< Terrasse

In mich hinein grinsend betrachtete ich die Weinflasche. Ein wenig flüssiger Mut reicht weit. Ich hob meine Hand mit der Flasche hoch, bis sie meine Lippen erreichte. Dann begann ich hinunter zu schlucken. Der Wein war eigentlich ganz gut - obwohl es mir egal gewesen wäre, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. Ich brauchte das nur, um wirklich einen großartigen Plan zu entwickeln, meine Schwester Victorine näher zu bringen, ohne sie dabei zu ruinieren oder mit Mum zu sprechen. Zu auffällig. Endlich hatte ich einen Punkt erreicht, an dem außer Bäumen und ein paar Büschen niemand war. Zu auffällig. Noch sah man außerdem keine Tiere, es war viel zu nah am Weg. Ich habe es!
"Ich hoffe sehr, dass das nicht in die falsche Richtung geht."
Ich murmelte vor mich hin und fühlte mich zuerst etwas schwindlig von dem Wein. Ich zog die nun leere Flasche von meinen Lippen und warf sie neben mich auf den Boden. Und es geht los. Ich griff mit einer Hand in meine Jacke und zog mein Feuerzeug heraus. Dann ging ich in die Hocke und hob einen trockenen Ast auf. Nachdem ich mich gründlich umgesehen und entschieden hatte, dass hier keine Tiere waren, nahm ich mein Feuerzeug in die Hand. Mit einer Bewegung meines Daumens erschien schon das Feuer und ich zündete den trockenen Zweig an. Jetzt aber schnell. Ich ließ es zu Boden fallen, weil es dann wahrscheinlich den nächsten Busch in Brand setzen würde. Ich erhob mich wieder und drehte mich um.
"Ich bin der beste Bruder, echt jetzt. Ein Genie."
Jetzt nahm ich doch ein rasches Tempo an und machte große Schritte, um dorthin zu gelangen, wo ich zuerst hergekommen war. Ich schob mein Feuerzeug zurück in meine Jacke und griff in meine Hosentaschen nach meinem Handy. Auf dem Rückweg bewegte ich meine Finger schnell wie nur möglich, um Ayumi eine -für meinen angetrunkenen Zustand- knappe Nachricht zu schreiben. Bitte lies die Nachricht schnell!

> Terrasse

(Inhalte teilw. abgesprochen.)

Ich roch Feuer und wurde schneller bis ich den langsam entstehenden Waldbrand vor mir sah und entsetzt stehen blieb. What the fuck Kaito?! Hatte er wirklich den Wald in Brand gesetzt? Oder hatte er das Feuer nur entdeckt und war dann weggelaufen? Beides schien mir gleich schlimm zu sein. Ich sah mich ungläubig um, auf der Suche nach Victorine, die ich hinter mir wähnte, wenn auch ein Stück entfernt, ich wusste ja, dass sie nicht besonders schnell war.

cf: Terrasse

Bis ich am Waldweg angekommen war, hatte ich bereits etwas Rauch gesehen und beschlossen einfach direkt den Gartenschlauch der Villa mitzunehmen. So kam ich zwar noch langsamer an als sowieso schon, aber zumindest war ich direkt bereit den Brand zu löschen. Auf meinem Gesicht spiegelten sich keinerlei Emotionen wieder, auch wenn ich durchaus irritiert war von allem. Trotzdem, mit Feuer wusste ich immerhin umzugehen, es war nicht gerade schwierig, ein Feuer zu löschen, inmitten all dieser Leute zu stehen, war hingegen... herausfordernd. Ich kam nun langsam neben Ayumi an und stützte mich schwer mit meinem Gehstock auf, aber auf meinem Ellbogen, damit ich beide Hände frei hatte, während ich das Ventil des Schlauches öffnete und den Busch und dann auch den Baum, der in Flammen stand, begann zu löschen, zum Glück hatte es sich noch nicht allzu weit ausgebreitet und langsam versiegte das Feuer auch. Mein Blick war konzentriert und zielgerichtet, ich tat mein bestes, um die Situation effizient zu lösen.

Victorine hatte gleich mitgedacht und einen Gartenschlauch mitgenommen, mit welchem sie auch gleich begann die Flammen zu löschen, ehe sie sich weiter ausbreiten konnten. Ich hörte förmlich die gequälten Schreie der Pflanzen und hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten, aber das konnte ich nicht tun, ich war für diese Pflanzen da, das war meine Aufgabe. Sowie die Flammen schließlich versiegt waren schloss ich die Augen und streckte die Hände aus. Langsam erholten sich Busch und Baum wieder, die verbrannten Zweige wurden durch neue ersetzt und die Blätter sprossen an diesen wieder in vollem grün.

Etwas erschöpft ließ ich schließlich den Gartenschlauch fallen, nachdem ich ihn wieder verschlossen hatte, jetzt wo auch die letzten Flammen gelöscht waren, und ächzte etwas, als ich mich wieder richtig auf meinem Gehstock aufstützte. Dann jedoch wurde ich ganz schnell abgelenkt, nämlich von Ayumi neben mir, denn die Gefahr war gebannt und sie kümmerte sich wie selbstverständlich um die geschädigten Pflanzen, was ich stumm beobachtete. Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren, besonders jetzt wo sie ihre Augen geschlossen hielt und ließ meinen Blick langsam über ihren gesamten Körper gleiten. Das feine Gesicht, die schönen langen Haare, die ausgestreckten eleganten Hände, die schmalen Schultern, die zierliche Figur, die kaum von ihrem aus Pflanzen gewachsenen Kleid verdeckt wurde, auf der mein Blick vielleicht auch etwas länger liegen blieb, und schließlich vor allem die schönen, langen Beine. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte, aber Ayumi war so... Ayumi. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr lösen.

Ich atmete etwas schwerer, als ich meine Arbeit getan hatte und öffnete meine Augen wieder. Ich wandte mich Victorine zu, die ich neben mir hatte Ächzen hören und fand mich mit einem intensiven Blick konfrontiert, der mir das Blut auf eine höchst gute Weise ins Gesicht trieb und mich dazu brachte scheu zu lächeln. Tja, das wäre auch geschafft, was?

Kaum öffnete Ayumi ihre Augen wandte ich meinen Blick etwas ab, auch wenn ich ihn trotzdem nicht so recht von ihrem Kleid lösen konnte, nur flackerten meine Augen nun hin und her, unsicher wo ich hinschauen sollte oder überhaupt durfte. Ich nickte zustimmend, die Situation war geschafft, doch was nun? Ein Feuer zu löschen war wenigstens eine einfache Aufgabe, aber gerade war ich völlig alleine mit Ayumi und das fiel mir mehr auf, als noch bei anderen Personen. Dein Kleid ist..., begann ich unbeholfen, denn ich wusste nicht, wie ich meine Gefühle in Worte fassen sollte, Es passt zu den Pflanzen.

Ich begann mit einem Mal zu kichern, Victorine wirkte entzückend unsicher bei seinem Kompliment, jedenfalls nahm ich an, dass es das hatte sein sollen. Du bist so süß. Ich lächelte immer noch breit, das Adrenalin der eben vergangenen Situation rann noch durch meine Adern und ließ meine Laune hochschießen. Ich trat näher an Victorine heran und ließ ein paar der Blumen an meinem Kleid extra mehr aufblühen. Gefällt dir also mein Kleid? Ich hab es extra für doch designt.

Etwas irritiert oder besser gesagt verwirrt wippte ich auf und ab und legte fragend den Kopf schief, auch wenn ich kaum daran vorbeikam ein wenig verlegen zu werden, als mir Ayumi doch ein deutliches Kompliment gab. Ich wusste noch immer nicht wirklich, wo ich hinsehen sollte, aber als die Blumen noch mehr erblühten, fixierte sich mein Blick automatisch auf diese, alles andere als zufällig gerade hauptsächlich auf die, die Ayumi's Dekolleté bedeckten. Warum für mich?, fragte ich und räusperte mich, unsicher wie ich reagieren sollte, bevor ich dann doch direkt antwortete, Es gefällt mir sehr. Die Pflanzen passen sich deinem Körper an, weil du ihnen Leben schenkst.

Ich lehnte mich mit voller Absicht etwas vor um Victorine einen noch besseren Einblick in meinen von Blumen umrandeten Ausschnitt zu geben, während ich so tat, als wollte ich mich nur etwas nähern, vollkommen unschuldig vom Blick her, ein leichtes Grinsen im Gesicht. Weil ich dir gefallen will. Ich beschloss es ganz deutlich auszudrücken, Victorine hatte Probleme damit Hinweise in sozialen Aspekten aufzugreifen, das wusste ich ja schon. Dann haben ich und die Pflanzen unsere Aufgabe gut gemacht, danke sehr.

Oh., kam es leise von mir zu hören, während sich die elfenbeinfarbene Haut in meinem Gesicht schnell einmal rosarot verfärbte, Hätte ich mir etwas anderes anziehen sollen? Ayumi hatte sich wirklich für mich hübsch gemacht, das Kleid war wunderschön und von ihr und den Pflanzen selber erschaffen worden, ein größeres Kompliment gab es wohl kaum, wenn ich das alles richtig interpretierte, dennoch fragte ich mich doch, ob ich etwas falsch gemacht hatte, indem ich nicht dasselbe getan hatte. Es war schwer meinen Blick von ihrer Figur zu lösen, ich starrte sie wahrscheinlich gerade doch etwas ungeniert an, aber ich konnte auch nichts dagegen tun, bei diesem Ausblick.

Ich erfreute mich daran von Victorine angesehen zu werden, von jemand anderem wäre dieses Starren vielleicht creepy gewesen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich dieses Verhalten bei Victorine als Kompliment auffassen konnte, was ich auch tat. Aber nein, ich liebe dieses Outfit an dir, es steht dir wunderbar und ich würde nie von dir verlangen dich in Schale zu werfen. Mit einem leicht amüsierten Lächeln hob ich abwehrend die Hände um meinen gegenüber zu beruhigen.

Das waren alles sehr große Worte, wie ich fand, aber es beruhigte mich zum einen und zum anderen freute es mich auch, was mich stumm ein klein wenig in mich hinein schmunzeln ließ, als ich die Komplimente von Ayumi mehr als nur positiv aufnahm. Mein Blick löste sich nun allerdings ein wenig und wanderte zu ihren erhobenen Händen. Hm., machte ich verlegen und beinahe etwas überfordert, während sich meine Wangen noch etwas röter färbten, Du bist die schöne Frau, die ich in meinen dreihundertfünfzig Jahren je gesehen habe.

Victorine mit roten Wangen, das war nun wirklich ein Anblick für die Götter, ich konnte davon einfach nicht genug kriegen, allerdings war es bei ihren durchaus schwerwiegenden Worten dann auch an mir heiße Wangen zu bekommen und ich sah einen Moment auch selbst auf meine Hände hinab. Und das sagst du bestimmt nicht einfach nur so? Durch meine dichten Wimpern blinzelte ich wieder zu Victorine auf, was nur ging, da ich meinen Kopf etwas gesenkt hielt.

Es dauerte ehrlich gesagt etwas, bis ich antworten konnte, denn ich wollte etwas erklären, etwas das mir nicht unbedingt einfach fiel, aber ich wollte es versuchen. Ich hatte es schon öfters probiert, mein Verstand funktionierte einfach etwas anders als andere Personen, das hatte ich vor langer Zeit schon begriffen, auch wenn ich nie wirklich gewusst hatte, warum, bis ich mich näher mit der Psychologie befasst hatte. Andere Leute können so etwas., erklärte ich mit leisen Worten, Es ist schwierig für mich nicht... direkt das zu sagen, was ich meine. Ich trat einen Schritt auf Ayumi zu und legte ihr eine Hand auf die Wange, auch wenn ich dafür zur Seite sehen und mich doch einiges nach oben strecken musste. Du bist die schönste Frau, die ich in meinen über dreihundertfünfzig Jahren je gesehen habe.