Auch, wenn es weh tat zu zustimmen, aber Tybalt hatte Recht. Irgendwann kamen Menschen an einem Punkt an dem sie einfach zu erblinden erschienen. Ich bin noch nie einem Vampirjäger begegnet und wusste trotzdem, dass man sie nicht umstimmen konnte. Sie hätten mich sogar verletzt, als ich noch ein Mensch war, nur um an Informationen ranzukommen. "Glaubt ihr, dass wenn wir einen Vampirjäger in einen Vampir verwandeln, er sich selbst sezieren würde?" Keine Ahnung woher diese Frage kam, aber urplötzlich kam mir das wirklich interessant vor.

Ich schnaubte. „Wohl kaum. Er würde seine Fähigkeiten und die Heilungskräfte nutzen, um uns zu vernichten“, meinte ich.

Tybalts Interpretation raubte mir kurz den Atem. "Du würdest dich umbringen?", fragte ich überrascht. "Ich hätte eher erwartet, dass du gleich versuchen würdest alle Vampire zu vernichten". Ich kannte Tybalt nicht besonders gut, aber ich war mir sicher, dass er ziemlich angsteinflößend sein konnte.

Ich ließ diese Worte kurz sacken. Sie kribbelten an meinen Wangen und ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass mich diese Worte irgendwie... berührten? Mein Blick schweifte vom Gespräch, ab, als ich versuchte, mich in einen Vampirjäger hineinzuversetzen. "Punkt für Tybalt. Das klingt logisch", gestand ich meinen Gedanken und schob mir eine Paprika in den Mund. Die Stimmung wurde letztlich etwas drückend, weshalb ich beschloss das Thema zu wechseln. "Hey Tybalt, wo ist eigentlich Mer…." Ich wieder mal war meine Zunge schneller als mein Kopf. Ich zog das Mer so lang ich konnte, bis mir sein Name wieder einfiel. "Cutio", beendete ich rapide und blickte unschuldig drein.

"Nein", antwortete ich bevor ich auch nur Luft holen konnte. Ich konnte mich noch ganz genau an das Hin und Her gerate erinnern, als ich Tybalt über seine ihn ausgefragt hatte, und trotzdem, war mir sein Name beinahe entfallen. Als ich bemerkte wie offensichtlich ich gelogen hatte, schluckte ich den Klumpen Anspannung in meinem Hals herunter und murmelte ein kleines: "Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, okay?" Auch, wenn das nichts damit zu tun hatte, dass ich seinen Namen vergessen hatte, so klang das doch schon Ausrede genug.

Die Bilder von den ganzen Landschaften, welche sich zwischen Hirn und Augäpfeln abspielten zauberten mir ein breites Grinsen ins Gesicht. "Zuerst war ich in Japan und bin danach in Asien rumgerannt", erzählte ich und überlegte, was so ungefähr das Highlight an meiner Reise war. "Einmal war ich in einer Großstadt in Thailand und ein Mann hat mir einen Skorpion angeboten zum Essen..." Meine Schultern hüpften vor Ekel, als ich mir den Geschmack des kleinen schwarzen Tieres hervor ruf. "Zumindest, dachte ich, es wäre zum Essen. Es hat sich herausgestellt, dass der Mann das gar nicht so gemeint hatte und man das Teil einfach nur als Accessoire mitnehmen konnte" Ich schwieg. "Aber sein Blick, als ich das Teil in den Mund genommen habe war unbezahlbar"

Vorsichtig fuhr ich mir mit der Zunge über meine Zähne, welche zuvor dem schwarzen und spitzen Panzer als Opfer zerfallen waren. "Meine Zunge war kurz betäubt, weil der Panzer so scharf war, aber nun ja..." Ich überlegte kurz. "Am Anfang schmeckt es fast ein bisschen süßlich, aber der Nachgeschmack ist furchtbar", beschrieb ich und streckte die Zunge raus. "Mir wurde auch eine Vogelspinne angeboten, aber von der habe ich die Finger gelassen"

Ich konnte nicht anders als zu lachen. „Na, immerhin bringt uns das Gift nicht um“, meinte ich grinsend und sah zu meiner Tochter. „Mach dir keinen Kopf darum, Schatz. Es gibt Sachen, die kann man einfach nicht ändern“, sagte ich dann sanft.