Nein., widersprach ich ihm, aber in einem sanften Tonfall, Ich bin genau so zu dir, wie du es auch verdienst, Kleiner. Es war kein Zeichen der Schwäche, dass Masch schon wieder leise schniefe, sondern eher viel mehr ein Zeichen von dem, was er schon alles durchgestanden hatte. Er war unglaublich stark, dass er überhaupt so weit gekommen war. Marlo schien sich über die Aufmerksamkeit sehr zu freuen und versuchte Masch sanft mit seiner Pfote zu erwischen. Kommst du mit mir auf den Balkon? Ich rauche eben eine. Ich hatte draußen zwei Stühle, auf einem hatte ich extra eine weiche, warme Decke, für Masch, gelegt, seitdem er bei mir wohnte.

Ich weiß., antwortete ich, aber sagte sonst nichts mehr dazu, denn natürlich wusste ich das, Masch hatte in all der Zeit, in der er bei mir war, mir noch nie geglaubt, dass ich nicht zu gut zu ihm war, aber das war auch nicht seine Schuld. Vielleicht würde er es mir eines Tages glauben oder eines Tages entscheiden, getrennte Wege von mir zu gehen, ich war niemand, der groß an die Zukunft dachte und plante, ich tat das, was mir in diesem Moment eben gefiel oder in den Sinn kam. Gerade war das eben für Masch dazusein, solange er mich ließ. Ich setzte mich draußen auf einen meiner Balkonstühle und wickelte Masch dann gut in die Decke ein, Marlo gesellte sich zu uns, bevor ich mir nachdenklich eine Zigarette anzündete.

Masch saß noch auf dem Sofa, wo ich ihn zurückgelassen hatte, Marlo natürlich besorgt und entzückend ihm zu Füßen, wahrscheinlich in den Gedanken bei der Abreise, ich konnte es ihm kaum verübeln. Er antwortete nicht, aber das war nicht weiter tragisch, ich nahm als erstes meine Anzugjacke ab und hängte sie auf, ich würde sie noch säubern lassen müssen, der Alkohol hatte sich sicherlich dort eingefressen, aber zumindest blieb der Geruch so erst einmal dort. Ich setzte mich also langsam neben Masch auf das Sofa, bevor ich Marlo kurz über seinen doch inzwischen etwas breiter gewordenen Kopf streichelte. Ich streckte dann auch meine Hand aus und versuchte sie Masch vorsichtig auf seine Schulter zu legen, möglichst ohne ihn dabei zu erschrecken, ich war mir nicht sicher, wie viel er gerade mitbekam, es war unterschiedlich.

Sofort schlag ich beide meine Arme sanft um Masch, um ihn zu stützen, aber ohne ihn wirklich bei mir festzuhalten, seitdem er mir das von seinem Vater erzählt hatte, war ich da noch vorsichtiger geworden, aber ich spürte auch schon wieder den leichten Hass gegenüber dieser Person aufsteigen, die offenbar seine Schwester zum Flughafen bringen sollte oder wohl eher gerade brachte, ihr Flug würde jederzeit abheben, wenn ich das richtig im Kopf hatte. Ich begann vorsichtig mit einer Hand durch seine Haare zu streichen, während ich die andere an seinem unteren Rücken hielt. Heute ist ein beschissener Tag, ich weiß..., murmelte ich leise in seine Haare hinein, Lass mich einfach für dich da sein. Ich war nach meiner Schicht doch eigentlich ziemlich müde, aber ich verdrängte das, es gab jetzt wichtigeres, vor allem heute gab es wichtigeres.

Eli hatte Masch jedenfalls nie hier besucht, auch wirklich gemeldet hatte sie sich kaum und das obwohl Masch ein eigenes Handy hatte, zumindest insoweit ich das mitbekommen hatte, es war beinahe so, als wären sie Fremde, obwohl sie sich doch vor langer Zeit den Bauch ihrer Mutter geteilt hatten. Es zeigte nur wieder, dass Familie eben lange noch keine richtige Familie war, egal ob man verwandt war oder nicht. Beim Abschied hatte sie kein Wort an mich gerichtet, aber es war auch besser so gewesen, für sie. Ich bekam eine Nachricht auf meinem Handy und sah auf die Uhrzeit, bevor ich leise anmerkte, Ihr Flug ist gerade abgehoben. Ich wusste nicht, ob es das besser oder schlechter machte, vielleicht war es ja sogar erleichternd, zu wissen, dass es jetzt endgültig war, dass sie jetzt wirklich weg war und man nichts mehr daran ändern konnte. Ich hielt Masch einfach in meinen Armen, Marlo legte auch seine Schnauze auf mir ab, während er zu uns hochsah.

Shh, ich bin für dich da., versuchte ich ihm leise beruhigend zuzusprechen, während ich ihn einfach fest in meinen Armen hielt und durch seine Haare streichelte, über seinen Rücken fuhr, ihn stützte, ihn sich einfach an mir festklammern zu lassen, ich hätte ihn sich auch ausweinen gelassen, aber entweder hatte er dazu nicht einmal Energie oder war einfach mitgenommen auf eine andere Art und Weise. Ich bleibe bei dir. Im Gegensatz zu deiner eigenen Schwester., dachte ich, aber ich war auch überzeugt davon, dass es das beste war, sie hatten sich sowieso schon so weit entfremdet, dass sich vollkommen zu trennen wohl das einzige war, das funktionieren konnte. So konnte Masch wenigstens die Hoffnung aufgeben, dass Eli jemals für ihn da sein würde, so wie er für sie da gewesen war, denn das hätte sie nicht geschafft, nicht aus meiner Sicht.

Masch klammerte sich förmlich an mich, als wäre ich seine Boje in einem tosenden Sturm, der auf einem sonst ruhigen Ozean wütete, und ich gab mein bestes, um beruhigend auf ihn zu wirken, indem ich die sanften Berührungen weiterführte, ihn aber auch sicher hielt. Als er jedoch zu zittern begann, hob ich ihn dann doch in meinen Schoß, damit er mich auch wirklich spüren konnte, dass ich da war. Hey, alles nicht gut, ich lasse dich nicht alleine., sprach ich leise, aber bestimmt, Ich bin bei dir Masch, ich halte dich fest, ich würde dich niemals fallen lassen.