Dylan, nun, den Namen würde ich mir genauer merken, vielleicht kannte ich ja auf der Arbeit jemanden, der wusste, wer das war, wenn er ein Dealer war, dürfte er ja nicht allzu unbekannt sein, vor allem wenn seine idiotischen Handlanger seinen Namen durch die Gegend brüllten. Ich würde mal sehen, ob ich ihn mir vorknöpfen könnte, nur falls er mir zufällig über den Weg laufen sollte. Ich nickte allerdings einfach nur und meinte dann, Es ist einfacher ehemalige Kunden zurückzubekommen als neue zu finden., sagte ich ehrlich, ich hatte es auf der Straße mehrmals erlebt, wie jemand überdosiert hatte, nachdem er immer und immer wieder versucht hatte clean zu werden, weil er wieder und wieder mit Drogen und ihrem falschen Versprechen von Schönheit gelockt worden war. Hoffentlich würde es Masch nicht genauso ergehen, alleine der Gedanke in diese Richtung störte mich unglaublich. Weißt du noch, wie er aussieht? Unser goldenes Trio hatte ich mir schließlich gemerkt, ganz ohne Probleme, ich konnte mir Sachen generell gut merken, aber wenn ich etwas noch besser konnte, dann die Gesichter von Personen merken, gegen die ich etwas hatte. Es war so einfach wie zu atmen, noch einfacher war nur ihnen sämtliche Knochen zu brechen.

Eine Narbe auf dem Daumen, die bis zu seinem Unterarm ging, schmal aber stark, nun, das waren immerhin Merkmale, mit denen ich ihn eindeutig beschreiben konnte. Vielleicht hatte auch einer der Kunden einen Tipp für mich, auch wenn ich jetzt schon keine Lust hatte mit diesen Idioten zu reden, die wahrscheinlich auch noch schwer alkoholisiert sein würden. Aber gut, für Masch's Peiniger würde es sich wohl schon noch lohnen, mit seinem Namen dazu, egal wie oft er ihn verwendete oder nicht, würde ich ihn schon ausfindig machen können. Wir würden... ein kleines Gespräch zu führen haben. Das ist mehr als ausreichend., sagte ich rasch, bevor sich Masch noch einmal entschuldigte. Ich entschuldigte mich wirklich nie, zumindest nicht, dass ich mich erinnern konnte, es waren wie Worte wie "Danke" oder "Bitte", sie kamen mir nicht oft, oder eher nie, in den Sinn. Masch hingegen schien sich für beinahe seine reine Existenz entschuldigen zu wollen. Trotzdem, ich wollte ihn nicht weiter an Dinge erinnern, die ihn schwer zu belasten schienen. Ich wollte dich nicht unnötig daran erinnern. Wir können jetzt über alles andere reden.

Ehrlich erstaunt zog ich meine Augenbrauen hoch, bevor ich tatsächlich leicht überfordert nach vorne starrte, das Spiel war wenigstens eine gute Idee gewesen, ich wusste nun deutlich mehr über ihn, aber ich war nicht besonders talentiert darin mir Gesprächsthemen auszudenken. Oder überhaupt mit anderen über bestimmte Themen zu sprechen, meistens hielt ich entweder die Klappe oder beleidigte andere, beides hier eher keine Option, aber Masch die Entscheidung zu überlassen erschien mir auch unfair in seinem Zustand. Unfair, und das kam von mir. Ich hatte vermutlich jetzt sowieso schon viel zu lange geschwiegen, aber meine sozialen Kapazitäten trafen auch wirklich gerade auf ihre Grenzen. Nicht, weil ich nicht mit Masch reden wollte, ganz im Gegenteil, ich wusste nur einfach nicht, was ich sagen sollte. Es war ewig her, dass ich mit jemandem so gesprochen hatte, ich hatte darin eben keine Übung. Ich bin schlecht in sowas., sagte ich schließlich ehrlich, wahrscheinlich das nächste, was an eine Entschuldigung herankam, das ich die letzten paar Monate gesagt hatte, Normalerweise... rede ich nicht wirklich mit Leuten, einfach so. Ich möchte dir ein gutes Thema vorschlagen, ich bin nur nicht gut darin.

Und du denkst ich treffe bessere Entscheidungen? Gerade war Gesprächsthemen anging, da war ich wirklich wie ein Fisch außerhalb des Wassers, aber auch generell im Leben. Ich hatte selten jemanden getroffen, der so großes Vertrauen in meine Entscheidungskraft setzte, aber auch wahrscheinlich nur, weil er so wenig Vertrauen in seine eigene steckte. Ich konnte es verstehen, es waren ihm viele schlimme Dinge passiert, aber das bestärkte mich eigentlich nur in meinem Vorhaben bei Masch zu bleiben und seine Lage gründlich zu überprüfen. Ich beschloss also gar nicht lange hin und her nach Gesprächsthemen zu überlegen, sondern sagte einfach sehr direkt, Ich mag es, wenn du redest, auch wenn es dir momentan schwerfällt.

Die meisten Leute nerven mich. Besonders wenn sie reden., erklärte ich ziemlich knapp und überlegte dann, wie ich es am besten ausdrücken konnte, Du nervst mich nicht. Ich sah zu Masch, ich wusste, ich war nicht gerade der beste darin meine Gefühle in Worte zu verwandeln, selbst wenn ich Situationen schnell durchschaute und intelligent genug war um zu erkennen, was gerade passierte, ansonsten hätte ich auf der Straße kaum überlebt. Ich kniff die Augen zusammen und fügte dann langsam hinzu, Auch nicht wenn du redest. Von meiner Seite aus ein sehr hohes Kompliment, die meisten Leute nervten mich, selbst wenn sie es nicht sofort taten, ich konnte eigentlich in jedem das finden, was mich an ihm nervte, aber bei Masch stand das noch aus. Oder es stand gar nie aus, ich war mir nicht sicher, bisher hatte ich es nicht zustande gebracht, auch nur eine einzige Sache zu finden.

Hm, ich schätze ich gebe dir dann einfach bescheid., sagte ich todernst, bevor ich zu Masch hinüberlugte und einen Mundwinkel anhob, als Zeichen, dass es natürlich sarkastisch gemeint war, immerhin wäre es absolut lächerlich jemandem plötzlich bescheid zu geben, dass man jetzt doch von ihm genervt war, einfach aus dem Kontext heraus. Ich hob vorsichtig eine Hand und stupste ganz sanft seine Nasenspitze. Sogar seine Nase war süß und klein, offenbar entsprach er genau einem Kindchenschema, wie ein süßer Welpe beispielsweise. Wer auch immer bereit war so jemandem etwas böses anzutun, hatte doch definitiv eine Schraube locker.

Kleiner, ich bin nicht gerade dafür bekannt meine Meinung hinter dem Berg zu halten., versprach ich ihm und zog amüsiert die Augenbrauen zusammen, während ich seine Reaktionen beobachtete. Zuerst begann er leicht zu schielen, dann sah er zu mir auf und schließlich schenkte er mir ein vorsichtiges Lächeln. Wenn auch nicht besonders auffällig, so musste ich doch kurz scharf ausatmen, als ich ihn so beobachtete, noch während ich meine Hand wieder zurückzog, denn ich war mehr als zufrieden damit dieses Lächeln hervorgerufen zu haben. Und solltest du gehen, werde ich dir einfach folgen, ich kann auch auf Distanz auf dich Acht geben.

Mal sehen, ich bin ziemlich stur, Kleiner., meinte ich gutmütig, aber bevor ich auch noch etwas anders überlegen oder sagen konnte, so bekam ich auch schon eine Benachrichtigung auf ein Handy. Die neuesten Nachrichten aus der Stadt Bordeaux, offenbar war der Stromausfall behoben worden, aber keine Ursache hatte sich finden lassen. Immerhin hatten wir jetzt wieder Strom, hoffentlich auch in der nächsten Zeit, ansonsten würde ich noch sehr genervt werden. Und mich, wenn ich sehr genervt war, in Kombination mit anderen Personen vor allem, war definitiv keine gute Idee. Ich sollte vermutlich auch Masch informieren, er schien ja kein eigenes Handy zu haben. Der Stromausfall ist behoben worden, sie konnten keinen Auslöser finden.