Mir entging das Zucken von Nekros Mundwinkeln nicht, weshalb ich mich schon darauf vorbereitete, dass er lachen würde. Doch dies geschah nicht, was mich hörbar erleichtert aufseufzen ließ. Als dann der Bote kam und Nekro anbot das Ergebnis vor zu lesen, legte ich weich meine Arme um Elis Schultern und ließ mein Kinn auf ihren Scheitel ruhen. Gespannt sah ich ihren Vater an.

Ich kniff einen Moment die Augen zusammen, als ich sah wie Sakuya Eli umarmte. An diesen Anblick würde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen, immerhin war sie doch noch mein kleines Mädchen, meine Prinzessin. Sanft und auch beruhigend lächelte ich Eli an, Ehe ich den Umschlag geschickt öffnete und den Inhalt heraus holte. Sofort fiel mein Blick auf eine Art Stundenplan. Aus ihrem Blickwinkel sah Eli dies vermutlich nicht. Jedoch ahnte ich, was dieser Plan bedeutete, so dass ich nun mit gespielt ernster Miene begann das Schreiben zu lesen. Dabei gab ich ab und zu ein Ach so ist dass..verstehe. von mir. Schließlich hielt ich die Unterlagen mit einer Hand fest, während ich die andere an Elis Wange legte. Versprich mir, dass du mir..uns mindestens einmal die Woche schreibst, okay? Ein warmes Lächeln lag auf meinen Lippen, während ich hoffte, dass Eli verstand was ich ihr damit sagen wollte.

Lillith hüpfte sichtlich erfreut, als Nathan seine Worte an sie richtete, auch wenn er sie in ihrer jetzigen Gestalt ja nicht sehen konnte. Aufgeregt lief das Geistermädchen vor. Sie muss uns alle schon länger beobachten. stellte ich ein wenig überrascht fest, a Lillith offenbar wusste, wo mein Geschäft lag. Mit Nathan folgte ich dem Geistermädchen und schloss den Laden wieder auf, wobei die Puppen und Stofftiere aufgeregt herbei eilten und Lillith umringten. So würde wohl nun auch Nathan wissen, wo genau die stand oder hin ging, da die kleine Gruppe ihr nicht von der Seite wisch. Derweil begann ich alles, was ich brauchen würde zusammen zu suchen und ich der Arbeitsplatte neuen der Nähmaschine auszubreiten. Zum Glück hatte ich noch etliche Schnittmuster um die Stoffstücke für den Bären zurecht schneiden zu können. Kurz überlegte ich, Ehe ich mich entschied, den Bären per Hand zu haben und vor allem ihm ein besonderes Aussehen zu verleihen. Rasch waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Lillith? Es wird Zeit. Damit begannen meine Augen in einem kräftigen Rot zu leuchten, wobei ich meine rechte Hand erhoben hielt, in welcher ich wiederum eine Nähnadel hielt. Lillith sah einen Augenblick zu Nathan, ehe ihre Gestalt verschwand und sie zu einer Art Nebel wurde, welcher bei der Berührung mit der Nadel zu einem Faden wurde welcher um mich herum schwang. Selbst Nathan würde diesen Faden nun sehen können.

Gerade besah ich mir einen Katalog, welcher auf dem Kassentresen lag, da erklang Ashes Stimme. Sie klang jedoch alles andere als erfreut, weshalb ich mich in Richtung Umkleide umdrehte, nur um im nächsten Moment am liebsten meine Augen zu zu halten. Jedoch sorgte der Typ welcher vor Ashe flüchtete und mich in seiner Panik übersah dafür dass ich es ließ. Statt dessen packte ich den Burschen derart hart im Gesicht, als würde wohl ein Löwe seine Beute zerreißen wollen. Meine Augen begannen Rot zu glühen, während meine Hand langsam von kleinen, violetten Flammen umgeben wurde. Ashe. Zurück in die Umkleide. Keine Widerrede! Der Ton meiner Stimme war scharf, während mein Griff am Gesicht des Mannes kräftiger wurde, so dass dieser vor Schmerzen aufstöhnte.

Oh, mit jeder Sekunde hatte ich mehr Lust, diesem widerlichen Spanner einen Pfeil zwischen die Augen zu jagen, spannte die Sehne des Bogens noch mehr, als ich auf einmal Sam's Stimme hörte. Sofort packte er mein Opfer am Gesicht, wie ein Löwe seine Beute schnappte. Seine Augen glühten rot und ich sah, wie um seine Faust kleine, violette Flammen züngelten.
Sein Befehl, normalerweise ließ ich mich nicht herum kommandieren, duldete keinen Widerspruch und ich ließ meinen Bogen sinken, ehe ich mit einem Blick an mir herunter fest stellte, dass ich nur schwarze, ziemlich knappe Dessous trug. Meine Wangen färbten sich tiefrot. "D-danke Sam...", murmelte ich leise, ehe ich mich fluchtartig zur Umkleide zurück zog.

Noch immer konnte ich das hier kaum fassen. Meine Augen waren mittlerweile so trocken, als hätte ich einen ganzen Ozean geweint und meine Kehle war noch immer wie zugeschnürt. Nachdem sie so lange fort gewesen war, konnte ich kaum glauben, dass sie wieder hier sein sollte. Es fühlte sich wie ein Traum an. "Wie lange ist Lilith schon hier?", fragte ich leise. Wie lange sie uns wohl schon beobachtete?
Meine Bewegungen waren fast mechanisch, während Erinnerungen meinen Kopf fluteten und jede einzelne Erinnerung drehte sich um Lilith. Im Laden angekommen umringten die Puppen und Stofftiere einen Punkt, und ich nahm an, dass es sich um Lilith handelte, sie alle waren sehr aufgeregt. Nun konnte ich sehen, wo sie stand, oder hin ging und während NamNam alles vorbereitete, ging ich neben dem Kreis auf die Knie. "Ich kann dich nicht sehen... Oder hören... Aber ich freue mich, dich endlich wieder bei mir zu haben, Schwesterchen", flüsterte ich leise. Dass das möglich war, hätte ich niemals zu träumen gewagt.
Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen, als NamNam die Vorbereitungen abgeschlossen hatte und sich an Lilith wandte. Ich sah an die Stelle, an der sie wohl stand, ehe NamNams Augen rot zu glühen begannen. Ruhig, aber staunend und hoffnungsvoll beobachtete ich den Faden, der plötzlich zu sehen war. Dabei versuchte ich, mich zurück zu halten und ruhig zu sein, um NamNam bei der Arbeit nicht zu stören.

Leicht lehnte ich mich gegen Sakuya, als er die Arme um mich schlang und seinen Kopf auf meinen Scheitel legte. Das beruhigte mich sogleich, auch wenn in meinem Kopf ein Strudel aus Gedanken tobte. Wenn ich angenommen wurde... Wäre es doch falsch, diese Chance nicht zu nutzen. Das würde auf Brüderchen sicher mehr als schlecht wirken, andererseits war er in guten Händen und vielleicht wäre es besser für alle, wenn ich aus ihren Leben verschwand... Schnell schob ich den Gedanken beiseite, ich wusste leider auch nicht, wie ich mit dem Gefühlschaos umgehen sollte. Meine Hände wurden ganz schwitzig. Ich hoffte auf eine positive Antwort, andererseits hatte ich Angst. Doch das Wissen, dass Sakuya dabei sein würde, sollte ich jemals eine positive Antwort erhalten. Das würde sich gleich zeigen.
Ich nahm die Hände runter und erwiderte, noch ein wenig nervös, Papas Lächeln. Gespannt beobachtete ich dann, wie er den Umschlag öffnete. Allerdings kam nicht viel von ihm, somit ließ ich die Schultern hängen und seufzte leise, enttäuscht. Bestimmt haben sie mich abgelehnt. Papas Worte sorgten dafür, dass ich ihn verwirrt ansah und die Augenbrauen zusammen zog. "Hä? Was meinst du damit? Ich brauch dir doch nicht... Oh warte... Meinst du wirklich, dass ich...?", brachte ich hervor, ehe ich nach Luft schnappte und zu strahlen begann, "wurde ich etwa angenommen, Papa?"

Das Eli sich bei mir anlehnte freute mich, da es zeigte, dass sie mir vertraute. Auch wenn ich dieses Vertrauen wohl erst einmal vor allem von ihren Eltern gewinnen musste, woran mich Nekros Blick erinnerte. Sanft drückte ich einen Kuss auf Elis Scheitel, während Nekro begann die Unterlagen zu lesen. Im Gegensatz zu Eli begriff ich sofort was er ihr mitteilte. Doch stimmte es wirklich?

Ich schmunzelte aufgrund von Elis Reaktion. Sieh selbst Prinzessin. Damit hielt ich das Schreiben mit der Zusage so, dass Eli es lesen konnte. [b] Ich bin so stolz auf dich Kleines. [/b,] Auch wenn es mich schwermütig stimmte, Eli gehen zu lassen.

Aus dem Augenwinkel sah ich dass Ashe mir zum Glück gehorchte. Gefährlich nah hob ich den Typen an mein Gesicht. Es würde mir große Freude bereiten, dir deine Visage umzumodellieren, doch das verbietet mir das Gesetz. Mit kälter Miene ergriff ich das Handy, mit welchem der Typ scheinbar Ashe in Aufruhr versetzt hatte. Das..das gehört mir, du, du Monster!! Schrie der Typ aufgebracht auf, auch wenn es eher genuschelt erklang. Ein kaltes Grinsen legte sich auf meine Lippen. Sekunden später flammten hohe lilane Flammen um die Hand, in welcher ich das Handy hielt. Es knackte und knirschte, ehe das Handy nahezu pulverisiert zu Boden rieselte. Ups. ziemlich unsanft ließ ich den Typ zu Boden fallen. Das nächste Mal, rufe ich die Polizei. Wie lang meinst du, wirst du dann wohl im Knast verbringen, mh? sich das Kinn reibend starrte der Perversking mich an Du hast mein Handy zerstört! Ich wedelte lehrerhaft mit dem Zeigefinger. Falsch, ich habe dich davor gerettet von einem Pfeil durchlöchert zu werden. mit diesen Worten wand ich mich ab und ging langsam in Richtung der Umkleiden. Ob es Ashe besser ging?

Ich konzentrierte mich, da ich den beiden etwas schönes, besonderes erschaffen wollte. Die bereit geschnittenen Stoffstücke und Füllungen begannen um mich zu schweben, wobei um sie herum eine spürbare Aura entstand. Mit Hilfe von Lillith, oder vielmehr ihrem Faden begann ich alles zu vernähen, bis ich mit meinem Werk zufrieden war. Der entstandene Teddy plumpste in meine erhobenen Arme, während das Leuchten in meinen Augen abnahm. Geschafft. Geht es dir gut, Lillith? Der Teddy begann wild in meinem Arm zu wackeln. Lass mich runter! Ich will zu Nathan! Ich lachte kurz und kniete mich dann hin, bevor ich den Teddy am Boden absetzte. Etwas wacklig richtete dieser sich auf und drehte sich langsam herum. Dann hob der Teddy seine Ärmchen und wackelte auf Nathan zu, plumpste unterwegs ab und zu um, nur um wieder aufzustehen und weiter zu watscheln. Bruderherz!

(Von jetzt an übernimmst du, was der Teddy sagt :D )

In diesem Moment, als er mir das Schreiben mit der Zusage so hin hielt, dass ich sie lesen konnte, war es möglich, jeder meiner Emotionen in meinem Gesicht abzulesen. Erst stand Unglauben darin, dann Angst. Zweifel. Sorge. Und ganz zum Schluss pure Freude. "Wirklich? Ich bin drin! Wie toll, ich bin drin!", brachte ich heraus und strahlte die beiden förmlich an. "Wann geht es denn los für uns? Ich bin so aufgeregt!", fügte ich wenig später aufgedreht hinzu.

Tief atmete ich durch. Zwar hatte ich auf Sam gehört, jedoch fiel es mir schwer, ihm wirklich in jedem Punkt zu vertrauen. Dennoch... Er wird dem Kerl die Leviten lesen... Das hab ich doch schon gesehen... Allerdings hielt ich weiterhin den Bogen in der Hand, meine Hände krampften sich um das kalte, ewige Eis. Das einzige Mal, als es mir gelungen war, wahres Eis zu formen...
Schnell schob ich die Gedanken beiseite, atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. Die Lust auf das Shopping hier in diesem Geschäft war mir gründlich vergangen, dennoch würde ich das hier mitnehmen, was ich trug, und zog mich wieder um, schlüpfte in meine Stiefel. Was für ein Scheiß... "Nächstes Mal jage ich so einem Kerl gleich einen Pfeil zwischen die Augen", murrte ich leise, merkte nicht, dass Sam auf dem Weg zu mir war.

Es fiel mir wirklich schwer, still zu sitzen und sie einfach arbeiten zu lassen, leise fragte ich die Puppen, ob es hier ein WC gab, und eine dieser erklärte sich bereit, mich kurz dorthin zu bringen. Dort brauchte ich einfach einen Moment für mich, und atmete tief durch. Kurz machte ich mich frisch, ehe ich wieder zurück kehrte.
Dort angekommen setzte ich mich wieder und verhielt mich ruhig, bis NamNam fertig war. Es war faszinierend, zu was sie fähig war. Kurz darauf begann der Teddy zu zappeln und ich konnte sofort Liliths Stimme erkennen. NamNam setzte sie auf dem Boden ab, ich kniete mich hin und breitete die Arme aus, auch wenn es mir schwer fiel, das Maß an Geduld aufzubringen, zu warten, bis sie mich erreicht hatte. "Endlich hab ich dich wieder", nuschelte ich und drückte sie fest an meine Brust. Klar war es seltsam, einen Teddy als Schwester zu knuddeln, aber ich hatte sie endlich wieder!
Tränen liefen mir über die Wangen, während ich sie einfach an meine Brust drückte und sie am Liebsten gar nicht mehr los lassen wollte. "Ich hab dich so vermisst", flüsterte ich leise. "Bruderherz... Du drückst zu stark...", brachte der Teddy entgegen, weshalb ich etwas lockerer ließ. Jedoch traute ich mich nicht, sie los zu lassen, oder eher den Teddy, aus Angst, sie könnte einfach wieder verschwinden. "Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll", wandte ich mich leise an NamNam, "Was schulde ich dir dafür?"

Ich schmunzelte ein wenig, als Eli unsicher reagierte und ihr Vater das Schreiben schließlich so hielt dass sie es lesen konnte. Sanft drückte ich einen Kuss auf Elis Scheitel. Herzlichen Glückwunsch. Ihre folgende Frage ließ mich aufblicken. Immerhin würde ich ja auch noch das ein oder andere klären und vorbereiten müssen. So sah ich Nekro aufmerksam an.