„Mina!", brüllte ich in die Villa, als wir angekommen waren. Ich hatte Chakka auf den Gartentisch gesetzt, welcher aufgrund unserer ständigen Grillabende ein stabiler Holztisch war. Fay legte sich daneben und senkte ihren kopf auf ihre Vorderpfoten. „Jawohl, Herrin?", trat Mina aus dem Haus. Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hatte schon tausendmal gesagt, dass ich nicht so genannt werden wollte, allerdings hörte sie nie darauf. „Versorge bitte Chakkas und Fays Wunden. Chakka hat vorne rechts eine tiefe Schnittwunde und auch etwas mit seiner Pfote. Fay hat Verbrennungen an der Flanke", erteilte ich Mina den Auftrag. Sie war bei meinen Worten blass geworden. „Wenn Sie die Frage gestatten, wie ist das passiert?" Wieder ein genervtes Augenberdrehen meinerseits. „Mina, du sollst mich doch normal behandeln. Jugendliche haben das Rudel mit Fakeln bedroht. Die beiden hier wurden dabei verletzt", erklärte ich. „Oh Gott, wie schrecklich!", stieß die blondhaarige aus und machte Kehrt. Sie holte die nötigen Utensilien zum Versorgen und machte sich ans Werk. Chakkas Wunde wurde genäht und verbunden. Er hatte sich eine Kralle ausgerissen, was der Grund für sein Humpeln gewesen war. Fay bekam eine Salbe mit Kräutern auf die Verbrennung aufgetragen.

„Danke, Mina", murmelte ich, als sie fertig war. Überrascht sah sie mich an, es kam nicht oft vor, dass ich mich bedankte. Ich war nicht unbedingt unhöflich, aber mein anerzogenes Benehmen, verbot es mir, Danke zu sagen. „Gerne, Herrin." Ich setzte Chakka auf den Boden. „Schont euch bitte noch eine Weile. Chakka, du kommst in 10 Tagen zum Fäden ziehen und du Fay, schau jeden Tag vorbei, damit wir deine Flanke behandeln können." Mir diesen Worten ging ich in mein Zinner und machte mich Bett fertig.

Ich war absolut kein Morgenmensch ... Vampir und das zeichnete sich dadurch ab, dass ich am Morgen, nachdem ich mich fertig gemacht hatte, erstmal fast die Treppe runterfiel. Das Poltern hatte man bestimmt durch das ganze Haus gehört. Hoffentlich hab ich niemanden geweckt, dachte ich und gähnte erstmal ausgiebig, bevor ich in die Küche wanderte.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als mich jemand von hinten ansprach. Mit einem Latte Macchiato in der Hand wirbelte ich herum. Tybalt. „Morgen", murmelte ich. „Ja, bin nur gestolpert."

Ich winkte bloß ab und trank einen Schluck. Natürlich musste ich mir dabei die Zunge verbrennen. „Autsch. Denk dir nichts dabei, ich bin morgens immer so verpeilt drauf. Bin absolut kein Morgenmensch. Was willst du frühstücken?", fragte ich schließlich und öffnete den zweiten Kühlschrank, in welchem sich ausschließlich Lebensmittel befanden.

Ich zuckte mit den Schultern. „Gut, wie du willst. Ich mach mir auf alle Fälle ein schönes Omlett", beschloss ich und kramte die dafür benötigten Sachen aus dem Kühlschrank. „Ich hab dir gestern gar nicht mehr die Regeln erklärt, die in diesem Haus herrschen", fiel es mir ein und ich grinste - gespielt - fies.

Schmollend schob ich eine Unterlippe vor. Langweilig, wenn er nicht darauf reagiert Ich seufzte und trank noch einen Schluck. „Grundsätzlich kannst du dich in dem ganzen Haus frei bewegen, du kannst kochen, was und wann du willst, der Fernseher steht auch immer zur freien Verfügung, wenn mehrere dran wollen, müsst ihr euch ansprechen. Manchmal wird das auch mit einem Trainingskampf geklärt, wer als erster darf. Die Zimmer der anderen werden nur mit deren Erlaubnis betreten und im Großen und ganzen herrscht hier ein eher freundlicher, familiärer Umgang miteinander. Natürlich kommt es mal zu Streiterein, lässt sich ja auch nicht vermeiden. Und ganz wichtig, wenn wir hier eine Party oder einen Grillabend schmeißen, dann müssen alle mitanpacken, außer die Kleinen."