn einen leichten Kuss auf die Stirn, jedenfalls so gut ich diese erreichen konnte.

Es dauerte nicht mehr lange, bis ich in die Traumwelt abdriftete. Erst am nächsten Morgen wurde ich blinzelnd wieder wach und gähnte leise. Lächelnd sah ich Masch an, es fühlte sich schon fast wieder wie ein Traum an, dass er wieder hier war. Eine Weile noch sah ich ihn einfach nur an, so als müsse ich erstmal noch richtig glauben, dass das was ich sah, wirklich die Realität war.

Gute Nacht Schwesterchen. Der Kuss auf die Stirn war angenehm, wenn er auch die Tränen in meinem Augenwinkeln eher verstärkte. Ich vergrub mein Gesicht im Polster damit Eli es nicht bemerkte und versuchte mein bestes einzuschlafen.

Meine Nacht war unruhig gewesen. Ich wechselte seit einer Weile inmer wieder zwischen einem fast totengleichen Tiefschlaf über viele Stunden hinweg zu einem unruhigen Einnicken von wenigen Minuten, die aber von Alpträumen durchzogen waren, ich wusste nicht ob es immer so bleiben würde oder sich einpendeln würde. Vermutlich könnte ich Sandy um Hilfe mit seinem Schlafsand bitten, doch das war auch keine dauerhafte Lösung und ich wollte weder nerven noch abhängig werden. So wandt ich mich nun auch hin und her, während Eli bereits aufgewacht war, ehe ich die Augen aufriss und als erstes zum wiederholen Male in dieser Nacht feststellte, dass ich in Sicherheit und wirklich wieder zurück war und, dass Eli bei mir war. Nun stellte ich zusätzlich fest, dass es wohl endlich morgen war und, dass meine Schwester mich ansah. Rasch sammelte ich mich, das hatte ich in der Klinik ja zur Genüge lernen müssen, und wischte mir über die Augen, ehe ich meine Schwester anlächelte. Hey. Mir wurde kalt, als mir einfiel, dass heute @Nekro , unser Vater zu Besuch kommen würde.

Besorgt beobachtete ich Masch, er schien einen Alptraum zu haben, und mir gefiel der Gedanke nicht, dass ihn irgendetwas quälte. Bevor ich ihn jedoch aufwecken konnte, riss er auf einmal die Augen auf, schien selbst wach geworden zu sein.
Weiter besorgt lächelte ich zurück. "Guten Morgen, Brüderchen. Alles in Ordnung?", wollte ich dann wissen, blickte ihn fragend an. Hatte er öfter solche Alpträume?

Ja klar, ich hab nur nicht so gut geschlafen. Und das war ja keine Lüge, ich würde schon wieder in Ordnung kommen. Nicht wahr? Alles gut bei dir? Wie hast du geschlafen?

Eine Schlafphase und eine Wachphase waren vergangen, zum Glück hatte ich heute keine Arbeit. Gerade wollte ich mich wieder niederlassen, der Schlaf machte meine Glieder schon schwer, als mein Handy läutete. Noch waren Eli und Masch nicht aus dem Zimmer gekommen, doch sie würden sich sicher zurecht finden, wenn sie es taten. Ich zog mein Handy hervor und laß mit einem nicht zu unterdrückendem Gähnen die Nachricht, die offenbar von Nekro war. Das war zwar ein sehr wichtiges Thema, aber eine bleierne Müdigkeit hatte mich erfasst, so wie es immer war, wenn ich eine meiner Schlafphasen versuchte herauszuzögern. Schnell tippte ich eine Antwort und schrieb einen Zettel für Nahuel, dann rollte mich erleichtert zusammen, nur um sofort einzuschlafen.

"Nekro kommt in vier Stunden, kannst du den Zwillingen Bescheid geben? Ich liebe dich <3"

Lächelnd blickte ich auf den Zettel hinab, nun wieder als Mensch unterwegs. Ich liebe dich auch Sandy. Bevor ich allerdings zu den Zwillingen gehen würde, trat ich zu Sandy, deckte ihn vorsichtig zu und gab ihn einen Kuss auf das Haar. Er war mein Licht in meinem Leben, und ich war wirklich froh, dass wir uns damals auf der Wiese begegnet waren. Und er mir eine Chance gegeben hatte, nachdem er das allererste Mal meine wahre Gestalt gesehen hatte. Hätte er mich nicht alles erklären lassen, hätte ich wohl bis heute kein Zuhause gefunden und wäre noch der streunende Straßenkater. Leicht lächelnd sah ich zu ihm hinab, ehe ich mich abwandte und auf die geschlossene Schlafzimmertür zuging, um zu klopfen und zu warten. Sollten sie noch schlafen und ich daher keine Antwort bekommen, würde ich einfach noch warten.

Schließlich nickte ich. Sollte er darüber sprechen wollen, wusste er ja, dass ich ihm immer zuhören und für ihn da sein würde. "Bei mir ist auch alles gut. Nur ein wenig aufgeregt. Heute ist der große Tag", meinte ich ein wenig nervös, als es an der Tür klopfte. Fragend sah ich schließlich Masch an, ich würde es ihm überlassen, ob er antworten wollte oder nicht.

Aufgeregt bin ich auch. Sogar mehr als das, doch ich wollte eigentlich wirklich nicht daran denken. Auch ich hörte das Klopfen und zuckte zusammen, doch riss mich rasch zusammen und stand nach einem Blick zu Eli auf, um die Tür zu öffnen, hinter der mich helles Tageslicht und Nahuel erwartete. Mit großen, fragenden Augen sah ich zu ihm hoch und legte leicht den Kopf schief.

Immerhin war ich nicht die einzige, der es so ging, da teilten wir bereits wieder etwas, was mich schon mal freute. Ich nickte Masch zu und erhob mich schließlich selbst vom Bett, während Masch die Tür aufmachte. Bitte lass es real sein. Lass mich nicht nur wieder träumen, dass Masch bei mir ist..., betete ich im Stillen. Schließlich hatte ich mir diesen Moment oft genug erträumt. Nachdem Masch die Tür geöffnet hatte, erkannte ich Nahuel, und lächelte ihn an.

Ich lächelte die beiden an. Masch stand direkt vor mir, hatte die Tür geöffnet, und sah zu mir hoch, Eli stand Wörter hinten im Raum. "Guten Morgen! Miau. Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen, Miau", begann ich schließlich, immer wieder hob ich meine Hand, als sie diese meine Pfote, "Sandy hat mich gebeten, euch auszurichten, dass Nekro in vier Stunden kommen wird. Miau."