Durch seine Frage fühlte ich mich schon fast ertappt, allerdings versuchte ich, mich trotzdem noch nicht zur Erkenntnis zu geben: "Arlecchina? Nein, ich habe sie heute das erste Mal gesehen. Wobei es durchaus merkwürdig ist, so einer adretten Dame noch nie begegnet zu sein. Kommen Sie beide etwa gar nicht von hier?" Ich ließ mich unterdessen von Mr. White zur Tanzfläche führen, auch wenn ich hoffte, mich nicht zu blamieren. Mein letzter Tanz war schon etwas länger her. Seine Entschuldigung überraschte mich, erinnerte mich aber wiederum an Shion, der immer etwas zu vorsichtig war. Sollte er es wirklich sein und nicht wissen, dass Mercutio bei Tybalt in den richtigen Händen war, konnte ich seine Ängste gut verstehen. Tybalt hatte leider die Angewohnheit, Leuten wahrlich Feuer unter dem Hintern zu machen, wenn ihm etwas nicht passte. "Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, es ist verständlich, sich um seine Freunde zu sorgen", antwortete ich und lächelte, was man wohl auch hören konnte.

Irgendwie war es noch immer ziemlich seltsam. So ganz glaubte ich ihr nicht, als sie sagte, dass sie ihr noch nie begegnet war. Den Herrn, mit dem sie tanzte, zu kennen, stritt sie allerdings nicht ab. Meinen Verdacht behielt ich einfach mal im Hinterkopf, beschloss, erst einmal weitere "Beweise" zu sammeln, falls dieser richtig war. Ein wenig wurde er von ihr schon zerstreut.
Ein enger Tanz begann. "Wenn Euch irgendetwas unangenehm ist oder ich Euch zu nah bin, lasst es mich wissen", meinte ich dann. Es war fast, als könne ich ihr lächeln an ihrer Stimme hören. Erleichtert lächelte ich. "Vielen Dank", gab ich zurück. Was Freunde betraf, schienen wir die gleiche Auffassung zu haben, was mich sehr freute.

Ich schüttelte lediglich zaghaft den Kopf, zwar war ich nicht der geselligste Typ, aber wenn man beim Tanzen immer meilenweit Abstand ließ, machte es ja gar keinen Spaß. "Solange Sie sich damit nicht einen Ärger einfangen", gab ich zurück und spielte damit auf das Thema "Freundin" an. Ich war mir nämlich nicht ganz sicher, wie ich es finden würde, wenn Shion mit einer anderen so tanzen würde. Andererseits war es auch nur ein Tanz. Mein Blick wanderte kurz durch den Saal und fixierte kurz Tybalt, der auch seinen Spaß mit Mercutio als Frau zu haben schien. Der Verrückte war wirklich einfallsreich.

Und mir geht es immer gut. Ich kicherte vor mich hin. Ich tanzte unheimlich gerne mit Tybalt wir wussten beide was wir taten und unser Takt war seit jeher aufeinander abgestimmt, jeder Schritt passte. Hast du mit Namnam geredet? Ich kam kaum außer Atem, obgleich wir uns schnell bewegten.

Als sie den Kopf schüttelte, war ich wirklich erleichtert und nickte. Ihre Aussage bezüglich Ärger kriegen ließ mich leicht schlucken. Denn bisher hatte ich keine Ahnung, wo Jamina war. Und ob es ihr gefallen würde, mich hier mit einer anderen tanzen zu sehen, war eine ganz andere Sache. Noch einmal eine gebrochene Nase konnte ich wirklich nicht gebrauchen. "Ich hoffe, dass es keinen Ärger gibt. Ich werde ihr ansonsten die Sache erklären und hoffen, dass sie mir verzeiht, wenn sie das nicht möchte", antwortete ich dann ehrlich, "es ist vielleicht ein wenig unhöflich, vor Euch über meine Freundin zu reden", räumte ich dann ein, "aber ich würde für sie alles tun. Sie ist mein Leben." Meine Augen hatten einen besonderen Glanz, wenn ich von ihr sprach und ich sah ein wenig verlegen weg, "verzeiht. Anscheinend habe ich meine Manieren zuhause vergessen..."

Jetzt wurde es ja erst so richtig interessant. Ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es sich um Shion handelte und diese Aussage war echt richtig süß. Unter dem Tuch lächelte ich, war aber Recht froh, dass er es nicht sehen konnte. Allerdings spielte ich eh mit dem Gedanken, meine Tarnung langsam auffliegen zu lassen. "Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. White, ich denke das ist vollkommen normal. Außerdem habe ich Sie ja regelrecht in diese Situation gezungen", beruhigte ich ihn und blinzelte ihm schalkhaft zu, "Wenn ich etwas anderes fragen dürfte: Sind Sie Eulenliebhaber?" Ich fand es doch Recht interessant, dass er auf diese Art von Kostürm gekommen war, da fühlte ich mich durchaus etwas an mich selbst erinnert.

Ein wenig erleichtert sah ich schon aus, als sie sich so nachsichtig zeigte und kein Problem darin sah, wie ich mich an diesem Abend benahm. Das machte mich schon ein wenig froh. Als sie mich fragte, ob ich Eulen mochte, nickte ich. Denn ich musste ihr ja nicht unbedingt gleich auf die Nase binden, dass Mercutio und ich uns erst einmal auf ein Katzenkostüm spezialisiert hatten, mir dann aber eingefallen war, dass Jamina Katzen nicht leiden konnte. Da hatte ich nun wirklich Glück gehabt. Und genau in diesem Moment ging mir noch ein Licht auf. Manchmal fragte ich mich, wie ich so blauäugig durchs Leben rennen konnte. "Um ehrlich zu sein hat mir allerdings ein sehr guter Freund bei der Auswahl geholfen. Daneben erinnert es mich aber auch an eine ganz besondere Person", antwortete ich dann und lächelte. Innerlich rügte ich mich, dass mir die Parallele mit Eule und @Jamina bei diesem Kostüm nicht eher aufgefallen war.

Ich fragte mich, ob er mit diesem guten Freund wohl Mercutio meinte, immerhin hatte ihn dieser als "Arlecchina" begleitet. Und ich konnte mir kaum vorstellen, dass der Verrückte viele Freunde hatte. "Sie freut sich bestimmt, dass Sie in dieser Gestalt erscheinen", sagte ich mit einem Lächeln und überlegte kurz, "Wollen Sie ein kleinen Zaubertrick sehen?" Immerhin war ich Miss Black, die Magierin, und vielleicht war es nun doch an der Zeit, mich zu entlarven.

Auf ihre Worte hin lächelte ich ebenfalls und nickte leicht. "Das hoffe ich sehr", erwiderte ich dann. Ihre Frage überraschte mich ein wenig, aber einen Zaubertrick von Miss Black konnte ich ja schlecht ablehnen. Ich war neugierig darauf, was genau die Magierin für einen Zaubertrick vorführen wollte. "Es wäre mir eine große Ehre", erwiderte ich dann höflich und sah sie dann erwartungsvoll und gespannt an.

Sein Lächeln erinnerte mich ein wenig an das eines frisch Verliebten, aber es war irgendwie lustig zu wissen, dass es mir nicht wirklich, aber dennoch schon irgendwie galt. Ich überlegte kurz, ob ich nur etwas langweiliges - ein Haare flattern oder derartiges - zeigen sollte, aber ich beschloss, aufs ganze zu gehen. "Passen Sie gut auf", forderte ich Mr White auf und schloss kurz die Augen, um mich in meiner Aufregung besser konzentrieren zu können. Es war ein kurzer Moment, in dem ich mich in eine Eule verwandelte und auf Augenhöhe flatterte, aber es sollte ihm reichen. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, lächelte ich ihn amüsiert an. Meine Augen leuchteten grün-gelb und transportierten mein Lächeln.

Aufmerksam betrachtete ich die mysteriöse Magierin vor mir, als sie mir dann sagte, ich solle gut aufpassen. Damit hatte sie meine gesamte Aufmerksamkeit, denn ich war wirklich gespannt auf den Trick, den sie mir zeigen sollte. Als es dann so weit war und sie mir den Trick gezeigt hatte, hatten sich meine Augen geweitet. Einen Moment sah ich sie ungläubig an, ehe sich Freude und Liebe in meinen überraschten Gesichtsausdruck mischten und diesen irgendwann ganz ablösten. "Dann bist du es doch! Daher konntest du so sicher sein, dass Mercutio sicher ist!", meinte ich begeistert und Erkenntnis war auch in meinem Gesicht zu lesen, "Jamina, du bist wunderschön." Nach ihrem Zaubertrick war ich mir nun zu tausend Prozent sicher, dass ich meine Geliebte vor mir hatte. Ihre wunderschönen Augen lächelten mir förmlich entgegen.

Oh Tybie, du bist ein toller Vater! Ich brachte uns nun doch aus dem Takt, weil ich Tybalt umarmte und damit unseren Tanz stoppte, aber das passte schon, es fühlte sich an als würden wir seit Stunden tanzen, was nicht schlecht war, aber ich wurde nun doch langsam müde. Ist Namnam eigentlich hier?