Masch lächelte erneut und ich verbuchte das auch erneut als Sieg, denn es stand ihm wirklich gut, wenn er lächelte, selbst wenn es nur ein schwaches Lächeln war. Ich fragte mich beinahe, welche Sonne oder eher wie viele Sonnen aufgehen würden, wenn er wieder richtig und ordentlich lächeln würde. Hoffentlich würde ich dabei sein, um es zu sehen, aber wenn ich ehrlich war, die Wahrscheinlichkeit war groß, ich würde ihn sicherlich nicht so einfach aus meinen Augen lassen. Nicht nachdem, was passiert war letzte Nacht und noch weniger, weil er mich nicht nervte. Es war eine wahre Seltenheit, ich musste schon daran festhalten. Es muss einen Grund gegeben haben., bestätigte ich Masch und nickte, Anstrengend genug, hat ja auch lange genug gedauert.

Mit gerunzelter Stirn sah ich zu Masch, ein Ausdruck des Erstaunens auf meinem Gesicht, denn aus meiner Sicht konnte er vollkommen recht haben, es konnte sich wirklich um einen Fähigkeitenausbruch gehandelt haben, es gab durchaus immer wieder welche bei unerfahrenen Vampiren, besonders bei mächtigen Fähigkeiten besonders gefährlich. Zum Glück war mir so etwas seit Beginn schon lange nicht mehr passiert, anfangs war es wirklich anstrengend gewesen seine Fähigkeiten zu lernen, vor allem mit nur geringer Hilfe, aber gut, ich war auch schon immer ein sehr kontrollierter Mann gewesen, zumindest was mich selbst anging. Nein, nein, ich denke du könntest vollkommen richtig liegen., stellte ich fest und schenkte Masch einen beeindruckten Blick, Du bist smart, Kleiner, es besteht eine gute Chance, dass du richtig liegst. Bei unerfahrenen Vampiren auch nicht unbedingt ungewöhnlich. Ich zuckte mit den Schultern.

Um ehrlich zu sein, es war tatsächlich kaum auszuhalten, dass Masch schon wieder rot wurde, allerdings nicht, weil ich genervt war davon, eher, weil ich fasziniert beobachtete, wie sich die süße Röte langsam auf seinen blassen Wangen ausbreitete, es war wie ein Farbenspektakel, bei dem man kaum wegsehen konnte. Er hatte mit Abstand das süßeste Gesicht, dass ich jemals in meinem Leben gesehen hatte, vielleicht auf der Straße nicht unbedingt vorteilhaft, aber dazu hatte er jetzt mich. Ich dachte schon wieder sehr besitzergreifend, selbst wenn ich nur auf ihn aufpassen würde, aber so war ich nun einmal. Was für eine Fähigkeit beherrscht Sandy?, fragte ich, immerhin wusste Masch von seinen eigenen Fähigkeiten noch gar nichts. Ich war mir sicher, es würde eine mächtige Fähigkeit sein, etwas das zu ihm und was er über sich erzählt hatte passte. Ich würde nur zu gerne herausfinden, was es war, wenn er mein Angebot annahm, konnte ich ihm auch wirklich damit helfen. Ich sah kurz auf mein Handy, aber Sandy hatte sich nach meiner Nachricht nicht mehr gemeldet, es war allerdings in Ordnung, denn ich würde mein Wort zur Wahrheit machen, Masch war vollkommen sicher bei mir. Hast du eigentlich gar kein eigenes Handy?

Praktisch., gab ich offen und ehrlich zu, denn diese Fähigkeit hörte sich allerdings praktisch an, besonders, das mit dem Schlaf und den Träumen, ich war mir sicher, dafür könnten einige Seelen Verwendung finden. Vielleicht war er ja auch gewillt ihnen zu helfen, ich wäre es nicht, aber gut, ich war auch selten gewillt jemandem zu helfen. Außer... Masch, es war seltsam, irgendetwas musste es auf sich haben, aber das würde ich wohl noch erfahren. Ich verstehe., sagte ich ohne ihn zu verurteilen, sondern eher verständnisvoll, Ich hatte auch lange kein Handy, als ich auf der Straße gelebt habe. Wir sollten dir allerdings eines besorgen, es wäre sonst schwieriger in Kontakt zu bleiben. Bis dahin kann ich dir nicht von der Seite weichen. Allerdings gefiel mir der Gedanke ganz und gar nicht, ihn überhaupt zu verlassen, vor allem nach gestern und vor allem bei diesen seltsamen fremden Leuten. Seine Zwillingsschwester, die offenbar nichts über ihn wusste, würde ich mir vor allem einmal ganz genau ansehen, sollte ich die Möglichkeit dazu bekommen.

Wir kaufen dir ein Handy., sagte ich, es war beschlossene Sache und wenn ich es selbst bezahlen musste, es war schließlich nicht so, als ob ich total schlecht finanziell dastehen würde, ich gab kaum Geld aus, höchstens für Kleidung, Essen, Bücher oder mein Apartment, alles andere waren Luxusgüter, die ich nur selten oder kaum benötigte. Ich war nicht besonders gesellig, hatte keinerlei weitere finanziellen Verpflichtungen wie eine Familie, Freunde oder Haustiere, es war alles sehr einfach bei mir.

Ich muss gar nichts. Ich hatte inzwischen den eindeutigen Verdacht, dass sich Masch als Belastung sah, jemand, dem man nur half, wenn man es auch musste. Aber ich musste gar nichts, niemand musste etwas, ich fühlte mich auch niemandem gegenüber verpflichtet. Wenn ich mich jemandem oder etwas verpflichtete, dann tat ich das vollkommen freiwillig. Ich hielt nichts von Clans, auch nicht unbedingt Familien, sie versprachen nur falsche Sicherheit, ob nun beabsichtigt oder nicht. Meine Eltern hatten mir eine selbstverständliche Sicherheit gegeben, die ich nur durch mich selbst und allem, was ich für mich getan hatte, wiederbekommen hatte. Eine, die auch Masch wiederbekommen konnte. Aber du musst es auch nicht alleine machen. Ich helfe dir dabei... gerne. Es wäre schon einmal ein erster Schritt, ein erster Schritt auf einer langen Reise, aber immerhin ein erster Schritt.

Locker zuckte ich mit meinen Schultern, denn aus meiner Sicht brachte er mir auch gar nicht dafür zu danken. Ich bedankte mich generell eigentlich nie, zumindest nicht, wenn ich etwas tat, dann weil ich es wollte und dafür brauchte ich nun wirklich keinen Dank. Soll ich deinen Pullover von gestern eigentlich waschen?, fragte ich schließlich, Du kannst meine Sachen auch weiterhin tragen, sie sind nur nicht so... Ich überlegte eine kurze Weile, wie ich es am besten beschreiben sollte, denn Masch's Pullover war dann doch etwas, das ich niemals tragen würde. Zu ihm hingegen passten die Katzenohren eigentlich sehr gut. ...süß.