Hunde durften huer zum Glück mit rein und so war es kein Problem mit Marlo durch das Tor zu gehen. Mein Blick hellte such noch etwas auf, als meine Füße auf einen der vertrauten Wege traten, ich war einfach gerne hier. Marlo war bisher wirklich sehr brav gewesen, erst jetzt begann er etwas zu ziehen, da er sich sehr für die Gräber am Rand des Weges interessierte.

Marlo. Meine Stimme war nur sehr leise gewesen, doch der Welpe stellte seine Ohren auf, als er seinen Namem hörte, und lief wieder an meine Seite. Überrascht sah ich von ihm zu Kyan hoch, ich hatte nicht erwartet, dass Marlo auf mich hören würde.

Ich hab nicht erwartet, dass er hört. Denn wer würde schob auf mich hören wollen? Meine Stimme war immer zu schwach, sie wurde kaum gehört. Marlo bekam eine Belohnung und einen Klick, Kyan trainierte den Welpen schon die ganze Zeit so und es schien zu funktionieren. Ich sah von Marlo, auf dem mein Blick geruht hatte, wieder auf und sah mich um. Es war ruhig um uns herum, zum Glück schienen wenige Leute hier zu sein.

Ich sah Kyan überrascht an und schnaubte dann leise, fast unhörbar, es war fast eine Art lachen, wenn auch nur in Form eines deutlicheren Ausatmens. Kyan riss nur selten Witze und wenn er es doch tat schaffte er es immer mich irgendwie zu amüsieren. Ich sah zu Marlo hinab und lehnte mich dann zu ihm, um seinen Kopf zu tätscheln, ehe ich wieder zu Kyan hochsah, als dieser wieder sprach. Ich nahm an, dass er an dem Grab seiner Eltern lieber alleine wäre, also nickte ich natürlich. Sicher, wir warten dann einfach hier, okay?

Ich wurde leicht rot und sah verlegen zu Boden, doch ein winziges Lächeln umspielte meine Lippen, nachdem ich Kyans Lippen auf meinem Haar gespürt hatte. Ist gut, bis gleich. Kyan ging davon und ich suchte mir einen Ort um mich hinzusetzen, in der nähe stand eine Bank und mit Marlo wollte ich diese gerade ansteuern, den Blick wie so oft gesenkt, als ich hörte wie sich Schritte näherte, so wie es sich anhörte von mehreren Leuten, nach und nach wurden auch Stimmen laut, viel zu laut für einen Friedhof, wo man, wie ich es empfand, eher mit gesenkter Stimme sprechen sollte, auf jedenfalls nicht so laut und aggressiv wie es diese hier taten. Allerdings gingen die Leute nicht wie gehofft einfach an uns vorbei, nein, sie steuerten genau auf uns zu, wie ich allerdings viel zu spät erst feststellte, als ich den Blick schließlich endlich hob. Es waren vier Personen, eine junge Frau und ein älterer Mann und zwei junge Männer, die wohl beide kaum über 18 waren. Ich glaubte die Frau als eine Vampirin zu erkennen, aber ich hatte nicht das Konzentrationsvermögen das ganz sicher zu sagen. Zwei äußerst unangenehme Dinge fielen mir aber auch noch auf, zum einen waren die jungen Leute alle high, wenn ich das recht sah war mein erster Tipp Chrystal Meth, einer der jungen Männer sortierte unruhig die Karten in seiner Brieftasche neu, die Pupillen der drei waren deutlich geweitet und besonders die junge Frau zuckte immer wieder unruhig hin und her, und zum anderen erkannte ich den älteren Mann, sein Name war Emil, er hatte beim selben Dealer wie ich gekauft und großes Interesse an mir gezeigt, das ich meistens ignoriert hatte, insgesamt hatten es ihm die jungen Leute um ihn herum, die im selben Milieu waren wie wir, besonders angetan. Er wirkte wesentlich ruhiger, vermutlich hatte er sich eingeraucht mit etwas, er roch nach Gras, aber auch seine Haltung grenzte an Aggressivität, als er seine Gruppe nun auf Marlo und mich zu lenkte. Ich machte einen Schritt zurück und fand mich mit den Fersen an einem etwas größer geratenem Grab wieder, ein Familiengrab, ohne Frage, offenbar noch recht frisch neu belegt, auf der noch nicht wieder mit einer Steinplatte verdeckten Erde lagen langsam vergehende Blumenkränze, ihr süßer Duft füllte die kühle Luft. Ich traute mich nicht einmal etwas zu sagen, als die vier vor mir anhielten, die jungen Leute grinsten, auf den Lippen von Emil lag ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. "Ah, so trifft man sich wieder Masch, hatte mich schon gewundert wohin du verschwunden bist, wir dachten schon alle du bist abgekratzt." Dafür bekam er Gelächter von seiner Gruppe, die mich persönlich gar nicht kannten, aber offenbar hatte er meinen Namen ihnen gegenüber erwähnt. "Wusstest du, dass sie Dylan auf die Pelle rücken, diese scheiß Bullen? Wette du hast ihn verpfiffen, was?" Ein kalter Schauer überlief meinen Körper und ich begann zu zittern, während ich immer noch kein Wort hervor brachte. Marlo bemerkte, dass etwas nicht stimmte und winselte erst, ehe er sogar leise knurrte, ein hohes, nicht sonderlich eindrucksvolles Knurren, aber es lenkte die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich, die nun zu ihm hinab sahen. Die junge Frau stand noch neben Emil, doch die beiden jungen Männer hatten sich zur Seite bewegt und schnitten mir zur Seite den Weg ab, die einzige Flucht wäre über das Grab gewesen, doch die Erde war weich und der Blumenschmuck hoch. "Und gut gehen lässt du es dir auch noch, hast einen Hund und neue Klamotten, was?" Emil nickte einem der jungen Männer zu und der wollte nach Marlo greifen, doch schneller als ich es mir selbst zugetraut hätte hatte ich den kleinen Welpen aufgehoben und drückte ihn an mich. L-lasst ihn in Ruhe. Das brachte mir höhnisches Gelächter ein und einen Schlag ins Gesicht, den ich nicht einmal hatte kommen sehen. Meine rechte Gesichtshälfte war für einen Moment ganz taub, dann flammte Schmerz auf, der mir die Tränen in die Augen trieb, aber ich hatte keine Zeit darauf zu reagieren, nachdem mein Kopf zur Seite geflogen war, denn Hände griffen nach Marlo und versuchten ihn mir aus den Armen zu ziehen, was ich auf keinen Fall zulassen durfte. "Gib ihn her du Hurensohn!" Nein! Panische Angst um Marlo war alles was ich noch wahrnahm, ihm durfte nichts passieren, das durfte einfach nicht sein. Das nächste was ich mitbekam war, dass ich am Boden kauerte , die Arme um Marlo geschlungen und die Augen fest zugepresst. Hinter mir riss die Erde auf, vier Hände reckten sich aus dem Boden und stießen die Kränze bei Seite, drei waren reine Knochen, die vierte umhüllte noch moderndes Fleisch. Drei Skelette und eine tote Frau, die einem Zombie glich, kletterten aus dem Erdspalt hervor und gingen Klappernd und Ächzend an mir vorbei, auf meine Aggressoren los, die zu kreischen begannen, kaum öffnete sich die Erde und dann zu fliehen versuchten, als sich die Toten auf sie zu bewegten. Die Vampirin verwandelte sich in einen Vogel und flog davon, doch die anderen drei wurden gepackt und festgehalten. Sie versuchten sich zu wehren, einer der jungen Männer schlug einem Skelett sogar den Kopf ab, doch der rollte nur davon, das Skelett ließ nicht locker.

Das Geschrei und das Gerufe waren mir zu laut, viel zu laut, Marlo winselte in meinen Armen, er war sicherlich völlig verängstigt. Seid still. Kaum hatte ich das Gedacht bewegten die vier Gestalten ihre Hände und hielten meinen drei verbliebenen Angreifern die Münder zu, wodurch ihre Stimmen deutlich gedämpft wurden. Ich hörte Schritte auf mich zukommen und zuckte zusammen, ich fürchtete es würde doch noch jemand versuchen Marlo zu verletzen, doch dann hörte ich Kyans Stimme und ich schluchzte erleichtert auf. K-Kyan! Ich hob endlich den Blick, ich fühlte mich wesentlich sicherer nun da Kyan wieder bei mir war und traute mich endlich mich umzusehen was passiert war. Erschrocken sah ich mit tränennassen Wangen, eine davon zeigte den deutlichen Abdruck eines Schlages, auf die Situation vor mir und wusste nicht ob ich wirklich glauben konnte was ich da sah. Was... was ist passiert?

Ich löste meine Umklammerung um den armen Marlo langsam wieder, als Kyan bei mir ankam und ich seine warme Hand auf der Schulter spürte. Der Welpe winselte nun nicht mehr, wirkte aber natürlich immer noch sehr verwirrt und eingeschüchtert. Meine Fähigkeit? Ich zuckte vor Kyans Berührung an meiner Wange etwas zurück, nicht, weil sie mir unrecht war, sondern weil diese Stelle gerade äußerst empfindlich war. Ich wandte den Blick von Kyan und unserer Umgebung ab und sah an Marlo vorbei zu Boden. Ich... ich weiß nicht wer die anderen sind, aber dieser Mann da heißt Emil. Wir haben uns... gekannt. Damals...