Ganz so jung war ich vielleicht nicht mehr, auch wenn ich durchaus wusste, wie ich wirkte, man hatte es mir oft genug gesagt, aber man konnte auch wirklich kaum glauben, dass ich bereits hunderte Jahre alt war. Ich fragte mich, wie alt der Gentleman vor mir war, denn das war er, ich hatte selten so viel Zivilcourage erlebt, besonders für eine vollkommen fremde Person. Ich hatte keinerlei Fähigkeiten, die mir im Kampf halfen, ich hatte nur meinen Gehstock und meine Analysefähigkeiten, anders als die anderen Anführerinnen, wenn ich das richtig verstanden hatte, was Ayumi gemeint hatte. Ich fragte mich, ob das meine Verhandlungsbasis mit ihnen bei unserem geplanten Treffen beeinflussen würde. "Achja, warum sollten wir uns von dir etwas sagen lassen?", fragte der Jugendliche, der zuvor noch auf seinem Hintern gelandet war, nun den großen Mann und funkelte ihn an, bevor er grinsend sagte, "Ich glaube, der Typ und seine Krüppel-Freundin brauchen beide eine Abreibung." Zugegeben, sechs Stück waren schon eine Menge, aber wenn ich die kleinen Flammen an seinen Fäusten sah, dann war ich mir beinahe sicher, dass der Junge seine Worte noch bereuen würde. Er holte nämlich gerade in diesem Moment aus, seine Freunde auch gleich mit ihm, treu waren sie, so viel stand fest.

Ich stieß ein resigniertes Seufzen aus. Warum nur konnten die Burschen nicht einfach zuhören? Ihr solltet etwas mehr Respekt vor älteren Menschen haben. Ich wich gekonnt dem Schlag des Jungen aus. Das viele Training zahlte sich eben aus - als auch der Fakt dass ich ja manchmal noch als Türsteher arbeitete. Denk dran Sam, nicht zu fest zuschlagen.. Mich selbst ermahnend schlug ich mit der rechten Faust zu. Obwohl ich die Wucht des Schlags so gut es ging kontrollierte und bremste, mochte es für den Jungen wohl erscheinen als hätte ihn eine Stahlstange am Kopf getroffen. Gefühlt segelte der Angreifer wohl 2 oder 3 Meter durch die Luft, ehe er hart am Boden aufschlug. Mist.. Die anderen Jungen griffen mich ebenfalls an, besonders nachdem sie ihren Freund davon 'fliegen' sahen. So hing einer rechts, einer links an meinen Armen, wohl um mich so zu fixieren. Doch die Boxhiebe, welche von den anderen nun auf meine Brust und meinen Bauch einprasselten sorgten dafür dass ich leise lachte. Hey, vorsicht. Ich bin kitzlig. Meine Worte spornten die Typen wohl nur noch mehr an. Einen Moment schloss ich die Augen, bevor ich diese wieder öffnete. Nun waren meine Pupillen blutrot und meine Hände gingen nicht nur sprichwörtlich in Flammen auf. Die Jungs welche sich eben noch an mich geklammert hatten, wichen mit erstickten Angstschreien vor mir weg. Ich hatte euch gewarnt.. Bei meinen Worten bleckte ich grimmig die Zähne. Dummerweise ließ sich der wohl Größte aus dem Trupp nicht so einfach einschüchtern, so dass er nun versuchte mir einen Kinnhaken zu verpassen. Dies allerdings war eine äußerst dumme Idee. Ich fing mit der linken Hand seine Faust ein - was ein eindeutig eckliges Knirschen verursachte, ehe ich ihm mit meiner rechten Faust gerade ins Gesicht schlug. Bewusstlos und nur noch an seiner Hand von mir gehalten werdend, sank der Bursche zu Boden, während Blut aus seiner Nase rann. Ohhh..fuck.. Wie als hätte ich mich verbrannt, ließ ich die Hand des Jungen los, während ich durchatmete. Die Flammen an meinen Händen erloschen, ehe ich leicht strauchelte und mich dann einfach auf den Po plumpsen ließ. Obwohl ich mich zurück gehalten hatte, hatte ich nun zwei der Jungs ziemlich arg verletzt, was mit Sicherheit Ärger für mich bedeuten würde.

Mit großen Augen betrachtete ich den riesigen Mann, der gerade wirklich ordentlich austeilte, der erste Junge flog einige Meter durch die Luft, bevor er am Boden aufkam und liegenblieb, die Schläge der anderen schien er währenddessen kaum zu spüren, das war definitiv ein Luxus, den ich nicht hatte, auch wenn ich meinen Gehstock nun etwas fester ergriff. Der größte der Jugendlichen wurde nun auch handgreiflich, kam allerdings gar nicht erst dazu seinen Schlag auszuführen, denn seine Hand wurde problemlos abgefangen und sank nach einem weiteren Schlag bewusstlos zu Boden. Der große Mann strauchelte nun allerdings selbst zurück und ich nahm das als Zeichen, dass ich dran war. Es wird Zeit für eine kleine Lektion. Es waren nur noch vier Jugendliche übrig, alle wirkten doch deutlich eingeschüchtert, aber ich trainierte immerhin nicht umsonst Bōjutsu, mit ein paar eleganten Bewegungen und schleuderte ich den mir nächsten einfach auf seine Freunde, indem ich ihm die Beine mit dem Stock unter seinen Füßen wegzog. Ihr solltet nun besser gehen. Die Jugendlichen starrten unsicher zu dem großen Mann, offenbar hatten sie doch Angst davor, dass er wieder aufstand und ganz so wehrlos war ich dann doch nicht, also rappelten sie sich auf und machten sich daran ihre Freunde ebenfalls so schnell wie möglich wegzuzerren. Ich wartete noch, bis sie außer Sichtweite waren, bevor ich mich dem Riesen zuwandte und ihn nun wieder deutlich schüchtern musterte. Ist... alles in Ordnung?

Meine Hände schmerzten, wie meisten wenn ich meine Fähigkeit einsetzte. Auch fühlte sich der Rest meines Körpers wie taub an - ja meine Füße kribbelten sogar, als wenn sie eingeschlafen gewesen waren und nun langsam wach wurden. Ich beobachtete mit sichtbarem Staunen, dass die junge Frau doch nicht sooo schutzlos war, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mochte. Binnen weniger Augenaufschläge hatte sie den Rest der Gruppe eine Lektion erteilt, ehe diese ihre bewusstlosen Kameraden schnappten und mit sich weg schleppten. Als sich die junge Frau mir zuwand brummte ich nur mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ja alles gut. Ich brauche nur ein wenig um mich zu erholen.. ich ließ ein Seufzen hören. Ich kann nur hoffen, dass diese Burschen nicht die Polizei einschalten..Das wäre nicht so gut.

Schnell sah ich auf meine Füße, die in die kniehohen Stiefel gehüllt waren, während ich mich etwas seitlich auf meinen Gehstock lehnte. Ich vermutete einmal, dass seine Reaktion etwas mit seiner Fähigkeit zu tun hatte, was wirklich äußerst interessant war. Er wirkte beinahe paralysiert. Ich bezweifle es, ich denke nicht, dass sie ihre Aktionen vor der Polizei erklären möchten., gab ich schließlich etwas stoisch meine Meinung dazu ab, ich dachte einen Moment an Sandy, ich musste mich auch dringend wieder bei ihm melden, es war in letzter Zeit nur so viel passiert und ich war ganz schrecklich darin mit Personen Kontakt zu halten, es war aber auch nicht gerade so, als hätte ich darin besonders viel Übung. Das und... ich bin mir nicht sicher, welche Privilegien genau das Amt eines Clan-Anführers hat, aber ich werde dadurch sicherlich einen Vorteil haben. Den letzten Teil gab ich deutlich zögerlicher zu, bevor ich mich an etwas erinnerte und sofort noch schüchterner den Kopf etwas einzog. Danke... für deine Hilfe.

Ich wog leicht den Kopf hin und her und begann so gut es ging meine Fußgelenke zu massieren, allmählich ließ das Kribbeln nach. Ich würde mich wohl frei bewegen können - nur eben nicht erneut meine Fähigkeit verwenden können für die nächsten 24 Stunden. Da könntet ihr recht haben. Dennoch war es keine gute Idee die Burschen zu vermöbeln. Ich mag es nicht anderen weh zu tun. Auch wenn man dies wohl aufgrund meines Körperbaus eher bezweifeln konnte. Als Victorine von Privilegien eines Clan-Anführers sprach wurde ich hellhörig. Das klingt, als ob ihr noch nicht lange Anführerin eines Clans seid. Ich bin mir sicher, dass Shiro euch da beraten könnte. Auch wenn ich nicht weiß wo er ist. Leider habe ich ihn schon länger nicht mehr gesehen. Hoffe ihm geht es gut. Langsam stand ich nun auf, trat einen Moment von einem Fuß auf den anderen und klopfte den Schmutz von meiner Kleidung. Keine Ursache. Ich bin froh dass ich nützlich sein konnte. freundlich zwinkerte ich der jungen Frau zu. Ah..wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Samuel. Ihr dürft mich aber gerne einfach Sam nennen.

Entschuldige, du kannst mich gerne duzen., stammelte ich schnell in mich hinein, ich war mir nicht sicher, ob das nicht total unhöflich gewirkt hatte, während ich schnell meinen Kopf einzog und wieder auf meine Füße starrte, ich kam mir in Situationen mit fremden Personen immer sehr unbeholfen vor, es war wirklich schon lange her, dass ich so viel mit anderen Personen außerhalb der Arbeit zu tun gehabt hatte. Bei der Arbeit war es einfach, da hatte ich immer ein Ziel und alle anderen waren entweder im Weg oder konnten nützlich sein, aber gerade kam ich mir vor wie ein Pinguin, der versuchte zu fliegen, weder besonders intelligent noch sinnvoll. Victorine Dumort., stellte ich mich schnell vor, bevor ich meinen Kopf schieflegte und nachfragte, Shion Watanabe?

Als Victorine mir das Du anbot, streckte ich mit einem freundlichen Lächeln die Hand aus. Ein hübscher Name. erwiderte ich dann ehrlich, ehe ich sie verwundert anblinzelte. Dann lachte ich jedoch frei heraus Klingt so als ob ihr den weißen Wuschelkopf kennt. Wie geht es ihm? Ich rückte nochmal meine Kleidung etwas zurecht, während ich auf die Antwort von Vicky wartete.

D-Dankeschön, Sam., erwiderte ich verlegen, während ich ihm vorsichtig meine freie Hand hinstreckte und diese dann schüttelte, mit erstaunlich viel Kraft für meine Größe und Statur, aber ich bezweifelte, dass bei jemandem wie Samuel so etwas wirklich auffallen würde, er wirkte auf jeden Fall wie ein riesiger Berg auf mich. Er schien Shion allerdings tatsächlich zu kennen, etwas was mich allerdings mehr verunsicherte als zufrieden stimmte, selbst wenn meine Vermutung richtig gewesen war, immerhin bedeutete das auch, dass er noch nichts von dem Anführerwechsel wusste. Dann... Shion Watanabe hat den FichtenClan verlassen, sowie Bordeaux, ich kann über seinen mentalen oder gesundheitlichen Zustand leider keine Aussagen machen, aber... ich bin die neue Anführerin des FichtenClans. Ich zog immer mehr den Kopf ein, je weiter ich sprach, ich war einfach sehr direkt, aber ich bezweifelte, dass Samuel diese Botschaft so freuen würde, auch wenn ich ihn vorsichtig musterte.

Meine Stirn begann sich bei Vickys Bericht zu Shion mehr und mehr in Falten zu legen. Doch war mein Blick eher nachdenklich und besorgt, und eindeutig nicht zornig. Mhh ich habe mich schon gewundert. Er wollte mich eigentlich wieder besuchen kommen..und mich mitnehmen damit ich mir ein Bild von dem Clan machen kann. grübelnd begann ich mir über den Bart zu streichen. Verständlich, dass ihr nach seinem Verschwinden keine Aussage über ihn machen könnt. Wir können wohl beide nur hoffen, dass es ihm gut geht. nickte ich schließlich, mit einem leichten Lächeln, ehe ich ernster wurde. Wie steht es nun um den Clan? Hat sein Bruder diesen übernommen? Soweit ich mich zurück erinnern konnte, war sein Bruder ja aufgetaucht, und die beiden hatten sich nicht gerade gut verstanden.

Samuel wirkte eher besorgt als jemand, der wütend über diese Neuigkeiten war, ich fragte mich, wie gut die beiden sich gekannt hatten und noch mehr, ob Samuel immer so sanft reagierte. Es war schwierig ihn noch einzuschätzen, jetzt wo ich ihn gerade kennenlernte, und ich ermahnte mich, ihn nicht gleich wieder wie einen meiner Fälle zu analysieren, das gehörte sich einfach nicht. Nun wurde ich allerdings hellhörig, als er davon sprach, dass er sich den Clan ansehen hatte wollen, denn das war nun wirklich für mich relevant. Nein, sein Bruder ist ebenfalls verschwunden wie Shion., teilte ich Samuel nun mit und stellte dann ganz klar, Ich... bin eine entfernte Verwandte der beiden, in der Tat habe ich den Clan übernommen und auch bereits einen Stellvertreter ernannt. Ich sprach nun doch etwas selbstsicherer, bevor ich Samuel von unten herauf ansah, eher sein Kinn, auf dem sich der Bart abzeichnete. Hättest- Würdest- Bestünde denn noch Interesse sich den Clan anzusehen?

Ich blinzelte aufgrund der Nachricht, dass auch Shions Bruder verschwunden war, sichtlich irritiert. Innerlich seufzte ich aber schon etwas erleichtert auf. So wie sich der Typ benommen hatte, wäre ich nur ungern in die Nähe des Clans gekommen, wenn er diesen übernommen hatte. Als Vicky erklärte dass sie entfernt verwandt mit den beiden Sei und den Clan übernomen habe nickte ich. Das ist gut. So bleibt der Clan erhalten und vor allem in der Familie. Selbst wenn es nur um drei Ecken und Kanten ist. ein freundliches Lachen begleitete meine Worte. Auch hob ich eine Hand und legte diese auf Vickys Schulter. Allerdings spürte man wohl deutlich dass ich nicht soviel Kraft in meiner Hand besaß, wie es zu vermuten gewesen wäre. Noch immer fühlten sich meine Finger taub an. Es ist gut, dass du dich zuerst um die wichtigen Punkte kümmerst. nickte ich dann kräftig. Auf die Frage hin, ob ich noch immer Interesse hatte brummte ich leicht. Nun, ich kenne das Gestricke von Clans. Immerhin haben wir ebenfalls so eine Art Clan, bei uns in der Familie. Auch wenn dies nur dem beschuldet ist dass ich gebürtig aus Schottland stamme. zwinkerte ich dann fröhlich Doch ich glaube die Struktur eines Vampirclans ist mit einem Familienclan nicht gleich zu setzen. Daher ja..ich hätte trotz Allem noch immer Interesse.

Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt länger hierzubleiben, aber meine Pläne wurden geändert., gab ich schließlich zu und sah ihn dann etwas erstaunt an, als er seine Hand auf meine Schulter legte. Es war doch eine für meine Verhältnisse sehr vertraute Geste, ich hatte nicht gerade viele Personen, die so etwas machen würden, und irgendwie... war es sogar sehr angenehm. Ich lächelte kurz in mich hinein, bevor ich nickte. Ich bemerkte auch, dass sein Griff gar nicht so fest war, im Gegensatz zu zuvor schien er kaum Kraft anzuwenden. Es war wichtig sich darum zuerst zu kümmern., bestätigte ich seine Worte und merkte dann, wie ich tatsächlich etwas erfreut war, als er noch immer sein Interesse bekundete. Denn das bedeutete, dass wir wohl potentiell unser erstes Mitglied hatten, es war wichtig dafür den Clan wiederaufzubauen, nachdem wie er zurückgelassen worden war. Nun... ich kann dir anbieten, dass du ihn jederzeit besichtigen kannst. Auch jetzt. Es war nicht gerade so als hätte ich etwas besseres zu tun. Allerdings hatte etwas anderes mein Interesse geweckt. Schottland ist wirklich schön, ich war schon lange nicht mehr dort.

Ich zog meine Hand wieder zurück, da ich ja nicht wusste ob Vicky die Berührung überhaupt zusagte - auch wenn sie keinen Protest von sich gab. So hingen nun beide Hände locker neben meinem Körper. Stimmt. Schottland ist wirklich schön. Vielleicht nehme ich dich ja mal mit, wenn ich meine Familie besuche. zwinkerte ich dann mit einem leicht frechen Zwinkern, ehe ich freundlich auflachte. Ich warne nur vor, dass meine Familie ein wenig chaotisch sein kann. Locker schob ich meine Hände in die Taschen der Jogginghose ehe ich brummte Ich habe momentan nichts besseres zu tun. Heute habe ich frei. Ich mein..darf man überhaupt einer Arbeit nachgehen, wenn man sich einem Clan anschließt? Es war eine Frage, die ich hatte Shion stellen wollen. Aber da nun dessen Verwandte die Pflichten der Anführerin übernommen hatte, ging die Frage eben an sie.

W-Was?, stotterte ich doch etwas sehr erstaunt, als ich hörte, was er da über Schottland und seine Familie sagte, ich hatte es natürlich gleich wortwörtlich genommen, auch wenn ich mir jetzt im Nachhinein nicht sicher war, ob es nicht eher ein Scherz gewesen war. Wobei in vielen Kulturen jemanden sofort einzuladen auch gar nicht so seltsam war, wie zum Beispiel in vielen europäischen. Oh, ich bin sicher sie sind trotzdem sehr nett. Verlegen sah ich zu Samuel hinauf, etwas Chaos machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil, ich arbeitete im Chaos zumindest sowieso meistens am besten, meine Beweiskisten waren auch immer unordentlich gewesen, und das obwohl ich jedes Beweisstück hätte nennen und finden können. Ich sah ihn kurz etwas verwirrt an, als er wegen dem Beruf fragte, ich hatte nicht wirklich viel Vergleichsmaterial, aber dann fiel mir auch wieder Sandy ein, der immerhin zum SonnenClan gehörte und als Polizist arbeitete. Zumindest im SonnenClan schien es also erlaubt zu sein. Natürlich darf man seiner Arbeit nachgehen, zumindest unter meiner Führung. Ich habe auch nicht vor meine Arbeit jemals ganz aufzugeben., antwortete ich also und fragte dann neugierig, Als was arbeitest du?