Ich stupste meinen Vater leicht mit dem Finger an. Die Hitze, welche auf mich überschlug, zog sich über meine Finger und ließ mich laut aufatmen. Ich konnte es nicht. Keine Worte, mit welchen ich mich verabschieden konnte. Mein Vater öffnete die Augen und kippte sofort um. "W- Was machst du hier?", knurrte er, als ich ihn wieder aufsetzte. "Ich... gehe, Papa", erwiderte ich leise, damit mich Joseph nicht hörte. "Räum erstmal deinen Scheiß weg!" Als er mit der Hand auf den Tisch zeigen wollte, kullerte seine Flasche hinunter und rollte den Flur entlang. Ich schwieg. Die unangenehme Hitze verflüchtigte sich in meine Beine und lähmte mich für einen Moment, bevor ich mich wieder fing und aus dem Zimmer lief. "W-Wohin gehst du?!", rief er mir nach. Ich stand wieder vor Joseph. "Ich muss noch meine Freunde besuchen", erklärte ich und wartete nervös darauf, dass wir gingen.
Ich blieb angespannt stehen. "Ein paar Klamotten wären... schon passend...", bemerkte ich und ballte die Fäuste. Wortlos lief ich wieder hinein, schnappte mir einen Rucksack, welcher an der Garderobe hing, ignorierte meinen -sich aufsetzen versuchenden- Vater und rannte hoch um meine Sachen zu packen. Zahnbürste, Schlafanzug, ein paar meiner Bilder, das Aufladekabel für mein Handy und alles was man normalerweise zum Übernachten bei einer Freundin mit anschleppte. Als ich wieder unten ankam stand mein Vater schon und schliff verkatert in den Flur. Ich war schnell genug um an ihm vorbei zu flitzen und stand wieder vor Joseph. "Jetzt können wir gehen" Meine Hände verkrampften sich in meinen überquollenen Rucksack. Mein Vater murmelte noch irgendetwas beleidigendes hinter uns, schien aber nicht ganz zu verstehen, was hier wirklich abging.
Dankbar darüber, dass er nicht auf meinen Vater einging lief ich vor und stieg schon mal ins Auto. Schnell zückte ich mein Handy und schrieb Mai und Lee. Mein Vater hatte nur noch ein paar Drohungen abgegeben, ließ mich aber ziehen. Vielleicht auch nur, weil sein Kopf zu sehr schmerzte und er keine Ahnung hatte, wo das Aspirin war.
Mai und Lee hatten schnell genug reagiert und geschrieben. "Im Park... am Springbrunnen... schreiben sie", antwortete ich und steckte mein Handy wieder weg. Das unwohle Gefühl hatte sich verflüchtigt, jetzt wo wir von meinem Vater weg waren.
"Hoppla" Fast hätte ich das Handy auf den kalten Küchenboden fallen gelassen. "Mal sehen...", murmelte ich, während das Gerät unter meinem Tippen herumwackelte. "Gott, sie will einfach nicht antworten!", meckerte ich, als ich schon die zehnte Nachricht abschickte. Nachdenklich kaute ich an meinem Daumen, auch, wenn es nur als Ablenkung, für meinen Drang nach einer einfachen Zigarette oder etwas härterem galt. "Wo bist du, kleiner Fettsack...." Seufzend ließ ich meine Hand sinken und legte den Kopf in den Nacken. Mit wem sie da wohl durchgebrannt ist?... Ungeduldig wippte ich in meiner Hocke hin und her, wobei sich meine schlaffen Arme, wie Schaukeln mit wiegten. Raka war das letzte Geschwisterchen, welches unserem kleinen Vampirkreis noch fehlte. "Weit kann sie mit ihrem Gewicht nicht gekommen sein..." Ein breites Grinsen zog sich bis zu meinen Wangen. "Ich werde es morgen einfach nochmal versuchen...", murmelte ich schläfrig und stand auf, um mich auf die Couch zu setzen, den Fernseher anzuschalten und mich mit anderen interessanten Dingen in diesem leicht veränderten Haus zu begnügen.
Clan der Vampire
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17.02.2018 11:44
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