Ich lächelte noch etwas über Samuels letzten Worte an mich, denn zwar war ich gegen ihn klein, hatte aber doch sonst eine ganz normale Größe, es konnten eben nicht alle von einem solchen Kaliber sein wie dieser große Vampir. Allerdings dachte ich auch über Victorines Antwort an mich nach. Tybalt Capulet sagte mir nämlich etwas, ich kannte ihn als Mercutios Freund, der wiederum ein guter Freund von Valentina und eine Art Onkel für Ayumi war. Und der nun hier stellvertretender Anführer war. Ich gähnte und schüttelte amüsiert den Kopf darüber, immerhin war Mercutio nicht eben die Person die die meisten als ihren Stellvertreter gewählt hätten. Bei Tybalt hatte ich einen ernsten, stillen Mann in Erinnerung, der ein feuriges Temperament haben konnte, aber sonst zurück gezogen schien. Ich war nun allerdings langsam zu müde um noch viel nachzudenken. Zum Glück fand ich bald Victorines Zimmer, das der Dachboden darstellte. Ein hübscher, luftiger Raum, der sehr nach Holz duftete und hübsch eingerichtet war. Ich fand schnell das Bett, zog due Vorhänge zu so gut wie es ging und ließ mich dann einfach, nachdem ich meine Jacke ausgezogen hatte, darauf fallen. Innerhalb weniger Momente war ich schon fest eingeschlafen.

cf: Die Villa

Gerade so hatte ich es noch in langsamen, schweren Schritten nach oben geschafft, es war sehr dunkel in meinem Raum, man konnte kaum etwas erkennen, aber das störte mich nicht groß, denn ich entfernte gerade einmal meine Anzugjacke und lockerte Krawatte und Hemd, bevor ich mich auch schon einfach auf mein Bett fallen ließ. Ich schlief sofort ein, unbemerkt davon, dass ich gerade einen sehr angenehmen warmen Körper direkt neben mir hatte, den ich im Schlaf auch sogleich umarmte. Meine Arme fest um den starken Körper herum, ein Bein hatte ich ebenso um ihn geschlungen, sicherlich seit Jahren hatte ich mit niemandem mehr in einem Bett geschlafen, aber es war eben auch nicht gerade beabsichtigt gewesen.

Mich hatte in meinen vier Stunden schlaf gar nichts gestört, erst als ich aufwachte bemerkte ich, dass sich etwas verändert hatte. Etwas hatte sich um mich geschlungen, etwas warmes mit drei Extremitäten. Ein Blick nach hinten brachte mir Klarheit, hinter mir lag nun Victorine und hatte sich schlafend an mich heran gekuschelt. Ich war ziemlich überrascht, lächelte dann aber auch warm und beschloss liegen zu bleiben bis sie wieder aufwachte. Wenn sie schläft sieht sie noch so viel jünger aus.

Nach einem ordentlichen Powernap erwachte ich wieder, wobei ich verwirrt blinzelte, als ich noch eine Person neben mir spürte. Ich zog die Augenbrauen zusammen und gähnte erst einmal, ich war wirklich müde gewesen, aber jetzt fühlte ich mich schon etwas frischer... besser auf jeden Fall. Blonde Haare. Erst jetzt verstand ich, was passiert war, ich hatte immerhin Sandy mein Bett angeboten, doch anstatt etwas zu sagen, ließ ich einfach nur ein ersticktes Geräusch hören und spürte, wie rot meine Wangen gerade anliefen.

Victorine wachte auf, das merkte ich eindeutig an ihren Bewegungen und, nicht zuletzt, an dem leisen Geräusch das von ihr kam. Ich drehte ihr den Kopf wieder zu und grinste sie leicht an. Guten Morgen. Es störte mich nicht im geringsten, dass sie mich so umklammert hielt, im Gegenteil eigentlich, es war ein äußerst angenehmes Gefühl, voller Vertrauen.

Mit nahezu gigantisch geweiteten Augen blinzelte ich Sandy an, als er sich mir zudrehte, und hatte dann endlich zumindest einmal die Geistesanwesenheit, dass ich wenigstens mein Bein einmal von ihm zog, meine Arme hielt ich allerdings noch immer um ihn herum, soweit war ich noch nicht. Ich habe in der letzten Zeit viel gearbeitet., sagte ich schließlich, völlig aus dem Zusammenhang, eher ein Versuch einer Erklärung, warum ich ihn gar nicht erst in meinem Bett bemerkt hatte, mir wäre allerdings auch sowieso nicht bewusst gewesen, dass ich versuchen würde ihn zu kuscheln.

Mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter und schließlich entkam mir ein lautloses Lachen, das sich nur durch das leise Ausstoßen von Luft kennzeichnete. Ich hatte schon vorhin den Eindruck, dass du halbtot auf den Beinen bist. Ein bisschen Schlaf hat dir sicher gut getan, was?

Wenigstens hatte ich jetzt einen neuen Ort, wo ich hinstarren konnte, anstatt mitten in Sandy's Gesicht, auf seine Lippen, die gerade doch eindeutig ein Lachen freigegeben hatten, kein gewöhnliches, wie jemand mit Stimme natürlich, aber dafür ein lautloses. Ich blinzelte erstaunt, während ich wieder auf seine Hände sah, bevor ich zögerlich nickte. Ich öffnete wieder den Mund, man sah es mir vermutlich an, dass ich mich entschuldigen wollte, aber ich wusste einfach nicht wie, kein Ton kam aus meinem Mund heraus.

Ist schon okay, ich mag es zu kuscheln. Ein bisschen verlegen grinste ich, als ich das zugab, aber ich befand, dass es Victorine vielleicht leichter fiel mir zu glauben, dass es wirklich in Ordnung war, wenn ich noch eine etwas peinliche Anekdote dranhängte, denn, dass ihr das ganze Unangenehm war, war ganz klar zu sehen.

Es dauerte kurz eine Weile, vermutlich unpassend lange, aber dann begann ich plötzlich leise zu kichern, voller Klang und Fröhlichkeit, es fiel mir grundsätzlich immer einfacher erst dann zu lachen, wenn niemand anderer lachte, oder in unpassenden Situationen, zumindest befanden sie andere manchmal als unpassend. Aber ich konnte nicht anders, die Situation war auch einfach besonders originell und ich kicherte einfach ausgelassen und fröhlich. Dann weiß ich das, für das nächste Mal., schaffte ich es schließlich durch mein Lachen hindurch zu sagen.

Victorine begann zu kichern und wenn das nicht mitreißend war wusste ich auch nicht. Ich selbst grinste nur noch breiter und erfreute mich am klang des Lachens so dicht neben mir, denn das bedeutete wohl, dass ich die Situation wirklich aufgelockert hatte und das freute mich sehr. Das will ich auch hoffen, da brauchst du gar nicht erst zu fragen. Es gefiel mir daran zu denken, dass es ein nächstes Mal geben konnte, mit Victorine zu kuscheln war angenehm gewesen.

Ich konnte nicht widerstehen und legte mich etwas um, damit ich meinen Kopf auf Sandy's wirklich muskulöse, breite Brust legen konnte, er war wirklich angenehm zum liegen. Natürlich, auf diese Art und Weise sprachen mich nur Frauen an, das wusste ich schon sehr lange, aber etwas gegen solche Zuneigung im platonischen Sinne hatte ich dann doch nicht. Dann schlafe ich das nächste Mal einfach so mit dir., sagte ich sehr unbedarft, ohne auf irgendwelche Zweideutigkeiten meiner Worte aufzupassen, weil das auch einfach gar nicht etwas war, das mir so in den Sinn kam.

Ich lächelte zu Victorine hinab, ich sah sie als nichts weiteres als eine Freundin, vielleicht mittlerweile sogar als so etwas wie eine Schwester, irgendetwas im weitergehenden Sinne empfand ich alleine für Männer, das wusste ich schon seit Jahren, noch vor Nahuel war mir das bereits klar gewesen. Ich bitte darum. Es kam mir nicht in den Sinn ihre Worte zu korrigieren, denn vielleicht konnte man sie zweideutig interpretieren, doch das passte in diesem Falle so wenig, dass ich kaum daran dachte. Ich hätte ahnen können, dass du der große Löffel sein willst.

Zwar schüttelte ich den Kopf, aber Sandy hatte vollkommen recht, ich hatte durchaus eine sehr dominante Persönlichkeit, wenn ich wollte, besonders bei der Arbeit, auf der hatten wir uns immerhin auch kennengelernt. Ich kam nicht gerade oft dazu anderen so nahe zu sein, aber zugegeben, wenn ich das war, dann eher in so einer Position. Du darfst auch einmal... vielleicht., sagte ich schließlich mit einem amüsierten Mundwinkelzucken, bevor ich mich an etwas erinnerte, dass ich vorhin nicht hatte fragen wollen. Ich überlegte eine Weile herum, um die richtigen Worte zu finden, bevor ich es schließlich aufgab und wie immer sehr direkt ansprach. Wie hat sich eigentlich die Sache mit deinem nachlässigen Freund entwickelt?