MIr entging nicht, wie er seine Position änderte und so hin rutschte, dass sein Kopf dieses Mal auf meiner Brust lag. Es war ein angenehmes Gefühl und ich lächelte leicht. Mit einer Hand strich ich ihm einfach über den Rücken.

Müde ließ ich die Augen geschlossen und lauschte einzig auf Nahuels Atem, der meinen Kopf immer wieder sanft anhob und wieder sinken ließ. Selten nur kam ich dazu einmal in dieser Position zu sein, aber es tat unglaublich gut.

Während wir so da lagen, dachte ich ein wenig über uns nach. Sandy war eigentlich immer für alle da gewesen, für Masch, für Eli, und für mich. Gerade fragte ich mich, wann in all der Zeit ich eigentlich wirklich richtig für ihn da gewesen war und bemerkt hatte, wie schwer das alles für ihn war. Ich werde mich in Zukunft wieder mehr um ihn bemühen und versuchen, mehr für ihn da zu sein. Dass er nicht immer derjenige ist, der für alle anderen da sein muss. Ich blieb möglichst ruhig liegen und behielt alles so bei. Er sollte es möglichst bequem haben, und die Nähe und Ruhe bekommen, die er brauchte.

Für den Moment konnte ich nichts tun, weder für meine Familie, noch für mich selbst, diese Erkenntnis sank langsam und schwer in mich ein, während ich so da lag auf Nahuel und seinem Atem lauschte. Ich konnte gar nichts tun als weiter zu leben, zu atmen und abzuwarten, das war nicht eben einfach für mich zu ertragen.

Ich drückte ihn leicht, denn dieses Mal wurde ich wirklich für ihn da sein. "Solltest du mal reden wollen, wegen irgendwas, egal was, du weißt, ich hab immer zwei offene Ohren. Miau. Du musst nicht, nur, dass du es weißt, Miau", durchbrach ich leise die Stille. Er sollte wissen, dass ich ihm zu jeder Zeit zuhören würde, ihn aber nicht zwingen würde, etwas zu sagen, wenn er nicht reden wollte.

Ich nickte schwach, deutete aber keine Antwort. Ich war Nahuel dankbar, dass er sich so bemühte, ich wusste ja, dass ihm sowas nicht so leicht fiel, immerhin war es sonst ich, der diesen Part übernahm. Trotzdem wollte ich nicht darüber reden, ich wollte am liebsten nicht einmal daran denken.

Sein schwaches Nicken reichte mir als Antwort. Ich gab mir gerade alle Mühe, denn ich wollte ihm, auch wenn ich nichts tun konnte, um seine Probleme leichter zu machen, ihm helfen. Egal was ich tun musste, ich wünschte mir nur, dass es ihm wieder besser ging. Weiterhin strich meine Hand langsam über seinen Rücken.

Es dauerte nicht lange, da war ich schon wieder eingedöst, wenn ich auch recht unruhig schlief dieses mal und immer wieder zuckte oder den Kopf auf Nahuels Brust herumdrehte.

Auch ich döste ein wenig ein, als Sandys Atem regelmäßiger wurde und er offensichtlich eingeschlafen war. Als er jedoch das erste Mal zuckte oder den Kopf drehte, wurde ich langsam wieder wach. Ob er was schlimmes träumt? Vielleicht konnte ich ihn etwas beruhigen, erneut begann ich, mit meiner Hand sanft über den Rücken zu streichen. "Alles ist gut, miau", flüsterte ich leise. Hoffentlich würde es helfen, denn wecken wollte ich ihn eigentlich nur ungern.

Ich erwachte nicht, aber ich wurde auch nur ein bisschen ruhiger, ehe ich wieder zuckte und den Mund bewegte, als wollte ich etwas sagen, auch wenn ich dazu nicht einmal fähig war. Schließlich begann ich mich sogar herumrollen und riskierte mehr als nur ein bisschen ganz von Nahuel und der Couch zu fallen.

Leider wurde er nur ein bisschen ruhiger und es half nur bedingt, schon bald wurde es so stark, dass er mir beinahe von Sofa herunter fiel. Sofort schlang ich meine Arme um ihn, um ihn daran zu hindern. Ich sollte ihn ins Bett bringen. Dort kann ich besser darauf achten, dass er nicht raus fällt. Umständlich versuchte ich, ihn irgendwie in eine gute Position zu bringen. Ich musste versuchen, ihn ins Bett zu tragen. Kraft war nicht gerade meine Stärke, aber der Weg war eigentlich auch nicht weit. Vorsichtig versuchte ich, als ich endlich stand und ihn im Brautstil greifen könnte, ihn hochzuheben.

Ich schreckte aus meinem Alptraum hoch, zum einen, weil Nahuel mich anhob und zum anderen, weil mein Handy einen Laut von sich gab, der Ton, den ich Kyans Nummer gegeben hatte um immer Aufmerksam auf etwaige Updates gemacht zu werden. Ich sah was Nahuel vorhatte und lächelte müde, aber warm, ehe ich zu deuten begann. Sehr romantisch, danke. Ich zog mein handy hervor und laß Kyans Nachricht, der Part über Masch war sehr erfreulich und der zweite schaffte es fast mich zum lautlosen Auflachen zu bringen, aber eben nur fast. Kyan hatte recht, ich musste aufhören mich selbst zu bemittleiden, aber es war schwer. Ich antwortete ihm rasch und deutete dann wieder zu Nahuel. M und K waren heute im Park spazieren.

Leicht verzog ich das Gesicht, als Sandy doch wach wurde, und legte meine Ohren leicht an, allerdings hatte sein Handy zeitgleich einen Ton von sich gegeben, er hatte wohl eine Nachricht bekommen. Mein Schweif ging hin und her und ich lächelte, als Sandy meinte, dass es sehr romantisch sei. Während er also seine Nachrichten checkte, setzte ich dennoch mein Vorhaben in die Tat um. Dort war er einfach sicherer, wenn er weiter schlafen wollte.
Er schien fast aufzulachen, ehe er eine Antwort schriev, und wieder zu deuten begann. "Oh wirklich? Miau! Das ist ja toll, das freut mich! Miau", antwortete ich erfreut. Als ich das Bett erreichte, legte ich ihn vorsichtig auf diesem ab. "Und wie fühlst du dich? Miau? Du warst sehr unruhig, daher... Miau", wollte ich dann besorgt wissen. Es war eben auch wichtig, wie er sich fühlte.

Nahuel brachte mich ins Schlafzimmer statt mich wieder abzusetzen, was mich verwunderte, aber ich ließ ihn machen, denn wirklich energiereich war ich immer noch nicht, trotz des digitalen Arschtritts von Kyan, dessen letzte Nachricht ich auch noch gelesen hatte und nun noch etwas beruhigter war. Er würde Masch nichts sagen, ich konnte also mein Leben auf die Reihe kriegen ohne meinen kleinen Wahlbruder noch mehr zu belasten. Alptraum, tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich fürchtete allerdings, dass so unruhige Träume nun öfter vorkommen würden, ich war beinahe im Gefängnis gelandet und konnte immer noch meinen Job verlieren, das belastete mich eben sehr.

Von Kyans digitalem Arschtritt ahnte ich natürlich nichts, aber das tat nichts zur Sache. Egal was war, ich würde zu Sandy halten. Und wenn es nun eine schwere Zeit war und alles ihn niederzudrücken drohte, musste ich mich eher bemühen, für ihn da zu sein. "Du hast mich nicht gestört, das würdest Du nie, Miau" , antwortete ich sofort und lächelte ihn an, "Ich dachte, ich bringe Dich lieber zum Bett, nicht dass Du noch von der Couch fällst. Miau."