Ich sah kurz überrascht drein, denn das hatte ich über die Clans auch noch nicht gehört, ehe ich anfing zu lachen und den Kopf zu schütteln. Es ist gar nicht so schlimm, ich kenne auch nichts anderes. Ich strich mit ein paar Strähnen hinter das Ohr und lächelte über Victorines Verlegenheit, scheinbar hatte sie ihre Meinung nicht so herausposaunen wollen, aber ich fand das erfrischend, es wirkte ehrlich, offen. Ich streichelte Danbi nur zu gerne weiter, ich mochte Tiere sehr, und legte fragend den Kopf schief, als die andere Frau ihre Fähigkeit benannte. Ich bin mir nicht ganz sicher, erklärst du es mir?

Ayumi fing zum Glück an zu lachen und ich hoffte sehr, dass es ein gutes Zeichen war, ich war leider nicht so gut darin das einzuschätzen, allerdings beruhigten ihre Worte mich ein wenig. Es war verständlich, das was man gewöhnt war, hatte den größten Komfort-Faktor und dieser entschied über viele Dinge, ich hatte die Psychologie schließlich ausgiebig studiert, um das zu wissen. Ich sah ein wenig auf und beobachtete erst einmal fast ein wenig fasziniert, wie Ayumi sich ein paar Strähnen hinter ihr Ohr strich. Sie hatte wirklich schöne Haare, sie wirkten so schön weich und wirklich lang. Danbi mochte sie offenbar auch sehr, das wirkte beruhigend auf mich. Ich nickte auf ihre Frage hin. Wenn ich Dinge berühre, an denen große Gefühle oder Emotionen hängen, dann bekomme ich ein paar Eindrücke über den Besitzer der Gefühle und die Gefühle selbst. Es sind wie Visionen, die auf Dingen beruhen, die in der Vergangenheit passiert sind., erklärte ich, bevor ich wahrscheinlich etwas zu stumpf hinzufügte, Es funktioniert bei Erbstücken, Mordwaffe, aber auch bei Leichen.

Verstehe, das ist ziemlich cool, aber es wirkt auch belastend. Ich lächelte Victorine warm an und legte den Kopf etwas schief. Das ist dir aber sicher nützlich in deinem Beruf, oder? So als Privatdetektiv konnte man das sicher sehr gut brauchen, aber ich konnte mir eben auch vorstellen, dass es schwer sein musste diese Dinge zu sehen, ich fragte mich wie gut Victorine das wohl kontrollieren konnte.

Etwas erstaunt sah ich zu Ayumi auf, ihr Lächeln war wirklich so warm wie die Sonne, nur dass sie im Gegensatz zu dieser hoffentlich auf Dauer nicht so auf meiner brannte, denn sie sprach tatsächlich etwas an, das ich nie von selber zugeben würde. Ich nickte jedoch zustimmend zögerlich und wünschte mir zugleich, dass es mir einfacher fallen würde Emotionen zu zeigen, Ayumi schien so ausdrucksstark in ihren Gefühlen, mir hingegen fiel das sehr, sehr schwer. Ich wusste auch warum, aber das war kaum etwas, was ich groß hinausposaunte. Ich habe gestern erst einen Mordfall dadurch lösen können... mit Unterstützung. Das letzte fügte ich dann doch hinzu, ich hatte Sandy ja doch sehr gemocht und die Zusammenarbeit war mehr als angenehm und erfolgreich gewesen, es war also nichts, was einen bitteren Nachgeschmack für mich hatte, wie sonst die Zusammenarbeit meistens.

Ja wirklich? Großes Interesse schien in meinen Augen auf, ich war nicht mal halb so fixiert auf Kriminalarbeit wie Sandy, aber eine gewisse Faszination hatte sie doch auch auf mich. Kannst du mir erzählen was das füt ein Fall war? Etwas verlegen schlug ich die Augen nieder, ehe ich weiter sprach. Vielleicht... bei einem Kaffee oder so?

Mit großen Augen sah ich nun doch zu Ayumi hoch, zwar mit dem Ziel direkten Augenkontakt zu vermeiden, aber wie ich bemerkte sah sie mich gar nicht direkt an, weshalb ich ihr Gesicht nun etwas genauer betrachten konnte. Sie war wirklich hübsch, ich hatte zwar bisher nur eher auf ihre untere Hälfte gestarrt, aus Verlegenheit, aber ihr Gesicht war eigentlich noch schöner. Ich wusste gar nicht so recht, was ich sagen sollte, ich war ein wenig erstarrt, zumindest bis mir Danbi frech über die Nase schleckte und ich sie aus meinem Gesicht schieben musste. Ja., antwortete ich, Komm schon, sag noch etwas. Gerne, sehr gerne.

Ich wurde etwas nervös, als so lange keine Antwort kam, es war immerhin doch eine sehr direkte Einladung gewesen und wir kannten uns doch gar nicht, aber ich wollte nicht einfach so auseinander gehen, ich fand Victorine interessant und sie war einfach wunderschön, ein bisschen wie eine Puppe aus Porzellan und auch ebenso zerbrechlich, auch wenn Letzteres vielleicht auch täuschen konnte, immerhin war sie eine Privatdetektivin und wer wusste schon zu was sie als solche fähig war? Dann aber sprach sie endlich und ich begann strahlend zu lächeln, nachdem ich erleichtert aufgeatmet hatte. Ja wirklich? Oh wie schön. In der nähe ist ein Café wollen wir dorthin? Ich hob den Blick wieder und betrachtete Victorines Gesicht, ich sah nun auch, zumindest für den Moment, richtig ihre hübschen, dunklen Augen.

Das Lächeln schien so zu strahlen wie eine aufgehende Sonne überm Meer, und ich schaffte es tatsächlich einen Moment meinen Blick nicht gleich abzuwenden, als sie mir in die Augen sah, weil ich mich einfach nicht davon lösen konnte. Der Vergleich mit der Sonne und dem Meer war jedenfalls sehr passend, wie mir erschien, als ich in ihre himmelblauen Augen sah. Ich nickte schließlich, als sie ein Café in der Nähe vorschlug, ich kannte mich schließlich auch nicht vollkommen aus, fragte dann aber vorsichtig, mit Blick auf Danbi, Sind Katzen dort erlaubt?

Hm, ich glaube schon, wenn nicht schmuggeln wir sie rein. Ich grinste als ich das sagte und war nun sehr begeistert, immerhin hatte ich eine Verabredung mit einer wunderschönen Frau. Und ihrer Katze, aber diese Katze war auch zuckersüß. Was würde Danbi davon halten sich in einer Pflanze zu verstecken? Ich meinte das natürlich als Scherz, ich bezweifelte, dass es ein großes Problem sein würde Danbi mitzunehmen, man durfte immerhin auch Hunde reinbringen.

Danbi antwortete für sich selbst, sie stellte neugierig ihre Ohren auf und ließ ein neugieriges Gurren hören, offensichtlich war sie dem Plan nicht ganz so abgeneigt, aber ich wusste, dass sie irrsinnig gerne versuchte die Pflanzen auch zu essen. Sie interagierte generell viel lieber mit Pflanzen oder Menschen als mit Tieren, besonders andere Katzen konnte sie nicht wirklich leiden. Sie würde versuchen sie anzuknabbern., gab ich schließlich sehr direkt und sah dann schüchtern zu Danbi, die mich anmiaute, vorwurfsvoll als hätte ich ihr Geheimnis verraten, bevor sie mit unschuldigen Augen zu Ayumi sah, als könnte sie kein Wässerchen trüben.

Ich lachte unterdrückt auf und streckte die Hand aus, um Danbi den Kopf zu kraulen. Ich könnte sie wieder heilen, aber schauen wir erst einmal, ob wir sie einfach so rein bekommen. Ich finde es übrigens sehr süß, dass du sie mitnimmst, ist sie oft dabei, wenn du unterwegs bist? Ich hatte schon hier und da Leute mit anderen Haustieren außer Hunden bei sich gesehen, aber es war doch eher seltener. Ich setzte mich in Bewegung, allerdings langsam, da ich erst einmal sehen wollte wie schnell Victorine tatsächlich war, sie hatte immerhin einen Stock, da wusste man nie.

Süß? Das machte mich nun doch noch mehr verlegen, auch wenn es sicher auf Danbi bezogen war und nicht auf mich, meine liebe Katze schnurrte auch gleich und drückte sich Ayumi's Hand fröhlich entgegen, als würde sie sie schon seit Jahren kennen. Ich folgte ihr gleich hinterher, aber natürlich war ich wie immer ziemlich langsam, man merkte gleich, wie schwer meine Schritte waren und das ich mich doch deutlich auf meinen Gehstock stützte. Eigentlich schon. Ich reise viel und die letzten Jahre war Danbi auch dabei., antwortete ich schließlich mit dem Blick nach vorne, Ich war schon lange nicht mehr in Frankreich. Du musst wahrscheinlich von hier sein, wenn ihr hier euren Clan habt. Es war mehr eine indirekte Frage, ich tat mich noch so leicht damit meine analysierende Art abzuschalten, auch wenn ich mich normal unterhielt, ich hätte wahrscheinlich einfach wie eine normale Person nachfragen können, ob sie von hier war, aber das kriegte ich nicht so ganz hin.

Ich beobachtete kurz wie Victorine sich bewegte und wandte dann bemüht dezent den Blick ab. Nicht nachfragen. Nicht jetzt jedenfalls. Auch wenn es mich brennend interessierte wieso Victorine ihren Stock brauchte, so war es doch nicht passend so plötzlich nachzufragen. Ich finde das toll, ihr passt gut zusammen. Reist du wegen deinem Beruf so viel? Ich passte mein Tempo Victorines an und lächelte sie an, während ich zustimmend nickte. Das stimmt, ich bin hier geboren worden, meine Familie hat den SonnenClan vor vielen, vielen Jahren gegründet. Wo kommst du ursprünglich her?

Ich habe Fälle auf der ganzen Welt gelöst., erklärte ich, froh, dass sie mich nicht nach meiner Beeinträchtigung fragte, es wurde einfach mühsam auf die Weile und es war nichts, das mich ausmachte, auch wenn es ein sehr einschneidendes Erlebnis gewesen war. Ich sah kurz zu ihr und dann gleich wieder schüchtern auf meinen Gehstock, als ich ihr Lächeln bemerkte. Es gibt an jedem Ort genug Fälle, ich wollte nur lange nicht zurück nach Frankreich., fügte ich schließlich noch hinzu, nachdem ich mich förmlich dazu gezwungen hatte, ich führte nur sehr selten solche Gespräche und ich war auch nicht wirklich gut darin sie zu führen. Aus Paris., beantwortete ich ihre Frage, bevor ich vorsichtig fragte, Also ist in deiner Familie jeder ein Vampir?

Dann musst du schon so viele Orte gesehen haben, da werde ich dich glatt neidisch. Aus Frankreich war ich nich eher selten herausgekommen, auch wenn ich eigentlich durchaus gerne reisen wollte, aber nachdem ich aus dem Internat zurück gekommen war hatte ich einer Mutter wegen nicht weggekonnt. Darf ich fragen wieso nicht? Vielleicht war die Frage ja zu privat, aber das konnte ich ja auch nicht wissen, wenn ich nicht nachfragte, es konnte ja auch was völlig harmloses sein. Paris? Da war mein Internat, eine tolle Stadt. Ich hatte Paris sehr gemocht, wir waren viel durch die Stadt gestreunt und hatten alles erkundet. Ja genau, jeder Kuran ist ein Reinblüter. Ich machte mir nicht viel daraus und das klang auch in meiner Stimme nach, Reinblüter, Mischling, es war doch völlig egal. Wie ist das bei dir?