Zum Masch's Glück sah ich in diesem Moment gerade über meine Schulter und bemerkte, dass er seine Hand ganz leicht gehoben hatte, woraufhin ich hoffentlich den korrekten Schluss zog und ihn weich und warm ansah. Ich wurde auf der Arbeit praktisch dauernd von Betrunkenen angefasst oder auch einfach nur angerempelt, es war etwas vollkommen anderes einmal, dass sich jemand aus solcher Schüchternheit nicht traute mich anzufassen, nicht etwa weil er einfach nur Angst vor mir hatte, das kam zur Genüge vor. Du darfst sie gerne berühren, wenn es dir nicht unangenehm ist., versuchte ich ihm mehr oder weniger die Erlaubnis zu geben, bevor ich wieder wegsah und zu erzählen begann, Mizuchi wacht über das Wasser und vor allem die Flüsse, in denen er sein Zuhause findet, man sagt, er ist ein langer schlangenähnlicher Drache und achtet die Natur, sowie er alles vom Menschen gebaute verachtete. Er hasst den Flussbau der Menschen, und zerstörte viele ihrer Brücken. Man sagt, das Kaiser Nintoku, den Flussdrachen höchstpersönlich besänftigen musste, da dieser androhte, jeden und alles, der die Brücke betrat, mit seinem giftigen Atem zu töten. Das die Brücken in Wahrheit wahrscheinlich einfach zusammengefallen waren, war eine andere Sache, aber das war eine interessante Legende dazu.

Ich nickte noch einmal, als Bestätigung, dass es auch wirklich in Ordnung war, als ich auch schon Masch's Finger an meiner Haut spürte, wenn auch nicht wirklich direkt, sondern eher wie als würde er mich durch eine Schicht Watte berühren oder etwas ähnliches, ich konnte es nicht wirklich vergleichen, ich hatte es nie anders gekannt, aber es war ein sehr, sehr leichtes, sehr fernes Gefühl, das ich durch Masch's Vorsicht auch kaum spüren konnte. Du musst nicht so vorsichtig sein, ich kann es sowieso kaum spüren., wies ich ihn ganz vorsichtig darauf hin und überlegte dann kurz, was ich erzählen sollte, Nun, da unterscheiden sich die Geschichten sehr, manche sagen auch durch Menschenopfer, aber die, die mir immer erzählt wurde, war, dass der Kaiser ihm eine heiße Quelle errichtete, wo der Drache einen kleinen Jungen, Nara, kennenlernte, der so gerne mit ihm spielte, dass er vergaß, die Menschen zu hassen. Ich erinnerte mich an den alten Mann zurück und dachte daran zurück, wie er immer geschimpft hatte, dass es genug geben würde, das man an Menschen hassen konnte, auch ganz vom Flussbau abgesehen.

(ich hab dazu ein supersüßes Bild gefunden, das ich hier mal eben teilen musste xD)

Nun, ich glaube, Mizuchi dachte, er sei glücklich, alleine zu sein., suchte ich nach meiner eigenen Erklärung, wirkte allerdings aber auch gar nicht so, als würde ich noch über die Geschichte reden, denn ich sah über meine Schulter genau zu Masch, mein Blick weich wie ein langsam schmelzendes Stück Butter in der puren Sonne, Aber als er Nara traf, merkte er, dass ihm noch etwas gefehlt hatte. Wie als ich Masch getroffen ahtte.

Ganz fern spürte ich ein leichtes Gewicht auf meinem Rücken, kaum wahrnehmbar, aber ich konnte sehen, dass Masch seine Stirn an meinen Rücken gelegt hatte und ganz kurz hatte ich den Eindruck als wäre mein Herz ein wenig erwärmt, ganz ohne mein Zutun, was nun wirklich eigentlich nie in diesem Ausmaß passierte. Ich ließ Masch nie aus den Augen, so gut ich konnte, um einfach nur diesen Moment genießen zu können, vielleicht konnte ich ihn nicht wirklich fühlen, aber ich konnte ihn sehen und seine Worte hallten noch etwas in meinem Kopf nach, das ich kurz vergaß, dass ich ihm noch den Rest meiner Tattoos hatte erklären wollen.

Ich mochte das., sagte ich leise, aber bestimmt, als er sich wieder für etwas entschuldigte, wofür er mir meiner Meinung nach absolut keine Entschuldigung schuldete, aber er war nun einmal gefühlt was das anging das vollkommene Gegenteil von mir. Ich konnte mich nicht einmal erinnern, wann ich mich das letzte Mal bei irgendjemandem entschuldigt hatte, es lag einfach nicht in meiner Natur. Hm, siehst du den großen Koi-Karpfen am Rücken? Er war sehr zentral, kaum zu übersehen. Er entspringt aus einer Lotusblüte heraus.

Ja, wirklich., bestätigte ich ihm es auch gerne noch einmal, denn es entsprach nun einmal der Wahrheit, ich mochte die Nähe von Masch sehr gerne, das einzige, was ich bereute, war dass ich sie nicht so spüren konnte wie ein normaler Mensch oder Vampir, dass es sich immer so anfühlte, als wäre da noch eine Distanz zwischen uns, weshalb ich es auch selber mit dem Auge sehen musste, dass es nicht so war. Ich schwieg kurz, bevor ich weitererklärte, Die Wörter "koi" und "nishikigoi" stammen von den japanischen Wörtern 鯉 und 錦鯉, als Bezeichnung für den Fisch selbst, aber auf Japanisch ist "Koi" ausgesprochen sehr ähnlich wie 恋, ein anderes Wort, das "Zuneigung" oder "Liebe" bedeutet, also stehen Koi oft für Liebe und Freundschaft in Japan. Die Lotusblume ist ein Symbol der Reinheit und Treue, sie werden oft im Buddhismus verwendet, aber stehen auch oft für eine gute Ehe. Die beiden Bilder gemeinsam stehen für meine Eltern. Die Etymologie hatte ich außerdem von dem alten japanischen Mann gelernt, weshalb sie für mich auch irgendwie ein wenig für unsere "Freundschaft" standen, auch wenn wir diese niemals als solche bezeichnet hatten. Es war ein Neuanfang für mich gewesen, ich hatte viel hinter mich gelassen mit meinem Leben als Vampir, auch über meine Eltern konnte ich inzwischen ohne jede Trauer sprechen, auch wenn es mich nicht kalt ließ, ich hatte es nur verarbeitet.

("鯉" = "Karpfen", "錦鯉" = Brokatkarpfen, "恋" = "Zuneigung")

Es war richtig, aber wie ich fand, hatte ich sie eigentlich sowieso immer bei mir, denn ich war nun einmal aus ihnen entstanden, auch wenn meine Person sicher leider mehr von den Jahren auf der Straße geprägt worden war, wobei ich jetzt, wenn ich so bei Masch war, wieder daran zweifelte, ob nicht doch die liebevolle Art der beiden einen größeren Einfluss auf mich gehabt hatte, so wie ich mit ihm umging. Ich glaube, sie hätten dich sehr gerne gemocht.