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| Zuletzt Online: 13.08.2024
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Während ich mich neben der zerstörten Lokomotive aufhielt, beobachtete ich die junge Frau aufmerksam, wie sie sich der Untersuchung der Trümmer hingab. Meine Augen musterten den Vorgang als ihre Finger sanft über das verkohlte Metall und die zersplitterten Holzreste glitten. Mir schien es so, als ob sie die Geschichten dieser Überreste lesen könnte. Doch es war nicht nur das, was sie berührte, sondern wie sie es berührte. Sie wusste genau, was sie tat, eine Expertin in ihrem Metier. Meine Lippen zuckten leicht vor Verzückung. Sie hatte unweigerlich meine Neugierde geweckt, denn ich erkannte Potenzial, sei es ein schlummerndes oder ein erwachtes. So oder so barg diese Frau Wissen, welches ist mir nur zu gerne aneignen wollen würde. Also nutzte ich die Gelegenheit, als sie mich nicht weiter groß zu beachten schien, und wandte meine Aufmerksamkeit ihren Nachforschungen zu. Die Dame nahm unweigerlich eine Verbindung zu diesen Gegenständen zu haben, die über das hinausging, was ein gewöhnlicher Mensch empfinden würde. Ich beobachtete die Reaktion ihrer Augen, als sie ihre Hand auf das zerbrochene Steuerrad der Lokomotive legte. Ihre Augen, die schon von Natur aus unnatürlich bernsteinfarben waren, blickten in die Leere, als ob sie in eine andere Welt eintauchte. Zwar war ich mir nicht sicher, was ihr inneres Auge gerade zu erblicken vermochte, doch schien sie in der Zeit zurückzureisen, vielleicht die Geschichte der Lokomotive zu erleben. Ob sie sogar in der Lage war, vergangenen Ereignisse lebhaft vor sich nicht nur zu sehen, sondern mitzuerleben? So oder so war es eine faszinierende Fähigkeit, sollte sich meine Theorie bewahrheiten, dass sie dazu in der Lage war durch alleinige Berührung, die Geheimnisse, die dieser Zug barg, zu entschlüsseln. Manchmal wünschte ich, ich könnte ebenfalls die Dinge noch einmal erleben, die mein erkaltetes Herz einst so erwärmten … selbst wenn ich sie nicht mehr zu ändern vermochte.
Die Minuten vergingen, und schließlich fand sich die junge Frau wieder in die Gegenwart zurück. Ein wahrhaftig seltsames Schauspiel und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wer sie wirklich war. „Absicht also, ich verstehe.“, antwortete ich ebenfalls knapp als sie mir ihre Antwort gab, ehe sie weiter forschte. Während ich in meine eigenen Gedanken vertieft war, um herauszufinden, wer zu dieser Tat imstande gewesen wäre, näherte sich ein Polizist. Aus der knappen Konversation zwischen den beiden entnahm ich, dass die zierliche Frau den Namen Vicotrine trug – Victorine Dumort. Welch Zufall, oder vielleicht auch Schicksal? So oder so wusste ich nun den Grund für ihr rasches Auftauchen und ihre analytischen Fragen. Sie wollte das Rätsel lösen, welches sich hier zugetragen hat. Ich wartete geduldig, bis der Mensch sich seinen Aufgaben widmete, ehe meine Augen wieder Victorine fixierten. Ich wägte ab, ob indessen der passende Moment gekommen war, in die Schatten zu verschwinden. Die Polizei schien zur Genüge abgelenkt durch unseren kleinen Neubesuch und ich hatte das verlangen mich von diesen lästigen, ignoranten Kreaturen zu lösen. Doch noch waren zu viele am Schauplatz involviert und mein entschwinden würde nur unangenehm auffallen. Und dass man mich noch fälschlicherweise verdächtigte, wäre das Letzte, was ich heute noch brauchen würde. Also wartete ich weiterhin, bis ein passender Moment kommen würde. Ich musterte den aufgebrachten Polizisten und rümpfte die Nase missbilligend. Ich vernahm jedes Wort, welches sie über die Detektivin äußerten und es waren keine Lobpreisungen. Es waren Worte des Misstrauens, des Neids und Hasses.
Typisch – dachte ich – ehe ich mich dazu entschied Victorine weiter zu begutachten, um aus ihr schlauer zu werden. Mir war aufgefallen, dass sie bei der Arbeit offensichtlich nicht gestört werden wollte und ich ließ ihr ihren Frieden. Vielleicht würde sich für mich durch sie eine Gelegenheit ergeben, hier endlich zu verschwinden, ohne dass mich die Polizei hier weiterhin behalten würde. Leider war meine Unversehrtheit, selbst für diese sonst so blinden Narren, ein Indiz dafür gewesen, mich für "weitere Fragen" - wie sie es nannten - hier zu behalten. Vermutlich war ich bereits jetzt ihr Hauptverdächtiger, den misstrauischen Blicken zu urteilen. Schließlich sah ich nicht so mitgenommen aus wie der Rest der Passagiere, sondern war gänzlich unversehrt. Denn wenn ich eines von Menschen gelernt hatte, dann dass es schlussendlich dem Gesetz egal war, wer der Täter wirklich ist, solange man die Gesellschaft damit beruhigen konnte, wahllos auf Individuen zu zeigen, die aus dem Rahmen fielen. Alte Individuen wie mich. Ich seufzte als ich merkte, wie einer der Polizisten seinen Anzug richtete, um den Stoff glattzuziehen. Ich hatte diese Geste nun schon mehrmals bei ihm beobachtet und ging davon aus, dass er der Kommissar des kleinen Trupps war. Er tat es jedes Mal, um Autorität zu zeigen, und das Zücken seines Hauptes Richtung Horizont betonte nur noch mehr seine unangebrachte Arroganz. Ich sah entnervt zu, wie er sich inzwischen langsam und imposant in meine Richtung bewegte.
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Die Dunkelheit der Bar umhüllte mich wie ein Schleier, während ich in meiner dunklen Ecknische saß und aufmerksam den jungen Mann vor mir beobachtete. Das sanfte Licht der Bar und der gedimmten Lichter an der Decke, gaben Vil und mir ein wenig Isolation vom Rest des Lokals. Die anderen Besucher blickten ab und an zu uns hinüber und mir war klar, dass selbst ich unter meines gleichen eine Außenseiterin war. Mir war bewusst, dass einige es nur ungerne sahen wenn ein Mensch mit einem Vampir verkehrte, oder umgekehrt. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen wie das Verhältnis zueinander mittlerweile war, doch zumindest hier erschien es mir so, als würden die älteren Sitten noch zumindest teilweise gelten. Für einen Moment dachte ich nach und fragte mich, ob ich schon immer alleine war, oder ob ich einst vielleicht jemanden an meiner Seite hatte? Der Gedanke schon immer alleine gewesen zu sein stimmte mich überraschenderweise ein wenig traurig. Doch ehe ich mich zu sehr in meinen Gedanken verlor rief ich mich in die Gegenwart zurück.
Ich lauschte Vils Worten nun aufmerksam und nickte verständnisvoll. „Die Zukunft soll es also sein.“ , merkte ich an und ein Lächeln, das eher gefährlich als freundlich war, glitt über meine Lippen. Ich mischte weiterhin die Tarot-Karten in meiner Hand, die über die vielen Jahrhunderte mehr oder minder zu einem Teil von mir geworden waren. Die Symbole und Bilder auf den Karten tanzten vor meinen Augen, als ob sie ein Eigenleben hätten. „Die Zukunft ist ein undurchsichtiger Nebel, Vil“ , flüsterte ich und legte die ersten Karten vor uns verdeckt aus. „Aber ich denke ich kann dir dennoch einen kleinen Einblick gewähren.“ Mit den Worten legte ich die letzte Karte verdeckt auf den Tisch ab. Die Tarot Karten lagen nebeneinander vor mir und bildeten in ihrer Konstellation einen Pfad. Einen Weg, der Vils Zukunft offenbaren sollte. Für einen kurzen Moment hielt ich inne als wollte ich den Augenblick auf uns Ruhen lassen, ehe ich vorsichtig die erste Karte umdrehte, den Narren. Das Bildnis zeigte einen jungen Mann, der am Rand einer Klippe stand und in die unendliche Weite vor ihm blickte. Diese Karte verkörperte Abenteuerlust, Risikobereitschaft und den Mut, ins Ungewisse zu gehen. Sie deutete darauf hin, dass Vil bereit war, einen neuen Weg zu beschreiten und sich auf eine Reise zu begeben, bei der er sich auf seine Instinkte und sein inneres Wissen verlassen musste. Ich ließ die Karte auf mich wirken ehe ich die erste Karte deutete. "Du stehst am Anfang einer langen Reise, Vil. Ein neuer Abschnitt in deinem Leben, der mit Unbekanntem und Abenteuer gefüllt ist. Der Narr zeigt, dass du bereit bist, das Alte hinter dir zu lassen und ins Unbekannte zu treten." Ich ließ nicht allzu viel Zeit verstreichen ehe ich begann die nächste Karte zu enthüllen – der Turm. Die Karte zeigte, wie der Name bereits verriet, eine Turmspitze, der von Blitzen getroffen wurde und in Flammen aufging. Das Bildnis wirkte so lebendig und allumfassend, dass den Betrachter das Gefühl erschlich, man wäre selber ein Teil des Schauplatzes und würde von den Flammen gänzlich verschlungen werden. "Mh, eine unerwartete Veränderung, die alles erschüttert.", flüsterte ich. "Du wirst dich womöglich auf eine Phase der Instabilität und Veränderung vorbereiten müssen. Ich rate dir zur Vorsicht und deine zukünftigen Entscheidungen keinesfalls unüberlegt zu treffen, sonst gerätst du womöglich ins Wanken.“, erklärte ich. „Doch ist diese Veränderung nicht unbedingt schlecht. Manchmal müssen alte Strukturen zerstört werden, um Platz für Neues zu schaffen. Und vielleicht ist etwas neues genau das was du brauchen wirst." Dann schwieg ich für einen Moment und dachte nach. Der Turm war eine mächtige Karte, die für plötzliche und einschneidende Veränderungen stand, und nicht allzu selten wird sie von Chaos und Zerstörung begleitet. Es könnte bedeuten, dass Vils Leben bald schon aus den Fugen geraten könnte. Aber…nur vielleicht. Ich fragte mich ob er den Herausforderungen gewachsen sein wird, ehe ich mich dazu entschloss die nächste Karte aufzudecken. Ein Lächeln säumte meine Lippen, als ich das Bild vor mir erkannte. Die dritte Karte barg den Eremit - eine Karte, die für Selbstreflexion und innere Suche stand. Ein wahrhaftig passendes Bild für einen jungen Mann, der sich inmitten der Dunkelheit anscheinend verirrt hatte? Oder vielleicht war er bereits schon länger im Dunkeln und suchte ein Quäntchen Licht? "Der Eremit bedeutet, dass du dich in einer Phase der inneren Suche befindest. Vielleicht sogar schon länger auf einer Suche bist und schon bald eine Antwort brauchen wirst. Denn der Turm wird bald einstürzen.", begann ich, meine Worte sorgfältig wählend. "Du suchst nach Antworten auf Fragen, die tief in deinem Inneren verborgen sind. Du hast womöglich direkt oder indirekt das Bedürfnis, dich von der äußeren Welt zurückzuziehen und dich auf dich selbst zu konzentrieren. Doch rate ich dir nicht unbedingt dazu dich gänzlich zu isolieren. Schließlich könntest du somit eine Möglichkeit versäumen deine lang ersehnten Antworten zu finden. Es ist nicht Weise dich vollkommen in deinem Turm der Isolation zu überlassen. Vor allem nicht jetzt." Meine Hand wanderte langsam bereits zur nächsten Karte, die ich nun vorsichtig umdrehte. Die letzte Karte zeigte einen Mann, der unter dem Gewicht von zehn schweren Stäben beinahe zusammenzubrechen schien. Sie symbolisierte die Lasten und Herausforderungen, die Vil in seinem Leben wohl seit längeren schon trug. Es war ein Zeichen dafür, dass er bereits eine lange Reise hinter sich hatte, die ihn körperlich oder auch emotional erschöpfte. Dieses neue Kapitel, seine neue Reise, war also nur eine von vielen. „Zehn der Stäbe.“, antwortete ich stumpf, als ich die Karte nachdenklich beäugte. „Du schulterst eine schwere Last die dich allmählich übermannt und es scheint mir beinahe so als sei Hilfe, oder gar die Unterstützung einer anderen Person die sinnvollste Option, um dieses Problem zu bewältigen. Ich rate dir so oder so davon ab weiterhin alleine damit umzugehen, ganz gleich welchen Ursprung dein schier unüberwindbares Hindernis hat. Auf die ein oder andere Weise wird dir keine Wahl bleiben, als eine alles entscheidende Wahl zu treffen.“ Ich machte eine kurze Pause und fuhr mir besonnen mit meinen zarten Elfenbeinfingern über die Unterlippe. „Doch ich will dich nicht nur auf die Schwierigkeiten hinweisen, die diese Karte offenbart, sondern auch auf die Möglichkeit einer Bewältigung. Erinnere dich an deine eigenen Grenzen, erkenne sie und nimm Unterstützung an. Setze dir für deine Zukunft hier in Bordeaux Prioritäten und streife unnötige Belastungen von deinen Schultern. Verrat und Betrug kannst du dir nicht leisten.“ Als ich nun die letzte Karte gelesen hatte lehnte ich mich zurück und gab Vil einen letzten Rat. „Insgesamt zeigen dir die Karten eine Zeit des Wandels und Herausforderungen, die du jedoch durch deine eigene Besonnenheit, deiner Risikobereitschaft und der Hilfe anderer bewältigen kannst – insofern du diese erkennst und mit Bedacht einsetzt. Du wirst einige Probleme eigenhändig meistern, doch bedenke, dich nicht zu sehr auf dich zu fokussieren, nicht zu sehr in der Dunkelheit deiner selbst abzudriften…denn der Turm wird dich sonst in großes Unglück reißen. Ich hoffe du findest in dieser Zeit der Transformation und der Selbstfindung eine Lösung. Denn ganz gleich wohin dich deine Reise führt, sie wird sowohl unvorhersehbar, als auch aufregend sein.“ Mit einem leichten anerkennenden nicken und dem Wissen die bitte des Mannes erfüllt zu haben, beendete ich meinen Monolog und begann die Karten wieder einzusammeln. „Aber nunja, die Zukunft ist ein Rätsel, Vil. Du musst deine eigenen Entscheidungen treffen und deinen eigenen Weg finden. Das ist alles was ich dir noch sagen kann, ganz gleich was die Karten dir soeben offenbarten.“ Langsam ließ ich die Karten zurück in den seidenen Beutel gleiten, und ich fühlte mich für einen Moment weniger wie ein Wesen der Dunkelheit und mehr wie eine Ratgeberin. Seltsam war dieser Abend geworden, fürwahr. Ich blieb nun schweigend zurück und beäugte Vil mit einer todbringenden Ruhe.
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Dankeschön, so lieb! 😗 Ja alles gut geklappt, danke der Nachfrage. 😀
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Der beißende Geruch von Rauch hing schwer in der Luft, als ich vor dem verbogenen Wrack einer ehemals prächtigen Dampflokomotive stand. Das eiserne Ungetüm lag zerschmettert und verstümmelt da, ein Zeugnis für die schreckliche Zerstörungskraft, die Mensch und Maschine entfesseln können. Es war eine Zeit des Fortschritts und der Gefahr, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwammen. Ich tat mir schwer mich mit diesen Änderungen, die der Mensch mit seinen Händen schuf, abzufinden. Doch ich werde mich auch diesen Änderungen anpassen, so wie ich es immer tat seit jeher. Mit langsamen Schritten näherte ich mich langsam dem zerstörten Wrack, welches einst eine stattliche Lok darstellen sollte. Als ich mit meinen Fingern über die zerklüfteten Kanten des Wracks fuhr, konnte ich nicht anders, als über die Ereignisse nachzudenken, die zu dieser Katastrophe geführt hatten. Der Dampf zischte aus geborstenen Rohren, und die einst stolze Maschine war nur noch eine gewaltige, schwelende Ruine. Nach der Zerstörung herrschte eine unheimliche Stille, eine Stille, die inmitten des geschäftigen Treibens der Industriestadt fehl am Platz schien. Ich ignorierte das Gedränge der Polizisten, die sowieso in meine Augen unfähig waren, etwas an dieser Situation noch zu ändern. Ich war vor wenigen Momenten noch Passagierin dieses Zuges gewesen, wollte mich mit dieser neuartigen Technik vertraut machen und sie mir gegebenenfalls zu eigen zu machen. Glückicherweise konnte ich mich von diesem eisernen Gefährt retten, ehe es sich in einem alles zerstörenden Tanz zu Grunde richtete. Nur wenige Vampire vermochte ich unbemerkt zu retten, ehe der Mensch mein Tun behelligen würde. Es waren leider zu wenige – so dachte ich. Mit erzürnter Miene über meine Unfähigkeit alle zu beschützen, zupfte ich am Saum meines Kleides. Mein dunkelblaues viktorianisches Kleid raschelte sanft um mich herum als ich es glatt strich. Obgleich ich leibhaftig in diesem Zug war, sah man es mir keineswegs an und schon gar nicht meiner Garnitur, auf die ich besonders achtete. Es schmiegte sich bescheiden an meine Figur, mit einem hohen Ausschnitt, der an die Mode der damaligen Zeit erinnerte. Das Mieder war mit komplizierten silbernen Stickereien verziert, zarten floralen Wirbeln und Mustern, die den schwächsten Schimmer des Lichts einzufangen schienen. Mein von Hand gewebtes Stück Stoff war ein Meisterwerk des viktorianischen Designs, die Ärmel waren enganliegend und an den Handgelenken anmutig ausgestellt, verziert mit Kaskaden schwarzer Spitze. Wie mitternächtliche Spinnweben tanzte die Spitze in der Brise, wenn ich mich bewegte. In Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass sich jemand näherte, bis ein Schatten zu meinen Füßen fiel. Zu sehr war ich an die Ereignisse gebunden und an das Mitgefühl, welches ich für jene entgegenbrachte, die es nicht aus dem Zug schafften. Ganz gleich ob Vampir oder Mensch, keiner hatte ein solches Ende aus so banalen Gründen verdient. Zorn keimte in mir und ich hatte das Verlangen jene zu richten, die den Vampiren schadeten. Gewollt oder nicht spielte für mich gar keine Rolle. Um zu sehen wer gerade näher an mich herantrat, drehte mich um und sah eine augenscheinlich junge Frau vor mir stehen. Ich hatte den Eindruck sie sah mich mit ihren scharfen Augen neugierig an. Ihre Haut erschien mir zart und rein wie Seide, und ihre Kleidung war eine Mischung aus viktorianischer Eleganz und einem gewissen jenseitigen Charme. Das sie humpelte und einen Stock als Stütze nutzte, ließ mich darauf schließen, dass sie wohl gesundheitlich litt. Ich beendete meine Erkundung an ihr so schnell wie ich sie begonnen hatte, als sie mir eine Frage stellte. Mein langes, weißes Haar fiel mir in Kaskaden über den Rücken, als ich den Kopf langsam in die Richtung der Frau neigte. Ich hatte einen Teil davon mit einer silbernen Haarnadel zurückgesteckt, da es sonst kaum zu bändigen war. Es war eine schlichte, aber elegante Note. Die Haarnadel schimmerte sanft und fing das Umgebungslicht ein wie ein kleiner Mondstrahl, der in meinen zarten Locken gefangen war.
"Eine schreckliche Tragödie. Entweder kam der Tod zu jene die im Zug zu lange verblieben, oder er ereilte sie, während sie verzweifelt versuchten sich aus den miteinander kollidierenden Stahlträgern heraus zu zwängen. Nur wenige haben tatsächlich Rettung erfahren können. Die wenigen Menschen, die es aus dem Wrack schafften, kämpfen nun um ihr Leben in den Krankenbetten unweit von hier. Ich bin mir nicht Gewiss, ob sie die Nacht überstehen.“ Ich unterbrach plötzlich meinen Monolog und zückte eine alte Taschenuhr um auf die Zeit zu Blicken. Ein weiteres Gerät welches ich lediglich nutzte, um mich der Welt der Menschen anzupassen. Denn ohne ihre geliebte Zeit war es nur allzu schwer diese als unsterbliches Geschöpf, für welches Zeit keine Rolle spielte, zu definieren. „Die letzten Verletzten wurden vor… ungefähr einer halben Stunde fortgebracht. Haben Sie eine Ahnung, was das verursacht haben könnte? Oder wer?" , die letzten Worte klangen beinahe, wie eine Morddrohung an jene die dieses Massaker verursacht hatten. Mit nun wachsender Neugierde blickte ich die Dame abwartend an.
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Halli hallo! Ich bin wieder da! :) Ich werde jetzt wieder regelmäßiger antworten können.
Sorry nochmal für die lange Abwesenheit an alle die mit mir im RP sind. ❤️ Und danke für euer Verständnis und eure Geduld.
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Ich lauschte aufmerksam dem jungen Mann, der vor mir saß. Ich nahm jede seiner Worte, ja gar Silben, die aus seinem Munde kamen, in mich auf und begutachtete ihn mit einer Ruhe, die für manch andere von Zeit zu Zeit als unangenehm wahrgenommen wurde. Während meine Augen wanderten, neigte sich mein Kopf dabei leicht und sorgte schließlich dafür, dass mein weißes Haar wie ein schimmernder Wasserfall, im schummrig beleuchteten Schein der Bar, wie Sterne am Horizont glänzten. Mit einer anmutigen Bewegung ließ ich die Tarotkarten, welche noch in meiner Hand ruhten, sanft auf den Tisch gleiten. Ich hatte genug Zeit, um mich mit vielerlei zu beschäftigen. Die Spitze eines Eisberges tangiert mich nicht, da hast du wohl recht. Man könnte deshalb meinen, ich wüsste vieles, doch nur der Weise ist in der Lage dazu, mit seinem Wissen wirklich umzugehen. Und ich bin noch lange nicht so Weise. Zumindest nicht so Weise, wie ich es gerne wäre. Die letzten Worte hafteten etwas länger auf meinen Lippen, als sie sich wie ein unausgesprochenes Geheimnis auf mein zartes Lächeln legten, während ich nun begann die Karten langsam zu mischen. Ich ließ jedes Blatt durch meine Finger gleiten, als wären sie ein Teil von mir und der Moment fühlte sich beinahe zeitlos an. Beinahe hypnotisierend war das Geräusch als das hochwertige Stück Papier sich seinen Weg zwischen seine Brüder und Schwestern fand. Ich hatte diese Karten schon lange, doch sie sahen trotz meiner häufigen Nutzung so aus, als wären sie neu. Meine Blick wanderte von meinem Kartendeck zurück zu Vil und in meinen Augen lag allmählich eine tröstliche Wärme, ein Gefühl, welches dazu einlud, all die Sorgen meines Gegenübers mir anzuvertrauen. Nun, lieber Vil, wir werden sehen, ob du wahrhaftig nichts zu verbergen hast. So oder so … auf die eine oder andere Weise. Entgegnete ich seiner Äußerung mit einer todbringenden Ruhe, während ich die Karten mit einer Anmut mischte, die fast übernatürlich schien. Was wollt ihr Wissen Vil? Die Zukunft? Ihr Menschen seid doch immer erpicht darauf … was euch eure Zeit auf Erden hier noch bringen mag. Oder möchtet ihr die Karten etwas anderes fragen? Ein Herzenswunsch? Erlösung? Oder die Lösung eines schier … unlösbaren Problems? Fragte ich ihn schließlich und wartete auf eine Antwort.
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Hoi ich dachte ich gebe nochmal ein kurzes Lebenszeichen von mir, damit ihr wisst dass ich noch lebe. 😗
Ich denke dass ich ab August wieder mehr Zeit zum schreiben finden werde, da ich aktuell noch in diversen Prüfungen involviert bin.
Ich möchte mich nochmals für meine lange Abwesenheit entschuldigen und hoffe bald wieder hier aktiver sein zu können. ❤️
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Ich lauschte den Worten des jungen Mannes und beobachtete still, wie er mich offensichtlich inspizierte. Ich war solche Blicke nur allzu oft gewohnt. Es war für mich zur Gewohnheit geworden, genauer beäugt zu werden, obgleich dieser Mensch offensichtlich Interesse zeigte und keine Abscheu oder Furcht. Ich blickte ihm tief in die Augen und legte interessiert einen Finger an mein Kinn während ich der Unterhaltung folgte, von Zeit zu Zeit nahm ich einen kleinen Schluck aus meinem Glas. Der Rum vermochte es zwar nicht mich geistig zu benebeln, dafür war ich schon zu alt, doch war er wenigstens in der Lage mein Gemüt auf Trab zu halten. Ganz abgesehen von dem Mann vor mir, der mir nun das Duzen anbot. Ich sinnierte kurz über sein Angebot und blinzelte etwas überrascht, nickte aber dann. Ich hatte nicht erwartet, dass du mir gleich so wohlgesonnen bist. Aber nun gut, in dem Falle biete ich dir ebenfalls an mich duzen zu dürfen. Obgleich du das sowieso schon tatest, mein lieber Vil. Ich lächelte leicht und meiner Stimmlage war zu vernehmen, dass ich gelegentlich der Versuchung nicht widerstehen konnte, sarkastisch zu sein. Für den ein oder anderen war trotz des Duzens meine Art mich auszudrücken befremdlich, aber damit müsse er wohl leben. Zufrieden schwenkte ich das Glas in meiner Hand und betrachtete die Flüssigkeit in dessen inneren. Mh, in dem Falle wolltest du lediglich sehen, ob ich nicht nur zum Schein diese Karten bei mir trage? Oder wolltest du deine Neugierde stillen, wo es doch so ungewöhnlich ist jemanden anzutreffen, der sich tatsächlich für solch Belange interessiert? Mein Kopf neigte sich leicht zur Seite und meine blauen Augen trafen erneut auf die seinen, seine Frage war unüblich, aber für jemanden wie ihn nicht ungewöhnlich. Nun Vil, bist du dir sicher, dass du das willst? Ich könnte dadurch Dinge über dich erfahren, über dessen Ausmaß du dir vielleicht nicht bewusst bist. Vertraust du mir denn so sehr? Ich hatte kein Problem damit anderen die Karten zu legen, doch wollte ich zuvor wissen, ob Vil wirklich wollen würde, dass ich das tue. Ich wühlte für gewöhnlich nicht in den Angelegenheiten anderer, es sei denn, die Person wünschte dies inständig.
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Eigenartig, er gibt sich zwar gleichgültig, doch scheint mir mehr dahinter zu stecken. Ich dachte einen Moment über seine Antwort nach, ehe ich ihm mit sanfter Miene entgegnete: "Nun, aber nur weil ihr schon immer so wart muss dies nicht bedeuten, dass ihr so sein müsst oder gar wollt. Ihr macht auf mich den Eindruck als würdet ihr gerne aus diesem Käfig entspringen...in den man euch seit Lebzeiten gestopft hat. Gewiss kann ich mich irren, so kenne ich euch kaum. Doch bedenkt meine Worte, sollten sie für euch von Bedeutung sein." Meine Blicke folgten dem jungen Mann als er sich von mir nun langsam abwenden wollte, um mir ein frisches Glas Rum zu besorgen. Ich wusste nicht recht ob ich ihn mit meinen Worten sogar behelligte, doch kam ich nicht umhin das Gefühl zu haben ihm helfen zu wollen - ich wusste nur noch nicht genau wie. Mir war nicht entgangen, dass ein gewisses Interesse in den Augen von Nolan zu sehen war, als er meine Tarotkarten erblickte und noch größer die Enttäuschung, als ich sie in meiner Tasche verstaute.Ungewöhnlich - ich kenne nur wenige die sich für solche Dinge noch interessieren, geschweige denn sie selber ausüben. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Nolan anmerkte wie erschöpft ich doch aussah. Etwas überrascht sah ich wieder zu ihm auf. Mit einem kurzen Nicken bestätigte ich seine Annahme ehe ich ihm antwortete: "Oh, ja ich bin in der Tat ziemlich müde, aber zu schlafen wäre für mich keine allzu gute Idee. Vor allem nicht hier. Ihr habt auf jeden Fall ein gutes Auge für Details.", ein zartes lachen entglitt mir nun über die Lippen, ehe ich fortfuhr: "Ah verzeiht, ihr könnt mich gerne Lilith nennen und wenn es euch genehm ist dürft ihr mich auch duzen. Nolan ist euer Name richtig? Ein sehr schöner Name. Tut mir leid, ich vernahm euren Namen bereits während eurer Unterhaltung mit dem Menschen. Ihr mögt Tarot nicht wahr? Mir scheint ihr habt ein reges Interesse dafür?" Ich wählte meine Worte vorsichtig und sprach weiterhin in einem leisen Tonfall ehe sich Nolan aufmachte, um mir ein frisches Glas Rum zu bringen. Ich wollte Nolan die Zeit geben über meine Worte nachzudenken und beobachtete still wie er davonschritt.
Kurz nachdem Nolan gegangen war wurde meine Aufmerksamkeit unweigerlich von dem Menschen angezogen, der sich mir nun näherte. Meine Blicke musterten den jungen Menschen wie er sich mir gegenüber setzte und mich augenscheinlich neugierig beäugte. Ich stellte relativ schnell fest, dass auch sein Interesse ausschließlich meinen Karten galt. Erneut war ich leicht überrascht, doch war das Gefühl der Überraschung mir keineswegs anzusehen. Mein puppengleiches Antlitz wurde offensichtlich genauestens von meinem Gegenüber inspiziert. War es ihm etwa nicht möglich gewesen von größerer Distanz zu erkennen wie ich aussah? Interessant. "Oh, ihr kommt gleich zur Sache. Ein Mensch der Tat und weniger Worte - erfrischend. Es freut mich euch kennen zu lernen, Vil. Man nennt mich Lilith." Ich lächelte ihn leicht an, meine Mundwinkel leicht gehoben. Ich lehnte mich nun zurück und machte es mir in meiner Sitznische bequem. Meine Hände faltete ich entspannt auf meinem Schoß, während ich meinen Daumen sanft über meine makellosen Finger gleiten ließ. Ich ergriff nach einer kurzen Pause das Wort und sprach diesmal in einer angenehmen Lautstärke so das Vil mich hören konnte:"Obgleich eure Frage Spielraum für eine viel ausführlichere Erläuterung bieten würde, so erlaubt mir mich relativ kurz zu fassen. Schließlich möchte ich nicht allzu lange eure Zeit in Anspruch nehmen. Aber gut, lasst mich versuchen euch zu erleuchten. Diese Karten nennt man Tarotkarten und beherbergt ein Deck aus 78 Karten, welches wiederum unterteilt werden kann in das große Arkana und das kleine Arkana. Das große Arkana besteht aus 22 Karten und lässt sich am trefflichsten als Etappen umschreiben. Sie stellen vergleichsweise den Fortschritt durch das Leben dar...mögt ihr zu Beginn vielleicht als Narr dastehen, könntet ihr am nächsten Tag bereits so bedeutsam wie die Welt sein. Das kleine Arkana hingegen, welches aus den restlichen 56 Karten besteht, lässt sich in weitere Untergruppen unterteilen. So gibt es die Gruppe der Stäbe, die der Kelche, der Münzen und der Schwerter. Jede der genannten Gruppen hat ihre eigenen Schwerpunkte. Um euch ein Beispiel zu nennen: Die Gruppe der Kelche befasst sich mit Gefühlen, Gewohnheiten und Beziehungen. Obgleich jede der Karten natürlich ihre allgemeine Bedeutung beherbergt, sprechen die Karten auch direkt zu euch. Wie ihr nun bereits vielleicht vermutet, hat das Tarot spirituelle Wurzeln und wird vor allem zur Wahrsagerei verwendet. Wer also Tarot zu nutzen weiß und zu deuten vermag, ist in der Lage seinen individuellen Nutzen aus den Karten zu beziehen. Einen Nutzen in Form einer Frage, einer Warnung, oder auch eines weisen Rates - um einige Möglichkeiten zu nennen." Ich beendete meinen Satz und wandte meine Aufmerksamkeit Nolan zu, der mir mein frisches Glas mit Rum brachte. Dankend nickte ich ihm zu ehe ich meinen Blick erneut zu Vil schweifen ließ. Nun Vil, hat meine Antwort euren Wissensdurst gestillt? Oder möchtet ihr mehr Wissen?
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Ich verfolgte das Geschehen um mich herum mittlerweile nur noch teilweise, so war ich tief in meinen Gedanken versunken. Meine Augen wurden schwer und ich lehnte mein Kinn leicht gegen die Fingerkuppen meines angewinkelten Armes, welchen ich auf dem Holztisch vor mir stützte. Ich hob meinen Blick als Nolan vor mir stand und mich ansprach, seinen Namen hatte ich so beiläufig durch das Gespräch vernommen. Sachte aber rasch schob ich die Karten vom Tisch und verstaute sie wieder, während ich über seine Frage nachdachte. Mein Glas war tatsächlich mittlerweile leer und so wog ich ab, ob ich denn noch mehr zu mir nehmen sollte. Binnen weniger Sekunden wandte ich meinen Blick wieder dem Mann vor mir zu und nickte. "Nun ich gedenke bald aufzubrechen, jedoch hätte ich durchaus nichts gegen ein weiteres Glas einzuwenden. Wenn es euch also keine Umstände bereitet Nolan, so würde ich mich über ein weiteres Glas von demselben Rum freuen." Ich beäugte ihn nun etwas genauer, er schien wirklich ein gewisses Problem zu haben Gefühle zu zeigen, geschweige denn zu lächeln. Ich schenkte ihm, so unvoreingenommen wie ich war, mein sanftmütiges lächeln und zögerte einen Moment ehe ich weiter sprach. "Verzeiht die dreiste Frage, aber gibt es etwas wo ich euch helfen könnte? Mir scheint als würdet ihr Probleme haben Emotionen zu zeigen. Emotionen die ihr durchaus gerne zeigen wollen würdet." Ich sah ihn an und meine Stimme war leise, kaum hörbar doch laut genug sodass Nolan mich verstehen konnte.
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Anderson? Ryan Anderson war also der ehemalige Leiter dieses Lokals? Er war hier? Ich dachte über den Namen des Mannes nach als wäre er mir bekannt. Ich konnte nicht umhin dieses Gefühl zu haben ihm schonmal begegnet zu sein. Ich lauschte still dem Gespräch, nur beiläufig bekam ich das ein oder andere mit und verarbeitete die Konversation der beiden. Mir fiel sofort auf, dass der augenscheinlich junge Mann mit dem grünen Haar (Nolan) ein reges Interesse zu zeigen schien - oder eher meinen Karten. Ich begrüßte sein Interesse indem ich ihn aus den Schatten meiner Sitznische ansah und ihm sanft zulächelte. Ich ließ mein Augenmerk über den Platz mir gegenüber schweifen und deutete ihm somit, dass es ihm freistünde zu mir zu kommen, sobald es die Situation zuließ.
Die Aufmerksamkeit des Menschen (Vil) war ich allerdings nicht gewohnt und konnte eher weniger damit umgehen als mit dem Kontakt meinesgleichen. Unweigerlich stellte ich mir die Frage, ob er aus triftigem Grund gerade dieses Lokal erworben hatte. Ich sinnierte für einen Moment darüber, ehe ich mich wieder den Karten widmete.
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Hoi, ich hatte gestern Abend folgende Idee, die man im Forum integrieren könnte. Mir ist aufgefallen, dass es hier für ehemalige Mitglieder keinen Chatraum gibt wo sie sich noch beteiligen, vielleicht mal einfach auf eine Nachricht vorbeischauen, oder den Kontakt zum Forum/ den Leuten aufrecht erhalten könnten. :D Es ist natürlich nur so eine Idee, ein Hirnpups sozusagen den ich mit euch teilen wollte.
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Versunken im ledernen Polster der Sitznische, die ich für mich beansprucht hatte, beobachtete ich ruhig das treiben der Vampire um mich herum. Ich nippte am Glasrand und trank langsam von meinem Rum, als mein Blick neugierig an einem jungen Mann hängen blieb, der das Lokal betrat (Vil). Meine Feingespür teilte mir in kürzester Zeit mit, dass ein Mensch sich nun unter uns Befand, ein ungewöhnlicher Umstand wie ich fand. Meine Hellblauen Augen musterten den Mann genauer und inspizierten ruhig sein Erscheinungsbild. Er war auf jeden Fall ein Blickfang für sich, dachte ich mir ehe ich erneut einen Schluck zu mir nahm und meine Aufmerksamkeit auf meine Tarotkarten lenkte, welche ich zeitgleich aus meinem kleinen Samtbeutel entnahm. Ich mischte die Karten gedankenverloren während ich weiterhin mein Augenmerk von Zeit zu Zeit auf die zwei Herren an der Bar lenkte.
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Ich nahm das Glas mit der kostbaren Flüssigkeit an mich und blickte einen Moment lang in das kleine Gefäß. „Danke, sehr gütig. Hier, das sollte genügen.“ Mit den Worten griff ich in meine kleine Geldbörse, die an meinem Gürtel baumelte und reichte dem jungen Mann an der Bar das Geld. Da es mir nicht groß an Geld mangelte zögerte ich nicht und legte noch ein kleines Trinkgeld als Bonus oben drauf.
Als ich vernahm, dass der andere junge Vampir neben mir mich begrüßte schenkte ich ihm ein lächeln, dass tausend Sonnen glich. Es war warm und gütig. Das er mein lächeln nicht richtig erwidern konnte störte mich dabei nicht, mein Mitgefühl für meine Artgenossen war einfach zu prägnant. Ich war diese Art von Höflichkeit nur selten gewohnt, wusste ihr jedoch zu entgegnen und vollführte sogleich einen leichten knicks und neigte zugleich mein Haupt ein wenig zur Seite. Ich befand mich zwar nicht mehr bei Hofe, mal ganz zu schweigen, dass jene Zeiten längst in den Geschichtsbüchern standen, doch hielt ich an solchen Sitten manchmal noch gerne fest. „Danke sehr, es freut mich heute Abend hier sein zu dürfen. Ihr seid zu freundlich der Herr.“ Meine Stimme war sanft und hatte einen weichen Klang. Ich beäugte den Grünschopf noch eine Weile und beobachtete ihn. Mir fielen seine langsamen Bewegungen auf und verspürte, dass ihn wohl etwas beschäftigte. Ihm scheint es schwer zu fallen zu lächeln. Ob ich versuchen sollte zu helfen? Ich zögerte einen Moment und überlegte ob es Weise war ihm meine Hilfe anzubieten, so kannte ich ihn doch kaum.
Nach kurzer Unsicherheit schlug ich mir jedoch fürs erste diesen Gedanken aus dem Kopf - ich wollte mich niemandem aufzwingen und wer weiß ob er meine Hilfe überhaupt wollen würde. Ich wandte mich also mit meinem Getränk in der Hand ab und machte mich auf die etwas abgelegenere Sitznische zu beziehen. Dort saß keiner und ich hatte soweit meine Ruhe. Neugierig schweifte mein Blick durch den offenen Raum und inspizierte die anderen Gäste. Ich beobachtete was sie taten und wie sie den Abend genossen, auch sah ich dem Kellner (Nolan) zu wie er durch die Reihen der Gäste huschte und eine Bestellung nach der anderen aufnahm. Ich stütze meinen Kopf auf meinen Handballen und versuchte mich zu entspannen, das Schauspiel lenkte mich zumindest von meinen Sorgen ab. Meine Finger strichen über das gläserne Gefäß in meiner Hand ehe ich einen kleinen Schluck davon nahm. Der Geschmack mundete mir und ich lächelte zufrieden, ich wusste mich durchaus auch mit den kleinen Dingen im Leben zu begnügen ganz gleich wie lange ich wohl schon lebte.
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<<Liliths Unterschlupf
Langsam Schritt ich durch die vollen Straßen von Bordeaux. Es hatte sich zwar der Andrang der Menschen durch die späte Tageszeit etwas gelichtet, doch waren mir große Menschenmengen zuwider. Ich mied den Mensch lieber. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich je diese Einstellung ändern könne, hatte ich stets den Eindruck in der Vergangenheit schonmal von dieser Rasse verraten worden zu sein und ihnen deshalb nicht vertrauen zu können. Ermüdet von dem Getümmel wich ich in Gassen aus, die weniger besucht waren. Mir war zu Ohren gekommen, dass der Untergrund seit kurzem ein Lokal beherberge, welches hauptsächlich von Vampiren aufgesucht werden würde. Ich näherte mich den unteren Gängen und folgte den Abzweigungen, um in dessen Zentrum zu gelangen. Im Schutz der Schatten schloss ich den Sonnenschirm und ließ ihn an meinem Handgelenk baumeln. Meine Müdigkeit nahm langsam zu, noch nie hatte es mich so gestört so müde zu sein wie heute Abend. Der Gedanke was mich erwarten würde, sollte ich wieder einnicken, hielt mich jedoch wach. Ein Schauer fuhr durch meinen Körper, ich ließ mir jedoch nichts anmerken. Der Klang von Musik lockte mich allmählich in die richtige Richtung. Leise hallten meine flachen Absätze auf dem steinernen Boden und waren das einzige Geräusch, welches abgesehen von der Musik, zu vernehmen war. Als ich am großen Brunnen vorbeikam hielt ich kurz inne und blieb stehen. Ich nahm mir die Zeit, um ihn zu betrachten, denn er weckte mein unweigerliches Interesse. Das Rot im inneren des Brunnens zog mich an. Ob jemand daraus trank? Ich hob mein Haupt und atmete den eisernen Geruch vom Blut ein und ließ es auf mich wirken. An dem Blut schien nichts falsches zu sein, doch bevorzugte ich meine Konserven Zuhause. Ich entschied mich schließlich weiterzuziehen und traf nach einiger Zeit schließlich auf die Eingangstür des Lokals. Dem Anschein zufolge war ich weder zu früh noch zu spät. Nach kurzem zögern öffnete ich die Tür und traf im inneren auf zwei Fremde. Ich musterte beide kurz und nahm an, dass es sich wohl um zwei Artgenossen handelte. Während der eine hinter der Bar stand und wohl als Barkeeper seiner Tätigkeit nachging (lves), stand der andere vor der Theke und schien sich mit ihm zu unterhalten. Der Kleidung des anderen Vampirs zufolge war er hier wohl der Kellner (Nolan). Meine Augen wanderten durch das dunkle Etablissement. Die Atmosphäre gefiel mir. Ich fragte mich wem wohl dieses Lokal gehörte. Ob es einem der beiden Herrschaften zu verdanken war, dass ich mich hier kurz niederlassen kann? Vielleicht gehörte es auch jemand anderem. Ich näherte mich dem Barkeeper und nahm meine Bestellung auf. Ich überlegte einen kurzen Momente und entschied mich ein Glas braunen Rum zu bestellen. „Guten Abend, ein Glas Rum bitte.“ Mein Blick schweifte kurz durch den Raum, um auszukundschaften wo ich mich niederlassen würde, sobald ich mein Getränk in Händen hielt. Eine abgelegene Ecke fiel mir sofort auf und eignete sich perfekt für meine Bedürfnisse. Ob ich nicht gleich die ganze Flasche Rum haben könne fragte ich erst gar nicht. Normalerweise war es mir eher nach etwas süßem, doch heute war bisher kein guter Tag gewesen.
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Ich riss meine Augen auf und schnappte nach Luft. Der Schreck zog durch meine Glieder, mein Körper verkrampfte sich. Ohne die Kontrolle über mich zu haben sammelten sich Tränen in meinen Augen währenddessen ich wie gelähmt die Decke meines Büros anstarrte. Verdammt ich muss eingenickt sein! Im Affekt, noch benommen von meinem Albtraum, sprang ich von meinem Bürostuhl auf, als wolle ich vor etwas fliehen. Der alte Holzstuhl gab durch die Wucht meiner hastigen Bewegung nach und kippte mit lautem knall zu Boden. Unbeholfen wie ich war verlor ich dadurch das Gleichgewicht und fiel auf die Knie, meine Hände konnten mich vor einem harten Aufprall gerade noch retten. Ich kniete nun dort auf dem alten Holzboden und krabbelte, immer noch benommen von den Bildern in meinem Kopf, in eine Lücke zwischen den Bücherregalen am anderen Ende des alten Büros. Ich legte meine Hände über meinen Mund, die Angst tief in mir sitzend. Wenn diese Träume nicht irgendwann ein Ende nehmen verliere ich noch den Verstand. Ich muss mich beruhigen sonst werde ich die Kontrolle über mich verlieren. Ich presste meine Augen zusammen während die Tränen meine Wange hinunterliefen. Meine linke Hand löste sich nun von meinem Mund und suchte krampfhaft auf der Ablage des Bücherregals zu meiner rechten eine gläserne Flasche. Ich wusste ich hatte sie dort stehen gelassen, als ich mich dem Lesen widmete und einschlief. Mit geschlossenen Augen ertastete ich das kleine Gefäß und öffnete in raschen Bewegungen den kleinen Korken, um den Inhalt in meine rechte Handfläche zu kippen. Eine kleine Tablette fiel aus ihr in meine Handfläche. Mit zitternden Händen brachte ich es gerade so fertig die Tablette in meinen Mund zu legen. Ich schluckte das bittere Medikament widerwillig runter und blieb einige Minuten still zwischen den Regalen sitzen. Das kratzende Gefühl, als sie schleppend das innere meines trockenen Rachens hinunterglitt ekelte mich. Ich verabscheute diesen Geschmack. Nachdem die Wirkung der Tablette einsetzte entschloss ich mich langsam auf die Beine zu kommen. Ich klopfte den Staub von meinem langen Kleid und seufzte schwer. Wann würde diese Farce endlich enden? Ich ertrage es nicht mehr wie ein hilfloses Mädchen die Kontrolle über mich zu verlieren. Es scheint mir so als würde es immer schlimmer werden.
Ich strich mir die Tränen von den Wangen und versuchte langsam die Contenance über mich zu erlangen. Stell sich einer vor man würde mich so sehen? Erbärmlich. Der Gedanke gefiel mir nicht. Glücklicherweise lebte ich hier alleine und größtenteils in Isolation vor der heutigen Gesellschaft. Wie lange ich diese Mauern schon als mein bezeichnete konnte ich jedoch nicht sagen, ich erinnerte mich nicht. Ich unterdrückte ein Gähnen und ging langsam zurück zu meinem Schreibtisch und stellte den Stuhl wieder richtig. Ich hatte bereits eine Woche nicht mehr richtig geschlafen, ganz gleich wie sehr es mich nach einem erholsamen Schlaf dürstete. Dabei konnte von erholsam gar nicht die Rede sein, so hatte ich so oder so immer diese schrecklichen Träume. Doch wollte ich meinen Schlafzyklus auf ein Minimum reduzieren – bisher gelang mir das aber nur teilweise. Ich wandte mich zu einem kleinen Schrank am anderen Ende des Raumes und suchte nach Spirituosen, die ich im inneren des Schrankes verstaute. Ich erhoffte mir dadurch meinem Gemüt einen leichten Aufschwung zu verpassen. Leider musste ich feststellen, dass mein Vorrat langsam zu neige ging. „Mh, dann heißt es wohl heute, dass ein kleiner Auslug für mich ansteht.“ Laut denkend verstaute ich die halbleere Flasche wieder und ging aus dem Zimmer. Ich folgte dem kleinen Korridor die Wendeltreppe hinab und entschied meine kleine Geldbörse und mein Notizbuch mitzunehmen. Mein Hab und Gut verstaute ich in einem kleinen seidenen Beutel, den ich an meinem Gürtel befestigte. Ich griff nach meinem Sonnenschirm. Mein Blick schwankte kurz durch das Buntglasfenster, um das Wetter zu beurteilen und festzustellen, ob ein Sonnenschirm wirklich vonnöten war. Vereinzelte Sonnenstrahlen waren zwar noch zu sehen, doch würden auch sie bald verschwinden. Ich betrachtete das Licht wie es durch das Glas schien. Durch die Luft konnte man leicht den Staub erkennen, wie er durch die Luft flog und dem Licht an Form gab. Der Schein brach sich im bunten Glas und ließ die kleine Eingangshalle in verschiedenen Farben erscheinen. Ich wusste dass mir die Sonne zwar schadete, doch konnte ich relativ lange in ihr ausharren, ohne Verbrennungen zu erleiden. Ich mochte sie dennoch nicht. Ich verband mit ihr nichts und sah sie eher als Last, lediglich für meine Pflanzen war sie von Nutzen. Ich gähnte erneut und nahm nach kurzem zögern auch den Schirm mit. Ich öffnete die alte, schwere Holztür und schloss sie hinter mir wieder ab. Den Schlüssel verstaute ich in meinem Beutel. Die kurzen Absätze meiner schwarzen Stiefel knirschten auf dem Kies, als ich dem Pfad im Vorhof folgte und mein Heim verließ. Der schwarze Sonnenschirm nun aufgespannt, schützte mich größtenteils vor den Strahlen der Sonne.
>>Underground Lokal 'After Dark'
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Dankeschön :). Kein Problem danke fürs anpassen.
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