Ich seufzte leise und schmiegte meinen Kopf gegen Kaitos Schulter, als wir nun so nahe bei einander saßen. Ich hab das auch nie irgendwem gegenüber erwähnt. In der Schule hat das aber trotzdem mal ein Junge rausgekriegt... zum Glück hat ihm keiner geglaubt. Ich hatte es vehement abgestritten und meine Freundinnen waren hinter mir gestanden, wodurch ihm niemand glauben geschenkt hatte. Ich hatte Kaito allerdings trotzdem gehört, auch wenn er noch so leise gesprochen hatte. Wenn man bescheid wusste gaben einige Dinge an uns erschreckenden Sinn, an den ich kaum denken mochte. Ich mag deine Augen trotzdem, ich fand sie immer super cool. Ich grinste schief zu Kaito hoch und hob eine Hand, um ihn mit einem Zeigefinger zwischen die Augen zu stupsen. Ich glaube nicht, dass den ganzen Mist einer von uns alleine überstanden hätte. Meine Stimme war ernst, aber ich bemühte mich darum trotzdem etwas zu Grinsen, egal wie wahr meine Worte auch waren. Auch zwischen uns gab es Probleme, aber trotzdem hatten wir einander gehabt und das war unbezahlbar. Meinst du wir sollten einen kleinem Streich spielen? Der alten Zeiten wegen? Jetzt war mein Grinsen gleich viel leichter und ehrlicher, auch mein Tonfall war endlich nicht mehr so ernst.

Mein Stirnrunzeln wurde noch besorgter, als ich Ayumis Geschichte hörte. Ich hatte ein solches Verhalten nicht wirklich von jemand anderem erlebt - vor allem, weil dort, wo ich hinreiste, niemand mich oder meine Familie überhaupt kannte. Trotzdem konnte ich nicht anders, als mir zu wünschen, dass ich für sie da gewesen wäre. Dieser Arsch, echt jetzt! Es war nicht der Fall, dass Ayumi oder ich uns entschieden hatten, verwandte Eltern zu haben. Einfach unfair.
"Du hattest Glück. Aber fürs Protokoll, ich denke nicht, dass sie sich über uns lustig machen sollten. Wir haben uns nie entschieden, solche Eltern zu haben. Unsere Eltern haben sich für uns entschieden. Es ist nicht unsere Schuld, echt jetzt!"
Hey! Ich schüttelte den Kopf und fing wieder an zu grinsen. Ich sah auf Ayumis gespitzten Zeigefinger, die mich gerade an gestupst hatte. Dann hob ich langsam meinen Blick zu ihren Augen. Wunderschön. Ich hatte das Gefühl, dass sie vor Absicht und Frechheit fast glitzerten. Ayu wirkt viel lebendiger als vorher.
"Danke. Und ich finde deine Augen wunderschön, echt jetzt."
Ich begann immer mehr zu grinsen.
"Nur einer? Ich dachte mehrfach. Daran sollten sie sich wieder gewöhnen."
Meine Stimme überschlug sich fast – dermaßen aufgeregt wurde ich darüber. Ein Streich! Das würde viel Spaß machen und wie in alten Zeiten. Mein Handy piepte mit einer Benachrichtigung und ich warf Ayumi ein entschuldigendes Grinsen zu, aber ich musste nachsehen, ob es Sandy war. Ich kann es nie erwarten, ihm zu antworten. Verdammt, so viel dazu, cool zu bleiben! Ich streichelte liebevoll Ayumis Wange und zog dann langsam meine Hand zurück. Ich musste meinen Arm ein wenig herum manövrieren, um die engen Taschen meiner Jeans zu erreichen. Aber ich schaffte es, meine Hand hin einzuschieben und mein Telefon zu greifen, es herauszuziehen und es an mein Gesicht zu halten. Und das alles, während ich immer noch einen sicheren zweiten Arm um Ayumi hatte. Es war tatsächlich Sandy gewesen, was dazu führte, dass sich meine Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoben. Ich schrieb mit einer Hand zurück, und zeigte Ayumi dann seine Nachricht.
"Es soll eine Grill-Party beim Fichten Clan geben?"
Hoffentlich liest sie nicht den Rest darüber und darunter. Ein bisschen peinlich ist es schon. Nicht Sandy, er ist perfekt - aber ich und meine Nachrichten. Habe ich ihr eigentlich davon schon erzählt? Uh oh. Mist! Nun... Dann weiß sie wohl jetzt Bescheid.

Du hast ja völlig recht, aber erklär das mal so einem minderbemittelten Idioten. Ich schüttelte den Kopf, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, denn es war nun doch schon eine Weile her und immerhin war deshalb nichts schlimmes passiert, es hatte ihm ja niemand abgenommen, schließlich sah ich vollkommen normal aus. Dann grinste ich allerdings breit und schob eine meiner Hände in Kaitos Gesicht, um es spielerisch von mir wegzuschieben, ohne aber wirklich Abstand zwischen uns bringen zu wollen. Jetzt werd mal nicht kitschig Kai, lass uns lieber unsere Streiche planen. Denn mehrere waren mir nur recht, hauptsache ich konnte Zeit mit meinem so lange vermissten Bruder verbringen. Allerdings bekam eben dieser Bruder dann eine Nachricht und ich wedelte mit der Hand um klar zu machen, dass er nur nachsehen sollte, solange er mich nicht ganz losließ war ich zufrieden. Ich blieb gemütlich an die Seite meines Bruders gelehnt und sah zu wie er versuchte sein Handy herauszunesteln, was mich sehr amüsierte, ehe er sehr verwundert über die Nachricht schien, die er bekommen hatte. Oh shit ja, das wurde beim Treffen besprochen, ich hab das völlig ver... Ich wollte noch weiter sprechen, mit einer Hand klatschte ich mir gegen die Stirn, als ich sah wer Kaito da geschrieben hatte und was darüber noch so stand. Oh. Mein. Gott. Ich riss meinem Bruder sein Handy aus der Hand und scrollte ohne Anstand weiter nach oben, ehe ich meinen Bruder mit einem breiten, ungläubigen Grinsen ansah. Du und Sandy?

Hey! Hände in meinem Gesicht! Ich fühlte dieses warme Gefühl in meiner Brust und es fing an, bis zu meiner Kehle zu blubbern und plötzlich lachte ich. Ich ließ mich nicht von Ayumi weg stoßen – aber sie schien mich sowieso nicht wirklich weg stoßen zu wollen. Ich werde kitschig sein, wie ich sein will! Ich grinste nur stolz, als sich mein Lachen langsam wieder abschwächte. Ich musste mich nicht wirklich zwingen, denn ich schnappte nach Luft, als Ayumi mir fast mein Handy aus den Händen riss. Woah, zumindest weiß sie jetzt alles.
"Äh, nah ja, vielleicht bin ich irgendwie mit ihm zusammen? Ich meine, wir haben uns noch nicht einmal geküsst, also ist es wirklich, wirklich neu."
Ich fühlte, wie mein Gesicht wärmer und wärmer wurde. Aber ich hatte auch fast das Gefühl, dass meine Brust vor Stolz an schwoll. Dass ein Typ wie Sandy sich überhaupt für einen Typen wie mich interessiert, ist an und für sich schon ein Wunder. Ich war stolz und ein wenig verlegen und schaute von meinem Handy auf und ab zu Ayumi. Zumindest wirkt sie nicht unglücklich darüber. Jetzt muss ich wohl den Rest der Geschichte auspacken.
"Ok, schau, vielleicht wurde ich irgendwie verhaftet an meinem ersten Abend zurück. Ich meine, nicht wirklich verhaftet, ich war nur sehr betrunken, also haben sie mich in die Ausnüchterungszelle gebracht. Es war nichts allzu Ernstes, echt jetzt! Aber dann war ich da und fühlte mich beschissen und Mann, ich wusste nicht, dass Sandy wirklich Polizist geworden ist. Und ich wusste auch nicht, dass er dermaßen heiß geworden ist."
Ich hielt jetzt Augenkontakt mit Ayumi – nicht länger verlegen, aber ein wenig zu stolz meinetwillen. Sandy ist einfach heiß... Nein, ich muss mich konzentrieren!
"Um es kurz zu machen, er hat mich zum Frühstück eingeladen aber mir erzählt, dass er einen Freund hat, das war mir ziemlich egal, ich habe trotzdem mit ihm geflirtet und vielleicht haben sie sich dann trotzdem getrennt, also ist alles cool?"
Ich zog die Mundwinkel nach oben, bis ich wie ein Verrückter grinste. Ayu muss diesen Nahuel ja gekannt haben, oder?

Kaitos Lachen brachte mich unwillkürlich ebenfalls zum lachen, es stimmte mich einfach glücklich meinen Bruder wieder so fröhlich sehen zu können. Allerdings musste ich dann erst einmal etwas schockiert, aber trotzdem höchst amüsiert dreinsehen, denn Kaito erläuterte mir wie er Sandy wieder getroffen hatte und mit ihm zusammen gekommen war. Irgendwie jedenfalls, nach seinen eigenen Worten. Du hast dich verhaften lassen und dich dann in einen der Polizisten verknallt? Klischee much? Ich kicherte los, denn wenn ich es so ausdrückte klang das ganze einfach nur dämlich und ich fand das sehr lustig. Aber Himmel, ich kann dir nicht sagen wie froh ich eigentlich bin, dass Sandy bei dir gelandet ist. Hast du Nahuel mal kennengelernt? der war etwa so interessant wie ein Stück trockner Toast.

Ayumi wirkte amüsiert, was mich weniger frech und herzlicher lächeln ließ. Ich schätze, jetzt, wo ich darüber nachdenke, war es ziemlich klischeehaft, aber Sandy war alles andere als klischeehaft – dafür war er einfach zu großartig. Ich bin wirklich froh, dass Ayu Spaß hat. Trotzdem musste ich natürlich protestieren.
"Ich meine, nicht jeder Polizist ist total heiß. Außerdem war Sandy nicht derjenige, der mich festgenommen hat. Zum Glück. Ich weiß nicht, ob ich total betrunken noch viel Kontrolle gehabt hätte. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel Kontrolle, auch wenn ich am nächsten Tag nicht mehr wirklich betrunken war. Ich habe ihm gleich in den ersten beiden Sätzen gesagt, nachdem ich ihn erkannt habe, dass er total heiß ist. Du hättest sehen sollen, wie er rot wurde."
Natürlich bin ich auch rot angelaufen, aber das ist jetzt total egal. Ich grinste.
Was mich jedoch überraschte, was mir jetzt wahrscheinlich sehr deutlich ins Gesicht geschrieben stand, waren ihre Worte über Sandys Ex. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte noch nie mit ihm gesprochen oder ihn auch nur gesehen. Ich wusste nicht einmal wirklich, wie er ausgesehen hatte. Wenn er Sandy nicht zu schätzen wusste, muss er ein Idiot gewesen sein, echt jetzt. Ich musste ein bisschen grinsen, denn der Vergleich von ihm mit altbackenem Toast war ziemlich lustig.
"Nein, aber er klang wie ein Idiot. Wie ein nachlässiger Idiot, um ehrlich zu sein. Erzähl mir von ihm, habt ihr zwei jemals miteinander gesprochen?"
Ob sie wirklich froh darüber ist? Immerhin ist Sandy ihr wichtig. Meine Hand, die immer noch in der Luft schwebte, weil Ayumi mir mein Handy weggerissen hatte, hob sich und fand ihren Weg in mein Haar, wo ich unterbewusst anfing, meinen Hinterkopf zu kratzen. Ich werde einfach nachfragen. Ich kann das! Echt jetzt.
"Und meinst du das wirklich? Das du...froh darüber bist?"

Oh wirklich nicht? Ich meine hast du diese Uniformen gesehen? Ich grinste weiter, als ich das sagte, denn während ich den männlichen Polizisten nicht viel abgewinnen konnte außer zu sehen ob sie an sich gut aussahen oder nicht, so waren die Frauen doch ein ganz anderes Thema, Frauen in Uniformen konnte ich den ganzen Tag ansehen, wenn auch nicht gar so lange wie ich Victorine am liebsten ansehen wollte, aber das war etwas anderes. Dann begann ich wieder zu lachen, weil die Situation die mir mein Bruder da beschrieb einfach zu dämlich vorkam, so dämlich allerdings, dass ich es ohne auch nur einmal darüber nachzudenken glaubte. Sicher, dass es nur er war der rot angelaufen ist? Ich wollte Kaito einfach etwas ärgern, denn dass Sandy rot geworden war glaubte ich ihm unbesehen. Mein Amüsement endete allerdings wirklich beim Thema "Nahuel", ich hatte diesen Kerl nicht wirklich leiden können und noch weniger wie unglücklich Sandy nach und nach in dieser Beziehung geworden war. Nur ganz selten, er ist seit Sandy ausgezogen ist so gut wie nie wieder in die Villa gekommen, er hat nur in Sandys Wohnung geklebt, für die er übrigens selbst nie einen Cent ausgegeben hat. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich einen Rant über Nahuel begann, dafür war jetzt nicht die Zeit. Vielleicht können wir später eine geschwisterliche Lästerrunde einlegen. Ich legte das Handy meines Bruders auf meinen Oberschenkel, denn nun wirkte er regelrecht verunsichert und das konnte ich natürlich gar nicht haben. Ich schnappte mir also Kaitos Hand aus seinen Armen und hielt sie fest mit meinen eigenen beiden fest. Ernst, aber doch mit einem leichten Lächeln, sah ich Kaito in die Augen. Schau, sicher ist es ungewohnt die beiden Jungs zusammen zu sehen, die ich beide als Brüder ansehe, aber am Ende haben eben diese Brüder nichts als das Beste verdient und ich betrachte euch beide als das Beste, also...?

Ja habe ich. Und meistens nicht auf unterhaltsame Weise. Ich sprach diesen Teil meiner Antwort nicht laut aus. Stattdessen schüttelte ich nur den Kopf. Über diese Erfahrungen müsste ich auch mit ihr sprechen. Die Proteste und die Blockaden, an denen ich teilgenommen habe - einige dieser Geschichten waren sogar heimlich in dem Geschenk enthalten, das ich ihr gemacht habe. Die Dinge, die ich erlebt hatte, formten mein Weltbild. Diejenigen, die es erweitert hatten, und diejenigen, die es gestrafft hatten. Aber all das musste warten. Sandy und Ayumi waren wichtiger als meine Geschichten. Mist. Woher weiß sie das nur? Ich bin doch fast gar nicht rot geworden, echt jetzt!
"Hey!"
Ich grinste – aber das hörte sofort auf, als sie von Sandys Ex sprach. Meine Augenbraue hob sich immer weiter hinauf. Sie scheint diesen Kerl wirklich zu hassen.
"Darüber müssen wir uns später unbedingt unterhalten. Ich glaube, Sandy fühlt sich schlecht, wenn er sich über ihn beschwert bei mir, oder wenn er etwas Schlechtes über den Idioten sagt generell. Aber ich würde liebend gerne mit dir über all das und mehr -hoffe ich- klatschen und etwas lästern."
Woah, wie ist meine Hand überhaupt in meine Haare gekommen? Ich fühlte die Wärme ihrer Hände auf meiner Hand und sah sie die Stütze in ihren Augen suchend an. Sie ist wirklich die Beste. Zuerst wusste ich nicht wirklich, was ich sagen sollte, abgesehen davon, dass ich den offensichtlichen Witz machte.
"Ärks, jetzt bringst du mich wieder zum Nachdenken über Inzest."
Ich grinste fast nicht verlegen, aber dann schüttelte ich den Kopf. Zeit, für einen Moment ernsthaft zu bleiben.
"Tut mir Leid. Ich möchte dir wirklich danken. Vielen Dank Ayu. Ich...Ich liebe dich."

Kaito zu Ärgern war immer schon eines meiner liebsten Hobbys gewesen und ich war wirklich froh das nun wieder tun zu können, auch wenn ich es nicht sagte. Kaito war aber auch immer fast schon zu leicht zu ärgern gewesen, auch wenn er selten wirklich böse deswegen geworden wäre, was auch sehr gut so war. Über Nahuel lästern wollte ich mit meinem Bruder aber fast noch lieber als ihn zu ärgern, weshalb ich dazu noch einmal kräftig nickte. Ist ja auch klar, er ist dem ewig nachgerannt wie ein getretener Hund, also ja bitte, lass uns über diesen Idioten lästern. Das hatte der Typ ja auch verdient, was fiel ihm auch ein Sandy so zu verhandeln? Sandy der so schon genug Lasten zu tragen hatte und der zu kaum jemandem etwas anderes war als der reine Sonnenschein? Allerdings verzog ich dann ganz schnell das Gesicht und streckte etwas überzogen die Zunge heraus, denn Kaito musste natürlich den Scherz machen, den ich befürchtet hatte. Ach halt die Klappe, ich musste schon die ganze Zeit beim reden daran denken. Aber wie soll ich das anders formulieren? Ich schüttelte mich, veränderte meinen Gesichtsausdruck aber dann schnell zu einem warmen, weichen Lächeln, mit dem ich Kaitos Hand auch in meinen drückte. Kein Grund zu Danken Brüderchen. Ich liebe dich auch. Trotz der Trauer, trotz der Schmerzen und trotz dem Trauma, das uns beide verbannt liebte ich meinen Bruder doch abgöttisch und das würde sich auch nie ändern. Ich war mir ziemlich sicher, dass Kaito einen Mord begehen könnte und ich würde ihn immer noch genauso sehr lieben wie zuvor.

"Ich bin wirklich froh, dich das sagen zu hören."
Nein! Nein, ich werde nicht weinen! Ich lehne ab! Zitternd atmete ich aus - ich hatte solche Angst vor diesem Moment gehabt. Es war nicht der Fall, dass ich jemals Zweifel daran hatte, ob ich Ayumi liebte oder nicht. Ich liebte sie für immer, an den meisten Tagen sogar mehr als mich selbst. Aber selbst nach Sandys Worten war ich mir nicht sicher, ob sie immer noch genauso fühlte. Als ich sie diese Worte sagen hörte, musste ich die Tränen aus meinen Augen blinzeln, während ich ihre Hände ebenfalls drückte. Schnell, ich muss einen dummen Witz machen!
"Nun, ich denke, ich muss ihn einfach mal 'Stiefbruder' nennen, wenn wir Sex haben. Ich sage dir dann, wie es abgelaufen ist."
Ich war ziemlich stolz auf meinen überhaupt nicht prüden Witz und grinste dieses Mal wie ein echter Wahnsinniger. Jedoch begann ich dann heftig zu lachen, ohne richtig Luft schnappen zu können. Ich frage mich, was er im Bett mag. Er scheint der abenteuerlustige Typ zu sein. Aber ich hatte noch nicht einmal Sex mit einem Kerl. Wer weiß, was mir gefallen wird.

Wir hatten sicherlich noch nicht alles überwunden was zwischen uns stand, aber ich befand, dass wir auf einem sehr guten Weg waren, besonders, wenn wir uns schon wieder sagen konnten was wir füreinander empfanden. Ich fürchtete mich vor meinem nächsten Tief und den Gemütszuständen, die dieses mit sich bringen würde, aber für den Moment wollte ich daran nicht einmal denken, denn Kaito sah so glücklich und gerührt aus, dass es mir selbst beinahe das herz zerriss. Bis er einen höchst unpassenden Witz riss, der mich so unerwartet traf, dass ich selbst fast hysterisch in das Gelächter meines Bruders einstimmte. Er wird sich ja so freuen. Bleib dann bitte auch vorher irgendwo "stecken". Immer noch lachend und jetzt auch nach Luft schnappend machte ich mit einer Hand Anführungszeichen bei meinem letzten Wort in die Luft.

Ayu versteht definitiv was ich meine! Ich konnte anfangs einfach nicht aufhören zu lachen - besonders als Ayumi meine Referenz verstand und offenbar auch darüber sehr lachen musste. Ich vergaß total zu atmen, während ich wie ein Verrückter gackerte. Luft! Ich brauche Luft! Ich versuchte langsam zu atmen, auch wenn es nur dadurch motiviert war, noch mehr Blödsinn mit Ayumi reden zu können.
"Ich kann manchmal total tollpatschig sein, echt jetzt... Und dann benötige ich eben einen starken Mann, der zufällig in der Nähe ist, der mich aus der zufällig sehr günstig gelegenen Stelle herausholt, an der ich fest stecke."
Sehr -überhaupt nicht- überzeugend unschuldig klimperte ich mit meinen Wimpern.
"Ich wette, es würde ihm nichts ausmachen Teil dieses Experiments zu sein, ich habe ihn um meinen kleinen Finger gewickelt."
Ich grinste großspurig und zwinkerte Ayumi zu. Und mich hat er auch um den kleinen Finger gewickelt. Wenn nicht mehr als ich ihn. Was ich wirklich sagen wollte, war, wie unglaublich sicher ich mich bei Sandy fühlte. Selbst wenn ich etwas tun würde, was ihm nicht wirklich Spaß machte, war ich mir sicher, dass er mir deswegen nicht böse sein würde. Er würde mich korrigieren, vielleicht sogar streng sein. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich einfach dazu drängte, etwas zu tun oder etwas zu lassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich anschreien oder wütend werden würde - nicht einmal für einen dummen Streich wie diesen. Wie kann ich jemals jemanden wie Sandy verdient haben?

Ich rang nach Luft, schaffte es aber nicht recht einzuatmen, da Kaito den Scherz weiterführte und ich wieder einen Lachanfall hatte. Mir traten die Tränen in die Augen und ich musste einen Arm um meinen Bauch schlingen, da dieser langsam fast schon anfing wehzutun. Ich... ich frage mich ob er das überhaupt schnallt. Ich jappste und brachte meine Antwort kaum hervor, aber ich wollte nicht schweigen. Am Ende will er dich noch wirklich retten! Ich platzte wieder fast vor lachen und kippte gegen Kaito, um mich an ihm festzuhalten.

Scherzhaft beleidigt blies ich meine Backen auf. Jedoch konnte ich nicht zu lange schmollen, denn dann lachte ich bereits wieder. Ich konnte einfach nicht geradlinig bleiben, wenn ich über solche Dinge nachdachte - das Wortspiel dabei voll beabsichtigt. Das wäre zu witzig, echt jetzt! Ich schüttelte den Kopf. Und ich habe versucht, mir vorzustellen, wie Sandy versucht, mich zu retten, während ich nur von ihm gefickt werden wollte. Ehrlich gesagt war es wahrscheinlich nicht übermäßig weit entfernt von der möglichen Realität. Ich weiß nicht, wie lange ich warten will. Aber wir haben uns noch nicht einmal geküsst. Und er ist frisch getrennt. Es ist total kompliziert. Warum kann mein Geist nicht einfach wie mein Körper funktionieren? Mein Körper wirkte immerhin mehr als nur bereit.
"Uh. Oh. Das wäre jetzt ehrlich gesagt nur zu lustig. Aber auch ein bisschen traurig. Da würde ich auf meinen Knien warten und versuchen, meinen lieben Stiefbruder zu verführen, und dann versteht er es verdammt noch mal einfach nicht."
Ich grinste breit und lachte dann noch etwas leise. Ich hielt Ayumi fest an meiner Seite, damit sie nicht umkippen konnte. Die Postkarte! Das wollte ich noch nach fragen. Ich hatte bisher keine Zeit dazu gehabt, immerhin hatten wir ein ernstes Thema besprochen. Und jetzt weiß sie alles über mich und Sandy. Aber jetzt will ich von ihr mehr wissen!
"Also, über diese Frau, die du triffst. Darüber will ich jetzt auch noch mehr wissen, Ayu."

Ich lachte weiterhin fast hysterisch über die Vorstellung, die wir da zusammenspannen und fiel nur dank meinem Bruder nicht um. Es passte einfach zu gut zu Sandy ehrlich besorgt um jemanden zu sein, der nur versuchte ihn ins Bett zu kriegen. Im weitesten Sinne in diesem Fall. Dann müsstest du ihm noch direkt sagen was er zu tun hat. Mir waren die Tränen vor Lachen in die Augen gestiegen und ich brauchte eine Weile um mich genug zu beruhigen, dass ich sie wenigstens wegwischen konnte. Ich kicherte immer noch hier und da ein wenig, völlig überdrehte, auch wenn ich versuchte etwas ernsthafter zu werden, denn das folgende Thema war eines, das mir natürlich sehr am Herzen lag. Okay, also, du darfst das Mum nicht erzählen, ja? Es ist kompliziert und wenn sie es herausfindet wird sie am Ende noch sauer. Nachdem ich die Erwartungen also dramatisch hochgeschraubt hatte, auch wenn ich mir sicher war, dass diese Warnung und Bitte sehr wichtig war, suchte ich nach Worten um die wunderschöne Victroine zu beschreiben. Stell dir die schönste Frau mit asiatischen Zügen vor, setz das Aussehen einer perfekten Porzelanpuppe drauf und du hast ihr Bild. Ihr Name ist Victorine Dumort und sie ist die neue Anführerin des FichtenClans. Ich presste die Lippen zusammen und sah Kaito erwartungsvoll an. Wie er wohl reagieren würde? Sicher nicht sauer, aber recht überrascht vermutlich.