Er hat sich viel beschwert, war sehr direkt und oft beleidigend, aber er hat mir geholfen. Ich war beinahe ein halbes Jahr bei ihm., erzählte ich, ich zeigte dabei keine allzu großen Emotionen, aber man bemerkte doch, dass ich seiner Art definitiv etwas abgewinnen hatte können, Eine Weile hat er mich sogar in seiner Küche kochen lassen, er war allerdings schon sehr alt. Ich nahm eine Gabel Spaghetti in den Mund und schluckte sie, bevor ich mit meiner Erzählung fortfuhr. Über neunzig, er ist irgendwann an Altersschwäche gestorben, sein Laden stand in Schulden. Sogar in seinen letzten Momenten hat er mich noch beschimpft und all... diese Sachen, die ich in der Zeit bei ihm gesehen habe, sie sind die Motive für mein Tattoo auf meinem Rücken geworden. Über meinen Rücken und Teile meiner Oberarme spannte sich schließlich ein riesiges Tattoo mit diversen kulturellen Motiven, die mich in dieser Zeit sehr geprägt hatten, um dem alten Mann auch irgendwie die Ehre zu erweisen. Darunter eine Lotusblüte, ein Koi-Karpfen, ein Drache sowie ein Landkartenausschnitt. Masch hatte es sicherlich auch teilweise schon gesehen, ich wusste nur nicht wie genau. Ich würde es ihm selbstverständlich auch im Detail erklären, wenn er das wollte. Er hat mir als Letztes nur noch die Adresse eines Clubs aufgeschrieben und dort... bin ich damals auf Lady S. getroffen. Auch über Lady S. hatte ich mit Masch schon gesprochen. Er war immerhin der Vampir, der mich verwandelt hatte.

Ich zuckte mit den Schultern, denn es war wohl damit zu rechnen gewesen, aber immerhin eine gewisse Zeit hatte ich dort gehabt, sie war eigentlich ganz in Ordnung gewesen, ich hatte seit Jahren, seitdem ich eben meine Eltern verloren hatte, wieder kochen können und der ältere Herr und ich hatten uns verstanden, im Schweigen sowie im Fluchen. Dann sah ich allerdings zu Masch und kaum merklich hob sich einer meiner Mundwinkel, bevor ich sagte, Ich zeig es dir gerne einmal im Detail. Bisher hatte ich noch nie jemandem die Bedeutung meiner Tattoos erklärt, sie war ja aber auch wohl nur für mich wichtig und bis Masch hatte ich sowieso mit kaum jemandem so viel gesprochen. Auf seine Frage überlegte ich kurz und nickte dann mehr oder weniger, da ich meinen Kopf etwas hin und her wiegte, so einfach war das auch nicht. Ich denke, er wusste, dass sie... oder er eben mir helfen konnte., meinte ich dann, Aber ich glaube nicht, dass er sich ganz so sicher war, was sie für mich tun konnte. Ich bin aber froh, dass ich das Angebot angenommen habe. Auch wenn mich Lady S. dafür mehr oder weniger markiert hatte, mit den Narben in Form von Kratzspuren an meiner Wange, aber ich war ihm auch sehr dankbar dafür, dass er mich verwandelt hatte, denn ich hatte es schließlich auch gewollt.

Er war nicht wirklich gut darin zu zeigen, dass er jemanden mochte, aber ich war es auch nicht wirklich, es hat also gepasst., erklärte ich und zuckte mit den Schultern, ich konnte mir durchaus solche Freundschaften vorstellen, aber für mich lag viel Wert darin einfach stillschweigend nebeneinander existieren zu können oder zu trainieren, nur bei Masch war es anders, bei ihm wollte ich auch tatsächlich reden, auch wenn es mir manchmal schwerer fiel, als gedacht. Ich sah zu Masch von meinem nun fast aufgegessenen Spagthettiteller auf. Ich hoffe, es geht mir besser bei dir. Ich zögerte kurz und sagte dann noch, Wenn du möchtest, erkläre ich dir mein Tattoo gerne jederzeit.

Ich würde niemals erwarten, dass du mir antwortest, oder dich dazu zwingen mir zu antworten., stellte ich lieber ganz gleich klar, es war schön, wenn Masch mehr sprach, es war meistens auch ein gutes Zeichen, dass es ihm besser ging, genauso wie jetzt, er hatte schon einiges gegessen und während ich meinen Teller leerte, betrachtete ich kurz seinen. Er hatte die Hälfte gegessen, deutliche Fortschritte zu sonst oft, er war natürlich noch immer viel zu schmal, aber wir arbeiteten uns langsam vor. Sehr gerne, Kleiner., bestätigte ich ihm dann seinen Wunsch und wuschelte ihm dann einmal durch die Haare, bevor ich alles abräumen begann, die restlichen Nudeln stellte ich im Topf am Herd warm, Marlo hatte sich inzwischen auf meinem Bett ausgestreckt und hielt nun zufrieden ein Mittagsschläfchen.

Eine sehr süße Wand. Den Kommentar konnte sogar ich mir nicht verkneifen, aber es entsprach auch einfach der Wahrheit, Masch war unglaublich süß, ob er das nun so sah oder nicht, angefangen bei seiner Größe, über seine riesigen Augen, das feine Gesicht, die schmalen Glieder, auch seine Art, wenn er sich freute, wie sein süßes Lächeln. Ich hatte nun alles verräumt und nickte in Richtung Couch. Komm, setzen wir uns auf die Couch.

So ein dunkles Rot hatte ich dann doch nur selten an Masch gesehen, aber es freute mich irgendwie, genauso sehr wie es mich faszinierte. Die Farbe auf seinem Gesicht änderte sich so leicht und so eindeutig, das man sie kaum übersehen konnte. Ich sagte jedoch nichts mehr dazu, um ihn nicht weiter zu bedrängen, denn ich wusste ja, dass er oft nicht wirklich auf die Komplimente, die ich ihm doch hier und da machte, reagieren konnte, außer sie abzustreiten. Ich ging ebenfalls in Richtung Couch und setzte mich nieder, woraufhin ich dann wartete, dass Masch sich ebenfalls setzte.

Kaum hatte sich Masch gesetzt, den Blick hätte es gar nicht gebraucht, auch wenn ich ihn kurz warm erwiderte, begann ich auch schon meine Krawatte zu lockern und abzulegen, bevor ich begann mein Hemd aufzuknöpfen. Anders ging es wohl leider nicht, aber das wusste Masch genauso und ich würde niemals etwas tun, was ihm unangenehm war. Ich streifte das Hemd schließlich von meinen Schultern und setzte mich dann seitlich, ihm meinen Rücken etwas mehr zugedreht, damit er auch mein gesamtes Tattoo sehen konnte.

Masch hatte mich die ganze Zeit nicht angesehen, ich hoffte nur, dass es ihm nicht unangenehm war, auch wenn ich ihn noch nie berührt hatte, ohne das er es gewollt hatte, denn alleine bei dem Gedanken verspürte ich das starke Bedürfnis mir meine Hand abzuhacken, niemals würde ich so etwas tun. Ich streckte also meinen linken Arm etwas aus und zeigte ihm so das Tattoo, das durch das Zusammenspiel der vielen Muskeln sich beinahe etwas zu bewegen schien. Siehst du den Drachen hier, der sich um eine heiße Quelle windet?, fragte ich ihn, Mizuchi, ein Flussdrache und Wassergott, willst du seine Geschichte hören?