Ich dich auch Schwesterchen. Warum musste das alles nur so kompliziert sein? Ich wünschte ich könnte zurück in unsere frühe Kindheit gehen, damals war alles noch so einfach und rosig, wir hatten beide Eltern gehabt, und einander, und den Clan, alles war voller Freude gewesen, und nicht so anstrengend, dunkel und kalt wie jetzt. Was sollen wir jetzt machen, Schwesterchen?

Ich freute mich sehr darüber, dass er mich auch lieb hatte. Seine nächste Frage konnte ich zu meinem Leidwesen allerdings nicht beantworten. Papa war sicher noch nicht gegangen, und ich war mir nicht sicher, ob ich so unter seine Augen treten konnte. Ich war eine Schande als Tochter, konnte mich nicht einmal in der Nähe meiner Liebsten kontrollieren, so wie er.
"Ich weiß es leider nicht... Solange Papa da ist.. Nach dem eben kann ich nicht so einfach unter seine Augen treten. Wenn du aber zurück gehen möchtest, tun wir das, Brüderchen", antwortete ich ernst.

Ich schüttelte sofort abwehrend den Kopf, ich wollte zurück in die Wohnung, dort war es sicher und warm, doch auch ich wollte nicht wieder vor unseren vater treten und ich wollte noch weniger, dass Eli sich unwohl fühlte. Ich will nichts tun, was dir unangenehm ist, Schwesterchen.

"Und ich nichts, was dir unangenehm ist, Brüderchen"antwortete ich dann und lächelte ihn leicht an. Ich hasste Nekro nicht, weil ich ihn einfach nicht mochte, sondern war gerade einfach nur sauer auf ihn, weil er sich über meine Bitte hinweg gesetzt und es einfach ignoriert hatte. Und es hatte zur Katastrophe geführt. Zumindest war es beinahe eine geworden.
Kurz überlegte ich, ehe ich dann meinte: "Vielleicht kann ich Sandy anschreiben, ob alles wieder ruhig ist und es nicht mehr nach Blut riecht?", schlug ich vor. Und ob Papa erstmal nach Hause gegangen ist.

Ich hatte unserem Vater und unserer Mutter gegenüber gemischte Gefühle und hasste mich dafür. Was fiel mir ein so zu fühlen? Sicher, unsere Mutter war nicht da gewesen und unser Vater war auch nicht omnipräsent gewesen, abgesehen davon, was er in Sandys Wohnung getan hatte, doch wer war ich irgendjemandem Vorwürfe zu machen? Ich, der ich einfach für eine halbe Ewigkeit verschwunden war um mich meinen eigenen, eigensinnigen Bedürfnissen zu widmen? Das wäre gut. Ich wünschte mir Sandy wäre jetzt hier, er machte immer alles besser.

Ich hatte die Interaktion zwischen Coki und den Zwillingen beobachtet und dann etwas gewartet, damit die beiden darüber reden konnten, als ich hörte was Eli zu Masch sagte und beschloss, dass es wohl am besten war zu ihnen zu gehen und direkt mit ihnen zu sprechen. Die Minuten näherten sich gefährlich meiner nächsten Schlafperiode und ich befürchtete, ich würde es nicht mehr zurück schaffen. Ich trat hinter meinem baum hervor und machte genug Geräusche, dass sie mich bemerkten, ehe ich nahe heran kam, rufen konnte ich ja nicht. Ich lächelte etwas müde und hob die Hände um zu deuten, sobald sie zu mir sehen würden. Tut mir leid, ich wollte euch nicht ganz alleine lassen. Ich weiß nicht ob N-E-K-R-O noch bei uns ist, aber ich kann N schreiben und fragen, wenn ihr wollt, er ist noch dort.

Ehe ich das Handy tatsächlich raus holen und Sandy schreiben konnte, waren Geräusche zu hören, Sandy trat hervor. Mittlerweile hatte ich Masch wieder los gelassen und achtete aufmerksam darauf, was Masch deutete. "Das wäre lieb", antwortete ich ihm, ehe ich dann auf ihn zu trat. "Danke, dass du mich da drinnen aufgehalten hast", meinte ich dann ehrlich, ehe ich ihm schließlich umarmte. Kein Wort konnte meine Dankbarkeit ihm gegenüber dafür ausdrücken. Kurz darauf senkte ich wieder die Arme, um ihn los zu lassen.

Sandy! Ich hörte ihn sofort und erkannte ihn auch gleich. Er hatte noch die Chance zu deuten, ehe ich ihn förmlich anfiel und meine Arme um ihn schlang. So sehr hatte ich gehofft, dass er plötzlich auftauchen würde und hier war er auch tatsächlich. Bitte frag ihn. Ich ließ Eli auch Platz um Sandy zu umarmen, ließ ihn allerdings noch nicht selbst los.

Schnell hatte ich einen Arm voll Masch und auch Eli umarmte mich, mit einem Dank dazu. Natürlich, ich werde euch immer beschützen. Ich schreibe Nahuel gleich. Einen Arm nun um Maschs schmalen Rücken gelegt holte ich mein Handy heraus um eine Nachricht an meinen Freund zu schreiben.

Auch Brüderchen war sofort zu Sandy um diesen zu umarmen. Leicht lächelte ich, am Liebsten hätte ich ihn länger umarmt, doch nach dem, was passiert war, wollte ich niemandem viel zu nahe sein. "Trotzdem danke... Ich... Ich weiß nicht, was alles passiert wäre, wenn du nicht gehandelt hättest", antwortete ich leise, "Okay gut."

Ich verbarg mein Gesicht an Sandys Brust, er war nicht um so vieles älter, doch er wirkte immer so unglaublich viel sicherer in allem was er tat, als ich es je gekonnt hätte. Lass uns nie wieder alleine. Ich war anhänglich und ich hasste mich dafür, doch ich konnte nicht anders, ich wollte Sandy nie wieder loslassen, so selbstsüchtig es auch war.

Ich atmete müde ein und aus, doch lächelte trotzdem. Ich werde immer für euch da sein, zweifle nie daran. Nahuel schrieb zurück und ich seufzte erneut, tonlos, aber schwer. Ich hatte nicht mehr lange, das musste gleich geklärt werden. Nahuel kommt uns abholen, aber er bringt V-A-L-E-N-T-I-N-A mit. Es geht nicht anders, ich muss mich gleich wieder hinlegen. Ich antwortete Nahuel und steckte dann mein handy weg, um mir müde über die Augen zu reiben, während ich Masch noch mit einem Arm fest hielt. Sag M bitte was passieren wird E.

Ich konnte Sandy bereits ansehen, dass der nächste Intervall, in dem er schlafen musste, immer näher rückte, so müde wie er gerade wurde. Als er mich aufforderte, Masch noch einmal zu sagen, was er eben gedeutet hatte, nickte ich sofort und trat wieder etwas näher an die beiden heran, doch stets vorsichtig, ich traute meiner Selbstkontrolle mittlerweile kein bisschen mehr. "Brüderchen? Nahuel wird uns abholen, allerdings hat er Valentina dabei. Sandy muss sich gleich wieder hinlegen, es geht nicht anders", wiederholte ich Sandys gedeutete Worte. Valentina... ich hoffe, dass niemand irgendwie nach Blut riecht...

Ich spürte zwar wie Sandy etwas deutete, doch wollte ihn nicht loslassen oder den Kopf heben, zum Glück sagte mit Eli was passieren würde. Ich spannte mich an, aber nickte trotzdem leicht. Okay. Ich wollte Valentina eigentlich nicht sehen, aber Sandy brauchte Nahuel und ich wusste, dass er nichts dagegen tun konnte, wenn seine nächste Phase begann. Ich atmete durch und zwang mich jetzt doch Sandy wieder loszulassen. Willst du dich hinsetzen?

Es tat mir leid den beiden diese Entscheidung abzunehmen, doch wir brauchten Nahuel und wenn er Valentina nicht zurück lassen wollte, hatte ich keine Zeit und keine Energie mit ihm darüber zu diskutieren, auch wenn ich es nicht für eine gute Idee hielt, vielleicht würde ich das später ihm gegenüber ansprechen. Eli teilte Masch mit was passieren würde und ich spürte deutlich, wie er sich anspannte. Ich gab ihm einen leichten Kuss auf das blaue Haar und lächelte ihn und seine Schwester dann müde an. Ich glaube das ist eine gute Idee. Macht euch wegen V keine Sorgen, N ist ja auch bei euch und sie wird schon nichts unangenehmes machen. Schwer ließ ich mich am nächsten Baum zu Boden gleiten und konnte nur noch schwer die Augen offen halten, auch wenn ich mich sehr bemühte.