cf: Caféhaus

Eigentlich hatte ich nur schnell Katzenfutter und eine Zahnbürste kaufen wollen, irgendwie hatte ich schon wieder eine vergessen mitzunehmen, oder ich fand sie in meinem Chaos nicht mehr, das konnte auch sein. Es lief gut soweit, ich ging hinein, fand das was ich brauchte ohne jemanden fragen zu müssen, bezahlte und wollte gerade wieder verschwinden, als mir ein großer Schatten in den Weg trat, zu dem ich nicht aufsah, aber deutlich bemerkte, dass er um mindestens einen Kopf größer war als ich. "Schönen guten Tag, mögen sie Tiere?" An sich würde ich die Frage bejahen, aber ich wollte am liebsten einfach nur weitergehen, aber der Mann stellte sich gleich wieder in meinen Weg. "Wir spenden für... guten Zweck... Tierfreunde und Personen mit funktionierendem Gewissen..." Ich konnte kaum zuhören, denn der Mann trat immer näher und näher auf mich zu, ich versuchte zwar zurückzuweichen, aber er nahm es offenbar als Versuch war, dass ich gehen wollte, und obwohl ich gerade schon den Kopf geschüttelt hatte, obwohl ich nicht einmal wirklich mitbekam, worüber er sprach, packte er mich am Arm. Plötzlich fühlte sich alles zu viel an, die Wärme, die in der Luft des stickigen Eingangs des Einkaufszentrums hing drückte auf mich nieder, die Stimmen um mich herum waren zu laut, die Berührung an meinem Arm schien zu stechen und meine Brust hob und senkte sich immer schneller und schneller, am liebsten hätte ich laut geschrien, aber ich konnte einfach nicht.

Nachdem ich einige Zeit lang durch die Wälder gelaufen und unzählige Wildtiere aufgeschreckt hatte, die meisten natürlich ohne sie je zu sehen, war ich wieder in die Zivilisation zurück gekehrt, einige Äste in meinen Dreadlocks und ein Grinsen von einem Ohr zum anderen im Gesicht. Gerade war ich ins Einkaufszentrum eingetreten, als ich eine Szene sah, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, eine sehr kleine Vampirin mit einem Stock und einer Katze, das war ja für sich schon kurios, die von einem Spendeneintreiber für wohl irgendeine Tierschutzorganisation bedrängt wurde, jedenfalls hatte er auf seiner Jacke ein Logo, das wie ein Pfotenabdruck aussah. Ohne viel darüber nachzudenken, ich kontrolliere viele meiner Aktionen ohnehin nicht selbst, gesellte ich mich also einfach dazu und lehnte mich mit dem Arm auf die Schulter des Mannes. Nachdem er die kleine Dame auch einfach so anfasste konnte er damit ja kaum ein Problem haben und wenn doch, umso besser. Hey sag mal Süßer, willst du sie zu einer Spende überreden oder dich ihr aufzwingen? Du sendest nämlich sehr gemixte Signale aus, das ist ziemlich unsexy.

Plötzlich trat ein riesiger Mann an meinen Bedränger hinzu, und wie ein Wunder ließ der Mann mich los, um zu versuchen, den Mann mit den Dreads von sich zu stoßen, gleich mit beiden Händen. Es wurde ein wenig leiser in meinem Kopf und ich trat rasch einen ganzen Schritt zurück, Danbi fauchte den Spendensammler böse an, versteckte sich dann aber hinter meinen Beinen. Ich hatte nicht wirklich mitbekommen, was gesagt worden war, mein Kopf zu voll, mein Atem zu schnell. Einatmen, 1, 2, 3, 4. Halten, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Ausatmen, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. Einfach atmen. Ich tat mein bestes um mich zu beruhigen, um mich nicht auf das von zuvor zu konzentrieren, sondern einfach nur wieder in die Realität zurückzukehren. "Lass mich doch in Ruhe, du Spinner, ich mache hier bloß meinen Job!", hörte ich im Hintergrund den Mann fluchen, "Ist ja schon gut, sie muss auch nicht spenden, wenn sie kein Gewissen hat, lass mich gefälligst los!"

So redet man doch nicht vor einer Dame. Ich lachte, als ich zurück gestoßen wurde und zwei Schritte nach hinten stolperte, ich hatte dem nicht viel Körperkraft entgegen zu setzen, es fiel dem Mann also nicht schwer mich von sich weg zu bekommen. Dein Job ist es also andere Leute zu belästigen und zu beleidigen? Ich dachte immer ich wäre der einzige, Willkommen im Club.

Der Mann runzelte vollkommen irritiert die Stirn und ergriff dann lieber schnell die Flucht, während er diverse Sachen vor sich hin murmelte, unter anderem Beleidigungen und wie er dachte, dass so jemand in eine Irrenanstalt gehörte, aber er verschwand, nicht nur von uns, sondern auch gleich vom gesamten Einkaufszentrum, er hatte offenbar genug für heute. Danbi unterdessen stupste mich vorsichtig an, um mich wieder zurück in die Realität zu holen, auch wenn sich noch immer alles etwas... zu viel anfühlte.

Ich lachte nur über das Gemurmel des Mannes, das hörte ich immerhin nicht zum ersten Mal, doch dann wandte ich mich mit einem Grinsen der Vampirin und ihrer Katze zu, Erstere schien immer noch sehr im Stress zu sein, aber immerhin war der Spendensammler nun weg. Wenn der so auf Spendenjagt geht will ich nicht wissen wie die sich um ihre Tiere bemühen.

Immerhin verstand ich, was der große, wirklich große Mann zu sagen hatte, während ich zu ihm hochblinzelte, wobei ich ihn nicht direkt ansah, sondern eher sein Kinn. Danbi befand ihn offenbar aber als vertrauenswürdig, denn sie stupste mich noch einmal an, und machte dann ein paar neugierige Schritte auf ihn zu. Ich schnaubte, als ich begriff, was er damit sagen wollte, etwas belustigt, die Situation war doch ganz schön abstrus, auch wenn ich mich noch immer bemühen musste ruhig zu bleiben. Danke., brachte ich schließlich leise heraus, er war wirklich meine Rettung gewesen.

Mit flatternden Mantel ließ ich mich plötzlich auf den Boden sinken und hielt der kurzbeinigen Katze grinsend eine Hand hin. Hallo auch Kitty. Ich hatte den Dank durchaus gehört, ich nahm so gut wie alles in meiner Umgebung wahr, doch wie es so oft war reagierte ich nicht darauf.

Eigentlich war ich etwas erleichtert, als der riesige Mann nichts sagte und sich stattdessen hinsetzte, ich hätte es ihm vielleicht gleich getan, wäre es für mich nicht so umständlich mit meinem Gehstock, also blieb ich stehen, wenn auch ich den Griff meines Gehstocks etwas fester packte als notwendig. Danbi beschnupperte seine Hand und drückte dann ihren süßen, großen dreifarbigen Kopf dagegen, als Aufforderung gestreichelt zu werden, bevor sie mich auffordernd anmiaute. Ich... um... bin Victorine., stellte ich mich schließlich vor, ich war mir nicht sicher, ob das angemessen war oder nicht, aber ich fügte dann einfach schnell hinzu, Das ist meine Katze Danbi.

Ich kicherte leise und kraulte der Katze, Danbi, den Kopf, wie sie es auch verlangte. Danbi, huh? Ich kenne deinen amtierenden Prinz, er heißt Tybalt. Ich prustete nun voll los und sah lachend zu Victorine, wie sie sich vorstellte, hoch. Ich bin Mercutio.

Leicht abwesend wirkend hatte ich genickt, während Danbi neugierig die Ohren aufstellte und miaute, als ob sie Mercutio fragen wollte, wer denn nun der besagte Prinz war, bevor mir auch schon bewusst war, der Name war immerhin nicht so gewöhnlich, dass es derselbe Name war, über den Ayumi auch bereits gesprochen hatte. Ihren Onkel, so hatte sie ihn zumindest bezeichnet, wenn ich das richtig verstanden hatte. Mercutio? Ich sah zu ihm auf und musterte ihn, vielleicht kam die Beschreibung von Ayumi hin, aber das wusste ich nicht so genau, bevor ich fragte, Kennst du... Shion?

Er bläst gerade sicher Trübsal. Ich stupste die kleine Katze mit einem Finger gegen die Nase und sprang dann auf. Tybalt neigte schwer zu melancholie und nun da unsere Tochter auf Reisen war, war es sicher wieder soweit, dass er vor sich hin grübelte. Tief in mir wäre ich gerne für ihn da gewesen, aber das hatte ich nicht in der Hand. Ob ich die einzige, wunderbare Haarpracht kenne? Selbstverständlich. Woher kennst du ihn?

Danbi versuchte noch Mercutio über den Finger zu schlecken und beschloss dann ein bisschen die Gegend zu erkunden, wobei sie sich nie weit von mir und in dem Fall auch von Mercutio entfernte. Haarpracht, was für ein ungewöhnlicher Spitzname, aber vielleicht konnte ich mich selbst vom Wahrheitsgehalt dieses überzeugen. Ich soll ihn finden., antwortete ich also vollkommen ehrlich, Er scheint verschwunden zu sein. Ayumi hat mir von dir und ihm erzählt. Ayumi müsste er dann schließlich auch kennen, wenn er schon der Mercutio war. Ich wirkte wieder vollkommen abwesend, auch wenn ich eigentlich innerlich vollkommen aufmerksam war, aber das konnte ich selbst nicht ändern.

Du musst dich gar nicht lange umsehen, der den du suchst hat die Fliege gemacht. Ich wedelte mit den Händen in der Luft herum, um meinen Punkt zu untermalen, ehe ich mein Handy hervorzog, es war nicht mehr das selbe das Tybalt mir vor so vielen Jahren gekauft hatte, das war schon lange kaputt gegangen, aber auch dieses hier war von ihm und die Hülle hatte wieder das selbe Grün wie es meine Augen zur Schau trugen. Ich stützte den Arm mit dem Handy mit dem Ellenbogen auf den anderen, den ich quer vor mir hielt, die Hüften schwang ich auf eine Seite und belastete ein Bein mehr als das andere, ehe ich Shinos Nachricht vorlaß wie sie da stand, wobei ich seine Stimme nachahmte, wenn auch alles andere als vorteilhaft für ihn, aber doch akkurat, wenn man ihn kannte. Hallo Mercutio, schweren Herzens, aufgrund aktueller Probleme, werde ich Bordeaux verlassen müssen. Wenn du das hier liest, bin ich bereits aufgebrochen und habe die Stadt verlassen. Ich danke dir für unsere schöne, gemeinsame Zeit und die Freundschaft! Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder! Viele Grüße, Shion.

Mein Blick wurde kurz tatsächlich einen Hauch erstaunt, es war selten, dass ich Emotionen so direkt zeigen konnte, aber es verwirrte mich doch ein wenig, denn ich verstand nicht, wie Shion gegangen sein konnte. Ayumi hatte erzählt, dass er der Anführer des Clans gewesen war, auch, dass der Clan offenbar gerade eine Renovierung bekam, warum hätte er gehen sollen? Welche logischen Gründe hätte er gehabt? Bedeutet das, dass es den FichtenClan dann nicht mehr gibt?, fragte ich nach, Und er ist... einfach gegangen? Sonst nichts? Manchmal benahmen sich andere so dermaßen unlogisch, dass ich einfach nicht hinterherkam.