Grinsend betrat ich den Schattenwald. „Der Schattenwald. Einer meiner liebsten Orte auf dem ganzen Gelände, vor allem, wenn man seine Ruhe haben möchte."
Es war kalt hier, also würde ich hier definitiv nur herkommen wenn ich Ruhe haben wollte. Ich machte meine Leserjacke wieder komplett zu und sah mich um. Sehr kühl.
Faolan führte ins ziemlich tief in den Wald hinein. Was zum Teufel machen die Menschen hier?!, dachte ich mächtig angepisst. Erstens waren sie auf meinem Gebiet und zweitens, was noch viel schlimmer war, bedrohten sie mein Wolfsrudel! Von weitem schon konnte man das Lachen der Menschen hören. Ein bösartiges Knurren entwich meiner Kehle. Es dauerte auch nicht mehr lange, da waren wir angekommen. Natürlich hatten diese wehrlosen Kreaturen uns nicht bemerkt. Stattdessen jagten sie lieber mit brennenden Ästen meine Wölfe. Ich legte mir die Finger an die Lippen, holte tief Luft und pfiff einmal laut. Sehr laut.
Ich folgte Lex immer weiter, immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Man sah die Fakeln schon von weit her leuchten. Mit einem leisen schabendem Geräusch zog ich meinen Degen aus der Scheide und hielt ihn geübt vor mich. Offenbar werde ich beide Seiten nie verstehen. Menschen wie Vampire.
Durch den Pfiff lag sämtliche Aufmerksamkeit auf mir. Die Menschen blieben überrascht stehen, während die fünfzehn Wölfe sich beeilten und zu uns rüber kamen. Sie verteilten sich neben und hinter ihrem Leitwolf. Dieser hatte drohend die Lefzen hochgezogen und knurrte leise. Beruhigend legte ich eine Hand auf seinen Kopf. „Was denkt ihr, tut ihr hier?!", verlangte ich zu wissen und legte sämtliche Autorität in meine Stimme, die ich nicht einmal meinem Clan gegenüber zeigte. Meine Stimme hallte klar und deutlich über den Platz. Einige dieser dummen Menschen zuckten zusammen, während andere sich drohend aufbauten. Klar, da ich nicht oft in der Stadt war, wussten sie nicht, wen sie hier vor sich hatten.
Aufrecht stand ich neben Lex, die Spitze meines Degens auf die Menge gerichtet, die freie Hand auf dem Rücken. Meine Augen blickten angriffslustig auf die Menschen und ein Geräusch, einem knurren gleich, drang aus meiner Kehle.
Einer der mutigeren ... Männer war zu viel des Guten ... Jugendlichen öffnete den Mund: „Was willst du hier? Verschwinde und lass uns unseren Spaß haben!" Binnen eines Wimpernschlages stand ich vor ihm. Überrascht stolperte er nach hinten, ein Mädchen schrie vor Schreck auf. Ich grinste überlegen. „Du wagst es, mir Befehle erteilen zu wollen? Du dummer Junge. Ihr befindet euch hier auf meinem Gebiet! Dieser Wald gehört mir und dieses Rudel, sowie alle anderen Tiere auf diesem Grund und Boden stehen unter meinem Schutz!", fauchte ich und bleckte meine Reißzähne.
Wegen diesem dämlichen Abkommen durfte ich den Jugendlichen ja nicht einmal einen Kratzer zufügen. Getötet hätte ich sowieso keinen, das ging mir gegen den Strich, aber Drohen stand nicht im Abkommen drin. Ein gemeines Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, als der Junge vor mir, der kaum älter als 18 sein konnte, mit einem leicht ängstlichen Gesichtsausdruck noch weiter zurück wich. Ich streckte meine Hand nach vorne und ließ eine Flamme in meiner Handfläche entstehen. „Soll ich dir mal zeigen wie es ist, wenn man mit Feuer bedroht wird?“, fragte ich bedrohlich ruhig und ließ die Flamme ein wenig größer werden. Sie warf ein unheimliches blaues Licht auf die Gegend. Warum auch immer war mein Feuer blau und nicht rot. Der Junge vor mir schluckte trocken und trat noch einen weiteren Schritt zurück. Ein anderer jedoch, der wohl entweder lebensmüde oder blöd oder aber beides war, wollte sich von hinten an das Rudel schleichen. Die leise knackenden Äste jedoch verrieten ihn. Da Tybalt sich ebenfalls bedrohlich aufgebaut hatte und ich die Jugendlichen hier vor mir hatte, konnte dieser Jugendliche hinter uns ihm gehören.
Sie hat eine zweite Fähigkeit? Auch Feuer? Interessiert sah ich die blaue Flamme an. Doch dann schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. Lex wollte die Jugendlichen offenbar nicht angreifen oder verletzen, sondern sie nur einschüchtern. Da konnte ich ihr helfen. Ich streckte die freie Hand ein Stück aus und die Flammen von den brennenden Stöcken wurden wie von einem Sog zu mir geholt. Ehe sie mich berührten hörte ich ein Knacken hinter uns. Ich fuhr herum, in einer Hand das lodernde Feuer und in der andere die spiegelnde Klinge. Meine Augen mussten in diesem Licht schwarz aussehen und ein aggressiv-mörderischer Ausdruck lag in ihnen. Ein Blick genügte um das "mutige" Mädchen davon jagen zu lassen. Als es weg wag drehte ich mich wieder um und löschte die Flammen indem ich die Finger darum schloss. Das ich dabei immer aufpasste das Feuer nicht zu berühren sah man nicht, denn der Schein wurde einfach immer schwächer bis er letztlich völlig erlosch. Das einzige Licht kam nun nur noch von der blauen Flamme auf Lex Hand.
Ich musste ein Grinsen unterdrücken, als ich bemerkte wie schnell das Mädchen die Flucht ergriff, nachdem Tybalt sich zu ihr gedreht hatte. „Das ist doch kein echtes Feuer!", rief ein anderer Junge, er war vielleicht sogar ein Jahr älter als ich. Ich drehte mich zu ihm und packt seine Hand. Erschrocken quietschte er auf und wollte sich erfolglos aus meinem Griff befreien. „Willst du's ausprobieren?!", flüsterte ich süßlich in sein Ohr und hielt die Flamme direkt unter seine freie Hand, dass er die Hitze spürte, sich aber nicht verbrannte. Er roch gut, nach Wald und Regen. Eine Kombination, die ich bei Männern gerne mochte. Ich ließ meine Nase langsam von seinem Ohr Richtung Hals wandern. Diese Schelte wird er seinen Lebtag nicht vergessen, dachte ich und musste ein weiteres Grinsen unterdrücken. Natürlich hatte ich nicht vor, ihn zu beißen.
Waren die Jugendlichen heutzutage tatsächlich so dumm? Zugegeben, ich wäre auch nicht geflohen, aber ich hätte gekämpft und mich nicht so versucht aufmüpfig verhalten. Ich trat einen Schritt näher und ließ meinen Degen einmal um meine Hand kreisen. Die Klinge blitzte im widerschein der Flamme auf.
Clan der Vampire
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14.09.2017 23:28 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2018 18:36)
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