Ich musste kichern. ,,Nein, aber man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage", sagte ich kichernd. Dann errötete ich wieder, wie von selbst. ,,Jetzt schon".

In diesem Augenblick wurde mir erst bewusst, was ich gerade gesagt hatte. Einen kurzen Moment befürchtete ich, dass Mitchell für einen kurzen Moment übernommen hatte, aber dann wurde mir klar, dass es von mir gekommen war. Der alte Lüstling war untypisch still. "Nun, wenn du eine Antwort auf deine Frage haben möchtest: nein, ich wusste nicht, dass ich gut schmecke. Mein eigenes Blut hat nicht diese Art von Reiz auf mich", antwortete ich mehr oder weniger zweideutig. Ich konnte einfach nicht widerstehen, ihr ein weiteres Mal über den Kopf zu streichen.

Und wieder entfuhr mir ein schnurren. Ich musste auf seine Bemerkung hin kichern. ,,Vielleicht hätte mir das auch Sorgen bereitet", gab ich ehrlich zu und sah ihn wieder an.

"Das ist wohl war", antwortete ich. Dann wurde ich ein wenig ernster. "Wer waren eigentlich diese Männer? Sie waren offenbar hinter dir her, und dennoch nannten sie dich Prinzessin...was ist passiert?", fragte ich.

Mein kichern verstarb und mein Lächeln verschwand. ,,Ich kam in eine Adelsfamilie zur Welt", erklärte ich knapp. Da ich aber das Gefühl hatte, dass ich ihm mehr Schuldig war, als diese knappe Antwort, seufzte ich kurz und sah ihn dann wieder an. ,,Meine Mutter ist gestorben, danach war nichts mehr so wie es war,.. mein Vater wurde grausam, wütend und gewalttätig und hat mich öfters genötigt. Dann bin ich weggelaufen,..", fügte ich dann leise hinzu und wandte in dem Moment mein Blick ab.

Ich hörte ihr Aufmerksam zu und es brodelte förmlich in mir. Mit jedem weiteren Wort, das sie sagte, wuchs mein Zorn auf diesen Mann, der einer so unschuldigen jungen Dame so etwas Grausames antun konnte. Von ihr ging ein solcher Schmerz aus, dass ich ihn schon fast selbst verspüren konnte. Ich legte meinen Finger an ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass sie mich wieder ansah. "Wer einer so lieblichen jungen Dame so etwas antun kann, hat nichts besseres als ein qualvolles Ende verdient", sagte ich ernst. Darin lag gleichzeitig ein Versprechen. "Wenn noch einmal irgendjemand es wagen sollte, dir etwas anzutun, werde ich mich persönlich darum kümmern, dass er in der finstersten Ecke der Hölle landet, so wahr ich hier stehe."

Ich musste kurz schlucken, als er mein Kinn anhob. ,,Danke... Walter..", sagte ich leise. Ich versuchte meinen Blick wieder abzuwenden, allerdings hielt er noch immer mein Kinn fest. ,,Die werden nicht aufhören, mich zu suchen, bis sie mich zurück brachten", fügte ich dann noch leiser und schuldbewusst hinzu. Ich wollte Walter da nicht mit hineinziehen.

"Dann werde ich ihnen eben zuvorkommen", sagte ich mit fester Stimme. Obwohl ich Fay nicht einmal einen Tag lang kannte, hatte ich das Gefühl, dass wir zueinander gehörten. Es war verrückt, aber ich konnte es auch nicht abstreiten. "Und mach dir keine Sorgen um mich, ich bin zäher als ich aussehe", fügte ich hinzu, um sie wieder ein wenig aufzuheitern.

Ich wusste nicht genau, warum er das tat oder warum ich mich so wohl bei ihm fühlte. ,,Du siehst zäher als ich aus", gab ich ehrlich zu und schnurrte wieder leise an seiner Brust. Ich konnte es nicht abstreiten, dass ich Walter wirklich mochte. Allerdings war ich mir nicht sicher, wie das überhaupt zu stande kam.

Ich mochte es, wenn sie schnurrte. Es war ein angenehmes Gefühl. "Na, wer weiß, vielleicht verbirgt sich ja eine Kämpfernatur hinter diesem zarten Gesicht?", fragte ich lächelnd. "Du hast dich ziemlich gut geschlagen vorhin."

Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Ich bin nur schnell und kann nachdenken", sagte ich leicht grinsend. Allerdings war dieser Ort kein schöner Ort mehr. ,,Ich glaube, wir müssen davon Vampira erzählen.. oder?",fragte ich nun leise und schaute auf die Leichen.

Ich sah mich um. Dort, wo die Leichen lagen, war das Moos dunkelrot vom Blut geworden. "Du hast Recht. Der Clan sollte wissen, dass eine mögliche Gefahr droht.", stimmte ich ihr zu.

Ich erschauderte. ,,Aber,... nicht das sie mich wieder wegschickt,... weil ich eine Gefahr für die anderen bin...", sagte ich noch immer leise und schmiegte mich wieder an seiner Brust.

"Ich glaube nicht, dass Vampira so herzlos ist. Und als Vampir sollte man solche Gefahren eigentlich gewohnt sein", versuchte ich sie zu beruhigen. Ich drückte sie ein wenig fester. "Und falls doch, werde ich mit dir kommen und dich beschützen." Die Nähe zu ihr löste etwas in mir aus, das ich seit sehr langer Zeit nicht mehr verspürt hatte.

Ich schnurrte wieder leise. ,,Du bist zu nett Walter,..", schnurrte ich leise und genoss seine Wärme. Ich schlung nun meine Arme um seinen Körper. ,,Aufräumen sollten wir auch", fügte ich leise hinzu, ohne auf die Leichen zu schauen.