Ein winzig kleines, aber umso ehrlicheres Lächeln drängte sich mir förmlich auf die Lippen, denn Kaorus Worte waren wahnsinnig beruhigend und ich wollte sie auch einfach zu dringend glauben. Ich konnte normalerweise meinen eigenen Mann stehen, auch wenn man es mir nicht ansah, ich war körperlich nicht eben schwach, doch bei mir war es die Mentalität, die mir oft einen Strich durch die Rechnung machte. Ich war kein Kämpfer, ich war es nie gewesen und hatte es dank Wako dann auch nicht mehr sein müssen. Sie war immer so feurig gewesen und fähig andere zu konfrontieren auf eine Art, die mir einfach unmöglich war. Kaoru war meiner Exfreundin da sehr ähnlich und vermutlich war es auch das was mich hier so beruhigte, dieses Gefühl der Vertrautheit in einer Situation die mir furchtbare Angst einjagte. Danke. Einfach... einfach danke.

Mit einem ganz schmalen, aber doch sehr ehrlichen Lachen bedachte ich Meguru und musterte sein Gesicht sanft, während er so zu mir hinaufsah, sein Lächeln erwidernd, beinahe spiegelnd. Ich war froh darum, dass ich für ihn dasein konnte, für mich damals, war es anders gewesen. Allerdings war ich damals auch naiv genug gewesen anzunehmen, dass jemand, der mir so wichtig war und so nahe stand, mich niemals so ausnützen würde. Du solltest dich vielleicht hinsetzen., sagte ich dann allerdings doch etwas drängend, Wenn du möchtest, hole ich dir einen Waschlappen für dein Gesicht. Aber ich denke, wir sollten es nicht herausfordern. Ich wusste, wie sich solche Drogen auf den Körper auswirken konnten und ich wollte nicht, dass Meguru am Ende umkippte oder schlimmere Bewusstseinsstörungen bekam.

N-nein! Ich hatte meinen Griff um Kaoru unbewusst mehr verstärkt und sah peinlich berührt zur Seite, als ich bemerkte wie laut ich gesprochen hatte. Entschuldige. Aber... bitte lass mich nicht alleine. Selbst wenn Kaoru nur kurz wegging um einen Waschlappen zu holen, zog sich mein Herz alleine bei dem Gedanken daran schon ängstlich zusammen. Ich mag hier nicht alleine sitzen.

Ich verstehe. Ich werde bei dir bleiben. Mit erstaunt geweiteten Augen besah ich mir Meguru vor mir, ich hatte nicht erwartet, dass er meine Abwesenheit auch nur für solche kurze Zeit nicht ertragen konnte. Andererseits konnte ich es durchaus begreifen, immerhin war es sein erstes Mal, dass er so etwas erlebte, zumindest wirkte es so. ich nickte also und führte ihn dann vorsichtig mit einer Hand um seine Schultern zur Couch. Lass mich etwas probieren..., sagte ich dann zögerlich, Wenn es dir... zu viel ist, dann sag es mir bitte. Ich setzte mich, meine Beine eng parallel nebeneinander, ich richtete meinen Ersatz-Kimono, bevor ich tief durchatmete und Meguru dann vorsichtig in meinen Schoß zog, sodass er sich an mich lehnen konnte, seitlich auf meinen Beinen sitzend, oder wie es ihm auch immer am bequemsten war. Zögerlich wartete ich auf seine Reaktion. Sein mehr als nur verlockender Duft nebelte mich sofort ein, aber seine Angst, sein Unwohlsein und auch der Rest der Situationen ermöglichten es mir, diesen einfach erst einmal zu ignorieren.

Röte stieg in mein Gesicht, da Kaoru so überrascht von meiner Aktion schien, die mir aber auch unerträglich peinlich war, doch ich konnte sie nicht wieder zurück nehmen. Ich kam schon so nicht gut damit zurecht nun alleine zu wohnen, etwas was ich schon sehr lange nicht mehr getan hatte, kaum, dass Wako und ich alt genug dafür gewesen waren hatten wir uns gemeinsam eine Wohnung genommen und ich hatte mit Freude den Wohnort verlassen, den ich theoretisch mit meinem Eltern geteilt hatte, doch in dem ich einsam genug gewesen war, dass es als alleine Leben gelten konnte. Das nun gepaart damit, dass ich unter Schock stand und immer noch erschüttert war hatte meine heftige Reaktion hervorgerufen, die mir so unangenehm war. Doch zum Glück reagierte Kaoru wie auch schon die ganze Zeit davor mit Verständnis und praktischen Ansätzen. So führte er mich zu meinem Sofa und zog mich sanft auf seinen Schoss. Im ersten Moment spannte ich mich an, diese Position war ungewohnt, doch rasch entspannte ich mich wieder, als Kaorus Wärme und die Sicherheit die er ausstrahlte meinen Körper zu unfassen begannen. Ich lehnte mich langsam wieder gegen Kaoru und ließ zu, dass meine Augen zuflatterten. Danke...

Der viele Körperkontakt war für mich doch etwas ungewohnt, aber wenn es das war, was Meguru gerade benötigte, dann würde ich mich dem nicht widersetzen und seine Worte bestätigen mir das auch sogleich, auch wenn er sich kurz anspannte. Ich ließ meinen Körper also einfach ganz locker und konzentrierte mich darauf, mich einfach nicht anzuspannen und ruhig zu atmen. Aufmerksam behielt ich Meguru und seine Gesichtsausdrücke im Blick. Carla, spiele Itsuki no komoriuta., sagte ich schließlich leise zu meiner KI, keine besonders ungewöhnliche Bitte, ich brauchte oft Schlaflieder zum einschlafen, auch wenn ich das wohl noch nie jemandem gesagt hatte, aber sie vertrieben die bösen Geister, meine eigenen Gedanken, und ich glaubte, dass das etwas war, was Meguru gerade auch gebrauchen konnte. Außerdem waren sie auch ein Stück Heimat, denn das "Itsuki no komoriuta" war ein in Japan weithin bekanntes Wiegenlied und ein Volkslied für das Dorf Itsuki im Bezirk Kuma in der Präfektur Kumamoto auf der Insel Kyūshū. "Yes, Master." Ruhige, sanfte Flötenmusik begann zu spielen, bevor Carla leise zu singen begann. Mein Armband leuchtete passend dazu immer wieder pink auf. "Odoma bon-giri bon-giri, Bon kara sakya oran-do. Bon ga hayo kurya, Hayo modoru. Odoma kanjin -kanjin, Anhito-tacha yoka-shu. Yoka-hu yoka obi, Yoka kimon'."

Kaorus Bitte an Carla überraschte mich etwas, doch gegen etwas ruhige Musik hatte ich absolut nichts einzuwenden und den sanften Klängen von erst der Flöte und dann Carlas leiser Stimme zu lauschen ließen meinen Herzschlag ruhiger werden und mein Körper entspannte sich noch mehr gegen den von Kaoru. Ich war nicht mit Schlaflieder aufgewachsen, doch auch auf Erwachsene hatten sie nun einmal oft die selbe Wirkung wie auf Kinder, sie waren beruhigend und sanft und auch noch eines auf Japanisch zu hören war nur umso beruhigender, es ließ an die Heimat denken, die doch so weit von hier entfernt war.

Ganz leise, begann ich schließlich mit dem Wiegenlied mitzusummen, es war für mich insgesamt ein sehr... intimer Moment. Ich hatte schon lange niemandem mehr, den ich kennengelernt hatte, einen so verletzlichen Einblick in mein Leben gegeben. Sei es zuzugeben, dass ich bereits in solchen nicht-konsensuellen Situationen gewesen war, Carla ein Schlaflied singen zu lassen oder Meguru so nahe an mich heranzulassen, körperlich, auch wenn es rein gar nichts sexuelles an sich hatte, so hoffte ich einfach nur, dass ich das nicht noch bereuen würde. "Du musst den Leuten auch vertrauen, Kaoru." Ich konnte die Stimme von diesem idiotischen Gorilla beinahe schon live in meinen Ohren hören.

Langsam verschwand die Angst aus meinen Knochen und ich schaffte es mich für den Moment einfach nur vollkommen wohl zu fühlen. Kaorus Brust war breit und warm, seine Arme umfingen mich schützend und auch auf seinen Beinen zu sitzen war höchst bequem. Es war eine für mich sehr ungewohne Position, doch ich genoss sie sehr. Schließlich holte mich nun aber doch auch langsam die Erschöpfung ein und mein Griff um Kaoru lockerte sich nach und nach, während ich eindöste.

Still saß ich nun hier und beschloss einfach über Meguru zu wachen, wie lange auch immer er schlafen würde, ich würde hier bleiben, auch wenn ich meine Arme ganz leicht um ihn legte, damit er nicht von meinem Schoß rutschte, während er schlief. Carla ließ ihr Lied auch immer leiser und leiser werden, bevor es schließlich beinahe ganz still um uns herum wurde. Ich beschäftigte mich einfach mit einem Buch, das ich mir von Carla holographisch anzeigen ließ.

Ich wusste selbst nicht wie lange ich tatsächlich geschlafen hatte. Als ich aufwachte war ich irritiert, mein Gesicht und mein Mund fühlten sich trocken an und mein Kopf tat weh, allerdings saß ich auch zu bequem um mich wegzubewegen. Ich brauchte eine ganze Weile um richtig zu verstehen wo ich saß, oder eher auf wem, während unterdessen mein Herz sich einen Moment in Furcht zusammenzog. Ich blinzelte langsam meine Augen auf und linste hoch, nur um Kaoru zu erkennen und gleichermaßen erleichtert wie auch verlegen wieder die Augen zu schließen, während meine Wangen eine rote Tönung annahmen. Ach ja. Kaoru ist geblieben.

Die ganze Zeit hatte ich ruhige, flache Atemzüge genommen, um seinen Duft nicht zu sehr einzuatmen, auch wenn das mit ihm so nahe bei mir nur schwer möglich gewesen war. Ruhig hatte ich den Blick von meinem Buch gehoben, das Carla gleich wieder verschwinden ließ, die holographische Anzeige verblasste wieder in mein Armband hinein, als ich zu Meguru sah, der wieder aufgewacht schien. Er hatte ein paar Stunden geschlafen, zweifellos würde er nun langsam die anderen Nebenwirkungen der Drogen spüren, die man ihm verabreicht hatte, wie ein ziemlich unangenehmes Hangover, wenn es ähnliche waren, die ich bereits zu spüren bekommen hatte. Ich hoffe ich war nicht zu unbequem., antwortete ich an der Grenze zwischen leicht pikiert und verlegen, Wie fühlst du dich? Ich musterte ihn achtsam, natürlich in der Hoffnung, dass es ihm besser ging als erwartet.

Entschuldige. Ich schloss verlegen die Augen wieder und wandte mein Gesicht ab, auch wenn die Bewegung meinem Kopf nicht eben gut tat. Ich räusperte mich, meine Kehle fühlte sich staubtrocken an und meine Stimme war rau, sie klang weitaus tiefer als gewöhnlich, allerdings natürlich immer noch heller als die der meisten Männer. Ich hätte nicht auf dir schlafen sollen, das war sicher unbequem. Hab ich noch Aspirin? Mein Kopf bringt mich um. Es geht mir... Ich unterbrach mich und dachte einen Moment darüber nach. Es geht mir besser. Glaube ich.

Die größte Herausforderung war eher gewesen, mich nicht zu sehr von seinem verlockenden Duft einlullen zu lassen, aber sein Zustand, in dem er gewesen und auch noch immer war, hatte das eigentlich schon größtenteils für mich erledigt. Ansonsten war Meguru sehr... leicht. Nein!, widersprach ich ihm vielleicht etwas zu heftig, bevor ich mich verlegen räusperte, Ich meine... es war kein Problem. Aber wenigstens konnte ich nun beruhigt nicken, dass es ihm schon etwas besser ging. Benötigst du etwas?

Verlegen linste ich wieder zu Kaoru hoch, allerdings doch etwas beruhigt dank seiner heftigen Reaktion, die mich vom Wahrheitsgehalt seiner Worte überzeugte. Ich lächelte etwas scheu und schaffte es dann mich wieder etwas aufzurichten, was meinen Kopf aber nur noch mehr im Schmerz pulsieren ließ. Ich verzog das Gesicht und rieb mir mit einer Hand über die Schläfe. Ein Aspirin wäre nicht schlecht, ich bin mir nur nicht sicher ob ich noch welches da habe.