Lächelnd beobachtete ich Nik, wie er im Wald tobte. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. „Wenn wir noch Mittag essen wollen, müssten wir jetzt zurück, damit wir noch pünktlich zum Treffen kommen“, überlegte ich. „Oder wir essen einfach in der Stadt was/“ Abwartend sah ich meinen Freund an.

Ich schaute auch auf meine Uhr. Lass uns nach dem Treffen etwas in der Stadt essen meinte ich zu ihr.

„Auch in Ordnung. Dann lass uns gerade Nik zuhause abliefern“, meinte ich und ging zurück zur Villa. Nik lief uns voraus.

–> Villa FeuerClan

Ich nickte und folgte ihr.

-> Villa Feuerclan

Erst nach einer ganzen Weile, als meine Beine bereits schmerzten und ich das Gefühl hatte, meine Lunge würde platzen, kam ich zum Stehen. Tief atmete ich ein und aus, um wieder herunter zu kommen. Der Wind rauschte leise in den Bäumen und die Luft war kühl, aber klar. Sie half dabei, meinen benebelten Kopf wieder ein wenig frei zu kriegen. Allem voran aber lag hier nicht der Geruch von Blut, ich konnte Papa hier auch nicht weinen hören. Erst jetzt konnte ich langsam wieder klar denken. Ich hatte einfach raus müssen. Trotz dass ich Brüderchen gehört hatte, war ich weiter gelaufen, einfach etwas weg.
Leicht lehnte ich mich gegen einen der Bäume. Meine Ausdauer und Kraft hatte die letzte Zeit ein wenig gelitten, wie ich bemerkte. Besorgt hielt ich dann nach @Masch Ausschau. Nicht dass er unterwegs mir doch nicht mehr hatte folgen können. Wie will Papa mich beschützen, wenn er nur weint, wenn es darauf ankommt? Er kann nichts tun. Sandy kann mir hier wohl am Ehesten helfen. Ob ich ihn bitten sollte, das zu tun, sollte es passieren, wenn er in der Nähe ist? Meine Gedanken drehten sich im Kreis und mein Kopf war so voll.

Schon auf der Hälfte der Strecke hatte ich das Gefühl gehabt als würde ich bald das Bewusstsein verlieren, meine Ausdauer war praktisch nicht mehr vorhanden und jeder Atemzug tat in meiner Kehle und in den Lungen weh, trotzdem stolperte ich meiner Schwester nach durch den Wald, nur durch ein Wunder fand ich sie überhaupt wieder und brach fast zusammen, als ich sie endlich erreicht hatte. Sch...Schwesterchen. Es drehte sich alles um mich herum und mir war übel, ich hielt mich an einem Baum fest und presste die freie Hand auf die Brust.

"Brüderchen", brachte ich heraus, ich konnte deutlich sehen, dass es ihm nach der Strecke nicht gut ging. Er sah aus, als würde er gleich zusammen brechen. Bei allem was passiert war, hatte ich vollkommen vergessen, dass er nach allem, was passiert war, körperlich nicht mehr so leistungsfähig war wie früher.
"Tut mir leid", brachte ich leise hervor. Hier draußen fühlte ich mich wieder sicherer, weshalb ich auf ihn zu ging und ihn vorsichtig umarmte. "Komm, wir setzen uns hin", meinte ich dann und legte ihm eine meiner Hände schließlich auf die Schulter, damit er sich mit mir hinsetzen würde.

Ich rang mühsam nach Luft, auch wenn jeder Atemzug brannte wie tausende kleine Nadeln in meiner Brust, doch zu große Angst hatte ich davor zu ersticken, denn so fühlte es sich an. Ich ließ mich schwer zu Boden fallen, als Eli mich darum bat und keuchte leise weiter, aber langsam wurde es besser. Schon... schon okay. Nicht deine Schuld, Schwesterchen.

Besorgt betrachtete ich mein Bruderherz, wie er mühsam nach Luft rang, zu meiner Erleichterung schien es langsam besser zu werden. "Nein, Brüderchen. Es ist meine Schuld. Wenn ich mich unter Kontrolle hätte, wäre es bei weitem einfacher...", widersprach ich ihm leise, kämpfte mühsam gegen meine eigenen Tränen an. Noch nie hatte es irgendwas gebracht, zu weinen. "Ich wollte nicht, dass du das siehst, deshalb wollte ich weg... Aber Papa holt dich stattdessen noch näher dazu! Ich könnte es mir nie verzeihen, dich oder Papa zu verletzen...", fügte ich hinzu und wandte leicht den Blick ab, "ich bin so froh, dass Sandy mich aufgehalten hat..." Tief atmete ich durch und strich mit einer meiner noch immer zitternden Händen leicht über sein Haar: "Geht es bei dir wieder?"

Ich schlang meine Arme um Eli, als ich wieder genug zu Atem kam, und drückte mein Gesicht an ihre Schulter. Ich war müde und wollte am liebsten schlafen, aber Eli war wichtiger. Nein, es ist eben nicht deine Schuld. Papa hätte es... besser wissen müssen. Es war schwer das zu sagen, gerade noch hatten wir wieder etwas Vertrauen zu unserem Vater aufgebaut und im nächsten Moment wurde es wieder zerschlagen. Mir gehts gut. Jedenfalls konnte ich wieder halbwegs normal atmen, selbst wenn mein Hals immer noch etwas stach.

Masch schlang schließlich ebenfalls seine Arme um mich, und drückte sein Gesicht an meine Schulter. Es hatte etwas Tröstendes an sich und einmal mehr war ich nun froh, dass ich mein Brüderchen endlich wieder hatte. Auch wenn ich nicht alle meine Probleme auf ihn abwälzen sollte. Vorsichtig nickte ich leicht, auch wenn er es nicht sehen konnte. Aus meiner Sicht war ich noch immer Schuld. Ich war einfach zu schwach, mich zu kontrollieren. "Können wir... erstmal einfach hier draußen bleiben?", wollte ich dann von ihm wissen. Bisher wollte ich nicht zurück. Und jetzt erst recht auch nicht zurück zur Villa.

Klar können wir das. Der Gedanke daran draußen zu schlafen war mir recht unangenehm, es brachte schlechte Erinnerungen, denn zu viele Nächte hatte ich in den vergangenen Monaten draußen verbracht, aber Eli zur Liebe sagte ich nichts und stimmte ihr nur gleich zu. Es ist schönes Wetter hier draußen.

Ich ahnte nicht, dass er bereits an das übernachten hier dachte, denn so lange wollte ich auch nicht im Wald bleiben. Allerdings... Wollte ich Papa gerade nicht unter die Augen treten, nicht jetzt.
"Danke Masch", gab ich leise zurück, "ohne dich würde ich völlig durchdrehen. Ich werde mein bestes tun, um auch für dich da zu sein." Mittlerweile hatte ich mich endlich wieder beruhigt.

Ich bin dein Zwilling, ich werde immer für dich da sein, Schwesterchen. Besonders, nachdem ich es so lange nicht gewesen war. Ich hatte versagt und das konnte ich nicht wieder gut machen, aber ich wollte den selben Fehler nicht noch einmal begehen.

Ein liebevolles Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Du bist der Beste, Brüderchen", meinte ich ehrlich, "zusammen kriegen wir bestimmt alles hin!" Es tat gut, hier draußen mit ihm zu sitzen. Tief atmete ich durch. Es schien sich doch alles zumindest ein bisschen zu fügen.