Als mich große Hände berührten, zuckte ich kurz erschrocken zusammen, bevor ich erleichtert feststellte, dass es nur Vasil war. Ich schwieg kurz, bevor ich mich umdrehte und zu ihm heraufsah "Du, muss ich eigentlich zur Schule?", fragte ich zögerlich. Die Frage war mir einfach in den Sinn gekommen, denn alle Kinder gingen irgendwann zur Schule.

Vasil:

Ich seufzte bei Amirs Frage und nickte dann. Allerdings könnte dies schwierig werden, da in den meisten Schulen französisch gesprochen wird. Vielleicht finden wir eine Schule wo du die Sprache lernen kannst, oder ich unterrichte dich, bis du dich sicher fühlst zuhause.

Daraufhin überlegte ich schweigend und blinzelte unsicher. "Aber muss ich nicht auch Französisch sprechen können? Wenn ich hier lebe? Sandy versteht dich kein Hindi... Sind in der Schule böse Männer?", redete ich wild durcheinander und betrachtete kurz meine beiden Stofftiger

Vasil:

Ich strich liebevoll über Amirs kopf. Ich kann dir Französisch beibringen. Und wenn du magst, können wir auch zusammen Zeichensprache lernen. Denn Sandy spricht in Zeichensprache. Dann könntet ihr euch beide besser unterhalten. Auf die zweite Frage schüttelte ich den Kopf. In der Schule gibt es bestimmt keine bösen Männer. Wenn da jemand böse zu dir ist, kannst du es mir jederzeit sagen. Dann kümmere ich mich darum, ja? Ich hatte mich nun nieder gekauert, um mehr auf Augenhöhe mit Amir zu sein.

Meine Augen fixierten Vasils Gesicht, sodass ich den Kopf senkte, als er sich kleiner machte. "Kannst du das machen? Bitte? Sandy versteht mich doch sonst nicht. Und ich will unbedingt mit ihm reden können!", bettelte ich und setzte den Hundeblick auf, "Irgendwann will ich mal in die Schule gehen. Aber lieber erst später..."

Ich hatte verstehend und zustimmend genickt. Dann werde ich dich vorerst Zuhause unterrichten. Wir könne ja mal im Internet schauen, ob es Kurse für Zeichensprache gibt. Liebevoll strich ich Amir über den Kopf und erhob mich dann wieder. Bisher hatte sich Sandy ja leider noch nicht bei uns gemeldet. Hoffentlich ging es dem Jungen gut. Ich holte mein Notebook aus dem Schrank - welches ich eher selten nutzte und setzte mich damit auf das Sofa. Einladend klopfte ich auf das Polster, ehe ich das Gerät einschaltete und wartete bis es den Desktop zeigte.

Daphne hatte mir Amirs Adresse so oft vorbeten müssen, dass ich sie nun auswendig konnte. Dass ich trotzdem nie da war lag daran, dass Daphne immer zu viel zu tun gebat hatte und sie mich nicht hatte alleine gehen lassen wollen. Unsicher knetete ich meine Hände, ehe ich mich doch endlich ein Herz fasste und läutete.
(@Vasil @Amir )

Neugierig setzte ich mich neben Vasil auf die Couch und ordnete meine Beine zu einem Schneidersitz. Dann lugte ich auf den Bildschirm und sah anschließend Vasil an. "Was machst du da?", wollte ich wissen. Dann klingelte es jedoch und ich drehte den Kopf zur Tür. Wer das wohl war? Mit einem "Ich mach auf!", sprang ich von der Couch und öffnete vorsichtig die Tür. "Hallo?", fragte ich auf Französisch und streckte den Kopf raus. Moment, den Jungen da kannte ich doch! "Sandy?"

Ich sah mit großen Augen den Jungen an, der die Tür öffnete. Mein Gott, Amir war groß geworden. Als er mich erkannte begann ich erst zu Lächeln und dann zu Strahlen, heftig nickend. A-M-I-R, es ist so lange her.

Unsicher musterte ich ihn, es war echt ewig her, dass wir uns gesehen hatten. Leider verstand ich die Zeichensprache nicht, darum zuckte ich die Schultern. "Vasil zeigt mir Reden mit den Händen", erzählte ich dann aufgeregt und fasste ihn am Handgelenk, um ihn in die Wohnung zu ziehen

Ich seufzte tonlos und ließ es zu, dass Amir mich in die Wohnung zog. Als wir drin waren machte ich mich sanft von Amir los und zog aus einer meiner Hosentaschen einen Zettel und einen Bleistift. Ich setzte an und begann zu schreiben. Es ist lange her. Ich freue mich. Ohne, dass ich es bemerkte bildeten sich passend über meinem Kopf aus Sand erst eine Uhr und ein Kalender, ehe sie von einem glücklichen Smiley ersetzt wurden.

Ich betrachtete den Zettel, las den Text und lächelte augenblicklich. Dann bemerkte ich den Sand über Sandys Kopf. Staunend klappte mir mein Mund ein Stück auf und ich tippte den Freund aufgeregt an. "Schau mal!", rief ich und fasste neugierig nach dem Sand

Was? Ich sah verwirrt nach oben und schnappte erschrocken nach Luft, als ich den Sand sah. Er zerfiel und regnete mir auf die Haare.

Ich rieb über die paar Sandkörner auf meiner Handfläche und lachte leise, als er den übrigen Sand volle Kanne in die Haare bekam. "Alles gut?", fragte ich dann jedoch besorgt

Ich schüttelte den Kopf um den Sand wieder aus meinen Haaren zu bekommen, aber es war verlorene Liebesmüh, er blieb hängen. Als ich Amirs Frage hörte sah ich ihn etwas unsicher an und schrieb dann wieder auf meinen Zettel. Weiß nicht, es geht gersde alles drunter und drüber.