Ich wollte früher immer umherreisen, vor allem als erstes in die Heimat meiner Mutter in Korea, aber bis zum 20. Jahrhundert waren dazu die Anspannungen zwischen Frankreich und Korea zu groß. Das ich mich beinahe ein ganzes Jahrhundert nachdem tragischen Tod meines Vaters eingeschlossen hatte, ließ ich natürlich aus, ich hatte es verarbeitet, aber ich sprach wirklich nur sehr ungerne darüber. Nach fast drei Jahrhunderten in Frankreich hatte ich mehr als genug von diesem Land erst einmal gesehen gehabt, nun war ich immerhin auch fast ein ganzes Jahrhundert umher gereist und hatte wirklich viel gesehen, da gab ich Ayumi mit einem kurzen Nicken recht. Ich lächelte ganz leicht in mich hinein, als sie Paris erwähnte, ich hatte die Stadt früher auch sehr gemocht. Du warst in einem Internat dort?, fragte ich nach, Bildung interessierte mich doch immer sehr, genauso wie Paris, bevor ich den Kopf schüttelte auf ihre Frage hin, Ich wurde verwandelt. Man bemerkte doch leichte Anspannung in meiner Stimme, aber man könnte sie überhören, es lag eher daran, wie ich die Worte betonte, denn ich war natürlich nicht freiwillig verwandelt worden.

Verstehe. Ich schwieg kurz und überlegte sehr ob ich meine Frage wirklich stellen sollte, entschied mich dann aber doch dafür. Sag mal... wie alt bist du dann schon? Vampire lebten quasi ewig, aber die meisten um mich herum waren noch nicht sonderlich alt. Ja genau. Ich versuchte meine leichte Verlegenheit wegen der gestellten Frage etwas zu vergessen und dachte an meine Internatszeit zurück, die mir sehr lieb war. Ich war ein paar Jahre dort, es war eine tolle Zeit. Auch weil ich damit der Stimmung Zuhause entkommen war. Eigentlich hatte ich mich wie Kaito geflüchtet. Natürlich hatte meine Familie bei mir gewusst wo ich war, aber war ich wirklich besser als mein Bruder deswegen? Auf Victorines Antwort auf meine Frage nach ihrem Blutstatus hin nickte ich nur. Ich wusste, dass es früher noch nicht die Gesetze gegeben hatten, die die Menschen vor Vampiren schützten und auch, dass das heute noch immer nicht immer klappte, es konnte also durchaus auch ein empfindliches Thema sein, ich verschob es also vorerst auf später.

365., antwortete ich sehr direkt und wandte dann wieder verlegen den Blick ab, wahrscheinlich war ich deutlich älter als sie, ich hatte um ehrlich zu sein absolut keine Ahnung, was normal war für einen Vampir, ich hatte mich immer von anderen Vampiren ferngehalten, zum einen wegen meiner Verwandlung und zum anderen einfach, weil ich nicht gewusst hätte, wie damit umgehen, ich hatte das Gefühl, ich sollte viel mehr darüber wissen, als ich es tat. Wie alt bist du?, fragte ich schließlich vorsichtig nach.

Wow, was du schon alles erlebt haben musst. Sie war über 300 Jahre älter als ich, ob sie dann überhaupt Interesse an mir haben konnte? Ich bin 21. Natürlich stieß mich der Altersunterschied nicht ab, ich war Volljährig und durfte tun was ich wollte und Victorine wurde mir durch ihr Alter nur noch faszinierender.

Meine Augenbrauen wanderten doch um einiges auf meiner hohen Stirn nach oben, als ich ihr Alter hörte. Ich hatte bisher wirklich nicht viel Kontakt zu anderen Vampiren gehabt, ich wusste nicht, ob es einfach daran lag, dass sie Reinblüter war, oder ob ich alt war, oder ob ich eigentlich jung war, im Vergleich zu all den anderen Vampiren. Ich kann dir... gerne von damals erzählen, wenn du möchtest., bot ich schließlich zögerlich, eindeutig schüchtern an, Bei dem Kaffee, nur wenn du möchtest.

Oh das wäre wunderbar, mich hat die Vergangenheit immer schon interessiert. Passenderweise näherten wir uns nun auch dem Café, das wir angesteuert hatten, es war ja nicht zu weit gewesen, so besonders riesig war die Stadt ja auch wieder nicht, überhaupt kein Vergleich zu Paris beispielsweise, dagegen waren wir mehr als winzig.
(Caféhaus)

Kaffee klang wunderbar, ich hatte vollkommen vergessen, dass ich mir vorher bereits einen Kaffee geholt, aber ich lebte praktisch davon, von Koffein und Tabak, gesund mochte etwas anderes sein, aber ich war auch schon sehr alt und noch funktionierte alles bestes, ich hatte noch nie die gesündeste Lebensweise verfolgt, noch dazu kam, dass es sich über die Jahre andauernd geändert hatte, was denn nun "gesund" war und was nicht. Ich nickte und lächelte tatsächlich kurz schmal zu Ayumi hoch, als sie davon sprach, dass sie sich schon immer für die Vergangenheit interessiert hatte, ich hoffte auch, dass ich sie nicht langweilen würde, ich hatte keine Ahnung ob ich wirklich gut im Geschichten erzählen war oder nicht. Mit schweren langsamen Schritten näherte ich mich nun auch dem angesprochenen Caféhaus.

-> Caféhaus