Zu dem, dass Masch eine Zwillingsschwester hatte, nickte ich nur und musterte ihn dann kurz. Ich hatte keine Geschwister, ich wusste nicht, wie nahe sie sich standen, aber ich fragte mich, ob sie sich ebenfalls um ihn kümmerte. Er wirkte nämlich wirklich so, als könnte er jede Unterstützung brauchen. Ich hatte keine Familie, also auch keinen Vergleich, aber ich hätte meinen Bruder nicht einfach so herumlaufen lassen. Das erinnerte mich wieder daran, dass mir mal irgendein Mädchen gesagt hätte, ich wäre sehr besitzergreifend, vielleicht hatte es auch damit zu tun. Getroffen., teilte ich ihm mit, er hatte gleich mein größtes Schiff getroffen und nun würde er wohl noch etwas über mich erfahren, Meine Eltern sind für ihre Beziehung gestorben, weil jemand einen schwarzen Mann nicht mit einer amerikanischen Frau zusammen sehen konnte. Man merkte, dass ich es inzwischen verarbeitet hatte, denn ich sagte es ohne wirkliche Emotionen dahinter, mehr als Fakt, denn das war es, ein Fakt in dieser Welt, die modern sein mochte, aber dennoch an vielen Stellen noch sehr rückständig war. Es war mir noch weniger unangenehm darüber zu sprechen, als über vieles andere. Dabei sind wir gerade mal bei 2/20. Ich überlegte schnell, sein letztes Schiff musste größer als eins gewesen sein, also versuchte ich es mit, A2.

Aufmerksam beobachtete ich die kleinen Falten, die sich auf der Stirn von Masch gebildet hatten, sie waren wirklich... süß, es gab keinen besseren Ausdruck für das meiste, was Masch machte, wie er aussah, wie er sich gebärdete. Er sah aus, als könnte er es einfach nicht verstehen, ich konnte es selbst auch nicht nachvollziehen, aber es war nun einmal ein Fakt, dass es so war. Es war grausam, aber manchmal musste man einer Grausamkeit auch erst in die Augen sehen, um sie als diese zu erkennen. Ich hörte ihm zu und nickte, ich hielt nichts von Clans, allerdings sprach er auch davon dort "aufgewachsen" zu sein, ich fragte mich, ob er noch immer dort verblieb. Er sagte auch gleich die nächste Koordinate, gleichzeitig vibrierte mein Handy. Getroffen., sagte ich, während ich mein Handy herausholte, Ich wurde als ich siebzehn war verwandelt. Ein gewisser "Sandy" hatte sich gemeldet und ich las die Nachricht aufmerksam, ich antwortete, bevor ich Masch mein Handy reichte, damit er entweder noch selbst etwas schreiben konnte oder zumindest das lesen konnte, was ich geschrieben hatte. Währenddessen sagte ich wahllos eine andere Koordinate, C1.

Ein reinblütiger Vampir aus einem Clan und ein Mischling ohne Clan, klischeehafter konnte es wohl kaum kommen, allerdings machte mir mein Status nichts aus. Ich war sehr stolz darauf ein Vampir zu sein, es hatte mir nur noch mehr Vorteile im Leben gebracht als Nachteile und ich würde diese auch zu nutzen wissen. Masch reichte mir mein Handy wieder, ohne mich anzusehen, er schien nicht weiter geantwortet zu haben. Ich hörte ihm zu, Sandy war also wie ein großer Bruder für ihn, er schien also doch Familie zu haben, die sich um ihn kümmerte, oder zumindest um ihn kümmern sollte, ich würde mir das noch ansehen. Sandy schien auch der zu sein, dem er am nächsten stand, immerhin hatte er ihn kontaktiert und nicht etwa seine mysteriöse Zwillingsschwester. Ich hoffte, er war auch wirklich vertrauenswürdig. Es ging also weiter mit der nächsten Koordinate. Getroffen., sagte ich und hob meine Augenbrauen, spätestens jetzt wusste er, dass es sich um mein größtes Schiff handeln musste, außerdem, dass nur mehr eine Stelle fehlte und diese wohl eindeutig in I2 liegen musste, Eine Lady S. hat mich verwandelt, ich habe diesen Vampir nie wieder gesehen, ich habe eigentlich sofort zugestimmt als ich das Angebot bekommen habe. Ich zögerte nicht lange und versuchte dann, C2.

Nun, da war es also, der nachlässige Part in Masch's Familie, ich fragte mich, wie das überhaupt möglich war, nachdem die meisten Clanmitglieder immer eng beisammen bleiben zu schienen. Allerdings musste es auch nicht heißen, dass beide Eltern im Clan waren, ich fragte mich nur, warum sie ein Kind wie Masch fünf Jahre nicht sehen hatten wollen. Ich kannte ihn gerade einmal einen halben Tag, aber wie ich Sandy geschrieben hatte, ich würde auf ihn aufpassen. Ich konnte auch gar nicht anders, eine Stirnfalte bildete sich über meinen Augenbrauen und ich seufzte leise, während ich den Kopf schüttelte. Es lag mir auf der Zunge zu fragen, ob er sie nicht hatte sehen wollen, oder sie ihn nicht, auch wenn ich mir Letzteres kaum vorstellen konnte. Getroffen und versenkt., meinte ich und nickte Masch kurz anerkennend zu, Ich wurde mit einer Form der Gefühlstaubheit, der Anästhesie, geboren, das bedeutet mein Schmerzempfinden, mein Temperatursinn und auch mein Tastsinn sind eingeschränkt. Es war nicht so, dass es vollkommen unbekannt war, aber die wenigsten wussten wirklich davon, die meisten dachten einfach, ich war etwas übergenau dabei im Bad, tatsächlich musste ich mich aber regelmäßig untersuchen, denn oft konnte ich Verletzungen erst erkennen, wenn ich sie auch wirklich sehen konnte. Ich sah Masch etwas amüsiert an, während ich gleich auf die nächste Koordinate tippte, immerhin hatte ich ein größeres Schiff erwischen müssen, C3.

Es war nicht unmöglich damit zu leben, vor allem bei meinem doch sehr körperlichen Job war es manchmal anstrengend, aber es war auch einer der Gründe, warum ich gelernt hatte so gut zu kochen. Es war deutlich vorteilhaft sich beinahe im Schlaf in der Küche fortbewegen zu können, anstatt jedes Mal auf Gefahr zu laufen eine heiße Herdplatte anzufassen, sich mit dem Messer zu schneiden oder ähnliches. Es war auch der Grund warum ich meistens in mehreren Schichten gekleidet war, ich konnte es meistens kaum spüren, wenn ich unterkühlte. Genauso allerdings, wenn ich überhitzte, da musste ich eher im Sommer Acht geben. Ich musterte Masch und nickte dann, die falschen Leute also, nun, das konnte ich mir gut vorstellen, wenn ich mir das goldene Trio von gestern so besah. Die ihn hoffentlich nie wieder auch nur falsch ansehen würden, jedenfalls nicht, wenn es nach mir ging. Getroffen und versenkt. Du scheinst meine U-Boote zu mögen., sagte ich tatsächlich ein wenig amüsiert, aber vor allem auch um die Stimmung etwas zu lockern, genauso wie das nächste, Ich musste mir meine Fähigkeit selbst beibringen, ich kann Ketten manipulieren, aber zu anfangs habe ich sie oft aus versehen erschaffen oder sie zu ruckartig bewegt und mir dabei ins Gesicht geschlagen. Ich fügte allerdings ganz schnell noch etwas hinzu, als ich bemerkte, wie es klang. Es waren nie schlimme Verletzungen... es sei denn mein Ego zählt. Einen kurzen Moment grinste ich leicht, denn es war nun einmal so, ich war gnadenlos ehrlich, auch zu mir selbst, ich konnte ganz schön arrogant sein, beim Training meiner Fähigkeit war es allerdings sogar mir ziemlich vergangen. Ich wählte also ohne zu zögern die nächste Koordinate. C4.

Vielleicht konnte ich nur einen kurzen Moment die Aussicht darauf genießen, aber da war es wieder, Masch's wunderschönes, wenn auch nur sehr schwaches Lächeln. Leider wandte er sehr schnell wieder sein Gesicht ab, es war schwer, sich nicht zu wünschen, sein Lächeln noch ein wenig länger betrachten zu können, denn es erschien für mich beinahe sein ganzes Gesicht, wenn nicht sogar den gesamten Raum zu erhellen. Ich erfuhr auch gleich ein nächstes Detail, ich fragte mich, warum ihm niemand geholfen hatte, wenn er doch in einem Clan aufgewachsen war, ich zögerte kurz, doch merkte dann an, Ich würde dir helfen. Mehr sagte ich dazu nicht, es war einfach nur eine Tatsache, ich würde ihm helfen, ob ich auch dazu kommen würde, das lag vollkommen in seinen Händen. Ich war selbst jetzt definitiv kein Lehrer, aber ich hatte doch einiges an mir selbst erprobt und ich würde mein Wissen mit ihm teilen. Ich vergaß für einen Moment das Spiel, bevor ich wieder auf mein Blatt sah und erstaunt feststellte, Getroffen. Ich überlegte nicht lange und meinte dann, Die Kratzspuren auf meiner rechten Wange stammen ebenfalls von meiner Verwandlung, ein Souvenir von Lady S., sozusagen. Das Raten der Koordinaten ging wieder etwas hin und her, aber inzwischen standen doch deutlich weniger zur Auswahl. D6.

So verzweifelt wie Masch sich anhörte, auf ein einfaches, sehr direktes Angebot hin, so sehr fragte ich mich doch, wie wenig Hilfe er in seinem Leben erhalten hatte, um diese nicht als jene erkennen zu können. Ich half andauernd Anderen, freiwillig oder nicht, indem ich Leute aus dem Club warf, aufdringliche Besucher abwies oder eine Prügelei trennte. Aber gerade hatte ich ein Angebot gemacht, vollkommen freiwillig, um ihm zu helfen. Genauso wie es freiwillig gewesen war, ihm in der Seitenstraße zu helfen und ihn hierher zu bringen. Ich weiß wie du es gemeint hast, es war keine Aufforderung, aber ich würde dir helfen. Sieh es als Angebot, keine Verpflichtung., sprach ich mit vollkommen ruhiger Stimme, ich klang weder genervt noch wütend, wirklich erstaunlich bei mir, sondern einfach nur ehrlich. Ich wusste, dass Masch es nicht auf Aufforderung gemeint hatte, aber genauso wenig hatte ich es als Verpflichtung für mich gemeint. Es war ein Angebot, ich hoffte, er konnte es jetzt auch so sehen, die Vorstellung, wie alleine er sein musste, zumindest innerlich um so zu reagieren, machte mich tatsächlich etwas wütend. Allerdings nicht auf ihn, ich zeigte es auch nicht, sondern eher auf die Welt um ihn herum. Das nächste, was er sagte, gab mir noch einen größeren Einblick und ich hielt kurz inne, bevor ich mich nach vorne lehnte und ihm eine Hand wieder langsam und sanft auf seine Schulter legte. Ich verurteilte ihn deswegen nicht, auf der Straße war es vielen passiert, es wunderte mich nicht, dass auch andere dort hineinfielen. Getroffen und versenkt, ich habe nach dem Tod meiner Eltern mit dem Rauchen angefangen., sagte ich ohne auch nur auf mein Blatt schauen zu müssen, ich ließ meine Hand kurz auf seiner Schulter, bevor ich sie zurückzog, F4.