Rate mal wieso... Ich hatte von Mercutio schon viel erlebt und dachte auf so ziemlich alles vorbereitet zu sein, was mein Freund anstellen konnte, doch was er dann verkündete verschlug mir die Sprache, noch mehr als es sowieso normal bei mir war. Was? Absolut fassungslos sah zu Mercutio hoch und wusste nicht einmal wie ich jetzt empfinden sollte. Sollte ich mich für ihn freuen? Mich ärgern, weil er soch ao plötzlich doch einem Clan angeschlossen hatte und nicht einmal meinem? Sollte ich besorgt sein was man von unserer Beziehung halten würde, nun da wir beide stellvertretende Anführer verschiedener Clans waren?

Katalina sprach in etwa aus was in mir auch vorging und ich nickte leicht, als sie ankündigte uns einen Moment alleine zu lassen. Trotzdem starrte ich weiterhin nur stumm zu Mercutio hoch, der mir die Umstände etwas näher erklärte. Ich schwankte noch eine Momente zwischen meinen Gefühlen, die übliche Wut kämpfte gegen Resignation, die Freude über die gute Entwicklung des Lebens meines Partners, das dringend mehr Stabilität brauchte drückte auch noch dagegen an und schließlich ließ ich meine Stirn einfach gegen seine Brust sinken und schloss die Augen. Ich dachte du würdest dich nie einem Clan anschließen wollen.

Ich weiß. Ich seufzte schwer und schloss die Augen, während ich Mercutios schmale Hand in meinen Haaren genoss. Außer ihm hatte nur Namnam jemals diese anfassen dürfen und nun war es eben wieder nur er. Mercutio war verrückt, das hatten schon die Kinder in unserem Ort immer gesagt, er war lustig, streitlistig und hatte immer etwas zu sagen, aber vor allem war er verrückt. das Ausmaß dieses Wahnsinns hatte ich über die Jahre immer besser kennengelernt, soweit das als Außenstehender überhaupt möglich war. Ich liebte Mercutio sowohl trotz dieser Sache als auch gerade wegen ihr, es war kompliziert und natürlich hätte ich mir für meinen Gefährten gewünscht, dass er diese Probleme nicht hatte, aber auf der anderen Seite gehörten sie eben zu ihm und ich würde nichts an ihm ändern wollen. Versprich mir nur, dass sich zwischen uns nichts ändern wird.

Es tat gut Mercutio sein Versprechen, seinen Schwur, auf seine eigene Weise sagen zu hören, immer mit einem kleinen Scherz dabei, aber nicht weniger ernst gemeint. Ich atmete etwas auf und nickte leicht. Okay. Okay, ist angenommen, ich will dich niemals loswerden. Immerhin würde mir Mercutio bleiben, Namnam zog durch die Welt, mein selbsternannter Bruder und meine selbsternannte Schwester taten das selbe, aber mein Partner war noch da, er würde mich nicht verlassen, ich vertraute ihm mehr als mir selbst und damit auch seinen Worten. Ich löste mein Gesicht von Mercutios Brust und küsste ihn sanft auf die Lippen. Ti voglio bene. Nur ganz selten benutzte ich unsere Muttersprache bewusst, meistens passierte das nur, wenn ich betrunken war, doch in diesem kleinen Moment erschien es mir passend, es war ein Ausdruck meiner tiefsten Gefühle.

Unser kleiner, intimer Moment endete wieder, aber in meinen Ohren hallten trotzdem noch Mercutios Worte nach. "Ti amo anch'io, tesoro." Er musste meine Liebesgeständnisse nicht erwidern, ich wusste was er empfand und es war auch in Ordnung so, aber trotzdem sandten diese paar Worte ein wohliges Gefühl in meinen Körper, das die dort immer brennenden Flammen der Unsicherheit und schweren Gedanken etwas linderte und für den Moment dämpfte. Lina! Wir sind fertig!

Katalina kam auch gleich wieder zurück, Schokolade in den Händen und auch im Mund, von der sie uns gleich liebenswerterweise etwas anbot, was ich schon ablehnen wollte, denn ich war nicht so der Typ für süße Sachen, doch Mercutio hatte andere Pläne. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Nein, ich brauche keine, danke.