Wie meistens saß ich an der Bar, vor mir lagen einige Schulbücher und Hefte. Meine Kopfhörer hatte ich aufgesetzt und hörte mir mit leicht geschlossenen Augen meine Lieblingsband an. Ab und an tippte ich mit dem Stift, den ich hielt immer mal wieder gegen meine Unterlippe. In der anderen Hand hielt ich ein Glas mit Cola. Heute war es ruhiger, was wohl daran lag, dass derzeit noch immer das Fest lief. Mein Vater hatte mir zwar vorgeschlagen dort ebenfalls hin zu gehen, doch dazu fehlten mir Lust und Nerv.

Nur wenige Gäste tummelten sich im Club - wie meist um diese Uhrzeit. Ich ließ meinen Blick durch den Clubraum gleiten und sah wie mir einer der freien Hosts zuzwinkerte. Ich hob nur wortlos eine Augenbraue, ehe ich mich wieder meinen Schulbüchern zuwand.

Seufzend rieb ich mir die Schläfe, während ich in der Wohnung von meinem Vater und mir - welche direkt über dem Hostclub lag, ein Glas Wasser trank. Warum nur bekam ich diesen fiese Geschmack nicht aus dem Mund? Immer wieder hatte ich gegurgelt und mir sogar derart heftig die Zähne geputzt, dass mein Zahnfleisch nun schmerzte. Warum hatte mich der Typ auch küssen müssen? Und dass nur weil ich mich heftig erschrocken und dadurch gewandelt hatte. Fuck, als ob ich auf Kerle stehe! Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Wand. Es war wohl nur gut gewesen, dass Natuso und Stephan da gewesen und den Typen von mir weg gezerrt und aus dem Club geworfen hatten. Die anderen Hosts hatten sich inzwischen an meine "Wandlungskünste" gewöhnt - auch wenn es sie genauso wie mich nervte, dass ich diese noch immer nicht ganz kontrollieren konnte. So sehr ich auch versuchte keine Emotionen mehr zu haben, damit ich mich eben nur auf Kommando verwandelte, desto weniger schien es mir gelingen zu wollen. Ich seufzte und ging dann rasch duschen und mir frische Kleidung anziehen, ehe ich wieder hinunter in den Club ging. Ich nickte meinen beiden Kollegen nochmals dankend zu, ehe ich hinter die Bar verschwand um mich um die wenigen Bestellungen zu kümmern. Vater war im Moment unterwegs, so dass ich für den Moment für die Bar zuständig war.

Die letzten Tage war Stress pur angesagt gewesen - auch wen ich mir nie hatte anmerken lassen wie sehr mich das ganze Geschehen im Hostclub ankotzte. Mein Vater hatte sich - zum wiederholten Male - mit einer Kundin eingelassen, woraufhin wir einen heftigen Streit gehabt hatten. Im Laufe des Streits waren meine Emotionen derart hoch gekocht, dass ich mitten im Club die Gestalt gewechselt hatte und plötzlich nahezu alles an Kleidung an mir herab rutschte oder hing. Immerhin war die Kleidung welche ich in meiner "normalen" Gestalt trug, meiner weiblichen Seite mehr als nur zu groß. Dumm dass genau zu dem Zeitpunkt ein paar Geschäftspartner meines Vaters in den Club spaziert waren. Kurzerhand war ich von einem der anderen Hosts wie ein Sack Kartoffeln aufgehoben und über die Schulter geworfen worden - ehe er mich auch schon in die Privaträume hinter der Bar brachte. Dort hatte ich bleiben müssen, bis ich mich wieder unter Kontrolle gehabt und zurück verwandelt hatte.

Heute hatte ich mir aufgrund der Ereignisse, so empfand ich es zumindest, einen freien Tag verdient. Kurzerhand schlüpfte ich in meine Lieblingsklamotten, statt dem Host-Outfit und wunk mit gefaktem Lächeln den Gästen zu, welche ich beim Vorbeigehen in Richtung Ausgang sah. Mein Vater schenkte mir nur einen kurzen Blick, schien aber zu verstehen dass ich jetzt erst einmal Ruhe brauchte - also hielt er mich nicht auf. So setzte ich vor dem Club meine Kopfhörer auf und begann zu der Metallic-Musik welche aus den Lautsprechern drang leise mit zu singen, während ich den Weg zur Stadtmitte einschlug.

--> Kleiner Park mit Springbrunnen.

Meine Fußsohlen schmerzten etwas, da die Socken inzwischen beträchtliche Löcher aufwiesen. Den ganzen Weg über hatte ich krampfhaft versucht den Saum des Oberteiles nach unten zu ziehen. @Eli und ich wurden des Öfteren angestarrt, was meiner weiblichen Seite Unbehagen verursachte und mich verlegen zu Boden starren ließ. Als wir uns dem Eingang des Clubs näherten, stand ein hoch gewachsener, blonder, junger Mann vor diesem und rauchte gemütlich. Als er mich erblickte weiteten sich seine Augen erschrocken. Prince! Rasch war die Zigarette in einem der Standaschenbecher ausgedrückt und der Mann trat uns entgegen. Was ist passiert Prince? Ich wand den Blick über die Seite und damit zu Eli. Sie ist passiert.. Ulrick murmelte ich dann halblaut. Derweil zog der Mann sein Jacket aus und legte es um meine Schultern. Das Jacket reichte weit über meine Knie. Sagst du bitte Vater bescheid? Ich bräuchte ein paar der ..anderen Klamotten.. Ulrick nickte und warf Eli einen kurzen Blick zu, ehe er in den Club entschwand. Ich machte mich daran ihm zu folgen.

"Du bist mit Schuld, vergiss das nicht", grummelte ich genervt. Ich war mir sicher, wirklich einen dummen Fehler gemacht zu haben, ihn nicht einfach sitzen gelassen zu haben, denn das hatte er eigentlich absolut verdient. Sobald er wieder normal ist, haue ich am Besten ab und wir sehen uns nie wieder. Denke ich.
Mutig erwiderte ich den Blick des Mannes, der ihm gerade sein Jackett über die Schultern gelegt hatte. Ich folgte @Sakuya hinein, vermutlich würde ich dann einfach hier irgendwo warten. So richtig wohl war mir nicht, daß lag an der Umgebung, aber auch an dem, was passiert war, als ich damals nach Brüderchen gesucht hatte.

An den Tischen saßen überwiegend junge Frauen, welche kichernd auf das Geflirte des Hosts eingingen, welcher an dem jeweiligen Tisch mit saß. Mein Vater trat gerade mit einem sichtlich genervtem Blick hinter der Theke vor, eine Tasche in der Hand. Hier.. brummte er mit einem gereizten Unterton in der Stimme. Er wusste wohl nur zu gut, dass ich mal wieder Mist gebaut hatte und darum nun in meiner weiblichen Form war. Ich schnappte mir die Tasche und verschwand damit in den hinteren Räumen, um mich dort umzuziehen. Derweil trat mein Vater mit einem Seufzen auf @Eli zu Es tut mir leid..ich hoffe er war nicht zu unfreundlich zu dir. Mein Vater lächelte mild und deutete dann zur Theke Darf ich dich als Entschädigung für die Mühen, welche mein Sohn dir gemacht hat zu einem Drink einladen? Man merkte sofort dass mein Vater ganz anders gestrickt war vom Wesen her wie ich.

An meinen unsicheren Blicken und der Art, wie ich mich hier umsah, konnte man schnell erahnen, dass ich mit dem anderen Geschlecht noch keinerlei Erfahrungen hatte und auch noch nie in einem Hostclub gewesen war. Wenigstens hat er mich vorgewarnt. Ein Mann war zu @Sakuya getreten und gab ihm neue Kleidung, er wirkte genervt. Kurz sah ich Sakuya nach, eigentlich hatte er doch mit dem ganzen Scheiß angefangen, oder? Auch wenn ich ihm eine geklatscht hatte, die hatte er verdient.
Kurz darauf trat er auf mich zu und ich hob den Blick. Es war recht schnell zu bemerken, dass der Vater komplett anders gestrickt war, und ich lächelte leicht. "Ich versuche, es ihm nicht übel zu nehmen, schon gut", antwortete ich dann ehrlich. Allerdings zögerte ich kurz, was das mit dem Drin anging, doch ich wollte es nicht einfach ausschlagen. "Das wäre wirklich sehr freundlich, vielen Dank", sagte ich wenig später schließlich zu.

Mein Vater lächelte @Eli freundlich an und trat dann hinter die Theke, wo er ein "Virgin Sunrise" (alkoholfreier Cocktail) mixte und ihr dann hinstellte. Derweil hörte man mich lautstark fluchen. Das ist nicht dein fucking Ernst! mit hochrotem Gesicht und sichtlich wütend blitzenden Augen trat ich aus den hinteren Räumen. Natürlich musste mir mein Vater ein verdammtes Kleid geben! Wie oft hatte ich ihm gesagt, dass er mir kurze Hosen und Shirts rausgeben soll, wenn ich in meiner Fähigkeitsform war? Warum? Warum soll ich das tragen? Tränen begannen nun in meinen Augen zu schimmern, während meinem Vater die Kinnlade runter hing, ehe er sich mit einem verlegenen Grinsen abwand und murmelte Manchmal wünschte ich, dass wäre deine wahre Form..

"Vielen Dank", antwortete ich mit einem Lächeln und probierte den Drink gleich, er schmeckte wunderbar. "Der schmeckt super lecker", strahlte ich Sakuyas Vater dann an.
Allerdings wurden wir schon bald von einem lautstarken Fluchen unterbrochen und ich sah erneut auf, nur um den weiblichen @Sakuya nun in einem Kleid zu sehen, was ihn wirklich schön aussehen ließ. Seinem Vater gefiel es ja gut, aber ihm selbst gar nicht.
Wenn ich das so sah und so hörte, konnte ich nicht anders, als hinter vorgehaltener Hand zu kichern. "Karmaaaaa~", säuselte ich leise. Zugegeben, nachdem er so gemein zu mir war, so war ich doch ein wenig schadenfroh. Immerhin wäre es gar nicht so weit gekommen, wenn er mich nicht behandelt hätte, als wäre ich irgendein billiges Flittchen, das hinter ihm her war.

Selbst die Hosts, welche gerade keine Kundinnen bedienten, sahen zu uns herüber und mussten sich alle sichtlich ein Lachen verkneifen. Ein dunkelhaariger Host kam zu mir, schlang von hinten seine Arme um meine Taille Vielleicht sollten wir dich lieber Prinzessin nennen, statt Prince. grinste er dann, ehe ich ihm kraftvoll auf den rechten Fuß trat Finger weg! Lachend ließ der Mann mich los - immerhin war er um einiges größer und vor allem kräftiger als ich in der jetzigen Gestalt. Ich warf meinem Vater, welcher @Eli sehr wohl gehört hatte und deswegen nun giggelte, einen beleidigten Blick zu, ehe ich die Hände in die Hüften stemmte. Was wohl deine Geschäftskollegen dazu sagen würden, wenn sie mich so sehen.. Mein Vater hob rasch abwehrend die Hände Es ist doch nur für die Zeit, bis du wieder normal werden kannst. Du weißt doch selber dass du es immer spürst, und rechtzeitig die Kleidung wechseln kannst. Warum stellst du mir nicht lieber deine nette Begleitung vor? Ich rollte mit den Augen, schwang mich mehr oder weniger elegant auf einen Hocker neben Eli. Keine Ahnung wie sie heißt. Sie ist im Park auf mich gefallen und hat sich dann beschwert, weil ich sie weg geschoben habe..du weißt wie ich es hasse wenn Frauen sich an mich ran schmeißen. Mein Vater seufzte und warf Eli dann einen fragenden Blick zu, um wohl zu erfahren wie es wirklich gewesen war.

Nun brach ich doch in helles Lachen aus, das konnte ich mir bei diesem Anblick nicht verkneifen. Auch wenn es mich ein wenig verlegen machte. Die Kerle hier sahen alle so gut aus. Aber dennoch, dieser Moment war einfach zu gut und ich gönnte es @Sakuya gerade richtig, dass er so erstmal bleiben würde müssen.
Mit einem Grinsen nippte ich wieder an meinem Cocktail, als sein Vater nach mir fragte und er mal wieder die Schuld alleine auf mich schob. Aufgebracht funkelte ich ihn an. "Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es ein Versehen war? Ich hatte noch nie was mit einem Kerl, mich hat auch noch nie ein Junge geküsst! Wieso verdammt sollte ich mir dann einem Fremden an den Hals werfen, zumal du nicht einmal mit Benehmen Punkten kannst?", fauchte ich und musste mich beherrschen, ihm nicht noch einmal eine rein zu hauen.
Ich schnaubte und wandte mich wieder seinem Vater zu, er war viel freundlicher als der eingebildete Sack. Tief atmete ich durch, meine Wangen waren rot vor Verlegenheit und Wut. "Entschuldigung... Ich hab es ihm schon hundert mal gesagt", murrte ich, ehe ich seinen Vater anlächelte, "Also, ich bin Eli, freut mich sehr." Kurz überlegte ich, wo ich anfangen sollte. "Um ehrlich zu sein war ich in Gedanken versunken, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Ich bin dann vor einer Bank gestolpert und fast auf ihn drauf gefallen. Er hatte nichts anderes zu tun, als mich nieder zu machen und sich einzubinden, ich würde etwas von ihm wollen", erklärte ich dann, so sachlich wie möglich, "Ich hab die Beherrschung verloren und ihm eine geknallt. Ich hab Ansprüche und bin keine billige Null, die sich an irgendwelche Kerle ran macht. Er kann froh sein, dass ich ein Gewissen besitze und ihn nicht einfach sitzen lassen könnte, als er dann plötzlich... In dieser Gestalt vor mir stand. Obwohl ich es eigentlich gerne getan hätte." Das musste ich nun doch ehrlich sagen und ich hatte nicht vor, irgendwo zu lügen. Ich pustete eine blaue Haarsträhne zur Seite. "Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Umstände bereite", fügte ich hinzu. Allerdings entschuldigte ich mich absichtlich bei seinem Vater, und nicht bei ihm selbst. Er hatte keinerlei weitere Entschuldigung verdient.

Mein Vater hörte @Eli sichtlich aufmerksam zu und seufzte dann tief Das ist so typisch für Sakuya. Er..nunja..ist Frauen gegenüber nicht gerade..der netteste - zumindest außerhalb seiner Arbeitszeit. Murmelte er schließlich mit einem genervten Unterton, ehe ich mir eine doch recht harte Kopfnuss einfing. Aua! Hey! Wofür war das nun wieder? schmollend sah ich meinen Vater an, welcher nur den Kopf schüttelte und sich wieder Eli zuwand und die Hände hob Du machst doch keine Umstände! Ich bin dankbar dafür, dass du meinem Sohn geholfen und ihn nicht einfach stehen gelassen hast - obwohl er es eindeutig verdient hätte. Mit diesen Worten erhielt ich einen sehr bösen Blick von meinem Vater. JadaJada..immer die alte Leier mit dem alten Mann.. murmelte ich vor mich hin und fing mir "zack" erneut eine Kopfnuss ein. Auaa! Geht man so mit seinem besten Pferd im Stall um?! Ich hasste es wirklich in meiner jetzigen Gestalt zu sein, andernfalls hätten mein Vater und ich uns sicherlich längst geprügelt.

Ich seufzte ebenfalls genervt, grinste aber wieder, als @Sakuya sich eine Kopfnuss einfing. Er hatte definitiv noch ein paar mehr verdient als nur diese eine. "Ich kann dir eine ganze Reihe Gründe aufzählen, wofür du die Kopfnuss verdient hast", stellte ich frech fest und trank erneut ein paar Schlucke von meinem Drink. Jetzt konnte ich mich ein wenig für seine gemeinen Worte rächen, und das würde ich nutzen.
Dankbar lächelte ich seinen Vater an. "Das freut mich, sehr gerne", antwortete ich nach seinem Dank. Wenigstens einer, der endlich ein wenig freundlich war, auch wenn Sakuya mich vermutlich einfach hätte sitzen lassen, wenn die Situation umgekehrt wäre. "Also nachdem ich weiß, wie nett du wirklich bist, würde ich dich nicht als bestes Pferd im Stall bezeichnen." Fies grinste ich ihn an, es tat einfach gut, ihn jetzt ein bisschen zu ärgern und ihm das alles zurück zu geben. Ich war kein sehr nachtragender Mensch, aber gerade konnte ich einfach nicht anders.

Ich rollte mit den Augen Du hast mich eben noch nie als Host erlebt. Sei froh. Sonst würdest du wie all die anderen Frauen nun sabbernd und um mehr bettelnd vor mir auf dem Boden rumro.. Weiter kam ich nicht, da ich mir erneut eine Kopfnuss einfing. Mein Vater war das anging nicht zimperlich, egal in welcher Gestalt ich mich vor ihm befand. Du solltest wirklich mehr Dankbarkeit zeigen. Wer weiß was dir sonst passiert wäre, wenn Eli dich nicht her gebracht hätte. Strenge lag in der Stimme meines Vaters, während er nun seine Hände in die Hüften stemmte. Zugleich konnte ich jedoch auch Sorge in seinem Blick erkennen und seufzte. Ist ja gut. Sie sollte sich nur klar darüber sein wo sie sich hier befindet. Damit wand ich mich Eli nun ganz zu Dies ist der Host-Club meines Vaters..und wohl irgendwann meiner. Weißt du was ein Host so treibt?