Ich beherrschte Cello und Geige., antwortete ich zuerst auf seine eine Frage, ich sah etwas fragend zu ihm hinab, als ich seinen Blick sah, als wollte ich ihn fragen, ob er denn selber ein Instrument spielte. Ich war mir nur nicht sicher, wie ich die Frage formulieren sollte. Normalerweise hatte ich mit niemandem über meine Musik gesprochen, sie war eher ein privates Hobby, anders als das skaten. Bisher hat er noch keine weiteren Mitglied. Aber ich habe ihm zugesagt. Ich sah wieder nach vorne und kurz bemerkte man doch, wie mein Blick allgemein etwas weicher wurde. Kaito Kuran, er war mir jedenfalls im Gedächtnis geblieben.

Das ist ja so toll, ich wollte immer schon ein Streichinstrument lernen, aber ich kann nur Klavier spielen. Ich lächelte fröhlich, aber auch etwas nachdenklich, bis mir eine Idee kam und ich erst recht strahlte. Meinst du, du kannst mir mal was vorspielen? Ja? Abgesehen davon, dass ich das wirklich gerne hören und sehen wollte, war es nur noch eine weitere gute Möglichkeit mich mit Kaoru zu treffen. Huh, na dann bist du wohl ein richtiges Gründungsmitglied, das ist auch super cool. Was macht ihr für Musik?

Klavier? Ich hob doch interessiert die Augenbrauen an und nickte dann auf seine Frage hin, ich genoss es durchaus von anderen gesehen zu werden, auch wenn es lange nichts mehr besonderes war, wobei ich Musik eher nur für mich selber machte, anders wie beim skaten. Wobei das auch eher eine Entwicklung in unserer Stadt gewesen war, es hatte einfach immer mehr Leute zu "S" gezogen. Wir könnten auch einmal etwas zusammen spielen., schlug ich vor und antwortete dann ganz schnell auf die nächste Frage, Alternative, soweit ich das richtig verstanden habe. Ich bin anpassungsfähig. Nicht das erste, was ich gegründet hätte.

Genau, ich hab nur schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr geübt, ich hab beim Umzug mein Keyboard verkaufen müssen. Ein richtiges Klavier hatte bei uns ja auch nie Platz gehabt, unsere Wohnung war wunderbar gewesen, aber, so wie die meisten in Tokyo, eben sehr begrenzt was den Platz anging. Das würde mir sehr gefallen. Fast etwas scheu sah ich Kaoru durch meine dichten Wimpern hindurch hoch und lächelte ihn an Ich war sicher bei weitem nicht so gut wie Kaoru, ich hatte nämlich den Eindruck, dass er so ziemlich alles gut konnte, aber das machte die aufgeregte Freude darauf mit ihm zu spielen nicht geringer, im Gegenteil eher. Das klingt spannend. Wenn ihr noch mehr Mitglieder habt will ich euch unbedingt spielen hören.

Du hast die richtigen Finger dafür., sagte ich nachdenklich, während ich seine Hand an meinem Arm betrachtete, Schlank und elegant. Bei einem Streichinstrument brauchte man etwas andere Dinge, gutes Gehör, körperliche Eignung, Talent für koordinierte Bewegungen, feinmotorische Begabung, Zeit, Fleiß und Geduld beim Üben, das brauchte man bei vielen Instrumenten, aber beim Klavier spielten die Finger eine besondere Rolle. Ich machte Meguru stumm auf ein Bild aufmerksam, dass Bordeaux in der heutigen Zeit zeigte, sehr interessant, es schien sich nämlich ein wenig zu bewegen, wenn man daran vorbeiging. Als ich allerdings zu ihm nach unten sah, fing ich gerade seinen Blick auf, durch die Wimpern hindurch und einen Moment verschluckte ich mich beinahe, so sehr, dass ich scharf die Luft einsog und Meguru's Geruch somit ebenfalls, was dazu führte, dass meine Augen kurz rot aufleuchteten und ich meinen Blick schnell abwandte. Konzentriere dich gefälligst! Irgendwie habe ich wenige Zweifel, dass er noch weitere Mitglieder finden wird. Er wirkte sehr... motivierend. Ich räusperte mich. Auf andere, nicht auf mich natürlich.

Danke. Ich lächelte angetan und bewegte meine Finger etwas auf Kaorus Arm, ehe ich den Blick auf das von ihm erblickte Bild richtete und es mir aufmerksam ansah, einfach, weil es den Mann neben mir interessierte. Natürlich nicht auf dich. Ich sah das aufleuchten seiner Augen sehr wohl und ich fragte mich woran das wohl liegen mochte, ich kannte mich mit Vampiren nicht völlig aus, ich war ja immerhin auch keiner, aber ich hatte den Eindruck als hätte es etwas mit mir zu tun. Ich schmunzelte leicht und lehnte meinen Kopf an Kaorus Arm ab, während ich das Bild vor uns ansah. Das ist wirklich ein tolles Bild.

Meguru's Kopf lehnte an meiner Schulter und ich kam nicht herum jede unserer Berührungen besonders genau zu bemerken, jetzt würde mein Kimono sicherlich später auch noch nach Meguru riechen, wie es bei meinem Auto schon der Fall gewesen war, ich wusste wirklich nicht, woher das kam, aber ich war froh, dass ich sehr gut darin war jegliche Impulse zu unterdrücken, egal wie biologisch sie vielleicht waren. Trotzdem kam ich nicht umher, als mich darüber ein wenig zu freuen, Carla war immerhin auch der Meinung gewesen, dass das Museum ein guter Ort für ein erstes Date war, also nahm ich diesen Vorschlag vollkommen an und führte Meguru mit mir durch die verschiedenen Ausstellungen, die das Museum zu bieten hatte. Wir waren gerade bei der gallorömischen Epoche angekommen. Was hast du die letzten Tage unternommen? Ich nahm zwar an, er hatte meistens gearbeitet, aber ich war bemüht Smalltalk zu machen, ich hatte immerhin vorher die wichtigsten Smalltalk-Fragen mir von Carla nachschlagen und vorlesen lassen.

Ich ließ mich nur zu gerne herumführen und war heilfroh darüber so gewohnt daran zu sein lange auf den Beinen zu stehen, sonst wäre ich sicherlich viel zu früh müde geworden, wobei ich doch wollte, dass dieser Tag niemals endete. Oh, ich habe gearbeitet. Die letzten drei Tage war ich bei einem Fotoshooting und heute war ich wieder im Geschäft. Und du? Also außer deinem Beitritt in eine Band?

Ansonsten habe ich hauptsächlich gearbeitet., beantwortete ich seine Frage mit einem stolzen Lächeln, immerhin war meine Arbeit doch etwas, das mich sehr vereinnahmte, es war auch daher, woher ich mein ganzes Geld hatte, aber natürlich war ich auch skaten gewesen, das erwähnte ich allerdings nicht, ich trennte meine Persönlichkeiten beim skaten und im Privatleben doch sehr strikt. Um was für ein Photoshooting hat es sich gehandelt?, fragte ich stattdessen interessiert nach, während wir den letzten Abschnitt des Museum betraten, Ich habe deine Bilder auf Instagram durchgesehen. Deine Ästhetik entspricht definitiv der eines Models, bei deiner Figur ist deine Berufung aber auch nicht sehr verwunderlich. Mein Tonfall war analysierend, aber sogar ich konnte nicht verhindern, dass ganz leichte Bewunderung in meine Stimme trat.

Dein Geschäft läuft also gut, ja? Das freute mich allerdings, denn das konnte nur auch bedeuten, dass Kaoru wirklich hier blieb, worüber ich mir doch ein bisschen Sorgen gemacht hatte, immerhin hatte er ja auch noch keine feste Wohnung, wer wusste also schon was nicht noch kommen konnte? Es war für ein Modemagazin, die Cosmopolitan. Ein Modemagazin, das eher junge Leute ansprechen wollte und mittlerweile hauptsächlich auf Lifestyle getrimmt war. Sie bringen einen Artikel über die Fashionkultur "Genderless". Und dieser gehörte ich ja sehr deutlich an, das war mein Stil und in diesem fühlte ich mich am wohlsten. Kaorus... nun, ich nahm es als Kompliment auf... erfreute mich sehr, mein Herz machte einen Satz und ich begann über das ganze Gesicht zu strahlen. Findest du? Danke sehr! Wako hatte ähnliches damals gesagt, als sie meinen Instagramaccount gestartet hatte, natürlich in ganz anderen Worten, aber doch. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit dachte ich an Wako ohne dabei traurig zu werden, aber ich bemerkte es nicht einmal, meine Gedanken waren zu schnell wieder mit Kaoru befüllt.

Ich habe bereits drei größere Aufträge in Bordeaux oder in der Nähe., gab ich Preis mit doch einem deutlichen Stolz in der Stimme, mein Geschäft war mir sehr wichtig, natürlich war es auch sehr selten, dass jemand in Calligraphie so geübt war, in AI-Calligraphie war ich sowieso der einzige, wobei es sich wohl noch zeigen würde, wie lange das Geschäft hier halten würde. In Japan waren solche Traditionen wohl noch mehr verbreitet, aber momentan bekam ich hier mehr Aufträge als noch zuhause. Endlich, die westliche Kultur hält schon viel zu lange an der fabrizierten Trennung nach Geschlecht in der Mode fest., sagte ich sofort in durchaus lobenden Worten, in Japan war die geschlechtsneutrale Kleidung schon sehr lange verbreitet, momentan wieder besonders modern, aber auch in der gängigen traditionellen Kultur durchaus verbreitet. Ich hielt sowieso nichts von diesen vom Menschen ausgedachten Trennungen. Mann, Frau, nicht-binär, alles war mir recht. Ich nickte Meguru zu und betrachtete dann anstatt der frühgeschichtlichen Ausstellung lieber sein Strahlen, vielleicht etwas zu intensiv, aber ich fand keine Worte, die ich aussprechen wollte, während ich ihn mir ansah.

Oh, das ist ja großartig! Ich wollte in die Hände klatschen, aber Kaorus Arm auch nicht loslassen, also ließ ich es einfach bleiben und lächelte fröhlich. Damit hast du allerdings recht, es wird Zeit, dass sich der Trend auch hier durchsetzt, warum sollten nicht alle süße Kleidung trage, wenn sie ihnen gefällt? Es wirkte vielleicht etwas naiv es so zu formulieren, aber es war nun einmal meine Ansicht, jeder sollte tragen dürfen was ihm gefiel, Geschlechter mit Kleidung und Aussehen zu trennen war einfach nur doof.

Etwas amüsiert sah ich zu Meguru hinab, aber ich stimmte ihm durchaus zu, auch wenn ich es niemals so formuliert hatte. Ich bemerkte gar nicht, dass ich wir bereits langsam wieder auf dem Weg nach draußen waren, wo langsam die Wolken aufzogen, weil ich ihn einfach nur betrachtete. Wie ist die Arbeit im Geschäft?

Den Himmel gar nicht beachtend lehnte ich mich nur wieder etwas mehr an Kaoru und lächelte dabei, es war schade, dass wir schon wieder hinaus gingen, doch wir hatten nun wirklich so ziemlich alles gesehen, wir waren auch eine ganze Weile hier gewesen. Sie ist toll, es ist nur immer noch ein bisschen schwierig mich an den Verkauf hier in Frankreich zu gewöhnen, die Umgangsformen hier sind doch ziemlich anders.

Teilweise kann ich sie einfach nicht verstehen., stimmte ich Meguru zu und schüttelte den Kopf, natürlich gab es auch Gemeinsamkeiten, aber mich irritierten die anderen Umgangsformen doch sehr, ich war was das anging doch teilweise eher traditionell, beim skaten war das ein bisschen eine andere Sache, auch privat bei Freunden, aber vor allen Dingen in der Öffentlichkeit war mir Omotenashi sehr wichtig. Die Sekunde, in der unsere Füße allerdings das sichere Dach des Museums verließen und ich gerade meinen weiteren Plan für unser Treffen Meguru erläutern wollte, grollte plötzlich eine Gewitterwolke von oben und es begann wie aus Strömen zu regnen. Ich riss entsetzt die Augen auf. Meguru trug ein weißes Shirt, wenn das durchsichtig werden würde... Wie unanständig, hör sofort auf daran zu denken! Meine Wangen färbten sich passend zu meinen Haaren bei meinen Gedanken leicht rosa. Meguru-chan! Ich zog schnell meinen roten Schirm heraus, den ich eigentlich immer dabei hatte und hielt ihn sofort über Meguru, er war leider nicht allzu groß aber ich hielt ihn auch gerade nur über ihn, während der Regen mich und vor allem meine schönen, langen Haare einnässte.