Groß und in hellen Tönen gehalten erstreckt sich hier Ayumis Reich. Jeder Zentimeter scheint von Topfpflanzen bedeckt zu sein. Erde findet sich auf dem Boden, die Diener sollte hier aber lieber nicht versuchen zu putzen, denn der Dreck kommt schneller wieder als sie schauen können.

Ich schaffte es noch zu meinem Bett und ließ mich dann ohne mich abzufangen auf die weiche Matratze fallen. Kraftlos lag ich nun da, das Gesicht halb in der zerknüllten Decke, die noch am Bett gelegen hatte. Mir war kalt, aber ich hatte nicht die Kraft mich zusammen zu rollen. Lieber blieb ich einfach liegen und starrte mit offenen Augen ins Nichts.

Ich hatte mich fertig für die Uni gemacht, ich trug ein luftiges, grünes Sommerkleid und fühlte mich wohl. Ich schnappte mir meine Tasche und verließ mein Zimmer.
(Villa)

< Villa

Auch bei mir machte sich ein schweres Gefühl breit - dabei war es eigentlich schön Ayumi so tragen zu können. Sie fühlte sich so zart in meinen Armen an und ich war ihr sehr lange nicht mehr so nahe gewesen. Aber ich hatte es vermisst. Eventuell hatte ich es an manchen Tagen besser verdrängen können als an anderen. Ohne sie hat etwas in meinem Leben gefehlt. Früher waren wir uns sehr nahe gestanden. Es war anders als bei meiner Mutter zu der ich schon immer ein eher distanziertes Verhältnis gehabt hatte.
"Hier hat sich nicht viel verändert."
Ich stellte es etwas zaghaft fest, wobei es eigentlich als Scherz gedacht gewesen war. Die Topfpflanzen verbreiteten sich noch immer quer durch das Zimmer und der Boden war voller Erde. Das war bereits vor meiner Abwesenheit so gewesen. Ich habe auch eine Topfpflanze mitgebracht, vielleicht kann ich sie ihr später zeigen. Beim Bett angekommen ließ ich sie sanft nach unten und setzte sie am Bett ab. Zuerst zog ich meine Hand von ihren Kniekehlen langsam zurück und dann die von ihrem Rücken. Mit einem kurzen Zögern setzte ich mich dann an den Bettrand und suchte den Blickkontakt mit ihr oder sah sie zumindest an.
"Ich würde jetzt auspacken gehen. Wir sehen uns dann später?"

Schätze nicht. Ich öffnete die Augen erst wieder, als wir im Zimmer waren, was ich deutlich am Geruch nach Pflanzen und nach feuchter Erde erkennen konnte. Dank Kaito saß ich nun endlich wieder auf meinem Bett, auf dem sich hier und da auch einige Erdkrümel versteckt hatten, sie waren wirklich überall, aber das störte mich nicht, im Gegenteil, ich mochte es genau so. Ich sah Kaito selbst nicht an, ich sah auf meine schmalen, filigranen Hände hinab, während ich müde nickte. Okay. Ich schwieg einige Momente, ehe ich wieder sprach. Kai? Es ist... schön, dass du wieder da bist. So sehr ich es auch meinte, es fiel mir schwer diese Worte auch auszusprechen und ich hasste mich dafür.

Das Zimmer roch wie eine Wiese nach frischem Regen. Ich nahm mir also die Zeit tief durchzuatmen. Es war wirklich ein angenehmes Gefühl wieder hier zu sein, aber ich konnte meinen Blick kaum von Ayumi lösen. Sie wirkte wirklich sehr schwach und müde. Ich wollte gar nicht wissen, was sie wegen mir alles durch gemacht hatte. Eigentlich wollte ich gar nicht auspacken gehen - aber ich sollte ihr ihren Raum lassen. Später Kaito, alles erstmal später. Ich versuchte mich zumindest daran zu erinnern.
"Ayu..."
Ich bemerkte wie mir doch die Tränen in die Augen schossen, und ich wandte schnell meinen Kopf ab.
"Es ist schön wieder hier zu sein. Bei dir."
Schuldgefühle überrollten mich in Wellen, während ich mich langsam wieder erhob und versuchte an etwas anderes zu denken. Aber es war nicht einfach und wenn ich ehrlich war, hatte ich es auch gar nicht verdient. Du hast einiges wieder gut zumachen. Es wird Zeit hier anzufangen.
"Wir sehen uns später. Es tut mir wirklich leid."
Den letzten Satz hatte ich leise geflüstert und dann schnell den Kopf eingezogen und die Beine in die Hand genommen. Es wurde Zeit Ayumi in Ruhe zu lassen und mein Zimmer einzurichten. Eigentlich hatte ich dafür überhaupt keinen Kopf, aber vielleicht würde es mich ablenken. Das wäre immerhin etwas Positives in dem Ganzen.

> Kaitos Zimmer

Ich sagte nichts mehr, schaffte es aber müde zu nicken. Dann war ich endlich wieder alleine, auch wenn mir die Einsamkeit wieder nicht ganz passte. Ich ließ mich zur Seite sacken und schloss erschöpft die Augen. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte, aber in Wahrheit war da sowieso nichts als bodenlose Erschöpfung und knochentiefe Traurigkeit. Ich schlief bald ein, aber es war ein unruhiger Schlaf voller Alpträume.

Mein Tief dauerte zum Glück nur einige Stunden an, am nächsten Tag war ich wieder bester Laune, wenn auch müde, ich hatte kaum geschlafen. Ich wagte mich an Kaitos Zimmer heran, doch er war nicht dort, auch nicht in der restlichen Villa. Ich zog mich um und ging nach draußen, ich musste mir wirklich die Füße vertreten und endlich meinen Kopf freibekommen.
(Hotel l'ange)

Ich ließ mich, kaum, dass meine Zimmertüre ins Schloss gefallen war, einfach auf mein Bett fallen. Die Pflanzen, die mein Kleid gebildet hatten, verdorrten nun völlig und fielen von mir ab, so dass ich nur noch in Unterwäsche auf meiner weichen Decke lag. Ich hatte nicht einmal mehr die Energie mich unter sie zu verziehen, also blieb ich einfach liegen und starrte in die nächste Zimmerecke.

(Wald)