"Ich nehme vermutlich einen Latte Macchiato", antwortete ich dann wenig später. Jedoch wollte ich auch etwas zu Essen dazu, aber an der Stelle war ich noch unentschlossen. "Etwas dazu essen möchte ich auch noch, aber da weiß ich noch nicht was. Und du?", fügte ich schließlich hinzu und sah ihn fragend an.

Ich nehme einen Espresso. Das war auf jeden Fall klar. Erst jetzt klappte ich auch meine Karte auf und warf einen Blick hinein. Wirklich Hunger verspürte ich selten, aber Lust etwas zu Essen hatte ich jetzt doch.

"Hört sich schon mal gut an", gab ich zurück und lächelte kurz. Schin bald klappte ich ebenfalls die Karte auf. Aktuell stand mir der Sinn eher nach etwas Süßem, Waffeln waren der Wahnsinn, aber ich wollte noch sehen, was so alles zu haben war, ehe ich mich endgültig entschied. Aufmerksam studierte ich die Karte, die wir beide offen vor uns hatten.

Ich würde vermutlich einfach einen Schinken-Käse-Toast nehmen, die gingen immer, waren warm und gut verträglich. Ich warf meine Karte hinter mich, wo sie zu Boden fiel, und grinste Shion ohne ein Wort zu sagen breit an.

Doch ein wenig empört sah ich Mercutio an, als er seine Karte einfach hinter sich auf den Boden warf. Jedoch erhob ich mich nicht, um diese aufzuheben, stattdessen blieb ich einfach sitzen. "Wie ich sehe, hast du dich entschieden?", stellte ich dann fest, erwiederte nach einer gefühlten Ewigkeit das Grinsen, während ich meine Karte wieder schloss, jedoch auf dem Tisch liegen ließ. Wieder einmal war absolut deutlich, dass Mercutio sich nicht an gesellschaftliche Normen hielt. Auch wenn wir uns lange kannten, war es doch so manches Mal ein wenig komisch.

Das hab ich und du dich auch. Ich nickte weise, als wäre das eine große Erkenntnis, und lehnte mich dann zurück, die schlanken Beine überschlagen. Errätst du was ich will?

Erneut fand ein Grinsen sein Weg auf meine Lippen, als er die "große" Erkenntnis traf, dass wir beide uns entschieden hatten. "Nun, das stimmt", gab ich zurück, ehe ich die Ae vor der Brust verschränkte, "kriege ich was, wenn ich es innerhalb von drei Versuchen errate?" Das wurde definitiv kein leichtes Spiel, Mercutio war absolut unberechenbar.

Vielleicht lasse ich dich was aussuchen, wenn du es wirklich schaffst, aber ob du diese Sache dann auch wirklich kriegst... Ich ließ den Rest meines Satzes in der Luft hängen und lachte.

Leicht zog ich die Augenbrauen hoch, nickte dann aber mit einem Grinsen. Davon abgesehen glaubte ich nicht, dass es mir gelingen würde, dazu war er einfach viel zu unberechenbar. Damit standen meine Chancen schlecht, aber ein Versuch war es wert. „Damit kann ich leben, denke ich“, gab ich dann grinsend zurück, kam auch gleich zur Sache: „Versuch eins, Vielleicht wollen wir zufällig das Gleiche: Donuts.“

Ich machte schlecht einen Buzzer nach, als hätte Shion in einer Spielshow die falsche Antwort gegeben. Falsch! Kein Donut für mich, aber ich klaue dir gerne ein Stück von deinem, wenn du so darauf bestehst. Ich grinste breit und begann zu lachen. Zweiter Versuch.

Seine schlechte Nachstellung eines Buzzers wie in einer Spielshow ließ mich auflachen. Leider aber war die Antwort offensichtlich falsch gewesen, was bedeutete, dass ich weiter raten musste. „Das würde ich nicht gerade als drauf bestehen bezeichnen, aber ferne“, stellte ich kurz darauf fest, ehe ich nachdenklich den Kopf schief legte, „das ist echt schwer... Vielleicht Crêpes?“

Diesesmal machte ich keinen Buzzersound, sondern schüttelte nur wie schwer enttäuscht den Kopf. Ich dachte du kennst mich besser, keine Crêpes für mich.

Es ärgerte mich auch schon so genug, dass ich einfach nicht darauf kam, was er bestellen würde. Immerhin war ich der Meinung, dass er mein bester Freund war. Sein enttäuschtes Kopfschütteln machte das auch nicht gerade besser. „Ach man... Okay, lass mich überlegen...”, gab ich zurück, nur um die Karte aufzuschlagen und un duese zu sehen. Die Antwort befand sich irgendwo darin.

Ich lachte wieder auf, ich nahm das ganze natürlich nicht im geringsten ernst, doch wann nahm ich jemals etwas ernst? Die meisten Leute würden behaupten ich würde das sowieso nie tun, was nicht ganz stimmte, aber doch zum Großteil auch nicht gelogen war. Na komm Haarpracht, einmal reten darfst du noch.

Als wir die Tür erreichten zog ich sie auf und hielt sie mit einem einladenden Lächeln für Victorine offen, ich hatte schließlich gute Manieren. Nach dir bitte. Drinnen war es deutlich wärmer als draußen, man bemerkte das späte Jahr schon deutlicher. Ich bezweifelte, dass es ein Problem geben würde, wenn wir Danbi herein brachten, aber ich sah mich trotzdem um, ob gerade eine der Bedienungen hersah, was nicht der Fall sein durfte. Wenn sie die Katze entdeckten sobald wir am Tisch waren war das etwas, worum ich mich kümmern wollte, wenn die Situation eintraf.