Nun war ich doch deutlich erstaunt, ich wusste zuerst gar nicht erst, was ich sagen sollte, denn Meguru schien es wohl wirklich ernst zu meinen. Ich parkte das Auto, noch ohne etwas zu sagen, nicht weit von seiner angegebenen Adresse entfernt, nur noch ein paar Meter, aber Carla hatte diesen Parkplatz empfohlen und das meinte immer, dass dieser am nächsten von unserem Ziel war. Ich denke... meine Nummer wäre einfacher., sagte ich schließlich beinahe etwas zögerlich, bevor Carla sich meldete und sich direkt an Meguru wandte, "You can hold your phone up to my display and I'll transfer Master's contact."

Mein Gesicht erhellte sich noch etwas und ich konnte nur schwer ein begeistertes Quietschen unterdrücken. Kaoru wollte mir seine Nummer geben, das war ja noch viel besser! Du hast recht, eine gute Idee! Clara hatte auch schon eine schnelle Lösung parat und ich hielt mein Handy wie angegeben an das Display. So?

Es war schwierig Meguru, während er abgelenkt war, nicht etwas genauer zu betrachten, sein Geruch schien sich vollkommen in meinem Auto ausgebreitet zu haben und ich wusste noch immer nicht, was ich mit seiner übertrieben fröhlichen Art anfangen sollte. Das was er gerade tat, war tatsächlich nicht etwas, das ich Carla selbst einprogrammiert hatte, das war etwas, das sie gelernt hatte, eigentlich hauptsächlich für Kunden, wem anderen müsste ich auch meine Nummer weitergeben? Carla's leuchtender Kreis begann sich wieder zu drehen, bevor sie stolz verkündete, "Transfer successful." Ihr Tonfall klang beinahe etwas fröhlicher als sonst, was mich misstrauisch machte, während ich den Motor erst einmal abstellte. Ich räusperte mich. Soll ich dich noch bis zur Tür begleiten?

Danke Clara, das war richtig cool. Ich steckte mein Handy ein und vertraute darauf, dass alles seine Richtigkeit hatte, ehe ich bemerkte, dass wir nun wirklich angekommen waren, was ich überaus schade fand, denn eigentlich hätte ich mich gerne noch länger mit Kaoru und Clara unterhalten. Aber ich habe ja jetzt seine Nummer. Das wäre lieb von dir. Ich brauchte das zwar nicht wirklich, denn was sollte mir schon passieren, aber ich freute mich trotzdem immer über Gesellschaft. Auch nach der Zeit die schon verstrichen war, war ich es immer noch nicht recht gewohnt so viel alleine zu sein. Es war immer Wako da gewesen, wenn wir beide nicht gerade arbeiten gewesen waren. Ich öffnete also die Autotür und sprang hinaus, ehe ich mich nochmal Claras Kreis zuwandte und mich verneigte. Es war mir eine Freude dich kennen zu lernen Clara.

Langsam spürte ich wirklich, wie ich meine Kontrolle etwas verlor, ich wusste einfach nicht so recht, wie ich auf Meguru reagieren sollte. Seine Art, seinen Geruch, er wirkte beinahe schon ein bisschen zu perfekt, und ich wurde langsam wahnsinnig. Carla blinkte einmal auf, als Zeichen, dass sie Meguru verstanden hatte, und antwortete dann in ihrem fröhlichen Tonfall, "Thank you. We'll be seeing each other." Carla schien sich offenbar auch sehr sicher zu sein, dass ich Meguru wiedersehen würde, ansonsten hätte sie das sicherlich nicht gesagt. Ich stieg allerdings vollkommen ruhig aus, rückte meine Brille ein Stück nach oben, richtete meine Kleidung, die sowieso schon perfekt saß, bevor Carla die Türen des Autos hinter uns wieder abriegelte. Ich wartete am Gehsteig auf Meguru, um ihn dann zu begleiten.

Ich winkte Clara noch einmal und schloss dann zu Kaoru auf. Dass mein Handy auf dem Beifahrersitz zurück blieb, weil es mir aus der Jackentasche gerutscht war, bemerkte ich in dem Moment noch nicht, ich war zu sehr von dem großen Vampir abgelenkt, der da auf mich wartete. Es ist ja nicht weit. Ich setzte mich in Bewegung und lächelte zu Kaoru hoch. Hast du heute noch irgendetwas vor? Es war schon sehr spät, aber vielleicht hatte Kaoru ja trotzdem noch Pläne.

Ich nickte und setzte mich in Bewegung, wenigstens waren wir hier wieder an der frischen Luft, nicht ganz so miteinander eingesperrt, aber ich hatte trotzdem dieses Bedürfnis Meguru nachhause zu begleiten, zu sehen, dass er sicher war, nicht, dass ich das jemals laut aussprechen würde. Er sprach allerdings einen sehr guten Punkt an, der mir gar nicht aufgefallen war. Ich hatte wohl den Zeitslot für mein tägliches Bad verpasst und würde es auf morgen verschieben müssen. Die Zeit für mein tägliches Bad scheint schon vorbei zu sein. Das heißt, ich werde mich wie immer auf die Arbeit vorbereiten, Carla warten und dann ins Bett gehen., erklärte ich recht neutral, sah allerdings trotzdem zu Meguru hinab und fragte dann, Und selbst?

Oh ich wünschte ich hätte auch noch die Möglichkeit für ein tägliches Bad, aber in meinem Apartment gibt es leider nir eine Dusche. In Japan hatte ich jeden Abend gebadet, wie es viele Japaner eben taten, und ich vermisste das schon sehr. Ich werde schauen ob ich jetzt nicht doch schlafen kann, vielleicht nach einer heißen Milch.

Das war wirklich schade, nur eine Dusche hörte sich nicht gut an, zumindest für meine Verhältnisse, ich mochte es sehr gerne zu baden, für mich war es auch mehr eine Tradition an sich, ein Ritual, ich plante meine Tage aber sowieso sehr gerne voraus. Irgendwo ganz weit hinten, kam mir der dumme Gedanke auf, dass wenn er bei sich keine Badewanne hatte, ja bei mir baden könnte, und ich wollte mir sofort selbst den Hals umdrehen, ich war offensichtlich generell etwas selbstmörderisch veranlagt, wenn ich solche Gedanken hegte. Ich räusperte mich also und nickte dann langsam, rückte meine Brille wieder etwas nach oben, versuchte mir meine außer Kontrolle geratenen Gedanken nicht anmerken zu lassen. Ich verzog allerdings doch deutlich das Gesicht, als Meguru von Milch sprach, denn ich konnte Milch nicht leiden, kein Stück.

Was hab ich gesagt? Besorgt hatte ich beobachtet wie Kaoru das Gesicht verzogen hatte. Ich tendierte dazu manchmal zu viel zu erzählen, ich wollte ihn damit aber nicht nerven. Ich überlegte was ich denn gesagt hatte und was ihn daran gestört haben konnte.

Es ist mir einfach schleierhaft, wie jemand Milch trinken und sie tatsächlich genießen kann., sprach ich rasch meine Gedanken aus, als ich mich langsam auch wieder daran erinnerte, dass Meguru eine fremde Person war, ich war es so gewöhnt noch von Japan, dass die meisten Personen, mit denen ich mich länger unterhielt, mich bereits so gut kannten, dass sie wussten, warum ich wann welches Gesicht machte, ich sah Meguru etwas verlegen an und neigte kurz meinen Kopf, Entschuldige bitte meine Unhöflichkeit.

Ich blinzelte kurz perplex und lachte dann auf, als mir nicht nur klar wurde was Kaoru meinte, sondern mir auch gewahr wurde wie seltsam diese Interaktion eigentlich war. Achso, das meinst du, ich dachte schon ich hätte dich beleidigt, aber gut, ich werde Milch nicht mehr in deiner Gegenwart erwähnen. Ab jetzt.

Beinahe entsetzt sah ich Meguru an und schüttelte dann vehement den Kopf. Das wäre furchtbar unhöflich., bestand ich sofort darauf, ohne dabei zu realisieren, dass wir gerade so sprachen, als ob wir uns noch einige Male öfter sehen würden, aber es war einfach nicht meine Art solche Unhöflichkeiten stehen zu lassen. Es war mir sehr wichtig, vor allem bei Fremden oder bloßen Bekannten, diese mit großer Höflichkeit zu behandeln. Bitte, fühle dich nicht dazu verpflichtet Themen meinetwillen auszulassen.

Ich winkte mit einem fröhlichen Lachen ab und schüttelte den Kopf. Nein, nein, das ist schon okay, wenn du das Thema nicht magst lassen wir es, es ist ja nicht so als wäre es ein besonders wichtiger Teil meines Lebens. Es gab nun einmal in jeder Bekanntschaft Themen, die man nicht ansprach, das war ja ganz normal so und solange alle Parteien damit glücklich waren, war es ja auch gut so.

Es wäre mir aber sehr recht, wenn du es tun würdest. Ich mag sehr viele Dinge nicht, es wäre schade, wenn du nicht darüber sprechen könntest., kam es von mir, bevor ich es noch verhindern konnte. Ich konnte sehr wählerisch sein, aber was Themen anging, war es das nicht. Im Gegenteil, ich hatte mir oft, vielleicht auch absichtlich, Freunde immer mit ganz anderen Absichten oder Meinungen gesucht. Der Konflikt war das, was mich anzog. Noch mehr als das, ich bemerkte erst jetzt, dass ich so selbstverständlich gesprochen hatte, als würden Meguru und ich uns sowieso noch öfters sehen und das ließ mich mich verlegen räuspern und wieder nach vorne sehen. Ich schob meine Brille etwas nach oben, obwohl sie kein Stückchen verrutscht war.