Ich hielt vor meiner Haustüre an und sah kurz nachdenklich zu Kaoru hoch, ehe ich schließlich lächelte und mit den Schultern zuckte. Na gut, wenn du dir sicher bist, dann werde ich es so halten. Denn ich hoffte sehr wir würden uns wirklich noch ein paar Mal sehen. Ich zog meinen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Haustüre auf, die ich mit einem Fuß offenhielt und dann eine kleine Verbeugung in Kaorus Richtung machte. Ich wünsche dir eine gute Nacht, ich hoffe wir hören wieder von einander.

Erleichtert sah ich zu Meguru hinab, ich konnte meinen Blick allerdings kaum von ihm lösen, denn ich war einfach zu fasziniert von seiner Gestalt. Ich wusste nicht, was dieser Geruch mit mir anstellte, aber bevor ich mich versah sank ich der Höflichkeit gegebene ebenfalls in eine Verbeugung. Aus der Verbeugung sah ich Meguru von unten auf an, tatsächlich kurz ein Lächeln im Gesicht, Gute Nacht, Meguru-chan. Bevor ich noch über die Verniedlichungsform zu genau nachdenken konnte, drehte ich mich lieber schnell auf dem Absatz um, und verschwand in Richtung von meinem Auto, in das ich mich auch gleich schnell setzte. Fassungslos starrte ich Carla an. Was ist nur los mit mir? Was ist nur falsch mit mir?, begann ich laut mit ihr zu sprechen, Und du, du hast ihn Master genannt, da bin ich mir sicher, du hast nicht mich gemeint! Carla machte eine unschuldige Drehung mit ihrem leuchtenden Kreis. Mein ganzes Auto riecht nach ihm, ich... argh! Ich ließ meinen Kopf nach vorne fallen, direkt auf die Hupe.

Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und quietschte erst einmal leise auf. Er hat mich Meguru-chan genannt! Begeistert strahlend machte ich mich schon auf den Weg in meine Wohnung, doch bemerkte dann zu meinem Schrecken, dass mein Handy nicht bei mir war, ich musste es bei Kaoru im Auto liegen gelassen haben. Schnell rannte ich wieder aus dem Haus und die Straße hinunter. Lass ihn noch da sein! Ein lautes Hupen erschreckte mich nicht nur, sondern bewies mir auch noch, dass Kaoru sehr wohl noch da war, denn es kam von seinem Auto, neben dem ich nun zu einem Halt kam. Durch die scheibe sah ich, dass er seinen Kopf an das Lenkrad gelegt hatte und damit das laute Hupen verursachte. Besorgt und verwirrt klopfte ich an die Fensterscheibe. Bist du okay?

Plötzlich, direkt nachdem lauten Hupen, das ich mehr oder weniger aus Versehen ausgelöst hatte, auch wenn es meiner Frustration unglaublich perfekten Ausdruck verliehen hatte, ertönte ein Klopfen an meiner Scheibe und ich zuckte zurück, als ich ein Gesicht sah. Allerdings ein sehr unscharfes, meine Brille war nämlich durch meine Aktion mit der Hupe von meiner Nase gerutscht. Sofort sprang ich in meinem Sitz hoch und haute mir meinen Kopf ordentlich an der Decke meines Autos an, während mir ein Schrei entkam, Argh, ein Geist! Panisch versuchte ich meine Brille wieder aufzusetzen, was dann auch endlich erfolgreich war. Einige Momente zu spät bemerkte ich allerdings, dass es sich nicht um einen Geist, sondern um Meguru handelte. Sofort ließ ich Carla das Fenster nach unten rollen und sah ihn nun wirklich beschämt an. Entschuldigung. Ich... ähm... Entschuldigung, das war... Ich verhalte mich normalerweise... Das war nicht sehr professionell. Meine Wangen begannen sich langsam farblich meiner Haarfarbe anzupassen.

Kaoru reagierte sehr heftig und ich schrie selbst erschrocken auf, als der große Mann auffuhr und sich den Kopf am Autodach anschlug. Dann war ich allerdings eher wieder besorgt und verwundert, dieses Verhalten war doch etwas eigentümlich gewesen. Ein Geist? Viele Japaner glaubten zwar an Geister, doch ich hatte gedacht, dass das eher in der älteren Generation verankert war, weniger in der Jüngeren. Ich jedenfalls glaubte nicht an Geister. Bist du in Ordnung? Das eben sah schmerzhaft aus. Ich lehnte mich nun ins offene Autofenster hinein, die Unterarme darauf abgestützt. Ich wollte nur mein Handy holen, ich hab es wohl hier liegen gelassen und... dachtest du wirklich ich wäre ein Geist?

Meguru schrie auf und es tat mir sofort leid ihn so erschreckt zu haben, während ich noch dabei war meine Gedanken zu sortieren, er lehnte sich nun bei meinem Autofenster ab und ich verstand nun auch, warum er plötzlich so aufgetaucht war. Sein Handy, ich sah mich kurz um und fand es auch auf dem Beifahrersitz. Ich war so ein Idiot, mir hätte das natürlich auffallen müssen, wäre ich nicht so abgelenkt gewesen... Es tut gar nicht weh. Nur ein Kratzer., wehrte ich sofort ab und sah dann verlegen zur Seite, meine blassen Wangen noch immer etwas weiter errötend, Nein. Natürlich nicht. Ich glaubte doch nicht an Geister, ich hatte nur... Respekt vor der Idee, dass es eventuell welche geben könnte, auch wenn die Wahrscheinlichkeit selbstverständlich viel zu gering war, um dem tatsächlichen Glauben zu schenken.

Ich war beruhigt, als Kaoru mir zusicherte nicht schwer verletzt zu sein, ich wollte ihm das nämlich gerne glauben. Ich griff nach meinem Handy, das da so unschuldig am Beifahrersitz lag, und steckte es ein, ehe ich beinahe spitzbübisch lächelte, denn der Vampir wehrte vehement ab, was doch sehr deutlich gewesen war. Natürlich. Ich kicherte leise, denn ich fand das auf den zweiten Blick eigentlich irgendwie sehr süß, Kaoru hatte nämlich bisher ein bisschen über allem gewirkt, das war nur ein Beweis dafür, dass das nicht so ganz stimmte. Dann bin ich ja beruhigt, denn so bleich bin ich dann hoffentlich doch nicht. Ich war sehr stolz auf meine helle, zarte Haut, aber ich achtete immer darauf zumindest einen gesunden Schein darauf zu haben um nicht kränklich zu wirken.

Mit einer Mischung aus tadelnd und beleidigt sah ich Meguru an, als er so kicherte, sein Duft... sein Geruch breitete sich bereits jetzt wieder in meinem Auto frisch aus. Deine Haut ist perfekt. Argh, Kaoru! Am liebsten hätte ich meinen Kopf gleich nochmal mehrmals gegen meine Hupe gehauen, denn ich wusste einfach nicht, was mit mir los war. Wie konnte es nur an diesem einen Menschen liegen? Vor allen Dingen an einem Mann, auch wenn er doch sehr feminin war. Seine Haut war tatsächlich ohne jeden Makel, ich achtete auch immer sehr penibel auf meine Haut, nicht nur mit Sonnencreme, deswegen hatte ich auch so oft einen Parasol dabei, ich wollte auf keinen Fall riskieren zu bräunen oder gar einen Sonnenbrand zu bekommen, weshalb war es mir bei Meguru auch aufgefallen.

Ich sah ob des Kompliments erst etwas überrascht drein, ehe sich etwas Wärme auf meinen Wangen ausbreitete und ich erfreut lächelte. Danke, deine aber auch. Ich wollte dich sowieso noch fragen, benutzt du irgendeine besondere Hautcreme oder ist das bei dir von Natur aus so? Ich bin nämlich richtig neidisch.

Das Blut, das sich auf den Wangen des jungen Menschen ausbreitete, tat auch nicht gerade viel dagegen, mich daran zu erinnern, dass vor mir ein Mensch war. Ein Mensch, dessen Geruch alleine mich sowieso schon wahnsinnig machte, der Gedanke an sein Blut war hingegen etwas, das ich sehr schnell nach unten drückte. Wenigstens stellte er mir eine Frage und ich schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. Cremen, Masken und Waschgel, ich habe eine Routine, natürlich., bestätigte ich ihm, ich hatte die Produkte sogar extra aus Japan mitgenommen im Vorrat, weil ich nicht gewusst hatte, ob man diese hier bekommen könnte. Außerdem versuche ich direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden.

Dann musst du mir irgendwann verraten was du benutzt, deine Haut sieht ja so weich aus. Ich hätte nur zu gerne die Finger ausgestreckt und Kaorus Wange berührt, aber ich hielt mich zurück, wir kannten uns erst seit heute und es gab Leute die Berührungen nicht gerne mochten. Besser auf Nummer Sicher gehen, als riskieren das hier zu zerstören. Ich lächelte wieder normal und musterte eingehend Kaorus Gesicht.

Das... gerne., stimmte ich etwas überrascht zu, denn bisher hatte sich niemals jemand für so etwas von mir interessiert, schon gar nicht jemand meiner Freunde, aber schätzungsweise sollte es mich wohl nicht überraschen, dass sich jemand wie Meguru dafür interessierte. Außerdem erklärte ich sehr gerne. Ich musterte ihn kurz, bevor ich etwas unsicher wurde, was ich jetzt noch sagen sollte. Mit deinem Handy ist alles in Ordnung?

Ich grinste fröhlich und sah dann instinktiv auf das elektrische Gerät in Frage, doch es war natürlich völlig ohne neue Kratzer oder Dellen, die Hülle ein entzückendes Pastellblau. Aber ja, es lag ja nur da. Ich lasse dich aber jetzt endlich fahren, hab noch einen schönen Abend. Ich trat vom Wagen zurück und hob die Hand um zum Abschied zu winken.

Noch einen schönen Abend., wünschte ich Meguru ebenfalls mit einem milden Lächeln, Es tut mir leid dich länger als notwendig aufgehalten zu haben. Normalerweise fallen mir diese Dinge auf. Ich nickte ihm noch einmal zu, Carla machte ebenfalls noch eine Umkreisung ihres leuchtenden Kreises, und ich ließ das Fenster hochfahren, bevor ich mit geübten Bewegungen ausparkte und dann mich zu meinem Hotelzimmer begab. Dort hatte ich sehr erfreuliche Neuigkeiten, nicht nur wegen der Anfrage auf eine online Anzeige, bei der wir uns einen Termin für später ausmachten, sondern auch für die Räumlichkeiten meines neuen Geschäftes.

tbc: Shodō Sakurayashiki

Kein Problem, ich habs ja auch ganz vergessen, aber so konnte ich wenigstens noch einmal mit dir reden. Ich zwinkerte Kaoru kurz zu, winkte Carla dann noch einmal zu und drehte mich um, nachdem das Auto ausgeparkt hatte, um nun doch endgültig in meine Wohnung zu gehen.
(Meguru's Apartment)