Mein Herz schlug einige Momente schneller, als Victorine mich komplimentierte, denn wenn ihr meine roten Wangen gefielen mussten sie mir nicht gar so peinlich sein. Ihr begeisterter Blick dann allerdings freute mich noch mehr und ich fand ihn einfach unglaublich entzückend, am liebsten hätte ich Victorine an Ort und Stelle geküsst, aber wir waren ja leider noch nicht soweit. Stattdessen lächelte ich und platzierte das Geflecht sanft in der ausgestreckten Hand der älteren Vampirin.

Ganz vorsichtig fuhr ich die Pflanzen nach, beinahe schon ehrfürchtig und war vollkommen gefangen von meinen eigenen Gedanken. Wie es wohl gewesen wäre, wenn ich meine Mutter kennengelernt hätte? Ob sie mir etwas von der Vampirseite meiner Familie hätte erzählen können? Warum sie wohl kein Vampir gewesen war? Ich spürte einen leichten Knoten in meinem Hals und versuchte gar nicht erst Ayumi anzuschauen, viel mehr drehte ich mich etwas weg. Dürfte ich das..., versuchte ich zu fragen, aber meine Stimme versagte. Es dauerte eine Weile, bevor ich wieder das Wort erheben konnte. Ich räusperte mich und versuchte dann noch einmal, mit völlig zur Seite gerichtetem Gesicht zu fragen, Dürfte ich das behalten?

Besorgt sah ich Victorine an, als sie eine Weile schwieg und fast bedrückt wirkte, bis ich hörte was sie wollte und ich sanft zu lächeln begann. Natürlich, es gibt niemanden dem ich das lieber schenken würde als dir. Ich streckte meine Hände noch einmal aus und legte sie über die der älteren Vampirin legte und einen Moment die Augen schloss. Als ich sie wieder öffnete glühten meine Augen einmal mehr, ehe es erneut erlosch und ich meine Hände zurück zog. Solange ich bei bester Gesundheit bin werden diese Pflanzen niemals vergehen, sie werden dich für immer erfreuen.

Ich zuckte leicht zusammen, als Ayumi mir ohne Vorwarnung näher kam, hielt sonst aber still, während ich mich einfach nur auf meine Atmung konzentrierte. Solange ich bei bester Gesundheit bin. Dieser Satz blieb bei mir hängen, mehr als es sonst noch der Fall war, obwohl ich mir sonst alles mehr unfreiwillig als freiwillig merkte, so vermerkte ich diesen Satz ganz bewusst. Ich nickte stumm und zog die Kräuter dann zu mir. Ich werde sie in meinem Zimmer aufhängen. Langsam wurden meine Beine allerdings doch schwerer, wir waren schon länger auf den Beinen und auch ein gutes Stück spaziert, weshalb ich etwas unsicher in Richtung Ayumi's ungefährer Richtung sah. Ich werde sie jetzt aufhängen. Ich wollte unseren Spaziergang natürlich nur ungerne beenden, aber ich würde heute noch lange genug auf den Beinen sein müssen.

Ich fühlte mich geehrt, als Victorine meine Beruhig zuließ, anders konnte ich dieses warme Gefühl in meiner Brust einfach nicht beschreiben, ich war froh, dass sie mir erlaubte sie anzufassen, ohne, dass ich sie gefragt hatte. Ich lächelte überaus erfreut über ihre Wahl des Aufbewahrungsortes, war aber dann kurz unsicher, ob ich nicht doch etwas falsches gemacht hatte, da die ältere Frau schon zurück gehen wollte. Allerdings fiel mein Blick dann einen Moment wieder auf ihren Stock und mir ging ein Licht auf. Vielleicht tun ihr die Beine weh, oder sie ist müde. Gute Idee, ich muss sowieso Kai die Leviten lesen. Ich wandte mich dem weg zurück zur Villa zu und war dieses Mal diejenige, die den Arm zum einhaken hinhielt, auch um Victorine vielleicht subtil auf dem Weg zurück zu helfen.

Meine Hände waren sehr weich, ich zog meine Handschuhe nämlich fast nie aus, ein paar kleinere Narben waren zu sehen hier und dort, aber sie waren sehr schön gepflegt und die Fingernägel kurz, aber ebenfalls schön manikürt. Die Hände von Ayumi fühlten sich warm an meinen eigenen an, es war immer etwas ungewohnt ohne die Handschuhe, aber heute war es einfach zu warm für diese gewesen und ich war immerhin nicht auf der Arbeit, oder doch, je nachdem wie man es sah, ich war grundsätzlich eigentlich immer am arbeiten, nur eben gerade nicht an einem Tatort, an dem man definitiv Handschuhe tragen sollte. Ich nickte, froh darüber, dass ich nichts falsches gesagt hatte, und nahm dann gerne den Arm von Ayumi an, sie war im Gegensatz zu mir doch deutlich größer und das fand ich sehr, sehr attraktiv an ihr, besonders in diesem Kleid, das ich einfach immer wieder mustern musste, selbst wenn die verbundenen Kräuter gerade besonders meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, die ich intensiv musterte.

Ich schwieg lächeln, da Victorine weiterhin die Kräuter zu studieren schien, und lenkte einfach langsam unsere Schritte wieder durch den Wald, zurück zur Villa, wo das Grillfest noch weiter anhielt. Es war schön gewesen etwas Zeit mit Victorine alleine zu haben, dafür musste ich Kaito schon danken, doch die Art wie er uns dazu verholfen hatte... nun, da durfte er sich noch was anhören.
(Terrasse)

Langsam folgte ich neben Ayumi her, ich hatte meinen Arm etwas durch ihren geschoben, damit ich die Kräuter noch immer sicher in dieser Hand halten konnte, auch wenn ich die andere Hand für den Gehstock brauchte. Ich würde sie direkt in mein Zimmer bringen, vielleicht konnte ich sie auch gleich aufhängen, aber zuerst wollte ich mal sehen, wie es noch auf dem Grillfest lief. Es wirkte auf jeden Fall deutlich ruhiger als vorher auf der Terrasse, vielleicht hatten sich die Vampire etwas verteilt.

tbc: Terrasse