cf: Shodō Sakurayashiki

Gekleidet war ich recht gewöhnlich, lediglich meine Haare hatte ich mir frisch gemacht, was sich knapp ausgegangen war, und dann unten zusammengebunden, alles andere hätte sich zu einem ersten Date auch nicht geziemt, zumindest war ich vorbereitet, als wäre es ein erstes Date. Was sie hier in Frankreich als Verabredung ansehen würden, wie zum Beispiel Kaffee trinken oder spazieren gehen, würde in Japan nicht als Verabredung angesehen werden. Es gab ein gewisses Planungselement, ein Date war wie ein Event in Japan und ich hatte mich selbstverständlich auch bereits nach Restaurants in der Nähe umgesehen, sowie Parks für einen Spaziergang danach. Ich hatte auch ein Geschenk gekauft, um mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Wenn die Beziehung noch nicht exklusiv war, sollte ein Geschenk nichts zu besonderes sein, deshalb hatte ich mich für japanische Nama-Schokolade entschieden. Frische, sehr weiche und cremige Schokolade, hier auch Ganache genannt, sehr lecker aber nicht zu teuer. Alles wird gut, Kaoru, alles wird gut. Mein Skateboard konnte man nicht sehen, Carla hatte ich jedoch als Armband um mein Handgelenk dabei. Beim Dating war es wichtig, im Wesentlichen zwischen den Zeilen zu lesen, sich der Gefühle seines Dates bewusst zu sein, es war einer der ersten Schritte, um sicherzustellen, dass das Date gut verlief, jetzt musste ich es nur schaffen, das hinzubekommen. Einfach atmen. Ein und aus und ein und aus und...

Ich trug ein loses, weißes Shirt über einem enger anliegenden Schwarzen, dazu schwarze Hosen, Stiefel, eine hübsche Handtasche, süße runde Sonnengläser und dazu noch einen ebenso süßen schwarzen Hut. Ich hatte mir etwas Lipgloss auf die Lippen getan und meine Wimperntusche nachgezogen, ich wollte es nicht übertreiben, aber ich wollte unbedingt hübsch für Kaoru sein, vor allem natürlich, weil ich so sehr hoffte, dass es wirklich ein Date war. Ich sah den großen Mann schnell vor dem Museum stehen, er trug einen blauen Kimono und hatte seine Haare zusammen gebunden. Er ist so hübsch! Heeey! Ich winkte schon von weit weg und lief förmlich auf Kaoru zu, ein strahlen im Gesicht.

Durch das Winken und den begrüßenden Ausruf, wurde ich in meinen verzweifelten Versuchen mich zu beruhigen unterbrochen, als ich bemerkte, wie nahe Meguru bereits war. Ich konnte nicht anders, als sein im Gegensatz zu mir sehr modernes Outfit betrachtete, aber ich musste zugeben, es stand ihm sehr gut, es war weder besonders feminin noch maskulin, recht androgyn in der Mitte, mit einem dunklen und einem hellen Element, die zusammen einen schönen Kontrast ergaben. Dieser süße Duft stieg mir bereits wieder in die Nase, als sich mir Meguru weiter näherte, und ich konnte mir nun sicher sein, ich hatte ihn mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen nicht eingebildet. Alle anderen Menschen, auch jetzt die um uns herum, rochen für mich vollkommen normal. Meguru hingegen... meine Augen leuchteten unterbewusst leicht rötlich auf, während ich seinen schlanken, hellen Hals betrachtete, der bei dem weißen Shirt besonders gut zur Geltung kam. Ich schüttelte schnell meinen Kopf und das Leuchten war sofort wie verschwunden, während ich mich höflich vor ihm verbeugte. Hallo., grüßte ich ihn mit einem Nicken, bevor ich auch gleich schon die Box Nama-Schokolade hervorzog und sie Meguru mit beiden Händen und gebeugten Haupt präsentierte. Ich wollte mich entschuldigen für mein Verhalten bei unserem Anruf. Ich genoss es sehr wieder auf Japanisch reden zu können mit jemanden.

Ich sah zwar das kurze Aufleuchten der Augen meines Gegenübers, doch es war so schnell wieder vorbei, dass ich dachte es mir eingebildet zu haben und es beiseite schob. Ich verbeugte mich auch, als ich schließlich vor Kaoru anhielt und biss mir dann begeistert auf die Unterlippe, als der größere Mann tatsächlich eine kleine Box Schokolade hervor zog. Ein Geschenk! Also wirklich ein Date? Aber er sagt es ist eine Entschuldigung. Okay, abwarten, nichts übereilen. Das musst du doch gar nicht. Dennoch nahm ich die kleine Box natürlich mit beiden Händen an und strahlte bis über beide Ohren. Trotzdem vielen Dank. Ich verbeugte mich noch einmal und steckte die Box umsichtig in meine Handtasche, vielleicht konnten wir uns die Schokolade ja später noch teilen. Eigentlich öffnete man Geschenke ja nicht vor dem Schenker, aber ich war bei solchen Dingen doch recht westlich eingestellt, insbesondere bei so etwas, von dem man schon wusste was es war, es wäre ja auch nur schade darum. Außerdem konnte ich so herausfinden, ob Kaoru Süßes mochte.

Ich beugte mein Haupt noch einmal tiefer und richtete mich dann auf, sodass mir Meguru wieder nur bis zur Schulter ging, er war doch ein ganzes Stück kleiner als ich, noch ein Grund, warum ich ihn für ein Mädchen gehalten hatte, wobei er in Japan da deutlich weniger auffällig war, die meisten Männer in unserem Heimatland waren immerhin im Durchschnitt generell nur 170cm groß. Dafür war meine Größe hier in Frankreich deutlich weniger auffällig. Danke, dass du gekommen bist. Sehr höflich bot ich Meguru meinen linken Arm an, ganz wie es die Höflichkeitsregeln geboten. Diese Tradition ging auf die Edo-Zeit zurück in der die Samurai oder Bushi nicht wussten, wann sie angegriffen werden konnten und somit jederzeit mit der rechten Hand bereit sein mussten ihr Schwert zu ziehen. Ich hatte vielleicht kein Schwert, aber das brauchte ich auch tatsächlich nicht, um Meguru zu verteidigen, das konnte ich auch ganz ohne. Wollen wir?

Danke, dass du mich einheladen hast. Ich nahm mit einem leisen Kichern Kaorus angebotenen Arm an, sehr traditionell das ganze, und war schon bereit das Museum zu betreten. Bereit, gehen wir es an. Gibt es übrigens etwas, was du dir hier besonders gerne ansehen willst?

Meguru nahm meinen Arm an und kam mir dadurch deutlich näher, weshalb mich sein Geruch nun wieder vollkommen einholte und ich kurz mich wirklich zusammenreißen musste, mich nicht loszureißen, stattdessen drückte ich meinen Rücken gerade und zwang mich loszugehen, wenn auch noch etwas benebelt. Dich. Er meinte im Museum, bist du von allen guten Geistern verlassen, Kaoru? Ich hätte meinen Kopf am liebsten gegen die Eingangstür, an der wir gerade vorbeigingen, gehämmert und das mehrere Male, aber das hätte zu lange gedauert und ich musste schnell weiterreden, um Meguru möglichst von meiner absolut hirnrissigen Antwort abzulenken. Die zeitgenössische Ausstellung soll sehr interessant sein., sprach ich dann plötzlich also ganz schnell und ging sofort zum Kartenverkauf, ohne Meguru direkt anzusehen, wo ich zwei Karten für uns kaufte, die natürlich ich bezahlte, ich hatte ihn immerhin eingeladen.

Ich war kurz überrascht von der sehr direkten Antwort, auch wenn sie gleich von einer anderen, weniger schmeichelhaften gefolgt war, und begann dann leise zu kichern, während ich Kaorus Arm leicht an mich drückte. Das lässt sich auch noch machen. Er hat zwar zurück gerudert, aber seine erste Antwort war doch sehr klar. Immer noch strahlend ließ ich mich zum Ticketschalter führen und mir eine Eintrittskarte kaufen. Dann gehen wir jetzt erst einmal in die zeitgenössische Ausstellung.

Meine Wangen färbten sich in eine deutlich dunklere Farbe, rosarot auf meiner zarten hellen Haut, als ich das leise Kichern von Meguru hörte, ich sagte nichts mehr dazu, sondern schritt einfach nur mit einem steifen Nicken voran, als wüsste ich gar nicht, was ich vorher gesagt hatte, aber ich wusste es nur zu gut, denn es wiederholte sich die gesamte Zeit in meinem Kopf. Wieder und wieder und wieder. Ich bin so ein Idiot, ich bin so ein Idiot, ich bin so ein Idiot...

Ich lächelte glücklich und nahm, nun, da wir ja drinnen waren, meine Sonnenbrille ab, nur um sie an den Kragen meines weißen Oberteils zu stecken. Die zeitgenössische Ausstellung war im Erdgeschoss und so nicht weit von uns entfernt, nur durch den nächsten Durchgang hindurch. Ich beschloss wieder eine Konversation zu starten und lächelte zu Kaoru hoch. Also, wie ist es dir ergangen? Hast du schon eine Wohnung gefunden?

Wenigstens sprach Meguru ein neues Thema an, ein Wechsel, auf den ich nur zu gerne eingehen würde, nach meinen Fauxpas. Davon abgesehen, dass ich es sehr genoss, mit ihm auf Japanisch sprechen zu können, es war deutlich einfacher für mich als Französisch und ich konnte mich darin perfekt ausdrücken, genauso wie ich es wollte. Leider nein. Aber die Wohnung oberhalb meines neuen Geschäftsraumes wird vielleicht frei, ich hoffe, diese zu bekommen., erklärte ich und nickte nachdenklich, Ich suche dort derzeit nach einer Aushilfe im Geschäft.

Das wäre eine tolle Chance, ich drücke dir ganz fest die Daumen. Es war sicher bequem für ihn nahe an seinem Laden zu wohnen, selbstständig sein war eine Menge Arbeit, jedenfalls war ich mir da sicher. Hattest du schon Bewerbungsgespräche mit ein paar Bewerbern?

Ich hatte in der Tat ein sehr eindrucksvolles Gespräch., begann ich mit einem leicht amüsierten Lächeln zu erzählen, während ich nach vorne sah, zur Ausstellung, Ich dachte zuerst, er wäre minderjährig, nachdem er nicht fähig war eine simple Schiebetür zu öffnen, stellte sich aber heraus, er war weder minderjährig noch da für den Job. Er war dort, weil er wollte, dass ich seiner Band beitrete.

Aufmerksam hörte ich Kaoru zu, wie er mir von einem Bewerber erzählte, der dann doch gar kein Bewerber gewesen war, sondern ein Bandleader, oder so etwas. Ich lachte überrascht auf und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Kaoru hoch. Der klingt etwas tollpatschig. Was hast du zu ihm gesagt? Und kannst du ein Instrument spielen?