Wieder machte ich das Zeichen für Danke in Richtung er Person hinter der Theke und nahm die Getränke, ehe ich Nahuel fragend anlächelte, ob wir nun gehen wollten.

Ich griff mir schließlich das Popcorn, nachdem ich die Karten vorgezeigt hatte, da Snacks immerhin inbegriffen waren. "Lass uns schin mal ins Kino rein gehen und unsere Plätze suchen, miau. Wir haben schöne in der Mitte bekommen, miau" , antwortete ich, denn ich konnte schon erahnen, was sein fragender Blick zu bedeuten hatte, "Wir sind im Saal 5. Miau."

Ich nickte zustimmend und zum Zeichen, dass ich Nahuel verstanden hatte, deuten konnte ich so ja nichts. Ich ging los, zu Saal 5, ließ meinen Freund dann aber vorgehen, er hatte die Tickets und er wusste wo wir genau saßen.

Wir hatten unsere Plätze schnell gefunden und wenn ich ehrlich war, hatte mir der Film gut gefallen. Es war eine schöne Geschichte davon, wie viel wert jeder Mensch hatte, und dass jeder zu Unglaublichem fähig war. Am Ende des Films waren unsere Getränke und auch das Popcorn leer, ich genoss die Zeit mit Sandy sehr.
"Wie hat dir der Film gefallen? Miau?", wollte ich dann Lächeln von ihm wissen. Danach würden wir noch einen Spaziergang zum Café machen, bevor es dann nach Hause gehen würde.

Der Trailer hatte nicht gelogen, es war ein wirklich guter und vor allem inspirierender Film, ich würde später auf jeden fall im Wikipedia näheres nachlesen, wie das alles entstanden war und dergleichen. Da Getränke und Popcorn leer waren warf ich die Sachen brav weg und hatte so auch wieder beide Hände zum deuten frei. Sehr gut, der Film war sehr inspirierend, als könnte man wirklich alles schaffen, wenn man nur möchte.

Kurz darauf nickte ich, denn es hatte sich wirklich gut angehört und ich lächelte sachte darüber. "Ich fand auch, der Film legt näher, dass alle gleich viel Wert sind, Miau. Leider vergessen das viele sehr gerne, miau", antwortete ich ehrlich. Wir konnten nun also zum Café aufbrechen, der kürzeste weg dorthin würde nicht lang dauern. Mit ihm gemeinsam, ich ging neben ihm her, trat ich zur Tür, hielt diese dort aber wieder gut ihn auf.

Das stimmt allerdings. Davon konnten Nahuel und ich beide ein Lied singen, wir passten beide nicht so recht in den Rahmen, den die Welt für uns vorgesehen hatte. Ich trat an Nahuel vorbei aus dem Kino und atmete tief die angenehme Luft ein, die draußen auf uns wartete. Es war ein schöner Tag und zum Glück lenkte mich das Date langsam doch etwas von meinen trüben Gedanken ab.

Kurz nach ihm trat ich hinaus. Wie auch der Hauptdarsteller im Film von der richtigen Person gefunden hatte werden müssen, um sich selbst zu akzeptieren und mit sich ins Reine zu kommen, so hatte auch Sandy mich erst finden müssen, damit ich mich selbst akzeptierte und mit mir ins Reine kam. Nur, dass es sich hier nicht um einen Zirkus handelte. Leicht lächelte ich ihn an, ehe ich ihm draußen wieder einen Arm anbot, damit wr beide Hände zum deuten haben würde. Danach ging es in Richtung Café.

=> Caféhaus

Ich hakte mich bei Nahuel unter und ließ dabei natürlich meine Hände frei um zumindest etwas deuten zu können.
(Caféhaus)

Ich trug heute nur ein einfaches rosa T-Shirt mit der Aufschrift "Twinkle Sister's" schwarze recht weite Hosen, schwarz-weiß gepunktete Socken und recht unauffällige schwarze Schuhe. Dazu hatte ich Wimperntusche aufgetragen und einen nach Erdbeeren schmeckenden Lipgloss. Ich fühlte mich äußerst süß und hübsch und freute mich schon darauf ins Kino zu gehen, auch wenn ich noch gar nicht wusste was ich mir ansehen wollte. Allerdings wurde diese Überlegung von dem lauten, dunklen Bellen eines Hundes unterbrochen, nach dem ich mich auch gleich umdrehte, nur um zu meinem Entsetzen festzustellen, dass ein scheinbar herrenloser Schäferhund auf mich zurannte, bellend und nicht unbedingt aggressiv, aber... er war sehr, sehr groß. Ich stieß ein angstvolles Fiepen aus und wiech zurück, bis mein Rücken an eine Wand stieß. Ich fand auch große Hunde sehr süß, aber sie sollten mir nicht zu nahe kommen. G-geh weg. Braver Hund. Automatisch sprach ich auf Japanisch, auch wenn der Hund vermutlich nur Fanzösisch verstand.

Bis eben war ich im Kino gewesen, jetzt war der Film zu ende, und ich musste mich wieder in der Realität einfinden. Filme waren mein liebstes Hobby, eigentlich war ein Kino zu besuchen fast immer das erste, was ich tat, wenn ich in eine neue Stadt kam. Manchmal wurden sogar Filme gezeigt, die vor Jahrzehnten das erste Mal im Kino gelaufen waren. Unglaublich, wie weit sich die Technik inzwischen entwickelt hatte. Ich strich mir mein leicht in Unordnung geratenes Haar hinter mein Ohr und gähnte leicht, während ich das Gebäude verließ und auf die Straße trat. Irgendwie fühlte man sich immer ein bisschen abgehoben, nachdem man gerade im Kino war. Zumindest ging es mir so. Man brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder vollständig in der Realität zurecht zu finden. Oft zögerte ich diesen Moment zusätzlich noch etwas heraus, ich mochte dieses Gefühl. Dieses Mal jedoch wurde meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell von etwas anderem im Anspruch genommen. Ein Hund lief auf ein junge Frau (Meguru) zu, und es schien nicht so, als wäre diese plötzliche Annäherung gewollt. Sie schrie zwar nicht, es war ihr dennoch deutlich anzusehen, wie unangenehm ihr die Situation war. Die Kleine schien richtig Angst zu haben, wenn man das ihrem Quietschen entnehmen konnte. Nicht gerade ein unbegründetes Gefühl, wenn so ein Vieh einen in die Ecke drängte. Wenn Sie weiter so mit ihm redet, wird das nie was... Ich verstand zwar nicht, was genau sie sagte. Doch es war offensichtlich, dass der Hund das ganze als eine Art lustiges Spiel verstand, welches durch die nervöse Reaktion des Mädchens noch spannender wurde. Es schien auch kein Besitzer in direkter Nähe zu sein, der den Schäferhund abrufen konnte. Was mal wieder total typisch war. Menschen, die ihre Köter nicht anleinten, hatten meiner Meinung nach auch sonst häufig Probleme richtig auf sie aufzupassen. Ich brauchte nur einen winzigen Augenblick, um mich dazu entschließen, dem Mädchen zu helfen. Wer wusste, wozu das irgendwann noch gut sein könnte.Es war ein wenig schwierig, mich zwischen sie zu drängen, weil der Hund ihr schon relativ nah war, ohne einen von beiden dabei zu berühren. Ich versuchte es, so gut es ging.
„Geh woanders spielen. Wir wollen dich hier nicht. Such dein Herrchen, los.“ Mein französisch war mit ganz viel Wohlwollen höchstens in Ordnung. Doch es geht sowieso eher um den Ton meiner Stimme, darum, entschlossen aufzutreten, doch gleichzeitig nicht unbedingt aggressiv. Ich versuchte nur, den Hund kurz abzulenken, und den Blickkontakt zu seinem 'Opfer' zu unterbrechen. „Worauf wartest du?“ Glücklicherweise klappte es. Kurz sah mich der Hund vollkommen verdutzt an, als müsste er einen Augenblick überlegen, was er jetzt machen sollte. Vielleicht wäre ich grober zu dem Tier gewesen, wenn keine anderen Passanten rund um uns herum gewesen wären. Manche Menschen nahmen so etwas sehr ernst, ganz egal, wie sehr sich ein Hund vorher daneben benommen hatte. Doch das war gar nicht nötig. Möglicherweise hing das auch mit dem Besitzer zusammen, der sich scheinbar doch noch entschlossen hatte, seiner Aufsichtspflicht nachzukommen, und ihn zu sich zu rufen.
„Ich sprech kein Wort japanisch. Bitte heul jetzt nicht.“, sagte ich entschuldigend zu dem Mädchen weil es das erste war, dass mir einfiel, als ich mich ihr zuwandte.

Ich wurde vor dem Hund heldenhaft gerettet, als ein jung aussehender sehe hellblonder Mann (Radley) sich zwischen moch udn das Tier drängte und es von mir anlenkte. Meine Beust hob und senkte sich in raschen, angstvollen Atemzügen, die sich erst nach und nach beruhigten, als der Hund beschloss, dass es das Drama nicht wert war zu bleiben und weiter lief. Mein Rücken blieb weiter gegen die Wand gedrückt, aber ich brachte ein schiefes, schwaches Lächeln zu stande, als der Mann sich wieder mir zuwandte und mich in dem selben recht akzentversehenen Französisch ansprach mit dem er eben schon den Hund verjagt hatte. Heulen? Nein, das würde ich nicht. Eine Panikattacke kriegen? Das schon eher, aber ich bemühte mich darum ein ruhiges Atemmuster an den Tag zu legen und eben leicht zu lächeln, ebenso, wie ich versuchte mich darauf zu besinnen Französisch und nicht Japanisch zu reden. Ich werde es versuchen. Danke für die Rettung. Mein Französisch war eigentlich sehr gut, man hörte nur leicht meinen japanischen Akzent heraus, den ich wohl niemals loswerden würde.

Ich war erleichtert, dass sie nicht in Tränen ausbrach. Mit solchen starken Emotionsäußerungen konnte ich nie gut umgehen. Eher hatte ich dann immer das Gefühl, dass ich alles noch schlimmer machte. Noch erleichterter war ich allerdings darüber, dass sie französisch sprach. Und das gar nicht mal so schlecht.
Bei ihren Worten musste ich allerdings lachen. „Die Rettung? Ich weiß nicht ganz, ob man das schon als Rettung bezeichnen kann. Glaub nicht, dass der Hund dir was tun wollte.“, erwiderte ich, und zuckte leicht mit den Schultern. Eigentlich hatte ich wirklich nicht viel gemacht. Wahrscheinlich hätte der Besitzer den Hund auch so bald zurück gerufen, und die Situation wäre auch ohne mein Eingreifen vorbei gewesen. Trotzdem schmeichelte es mir ein wenig, dass sie es so sah. Während ich mit dem Mädchen redete, musterte ich sie kurz unauffällig. Sie war um einiges kleiner als ich, und zog sich so an, als würde sie sich viele Gedanken darüber machen, was sie trug. Man konnte sie wohl hübsch nennen. Sie wirkte ziemlich jung, bestimmt jünger als ich. Wenn man nach dem Aussehen ging, und nicht nach meinem 'wirklichen' Alter, verstand sich.
„Also nichts zu danken. War keine große Sache.“, fügte ich hinzu, und lächelte ihr zu. „Willst du dich vielleicht...irgendwo auf eine Bank setzen, oder so? Keine Ahnung, du siehst immer noch ziemlich blass aus, wenn ich ehrlich bin.“

Vielleicht nicht, aber er war unheimlich. Es lief mir schon kalt über den Rücken, wenn ich nur an das große Tier dachte, das da eben auf mich zugekommen war. Aus der Ferne sehr süß, aus der Nähe eine Killermaschine. Ich konnte nicht verhindern, dass ich weiterhin zitterte und nickte deshalb auf dem Vorschlag des Mannes hin, ehe ich mich vorsichtig begann von der Wand zu lösen und versuchte ein paar zittrige Schritte zu machen, nur um dann einzusehen, dass ich wohl noch einmal Hilfe gebrauchen konnte. Entschuldige, aber könnte ich dich vielleicht um noch einen Gefallen bitten? Ich hielt mich wieder an der Wand fest und sah den Mann von unten herauf verlegen durch meine dunklen Wimpern hindurch an. Könntest du mir zu der Bank da drüben helfen? Meine Beine wollen nicht so recht. Ich deutete mit zitternder Hand auf eine nahe Bank vor dem Kino. Meine Stimme war sehr hell für einen Mann und zart und zerbrechlich wie sie gerade klang war es kein Wunder, wenn man mich selbst beim Reden noch für eine Frau hielt. Mein Atem ging nur regelmäßig, weil ich ihn dazu zwang, am liebsten wollte ich wirklich weinen, aber das tat ich nur sehr ungerne vor Fremden, allerdings auch vor Freunden, wenn ich ehrlich war, also riss ich mich zusammen und ignorierte meine brennenden augen.

„Ich mag sie generell nicht so. Hunde, meine ich.“, erwiderte ich, und widersprach ihr nicht. Hunde könnten durchaus unheimlich sein. Als ich jünger war war ich andauernd gebissen oder von ihnen aus irgendwelchen Gärten gejagt worden. Und diese kleinen Dinger, die aussahen wie Fellknäuel und einen dauernd ankläfften, obwohl man nicht einmal in ihre Richtung geschaut hatte, waren auch nicht besser.
„Sicher. Ich könnte dich auch tragen, wenn du willst.“, scherzte ich, das Mädchen mich fragte, ob sie mich noch um einen Gefallen bitten konnte. Damit hatte ich eh schon gerechnet. Sie sah unglaublich blass aus, und so, als könnte sie sich alleine kaum auf den Beinen halten. Das Erlebnis hatte sie anscheinend echt mitgenommen. Doch ich fragte nicht, wieso. Weil es wahrscheinlich sowieso einfach zu erraten und schlechte Erfahrungen mit Hunden nicht gerade selten waren, und weil ich nicht glaubte, dass jetzt noch detailliert darüber zu sprechen ihre Stimmung unbedingt verbessern würde. Stattdessen bot ich ihr meinen Arm an, damit sie sich bei mir unterhaken und ihr ich ihr zu der Bank helfen konnte.
„Wartest du auf jemanden, mit dem du ins Kino gehen willst? Deinen Freund oder so.“, fragte ich, weil es mich einfach interessierte. Außerdem würde ihr ein neues Thema bestimmt gut tun.